27.05.2023, Politik: Briefporto soll vorzeitig erhöht werden

Die Deutsche Post steht, was die Preise für das Briefporto angeht, unter der Aufsicht der Bundesnetzagentur. Warum das so ist, weiß nur der liebe Gott. Aller drei Jahre gesteht diese Bundesnetzagentur der Deutschen Post eine Preisanpassung zu. Weil die letzte Erhöhung seit Anfang 2022 gilt, müssten wir uns über das Thema eigentlich gar nicht unterhalten. Diese seltsame Planwirtschaft funktioniert in dieser schnelllebigen Zeit aber natürlich nicht. Planwirtschaft hat schon früher nicht funktioniert. Deutschland mit seiner Regelungswut kann aber offensichtlich nicht anders. Preiserhöhungen sind natürlich immer Mist. Mein Vorschlag wäre, mit dem Wahnsinn aufzuhören, jeden Haushalt jeden Tag anzufahren. Es wäre völlig ausreichend, uns die Briefe zweimal in der Woche in den Briefkasten zu schmeißen. Man könnte auch irgendwo in Neumarkt einen solchen Automaten aufstellen. auf dem Johannesplatz sehe ich da Möglichkeiten. Dort verrotten eh die meisten Schaukästen. Dann bräuchte es nur eine App mit einer Push-Meldung, wenn Post da ist. Dann radle ich dahin, halte den gesendeten QR-Code an ein Display und dann heißt es: Sesam öffne dich. Das wäre eine Mega-Kosteneinsparung für die Post. Ich weiß natürlich, dass meinen Ideen verstaubte Gesetze entgegenstehen. Und da ist es wieder, das beste Deutschland aller Zeiten, der unbewegliche Tanker, der stur geradeaus fährt, der keine innovative Richtungsänderung kennt, der von Digitalisierung faselt, aber die Sache nicht auf die Reihe bringt. Heute lagen wieder zwei Briefe im Briefkasten, die leicht hätten als E-Mail kommen können: Vodafone-Rechnung – aufmachen, gleicher Betrag wie die letzten Monate, wegschmeißen. Katholisches Kirchensteueramt München – Gutschrift, Zur Kenntnis genommen, wegschmeißen. Wo ist das Problem, den Quatsch auf Mail umzustellen, oder ein Online-Portal einzurichten. Aber nein, es muss Papier sein.
23.05.2023, Die sozialen Medien ufern aus.
Tiktok war eigentlich die allerletzte soziale Plattform, bei der ich mich anmelden wollte. Doch beschlich mich schon seit längerer Zeit das Gefühl, dass dort Trends gesetzt werden. Man kann sich als Blogger der Sache nicht vollständig entziehen. Schon beim Anmeldevorgang werden die Nerven strapaziert. Zugriff auf Kontakte erlauben? Natürlich nicht. Eigenen Standort sharen? Natürlich nicht. Es kamen noch mehr Fragen, die ich ablehnend beantwortete, damit ich bei Tiktok in der Zuschauerrolle verharren kann und nicht auch noch zum Akteur werde. Und so sah ich dann das Video, in dem sich ein Plus-Size-Model sich dabei hatte filmen lassen, wie es sich durch einen Flugzeuggang zwängt. Plus-Size-Models sind Damen, die es trotz ihrer vielen Pfunde – oder grade wegen ihr – schaffen, mit ihrem Aussehen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das Video wurde begleitet mit der Schlagzeile, man solle doch endlich die Flugzeuge breiter bauen, weil das andernfalls diskriminierend sei. Das Video ging viral. Beinahe hätte ich umgehend in den Chor eingestimmt, der das Model mit einem Shit-Storm überzog. Aber irgendetwas ließ mich zögern. Die Story erschien mir nicht „rund“. Und siehe da, die Sache wurde wenig später als Fake entlarvt. Jemand hatte das Video gestohlen und einfach die Schlagzeile daruntergesetzt. Welche Lehren ziehen wir daraus? Erstens: Qualität geht bei der Bewertung vor Aktualität. Zweitens: Im Bestreben, möglichst viele Klicks zu sammeln, brechen scheinbar alle Dämme. Fake greift um sich. Bleibt nur noch die Frage, warum das Video überhaupt erstellt wurde. Und deshalb bleibt der Verdacht, dass unser Plus-Size-Model die Sache vielleicht doch selbst eingefädelt hat.

Beschäftigen wir uns mit dem nächsten Aufreger und schauen uns das Bild an. Die ersten vorsichtigen Fragen wären diese:
- Ist die Person auf dem Bild eine Frau oder ein Mann?
- Kann diese Person, bei der ich vom Beruf her eher auf Kaltmamsell in Ost-Anatolien getippt hätte, türkische Familienministerin sein?
- Schaut die Person in der Öffentlichkeit immer so drein?
Einigen wir uns auf Frau und beschäftigen uns mit der Kernbotschaft. Hat sie den Satz, der für uns so unfassbar klingt, wörtlich so gesagt oder wurde er nur wunschgerecht ins Deutsche übersetzt, weil die türkische Sprache vielleicht so stark interpretierbar ist? Wissen wir nicht und ganz ehrlich: Ich will es auch gar nicht wissen. Andernfalls müsste ich wieder ewig googeln, bis ich eine vertrauenswürdige Quelle gefunden habe.

Sprechen wir von einem Tweet, der von Focus sofort aufgegriffen wurde und auch schon in die Politik übergeschwappt ist. Ich weiß nicht, ob es vertretbar ist, von dem „ganzen braunen Dreck“ zu sprechen, wenn es um deutsche Sicherheitsbehörden geht. Bildungsfernen Schichten traue ich das in den sozialen Medien durchaus zu. Und vermutlich erfüllt diese pauschale Aussage auch nicht den Tatbestand der Herabwürdigung bzw. der Beleidigung. Etwas anders schaut es aus, wenn diese derben Ausdrücke von jemanden stammen, der im Staatsdienst ist und auch noch Dozentin an der Polizeihochschule in NRW. Und: Die twitternde, türkischstämmige Frau Bahar Aslan bildet dort Polizisten zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ aus. Sachliche Kritik muss in unserem Rechtsstaat ohne Ansehen der Person und deren Position zu jeder Zeit ohne jede Einschränkung erlaubt sein. Aber ihre Aussage geht zu weit. Auch ihre Verteidigung und Relativierungsversuche nützen jetzt nichts mehr. Kommen wir noch schnell zum Begriff des Tages, dem Herzrasen: Muss das Herz rasen, wenn man in Deutschland in eine Polizeikontrolle gerät? Nun. Ein mulmiges Gefühl hat man schon. Ist das Erste-Hilfe-Set im Auto auch ja noch nicht ausgelaufen? Sind Warnwesten an Bord? Wo versteckt sich eigentlich das Warndreieck? Sind alle Papiere greifbar? Mehr Sorgen muss man sich aber eigentlich nicht machen. Der Puls geht sicherlich ein wenig in die Höhe. Von Herzrasen zu sprechen, ist aber unverhältnismäßig. Wir sind hier nicht in den USA, wo farbige Eltern schon ihren Kindern erklären müssen, was man bei einem Zusammentreffen mit einem weißen Polizisten zu tun und tunlichst zu unterlassen hat. Ganz nebenbei erweitern wir unseren Wortschatz. Den unterschwelligen Vorwurf an die Polizei, sie würde Nicht-Deutsche öfter und strenger kontrollieren, nennt man Racial-Profiling. Übrigens hatte es auch hier Sinn, erst ein wenig Wasser die Rott herunterfließen zu lassen, bevor das Thema reif ist, aufgegriffen zu werden. Denn die Dozentin ist ihren Job los. Die Hochschulleitung, unterstützt vom nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CSU), fackelte nicht lange.
Sprechen wir als Letztes noch über eine grüne Bundestagsabgeordnete, die bei einem Geschichtsquiz nicht gut ausschaute. Bei dem Namen Bismarck kommen sicherlich die meisten Deutschen an ihre Grenzen. Aber nicht zu wissen, wann die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, ist nicht akzeptabel. Meines Erachtens können nur solche Menschen Politik machen und damit die Zukunft Deutschlands gestalten, die auch die deutsche Geschichte verstanden haben. Und wenn ich keine Ahnung habe, dann umgehe ich die Blamage, in dem ich solche Interview-Wünsche einfach absage. Mit überbordendem Selbstbewusstsein und völliger Ahnungslosigkeit in die mediale Katastrophe? Diesen Spießrutenlauf kann man sich sparen.
19.05.2023, Politik: Graichen ist weg – er war „nicht unumstritten„.
Noch vor zwei Wochen war der Fehler des Staatssekretärs Patrick Graichen hinsichtlich einer Postenbesetzung von irgendwem für irgendwas von seinem Boss Robert Habeck „erkannt“ und „korrigiert“ worden. Jetzt kam sozusagen die Nach-Korrektur. Graichen ist seinen Posten los. Der Dominoeffekt ist gestartet. Der ovb kommt in seiner Bewertung mit der plattestens aller Aussagen daher, nämlich der, dass Graichen nicht unumstritten gewesen sei. Das gibt fünf Euro ins Phrasenschwein. Von 83 Millionen Deutschen kenne ich nicht einen einzigen Menschen, der unumstritten wäre. Die Begründung ist eine zutiefst einfache: Nur Jesus Christus war ohne Sünde. Der Rest sündigt. Und wer sündigt, gehört sofort zum Kreis der „nicht Unumstrittenen“. Wie sich das auswirkt, das bestimmen heutzutage die sozialen Medien. Manchmal sägt auch die „BILD“ jemanden ab. Manchmal blamiert man sich selbst bis auf die Knochen. Beispiel gefällig?

Im Netz kursiert dieses Zitat. Demgemäß hätten laut Göring-Eckardt die Nazis Dresden zerstört. Das Bild deutet auf einen Twitterpost hin, so wie die Grünen Twitter halt benutzen. Stimmt aber nicht. Tatsächlich hat Göring-Eckardt diese Aussage 2015 im Morgenmagazin der ARD fallen lassen. Live habe ich mir die Sendung nicht anschauen können. Ich musste arbeiten, sie offensichtlich nicht. Jetzt gibt es sicherlich bildungsferne Schichten, die auf die Frage „Wer hat gegen Ende des zweiten Welktrieges Dresden zerstört?“ die Gegenfrage stellen würden: Wo ist Dresden?“. Aber Göring-Eckardt stammt aus dem Osten, aus Friedrichroda. Jetzt frage ich mich gerade, wo das ist, aber egal: Die Geschehnisse wurden uns quasi eingehämmert. Die Bombardierung von Dresden durch die Alliierten gehört zu den wenigen geschichtlichen Fakten, die nicht vollständig gefälscht wurden. Und ausgerechnet diesen Fakt kannte sie 2015 nicht? Bei fehlendem Geschichtswissen ist unser Land aber nachsichtig. Da schafft man es dann schon einmal zur Stellvertretenden Bundestagspräsidentin.
Ein wenig nachsichtiger wäre ich bei einem Twitterpost von Renate Künast, die sich in Washington vor einem Monument fotografieren ließ, aber George Washington mit Abraham Lincoln verwechselte.

Nachdem sich die ersten Spotter im Netz vor Lachen die Bäuche hielten, korrigierte sie ihren Tweet. Aber das Kind war in den Brunnen gefallen. Das Netz ist immer noch voller Hohn und Spott über ihre schiefgegangene Bildungsreise… Ich war schon 2015 in Washington. Ich schwöre, dass der Mann hinter mir Thomas Jefferson ist, der 3. Präsident der USA. Bei mir hätte die Twitter-Schlagzeile dann richtig geheißen: Der große Thomas Jefferson in Washington, und der kleine Michael.

Hatte ich über „BILD“ gesprochen? Hier ein weiteres Beispiel für Bildungsferne.
18.05.2023, Politik: Von Menschen mit und ohne Uterus.

Es gibt jede Menge von Kampagnen, die man auf den verschiedensten Online-Plattformen starten kann. Bei manchen geht es darum, Geld zu sammeln. Bei wieder anderen geht es darum, mit einer Petition viele Unterschriften zu sammeln, um damit die Politik bzw. einzelne Politiker zu beeindrucken bzw. zu einem Umdenken zu bewegen.
Manchmal sind lustige Sachen dabei, manchmal geht es um sehr ernste Themen. In der vorliegenden Petition geht es um besagten Endometriosetest. Ich hatte sofort verstanden, dass es sich bei Endometriose um eine Krankheit handelt. Hypochondrisch eingestellt, wie ich es bin, wollte ich sofort googeln, was ich alles tun bzw. unterlassen muss, um von dieser Krankheit verschont zu bleiben. 10% aller Menschen klingt viel. Ich projiziere Prozentzahlen sofort auf unsere Straße, um die Gefahr für mich realer darstellen zu können.
Im letzten Moment las ich doch noch weiter und sah, dass es nicht 10% aller Menschen, sondern um 10% aller Menschen mit Uterus betrifft. Menschen mit Uterus? Mein Gott, was war jetzt gleich wieder ein Uterus? Biologie-Unterricht siebte Klasse, bitte lasse mich nicht im Stich. In Frage kommen Eierstöcke, Eileiter oder Gebärmutter. Es ist die Gebärmutter. Das ist logisch, denn wären es die Eileiter, wäre es Mehrzahl. Es hätte ‚Menschen mit… na wer weiß es? …Uteri‘ heißen müssen. Da ist der alte Lateiner in seinem Element.
Der links-grüne Block hat somit nun auch die Begriffe Mädchen und Frauen abgeschafft. Ich ahne, woher der Wind weht. Weil sich Männer per Fingerschnippen bald zu Frauen erklären können, ist medizinisch gesehen der Begriff Frau nicht mehr aussagekräftig. Die Neu-Frauen würden nach dem Lesen einer Petition, in der es um Endometriose bei Frauen geht, sofort zum Frauenarzt gehen und fragen, wie sich schützen können. Unsere Frauenärzte sollten sich schleunigst umbenennen, um den Ansturm der Neu-Frauen abzuwehren. Ich bin mir nicht sicher, dass Neu-Frauen, die von ‚Menschen mit Uterus‘ lesen, dahingehend ein Licht aufgeht und sie verstehen, dass sie nicht gemeint sind, weil die Transformation noch nicht so weit gediehen ist, dass ein Mann, der sich plötzlich zur Frau erklärt, auch automatisch über eine Gebärmutter verfügt.
Vor einigen Jahren unterrichtete ich drei Syrer in Sachen deutsche Sprache. Damals gab es den Genderquatsch noch nicht. Ich hörte damals aus Zeitgründen auf und würde heute auch nicht mehr einsteigen wollen. Denn die gendergerechte Sprache setzt sich in den Formularen und Anträgen fort. Somit wäre es schon hilfreich, den Schutzsuchenden (die Begriffe Asylanten und Flüchtlinge sind längst aus unserem Wortschatz gestrichen) die Unterschiede zwischen all diesen Begrifflichkeiten zu erklären.
17.05.2023, ovb-Bericht: 49-Euro-Ticket.
Der ovb berichtete gestern unter der Überschrifts-Frage, ob denn das 49-Euro-Ticket top oder ein Flop sei, von einem Beispiel einer 71-jährigen Frau, die wegen fehlender Bonität kein Ticket bekommen hatte. Ich las nur bis zu dem Satz weiter, in dem sie erklärt, dass sie „leider die Schulden ihres verstorbenen Mannes geerbt“ hätte, weshalb sie ein Pfändungsschutzkonto hat. Ist doch logisch, dass deshalb die Bonität im Nichts verschwindet. Wer mit einem solchen Konto sein Geld gegen Gläubiger schützt, der verschlechtert die Chancen eben auch für die Deutsche Bahn, an ihr Geld zu kommen. Logischerweise möchte die DB deshalb das Risiko nicht eingehen und verzichtet auf das Geschäft.
Noch fragwürdiger ist, dass sie sich zwei Stunden in die Schlange stellt, um dann die Peinlichkeit der Ablehnung zu erfahren. Da hat man doch in ihrer Situation eine Vorahnung. Da weiß man doch, dass es so etwas wie eine Schufa gibt. Ich sehe da eine Mischung aus Blauäugigkeit und Naivität. Peinlich finde ich eher, dass sie mit ihrem Fall in die Öffentlichkeit geht, anstatt sich in einer Ecke zu verkriechen.
Bei mir stellt sich aber kein Mitleid an. Denn das deutsche Recht sieht vor, dass man ein Erbe ausschlagen kann. Das hat sie offensichtlich nicht getan. Hätte sie es getan, wäre die Welt für sie in bester Ordnung.
Bliebe noch das Argument, dass sie bei Annahme des Erbes die Vermögensverhältnisse ihres Mannes nicht kannte. Auch in dem Fall stellt sich kein Mitleid ein. In einer funktionierenden Ehe müssen die finanziellen Verhältnisse zu jedem Zeitpunkt beiden Ehepartnern bekannt sein. Das ist grade für den Fall wichtig, dass ein Partner verstirbt. Seine Ehefrau durch das eigene Ableben in eine solch prekäre Situation zu bringen, ist verabscheuungswürdig. Mich würde als übrigbleibender Ehepartner eine ohnmächtige Wut befallen, wenn ich urplötzlich mit Schulden dastünde. Ich hätte aber keine Wut auf die Deutsche Bahn, sondern auf meine einstige Lieblingsfrau.
Fazit: Hier hat der ovb ein wirklich seltsames Beispiel aus dem Hut gezaubert, um das pro und contra des Deutschlandtickets herauszuarbeiten.
Der Gipfel des ovb-Berichtes ist die Aussage unserer Betroffenen, das 49-Euro-Ticket sei doch grade für diejenigen gedacht, die wenig Geld hätten. Ach. Alle die Bahn fahren, haben wenig Geld? Es grenzt an Beleidigung aller Bahnfahrer, dass der ovb eine solche „Meinung“ auch noch abdruckt.
Wenn ich ab morgen meine Frau, die täglich nach Mühldorf pendelt, vom Neumarkter Bahnhof abhole, werde ich meine Kappe noch tiefer ins Gesicht ziehen, damit mich niemand erkennt. Hinter vorgehaltener Hand werden die Leute tuscheln: Schau, da laufen sie wieder. Sie haben keine Kohle. Die Frau kann nicht mal mit dem Auto nach Mühldorf fahren, das arme Ding. Sie muss sich jeden Tag in den Zug setzen. Und jetzt müssen sie auch noch nach Hause laufen, weil kein Geld für Sprit da ist. Was für ärmliche Verhältnisse. Zustände sind das. Können die überhaupt ihren Strom bezahlen?
Tja, und während wir uns jeden einzelnen Euro des 49-Euro-Tickets mühsam vom Munde absparen (Satire aus), lässt sich die Dame ihr Ticket von einem Verein bezahlen und geht damit auch noch an die Öffentlichkeit. Respekt vor diesem Selbstbewusstsein.
Wenn das Bild der Frau nicht abgedruckt wäre, würde ich den ganzen Bericht für einen Fake halten.
16.05.2023, Politik: Leseschwäche bei Viertklässlern

Wir waren den ganzen Tag außer Haus. Was wäre somit einfacher als Alexa nach den neuesten Nachrichten aus Politik und Gesellschaft zu fragen. Alexa bot mir die ARD-Tagesschau an. Dort hörte ich den Beitrag zum obigen Thema. Parallel hatte ich mir einen ähnlichen Beitrag schon im Netz bei wiwo angeschaut. Wie so oft muss man zwischen den Zeilen lesen bzw. aus Beiträgen das heraushören, was nicht gesagt bzw. geschrieben wird. Zum Beispiel vergessen beide Medien, auch nur mit einer einzigen Silbe die Verantwortung der Eltern zu erwähnen. Warum eigentlich? Offensichtlich haben Eltern in unserem links-grünen System keinen Bildungsauftrag mehr, was ein großer Fehler ist.
Bei wiwo stolperte ich vor allem über den Satz, dass Kinder aus „privilegierten Elternhäusern“ größere Chancen auf Bildungserfolg als andere Kinder hätten. Jetzt sind wir beim Thema des Tages. Was ist aus Sicht unserer Leitmedien ein privilegiertes Elternhaus? Allein die Verwendung dieses Begriffes müsste die Aktivisten wutentbrannt auf die Straße treiben. Falls es in Deutschland noch irgendetwas oder irgendjemanden gibt, das/der privilegiert ist, gehört das sofort abgeschafft. Sozial ungerecht, nicht genderneutral, klimaschädlich, kulturelle Aneignung. Eine Begründung für das Eingreifen des links-grünen Blocks findet sich immer.
Aktivisten sind aber ab heute kein Gradmesser mehr, denn ein Gericht in Potsdam stellte den Anfangsverdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung fest. Es kann natürlich sein, dass Aktivisten und die „letzte Generation“ zwei völlig verschiedene Dinge sind. Sorry dafür, aber ich bin noch dabei, meinen Wortschatz zu erweitern und die Unterschiede herauszuarbeiten.
Ist vielleicht meine eigene Familie der Gradmesser für Privilegierung? Ich erinnere an den 07.03.1989: Drei Pappkoffer einen 1¾ Jahre alten Buben im Gepäck, eine Brieftasche, in der sich keine Münze und schon gar kein Geldschein befand (=0 DM), Gießen, Auffanglager. Nichts, rein gar nichts privilegierte uns dazu, privilegiert zu sein.
Wir schwenken um ins Frühjahr 1994: Meine Frau kommt in den Kindergarten und wird von der Erzieherin aufgeregt erwartet: Frau Behrens, Frau Behrens, Ihr Sohn hat heute der Kindergartengruppe ein ganzes Buch vorgelesen. Hintergrund: Der Erstgeborene war von Klein auf derart vernarrt in die Lustigen Taschenbücher, dass er im Vorschulalter kurzerhand beschloss, Lesen zu lernen.
Was lernen wir aus dieser kurzen Begebenheit? Weil ja Kinder von privilegierten Eltern besser lesen können und somit die größeren Chancen haben (der Zusammenhang zwischen Lesen und größeren Chancen ist für mich in der Tat unzertrennlich), müssen wir es laut unseren Leitmedien in kurzer Zeit geschafft haben, von einem nicht-privilegierten in einen privilegierten Zustand zu wechseln. Wenn aber wir das aus dem Nichts heraus geschafft haben, dann steht diese Chance allen Eltern offen. Somit sehe ich eine echte Chancengleichheit für alle Familien in Deutschland. Das Schulsystem mag so schlecht wie nie sein; es bietet immer noch alle Möglichkeiten. Und vor allem kann in jedem Fall ein Zustand erreicht werden, bei dem ein Viertklässler flüssig lesen und schreiben kann, und zwar unabhängig davon, dass der Pisa-Schock von vor zwanzig Jahren in unserem Bildungssystem offensichtlich nichts Positives bewirkt hat. Laut ARD-Beitrag kennen Viertklässler teilweise noch nicht vollständig alle Buchstaben. Umso mehr müssten alle Eltern von Grundschülern aufwachen. Die Grundlagen für jede Bildung werden im Elternhaus vermittelt. Und im ovb. Und auf den Homepages von Bloggern. Deshalb bin ich so dahinter, die vier deutschen Fälle vorbildlich zu benutzen. Und die Kommas richtig zu setzen. Und keine Ausrufezeichen zu benutzen. Oder besser gesagt das Vermächtnis meiner Deutschlehrerin in Ehren zu halten und forzuführen.
Das alles beantwortet aber die Frage noch nicht, was ein privilegiertes Elternhaus ist. Während ich weiter darüber nachdenke, habe ich Alexa mit einem kurzen Sprachbefehl davon überzeugt, Musik aus den 80er Jahren zu spielen.
15.05.2023, ESC in Liverpool: Deutschland traditionell Letzter.
Nachdem alle Auftritte vorbei waren, tippte ich auf Norwegen, die am Ende Fünfter wurden. Von dem schwedischen Auftritt hielt ich gar nichts. Das war für mich Durchschnitt. Was bleibt über Deutschland zu sagen? Letztes Jahr waren wir stabil Letzter, und diese rote Laterne bekamen wir auch dieses Mal. Unser Standing in Europa geht Richtung Nulllinie. Ich sehe da eine gewisse Verachtung, so nach dem Motto: Ihr könnt noch so gut mit eurem Sch…geld wedeln, aber es bleibt dabei: Wir mögen euch Deutsche nicht.
14.05.2023, Wir erweitern unseren Wortschatz, heute: mehrgewichtig

Nein. Das Wort mehrgewichtig beschreibt nicht die Situation, dass zum Beispiel auf diesem Bild (Cape May, USA, 2016) mehr als ein übergewichtiger Mensch zu sehen ist.
Bisher kannte ich für die Situation, zu viele Kilogramm an Körpergewicht auf die Waage zu bringen, nur drei Begrifflichkeiten: Übergewichtig, gewampert und adipös, letzteres als die krankhafte Form des Übergewichtes. Das Wort mehrgewichtig hatte ich noch nie gehört, jetzt aber in einem Zeitungsbericht erstmals gelesen. Ich dachte mir, dass das wohl ein Ausrutscher eines Journalisten sein könnte, so wie ich jetzt – im ovb – erstmals mit dem Wort ‚zwischenzeitig‘ konfrontiert wurde. Das Netz bezeichnet diesen Begriff als sehr österreichisch. Ich bin gespannt, wann der ovb in seiner Euphorie über Neumarkts Lokalpolitik von leiwand spricht (Background: Im fünfzehnten Jahrhundert wurde in Wien das Leinwandbier gebraucht. Offensichtlich schmeckte es den Wienern. Wenn also etwas leiwand war, war es so gut wie Bier).
Jedenfalls googelte ich den Begriff mehrgewichtig und erhielt 4.000 Treffer, in 0,28s. Will sich google eigentlich mit der Zeitangabe selbst loben? Zumindest weiß ich jetzt, dass offensichtlich ich hinter dem Mond lebe und nicht der Journalist, der das Wort ‚mehrgewichtig‘ benutzt hat. Wenn dann im gleichen Atemzug auch noch die Begriffe ‚body-positivity-Bewegung‘‚ ‚body-shaming‘ bzw. ‚fat-shaming‘ verwendet werden, dann weiß man, dass dieses Thema aus den Staaten herübergeschwappt ist und von deutschen Aktivisten sehr gern aufgenommen wurde. Es hat aber ein wenig gedauert. Die SZ berichtete schon 2010 über erste Versuche der Initiative Fat Pride, das Ansprechen von Fettleibigkeit als diskriminierend und rassistisch zu bezeichnen.
Beim Durchstreifen des Netzes konnte ich die Neuigkeiten entgegennehmen. Plötzlich ist es gesund, dick zu sein. Ich kürze die Diskussion über dieses Märchen ab, denn ich habe noch nie einen 95-jährigen gesehen, der adipös war. Übergewicht verkürzt die Lebenserwartung, da bin ich mir zu 95% sicher.
Jetzt hat also der deutsche Antidiskriminierungswahnsinn auch den Begriff ‚übergewichtig‘ ereilt. Ausradiert vom links-grünen Block.
Und noch irritierender ist, mit welcher Ernsthaftigkeit das Netz dieses Thema – kombiniert mit der neuartigen Gendersprache – behandelt und sich dieser Begriffe annimmt. Die Schreiber meinen das wirklich ernst und verfolgen eine stramme Linie. Der Guardian treibt es auf die Spitze: Hilfe, ich bin 40 und meine Eltern body-shaming mich.
Ein wenig Lockerheit gehört in das Thema schon hinein, von beiden Seiten. Anders schaut es bei Kindern aus. Ich kenne jemanden, dem eine Kindergärtnerin im Alter von vier Jahren gesagt hat: Du darfst nicht so viel essen, sonst platzt du irgendwann. Das fand der Kleine schon damals nicht allzu lustig.
Ich halte nichts davon, wenn sich stark übergewichtige Menschen auf ihre „schlechten“ Gene berufen. Aber es gibt medizinische Gründe. Unserem Kleinen beispielsweise wurde schon im Alter von fünf Wochen der Bauch aufgeschnitten, der Magen operiert und dann wieder zugenäht. Und als der Kleine dann mit jeder Menge Schläuchen versehen so auf der Intensivstation zwischen Leben und Tod vor sich hindöste, prognostizierte der Arzt den Eltern, dass der Junge – falls er überlebt – zeit seines Lebens ein strammer Bursche sein wird. Aber auch das gibt ihm keinen Freibrief dafür, aus allen Nähten platzen zu dürfen, bzw. den BMI von 30 zu überschreiten.
13.05.2023, Politik: Muttertag
Heute musste ich nicht einmal die Zeitung ‚aufschlagen‘, um das Thema des Tages eingeimpft zu bekommen. Die links-grünen Gender-Aktivisten haben es direkt auf die Seite Eins geschafft und das Thema Muttertag besetzt und instrumentalisiert.
Los geht es mit der notwendigen Erweiterung unseres Wortschatzes: Sorgearbeit. Die Erklärung für diesen neuartigen Begriff ist ganz einfach, denn Sorgearbeit hat zu tun mit der ‚geschlechterspezifischen Sorgedifferenz‘. Bei wem jetzt immer noch nicht der Groschen fällt, dem sei gesagt: Mütter wenden 52,4% mehr Zeit z.B. für die Kindererziehung, für Hausarbeit, Pflege von Angehörigen und das Ehrenamt auf als Väter. Deshalb schreibt die Autorin und Gründungsmitglied(in) der Initiative ‚Equal Care Day‘ Almut Schnerring uns alten weißen Männern ins Stammbauch, dass sie auf einen Muttertag mit Blümchen und Topfset gern verzichtet. Habe ich kein Problem damit, denn ich kann auch mit dem Begriff Männertag nichts anfangen. Wir wären dann pari.
Die Initiative rückt den „wirtschaftlichen Wert der Kümmer- und Sorgearbeit und die gravierenden gesellschaftlichen Folgen ihrer ungleichen Verteilung“ in den Vordergrund. Das Muttersein würde Teilzeitfalle, Karriereknick und Renteneinbuße bedeuten. Meine einfache Rechnung bezüglich der Renteneinbuße geht wie folgt: Wenn ich die durch Teilzeitfalle und Karriereknick geminderte Rente der Mutter und die Rente des alten weißen Mannes addiere, dann erhalte ich 100% Rente. Es spielt keine Rolle, ob die Mutter 45% und der Vater 55% zur Rente beitragen, oder ob die Zahlen umgedreht sind. In meiner einfachen Logik werden die Renten zusammengewürfelt, und das Geld reicht hoffentlich für einen gesicherten gemeinsamen Lebensabend. Wäre das ein Plan? Und wenn es nicht reicht, dann meldet sich die Mutter bei denen, die für den Karriereknick, für das geringere Einkommen und für die Renteneinbuße verantwortlich sind: Also nicht bei Politikern oder beim Sozialamt, sondern bei den eigenen Kindern.
11.05.2023, Habeck zur Graichen-Trauzeugen-Affäre.
Graichen und Habeck wurden heute in einem Bundestags-Ausschuss zwei Stunden lang zum Sachverhalt befragt. Danach sprach Habeck davon, er habe „eine gewisse Hoffnung, dass die Differenzierung diese Entscheidung auch klarer verständlich macht“.
Ich kann auch so schlaue Sätze formulieren, Beispiel: Nachts ist kälter als draußen. Kurz, prägnant, einfältig und überflüssig.
Ich kann Habeck antworten, dass sich seine Hoffnung in meinem Fall nicht erfüllt, zumal die Befragung nicht öffentlich war. Mir ist nichts klarer geworden. Ich kann aber zum Verständnis beitragen und ausführen, dass das Wort ‚pauschal‘ das Gegenteil von ‚differenziert‘ ist. Hilft aber auch nicht weiter, oder? Na jedenfalls hält Habeck an seinem Staatssekretär fest. Graichen zu behalten ist der Versuch, die Sache so lange auszusitzen, bis sich die Medien und die Opposition beruhigt haben. Das kann aber noch dauern. In der Zwischenzeit wird weiter in den Personalstrukturen herumgestochert. Die Recherche-Teams lassen keinen Stein auf dem anderen. Wenn noch so eine Unsauberkeit aufkommt, wird es eng. Graichen zu entlassen hätte den gleichen Effekt. Zusätzlich würde der ganze Familien-Clan zusammenbrechen. Habeck stünde plöztlich ohne Experten-Rückhalt in Sachen Klimapolitik da. Dann wird es einsam um ihn.
10.05.2023, Maischerger: „ADAC-Mitglieder sind echte Auto-Fans.“ Echt? Nein.
Gegen diese Aussage, die Sandra Maischberger gegenüber dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing gestern Abend benutzte, muss ich protestieren. Der Zusammenhang zwischen dem ADAC und echten Auto-Fans erschließt sich mir nicht. Allein die Mitgliedschaft im ADAC macht ein ADAC-Mitglied ganz sicher nicht zum Auto-Fan. Ich zum Beispiel bin nur deshalb im ADAC und habe da auch die Plus-Mitgliedschaft, weil ich im Falle eines Defektes im In- bzw. Ausland professionelle Unterstützung möchte. Keinesfalls bin ich ein „echter Auto-Fan“. Die echten Auto-Fans fahren zu Formel1-Rennen. Echte Auto-Fans putzen jeden Samstag ihr Auto. Echte Auto-Fans nehmen einen Kredit auf, um sich ihr Lieblingsauto kaufen zu können. Echte Auto-Fans fahren ohne Ziel durch die Gegend, einfach um des Fahrens willen. Ich bin kein Fan. Ich bin nicht einmal ein Autoliebhaber. Alle sechs Monate ruft das BMW-Callcenter an und fragt, ob ich an einem Neufahrzeug interessiert bin. Nein, bin ich nicht. Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände, weiter nichts.
08.05.2023, Beatrix von Storch (AfD) macht die Grünen sprachlos.
Inhaltlich habe ich bei Ihrer Rede gar nicht genau hingehört. Die weltweite Verschwörung der Milliardäre gegen das deutsche Fußvolk ist schon ein wenig weit hergeholt. Viel genauer achtete ich auf die Reaktionen aus dem Plenarsaal. Ich erwartete, dass Frau von Storch während ihrer Rede niedergeschrien wird. Doch da kam nichts. Die Grünen waren über die dargestellten personellen Zusammenhänge so konsterniert, dass sie zu keiner Reaktion fähig waren. Sie wurden völlig überrumpelt. Sie hörten einen Namen nach dem anderen, kannten sich überhaupt nicht aus, und während sie noch versuchten, die Zusammenhänge in ihren Köpfen zu ordnen, war die Rede zu Ende.
07.05.2023, Politik: Benin-Bronzen verschwinden im Privatbesitz.
Der Focus berichtet heute darüber, dass die Benin-Bronzen im Nichts zu verschwinden drohen. Wir erinnern uns: Jeder Sender und jede Zeitung berichteten darüber, wie der links-grüne Block uns Deutsche von einer 126 Jahre alten großen Schuld befreit hat, in dem Ende 2022 in einem feierlichen Staatsakt 20 kostbare Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben wurden. Insgesamt geht es um 1.130 Einzelstücke.
Zwar hatte eine britische Strafexpedition 1897 den Königspalast von Benin geplündert, doch ist der Akt der Selbstkasteiung traditionell kurz, bis wir Deutschen am Ende doch jede historische Schuld auf uns nehmen. Als ich die Sache mit den Benin-Bronzen erstmals hörte, stellte ich mich vor den Spiegel und entschuldigte mich virtuell bei allen Beteiligten dafür, dass wir die Bronzen jahrzehntelang aufbewahrt und erhalten haben. Nigeria hätte das selbstverständlich viel besser gekonnt, aber wir wussten das einfach nicht. Unser Blick war verstellt. Wir glaubten eher der Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes, basierend auf einer hohen Kriminalitätsrate. Wir dachten an Korruption, und marodierende Banden, die 2021 eine Fluchtbewegung nach Niger ausgelöste. Wir dachten an die Nigeria-Connection, von der wir alle immer wieder einmal diese tollen Pishing-Mails bekommen. Wir dachten an das Social-Media-Verbot aus dem Jahr 2021. Deshalb war ich relativ skeptisch, ob ein solches Land mit Kulturgut tatsächlich besser umgehen kann als Deutschland. Aber wer wäre ich, wenn ich es besser wüsste als unsere Außenministerin Baerbock im Gespann mit ihrer Kulturstaatssekretärin Claudia Roth, beide von den Grünen. Und auch von unseren Medien hörte ich keinerlei Skepsis oder gar Kritik.
So schien denn alles eitel Sonnenschein in Deutschland und Nigeria, und die große außenpolitische Leistung wurde vom links-grünen Block gefeiert. Und was lese ich heute im Focus? Anstatt die Bronzen, wie geplant, in einem Museum auszustellen, hat der scheidende nigerianische Präsident Buhari die Kunstwerke der Königsfamilie übereignet. Das kommt mir sogar ein wenig logisch vor. Wenn die Kunstschätze 1897 dem damaligen König gehört haben, dann wäre die heutige Königsfamilie als Erbe der rechtmäßige Eigentümer.
Diese Logik war unseren beiden Top-Politikerinnen aber zu hoch. Das Auswärtige Amt hätte jetzt antworten können, dass das doch alles kein Problem sei. Die Eigentumsverhältnisse könnten uns ja sowas von egal sein, wenn die Bronzen letztlich einfach in dem Museum landen, das Deutschland angeblich auch noch mit mehreren 100 Millionen Euro bezuschusst. Das AA versucht es aber gar nicht erst mit Ausflüchten. Die Übergabe an Nigeria sei mit keinerlei Bedingungen verknüpft gewesen. Punkt und Ende.
Stop. Nicht Punkt und Ende, sondern Doppelmoral. Als Georg Friedrich von Preussen 2019 den früheren Hohenzollern-Besitz von unserem Staat zurückforderte, war der Aufschrei groß. Die FAZ sprach gar von einem Angriff auf die Demokratie.
Es wird mit zweierlei Maß gemessen. So funktioniert das beste Deutschland aller Zeiten.
05.05.2023, Politik: Habeck und sein Familienclan: Vernuscheln, Vertuschen, Wegreden.
Ich finde es blamabel, dass Bundeskanzler Scholz von Kenia aus zu dieser Geschichte Stellung beziehen muss. Ich wäre als Gastgeber beleidigt, wenn deutsche Innenpolitik auf kenianischem Boden ausgelebt wird. Als Bundeskanzler würde ich mir während einer Auslandsreise aus Respekt für die Gastgeberländer alle Fragen verbitten, die sich um die deutsche Innenpolitik drehen.
Habecks Staatssekretär Patrick Graichen hat seinen Trauzeugen als Chef der DENA (Deutsche Energie-Agentur) empfohlen hat. Graichens Geschwister Jakob und Verena arbeiten in einem Freiburger Öko-Institut, das auch von Aufträgen des Wirtschaftsministeriums lebt. Das hat natürlich ein Geschmäckle.
Der CDU-Generalsekretär Mario Czaja unkte, dass Graichen seinen halben Familienclan in wichtigen Positionen unterbringe. Graichen gilt als Kopf hinter der deutschen Energiewende. Da ist es logisch, dass der Mann von den Medien nach allen Regeln der Kunst durchleuchtet wird. Er hätte deshalb alles dafür tun müssen, unantastbar zu sein. Aber Machtmenschen können nicht anders. Die Macht muss stetig vergrößert werden. Da gehört natürlich auch das richtige personelle Netzwerk dazu. Ich dachte immer, dass Filz rot ist. Jetzt scheint er grün zu sein.
Wie erklärt Robert Habeck das Thema? Mit folgenden Worten: „Da, wo Fehler passieren, soll man sie nicht vernuscheln, vertuschen oder wegreden. Umgekehrt, da wo keine Fehler passiert sind, wo Transparenz hergestellt wurde, wo die Brandmauern eingezogen wurden, da muss man dann auch sagen: Das muss man voneinander trennen. Und dann mache ich meine Arbeit.“
Ich habe kein Wort verstanden.
01.05.2023, Politik: Paritätsgesetz. Paritätsgesetz?
Die Ampelregierung hat eine Kommission feststellen lassen, dass der Frauenanteil im Deutschen Bundestag erhöht werden sollte. Die Begründung, dass 50% aller Menschen in Deutschland weiblich sind und sich dies im Bundestag widerspiegeln muss, ist so verblüffend, dass man vor lauter Überraschung ad hoc kein Gegenargument parat hat. Gegenfragen wie zum Beispiel die, ob es zumindest fragwürdig ist, dass berufslose Damen wie Ricarda Lang von den Grünen unser Land würdig repräsentieren, taugen nichts, denn irgendwie wurde sie ja in der Tat demokratisch in den letzten Bundestag hineingewählt. Irgendwie deshalb, weil Lang in ihrem Wahlkreis als Fünftplatzierte bei den Erststimmen das Direktmandat krachend verfehlte und nur über einen sicheren Platz 10 auf der grünen Landesliste in BW in den Bundestag einzog.
Was kann man der rot-grünen Gleichstellungorgie somit entgegensetzen? Wir könnten es mit Gewichtung durch Statistik probieren:
- 3 bis 4% aller Berufskraftfahrer waren 2022 Frauen.
- 6,9% aller Piloten waren 2021 Frauen.
- 10% aller Bäcker sind Frauen.
- 10% aller Landräte sind Frauen.
- 10% aller Führungspositionen in Regionalzeitungen werden von Frauen besetzt.
- Bei 10% aller Patentanmeldungen sind Frauen beteiligt.
- 11% aller landwirtschaftlichen Betriebe werden von Frauen geführt.
- 16% aller im Jahre 2021 gegründeten Firmen wurden durch Frauen gegründet.
- 18% aller deutschen Ingenieure waren 2020 Frauen.
- 25% aller Konditoren sind Frauen.
- 27% aller deutschen Professoren waren 2021 Frauen.
- 28% aller deutschen Bau-Ingenieure sind Frauen.
- 30% aller Neumarkt-Sankt Veiter Stadträte sind Frauen
- 33% aller Redaktionsleiter in den Medien sind Frauen.
- 34,5% aller erwerbstätigen Mütter arbeiteten 2020 in Vollzeit.
- 38,4% aller Ärzte sind Frauen.
Mit 34,8% Frauenanteil finde ich den Bundestag somit ausgewogen besetzt. Aufgebrachte Gegner meiner cherry-picking-Statistik könnten jetzt die Gegenbeispiele bringen:
- 60% aller Theologiestudenten waren 2009 bereits Frauen
- 75% aller Psychologiestudenten sind Frauen
- 88% aller Friseure waren 2019 Frauen
- 100% aller in Deutschland geborenen Kinder wurden von Frauen geboren
Satire Ende. Ich glaube immer noch, dass allein Leistung dazu berechtigen sollte, in Führungspositionen zu sein oder im Bundestag zu sitzen. Dieses Gesetz darf nie im Leben durchgehen und muss spätestens vom BVG gestoppt werden. Das BVG wiederum kann die Sache relativ schnell entscheiden. Es muss sich nur die Begründung des Verfassungsgerichtes des Landes Brandenburgs anschauen, das in gleicher Sache das Paritätsgesetz für null und nichtig erklärte. Weil in Brandenburg die Regierung von CDU/SPD und den Grünen gestellt wird, brauchte es ausgerechnet die AfD und die NPD, um das Demokratiefähnchen hochzuhalten. Diese beiden Parteien hatten Verfassungsbeschwerde eingereicht. Besonders ernüchternd war für die Pari-Pari-Demonstranten, dass das Potsdamer Verfassungsgericht der Verfassungsbeschwerde einstimmig stattgab.
Auch das Thüringer Verfassungsgericht urteilte in gleicher Weise. Und das BVG selbst hat die Beschwerde aus Thüringen gegen die Ablehnung seinerseits abgelehnt und sehr ausführlich begründet. Die Sache scheint klar zu sein. Dennoch geben die links-grünen Demagogen nicht auf. Steter Tropfen soll offenbar den Stein höhlen. Aber Achtung: 2025 ist die nächste Bundestagswahl. Hoffentlich entscheidet dann der Wähler, dass es sich für links-rot-grün ausgetropft hat.
30.04.2023, Politik, Einwanderungspolitik der SPD: Willkommensschild aufstellen.

Die SPD-Fraktion im Bundestag erfreut uns auf ihrem Twitter-Kanal mit kernigen Aussagen zur Einwanderungspolitik. Da wäre zum Beispiel der Bundestagsabgeordnete Wiese, der uns klipp und klar sagt, dass in Sachen Einwanderung nach 16 Jahren unionsgeführten Schneckentempos nun endlich das Willkommensschild aufgestellt werden müsse, um die Einwanderung kluger Köpfe nach Deutschland nicht länger zu behindern.
Offensichtlich hat nicht nur unser Bundeskanzler Erinnerungslücken, sondern auch das Fußvolk der SPD. Sonst müsste man sich doch daran erinnern, dass man in den letzten 25 Jahren nur vier Jahre lang nicht in der Regierung war.
Dagmar Schmidt wiederum spricht von der notwendigen zusätzlichen Einwanderung. Mir scheint, dass zumindest ihr ein Licht aufgegangen ist. Sie unterscheidet offenbar zwischen „Einwanderung“ und „zusätzlicher Einwanderung“, was nicht so verkehrt ist, weil die normale „Einwanderung“ seit 2015 offensichtlich keine positiven Effekte auf den Fachkräftemangel hat, wie die Innenministerin und Parteikollegin Nancy Faeser in ihrem Interview verdeutlicht.
Ein weiterer Politiker stellte in Frage, ob Einwanderer überhaupt qualifiziert sein müssen. Es würde doch reichen, dass ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer findet. Im Umkehrschluss muss der somit gar nicht besonders klug sein. Lukas Köhler von der FDP war wohl bei seiner Einwanderungslogik kurz ins Stocken geraten, weil er den Artikel des express.at gelesen hat. Darin warnt das Institut für höhere Studien, dass 70% der Asylanten, die nach Österreich kommen, nicht lesen und nicht schreiben können. Wir sprechen vom Lesen und Schreiben in der Heimatsprache. Von der deutschen Sprache sind wir da noch weit entfernt. Prompt erfindet unser FDP-Kollege das Statement, dass das vielleicht auch gar nicht nötig sei. Hauptsache sie finden einen Arbeitgeber. So einfach geht mittlerweile die Politik der FDP, die keine vernünftigen Akzente mehr setzt.
Die Ampel übersieht aber z.B. komplett die Rentenfrage. Welchen Rentenanspruch erwirbt der unqualifizierte 55jährige Einwanderer, wenn er hier auf Mindestlohnbasis bis 67 arbeitet? Schicken wir ihn mit seiner Mini-Rente dann wieder heim oder landet er letztlich doch noch in unseren sozialen Auffangnetzen?
Ich schweife geografisch gerade in der Welt herum und überlege, in welchem Land es zu viele kluge Köpfe geben könnte, sodass dieses Land gerne auf sie verzichtet. Ich kenne kein solches Land. Und ich versuche grade den Umkehrschluss. Wenn wir uns die klugen Köpfe aus dem Ausland holen, dann haben wir davon zu wenig im eigenen Land? Im Wintersemester 2021/2022 waren 2,9 Millionen Studenten eingeschrieben, Tendenz steigend. Das heißt, dass in jedem Kalenderjahr mindestens 2,5 Millionen Bachelors bzw. Master auf den deutschen Arbeitsmarkt drängen. Deutschland produziert somit in fünf Jahren 12,5 Millionen kluge Köpfe. Was läuft schief, dass das nicht für die Entwicklung unseres Landes genügt?
Hinzu kommen die Auszubildenden, von denen es im Jahr 2022 1,22 Millionen gab, Tendenz rückläufig. Macht in fünf Jahren noch einmal wenigstens fünf Millionen kluge Köpfe.
Die Gesamtsumme in fünf Jahren beträgt somit mindestens 17,5 Millionen kluge Köpfe. Wo ist bitte das Problem?
Wenn es denn denn weitere kluge Köpfe braucht und es diese klugen Köpfe tatsächlich gibt, die eine Einwanderung nach Deutschland erwägen, in was für ein Deutschland kommen sie?
Sie kommen in ein Deutschland, in der die Spaltung bereits im Bundestag beginnt, wenn SPD-Abgeordnete ihre Reden mit „Sehr geehrte Kollegen der demokratischen Fraktionen“ beginnen und damit die AfD schon wörtlich ausgrenzen.
Die SPD versteht nicht, dass Menschen hellhörig sind und diese Sensibilität dann in Umfragen mündet, in denen z.B. die AfD in Thüringen mit 30% stärkste Fraktion im Landtag wäre, wenn morgen Landtagswahl wäre. Würde dann die gleiche Logik wie in Berlin gelten, wo die CDU als Wahlgewinner jetzt den Bürgermeister stellt, dann hätten wir in Thüringen einen Ministerpräsidenten von der AfD. Und selbst wenn sich dann keine stabilen Mehrheiten im Landtag finden würden, wäre das kein Unterschied zu heute, wo die jetzige Regierung aus Linken, SPD und Grünen auch nur eine Minderheit hat und sich die Mehrheiten bei Gesetzgebungsverfahren organisieren muss. Und selbst wenn dann abseits der AfD noch ein rechnerisches Bündnis für die Altparteien möglich wäre, dann wäre das eine Zwangsehe wie jetzt in Berlin.
Dort brauchte Kai Wegner drei Abstimmungen, um Berliner Bürgermeister zu werden. Bettina Jarasch von den Grünen ärgerte sich grün und blau, wie in einem Video ganz kurz zu sehen war. Sie wollte die Wahl natürlich scheitern sehen. Gescheitert sind die Berliner Grünen aber eben selbst, bei der Wiederholungswahl und auch beim Volksentscheid um die zukünftige Klimapolitik.
Aber was ist das für ein Start für das Berliner Rathaus, wenn man in zwei Wahlgängen nicht genug eigene Stimmen zusammenbekommt und nach der dritten Abstimmung die AfD belustigt die Bombe platzen lässt, man habe dem Bürgermeister mit eigenen Stimmen zur Wahl verholfen. Prompt überspringen die eh schon beleidigten Grünen das Empörungsstöckchen und sprechen von Dammbruch.
28.04.2023, Wunsiedel: 10jähriges Kind tot
Da stirbt ein 10jähriges Mädchen in einer Kinder- und Jugendeinrichtung und wir erfahren… nichts. Alle Beteiligten verschanzen sich hinter dem Argument der „laufenden Ermittlungen“ und merken nicht, wie sich auch bei neutralen Beobachtern der Ärger darüber anstaut. Eine 40köpfige Ermittlungsgruppe ist laut Focus zu Gange. Behörden halten sich bedeckt. Träger und Heim, in der das Kind lebte, wollen sich zu dem Vorfall nicht äußern. Dieses Recht auf Auskunftsverweigerung, das in Deutschland in Ämtern und Behörden bei unliebsamen Themen immer mehr um sich greift, dürfte es nicht geben und rüttelt an den Grundfesten unserer Demokratie. Interview-Anfragen von Sendungen wie Monitor, Kontraste usw. bleiben einfach unbeantwortet und/oder werden ignoriert. Das ist alles keine gute Entwicklung. Seit 7. April die Sache offen und wir fühlen uns nicht wirklich abgeholt. Somit passiert etwas ganz Menschliches: Das Misstrauen gegenüber allen Beteiligten steigt.
24.04.2023, Politik: Gesetz zum dritten Medienänderungsstaatsvertrages
Wieder so ein Monster, mit dem man sich lieber nicht beschäftigen möchte, an dem man aber als Blogger mit seiner Homepage und GEZ-Zahler nicht ganz vorbeikommt. Wieder hätte ich damit beginnen müssen, den Gesetzentwurf zu studieren, der allen Landesparlamenten vorliegt und von eben jenen 16 Landtagen verabschiedet werden muss. So wie das ausschaut, muss dazu jedes Land sein eigenes Zustimmungsgesetz verabschieden. Ein bürokratisches Monster in Reinstkultur. Schauen wir doch einmal, was die Stadt Berlin auf ihrer Seite zum Beispiel zum Unterhaltungssektor sagt:
„Die Unterhaltung muss sich (aber) streng am öffentlich-rechtlichen Profil messen lassen“.
Das Wort „streng“ stelle ich mir grade bildlich vor. Da sitzt Franziska Giffey als zukünftige Wirtschaftssenatorin in den verschiedenen Gremien und schaut die Intendanten, die ihr gegenüber sitzen, mit strengem Blick an, während die sich innerlich totlachen, weil sie ihr eigenes Gehalt mal eben schnell mit dem Gehalt Giffeys vergleichen.
„Zudem wird der Rahmen für öffentlich-rechtliche Telemedienangebote zeitgemäß ausgestaltet. So werden etwa im Online-Bereich die Ausspielmöglichkeiten der Rundfunkanstalten erweitert“.
Ich falle bei so viel detailliertem Engagement in die Jetztzeit förmlich um. Eine Ausgestaltung gleich noch für die Zukunft wäre ein wenig viel verlangt und würde alle Beteiligten vor unüberwindbare Hindernisse stellen. Dann muss es eben ‚zeitgemäß‘ sein.
Mehr müssen wir nicht lesen. Wir werfen einen Blick in den Beitrag von Hadmut Danisch, der es immer wieder auf den Punkt bringt. Er beschränkt sich auf seiner Internetseite nicht nur auf die Rolle des notorischen Skeptikers. Tatsächlich hat ihn die Thüringische Landesregierung um Stellungnahme zum genannten Gesetz gebeten. Die hat er prompt in einer 26-seitigen Stellungnahme auch abgeliefert. Hier habe ich mir allerdings nur seine Generalkritik in einem der ersten Kapitel durchgelesen. Das genügte mir zur Meinungsbildung.
Zum Thema passt die neueste Meldung des Business Insider sehr gut dazu, in der berichtet wird, dass die GEZ-Gebühren bis auf 25,19 Euro steigen könnten. Im Moment bezahlen wir 18,36 Euro. Die Anhebung mag gewaltig klingen. Man kann es aber auch anders sehen. Wir zahlen seit dem Jahr 2021 die 18,36 Euro und würden im Jahr 2028 dann die 25,19 Euro bezahlen. Das wäre, rein statistisch betrachtet, eine Steigerungsrate von einem Euro pro Jahr. Ok, das Jahr hat zwölf Monate, also sind es zwölf Euro mehr, und jedes Jahr werden wieder zwölf Euro draufgepackt. Aber der Beitrag ist ja auch pro Familie, oder genauer gesagt: Pro Wohnung. Ich würde nicht sofort den Daumen senken. Ein ‚Weiter so‘ beim Geldausgeben sollte es aber nicht geben. Auch ein paar weniger Skandale wären wünschenswert, ebenso einige Zusammenlegungen von Sendern. Wer braucht schon den Saarländischen Rundfunk?
23.04.2023, Politik: Eine Milliarde Euro jährliche Wohlfahrtsgewinne bei Tempo 130
Mit dem Begriff Wohlfahrt kann ich grundsätzlich etwas anfangen. Ich weiß, dass die Deutsche Post seit dem Krieg Wohlfahrtsbriefmarken herausgibt. Die Erlöse gehen dann eben an die Wohlfahrt. Insofern kann ich mir auch unter dem Begriff Wohlfahrtsgewinne etwas vorstellen.
Bisher gab es sechs Wohlfahrtsverbände: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (da gehört die Tafel dazu), DRK, Diakonie, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, AWO und Caritas. Warum die Deutsche Islamkonferenz bei einer solch breiten Präsenz von Wohlfahrtsverbänden der Meinung war, mit dem Islamischen Wohlfahrtsverband An-Nusrat e.V. einen weiteren Wohlfahrtsverband gründen zu müssen, wissen nur die Protagonisten selbst. Ein Zeichen von echtem Integrationswillen wäre es gewesen, grade dies nicht zu tun. Jetzt könnte man sagen, dass die gleiche Feststellung auch für die in Deutschland lebenden Juden gilt. Eben nicht. Die Juden mit ihren Synagogen gehören tatsächlich und schon immer zu Deutschland. Die ersten Synagogen wurden in Köln, Worms und Trier in den Jahren 1012, 1034, 1066 gebaut. Die erste Moschee wurde dagegen erst 1915 errichtet, aber nicht, weil man die Religionsrichtung so toll fand, sondern aus rein militärischen Überlegungen.
Eine Studie untersuchte jetzt die Höhe der deutschen Wohlfahrtsgewinne bei einem Tempo 130. Die Studie ist in Englisch. Es wäre wieder ein abendfüllendes Programm, sie zu übersetzen. Dann lese ich mir eben doch nur die Zusammenfassung in dem ntv-Artikel durch. Das ist schon seltsam. Anstatt erst die Studie durchzulesen, danach den ntv-Artikel zu analysieren und daraus dann die eigene Meinung abzuleiten, beginnt man aus Zeitgründen gleich mit Schritt Zwei. Das ist definitiv der falsche Weg. Nehmen wir aber an, dass ntv die Studie gut zusammengefasst hat und kommen zum Thema zurück. Was könnte Tempo 130 mit Lieferketten zu tun haben? Geht man davon aus, dass weniger Unfälle passieren, dadurch weniger Staus entstehen und dadurch Ware schneller von A nach B kommt? In dem Fall würde ich zunächst die Schattenseiten der Blockabfertigung an den deutsch-österreichischen Grenzen und das Sonntagsfahrverbot für LKW betrachten wollen.
Reduziert die abnehmende Lärmbelastung den Stress der Anwohner, wodurch sie gesünder sind und deshalb weniger Kosten verursachen? Herzkreislaufkrankheiten durch Verkehrslärm? Möglich.
Einsparungen bei der Infrastruktur? Recht weit hergeholt. Halten Autobahnbrücken länger, wenn man langsamer über sie fährt? Ja. Und zwar dann, wenn man ein LKW ist. Die Zahlen gehen von 1:15.000 bis 1:100.000. Es braucht also jede Menge PKWs, um an einer Brücke die gleichen Langzeitschäden zu verursachen, wie ein einziger 40-Tonner.
Fazit: Bei den zig Milliarden Euro, mit denen Deutschland momentan jongliert, holt man mit dieser Studie, die sich mit einer Milliarde Euro befasst, wirklich niemanden hinter dem Ofen hervor, wenngleich ich für ein Tempolimit auf Autobahnen bin. Für mich wäre aber 160km/h ok. Ich beobachte das bunte Treiben wöchentlich auf der A94 bei meinen „Ausflügen“ nach Burghausen. Wenn die hochmotorigen Autos an mir vorbeirasen, erschrecke ich mich jedes Mal regelrecht, weil mein Auto per Tempomat ja „nur“ auf 130km/h eingestellt ist. Aber ich gebe zu, dass das auch mit dem Alter zu tun haben kann. Mir kommt mittlerweile 100km/h auf den Landstraßen schnell vor und 50km/h in den Städten ebenso. Früher bin ich selbst mal Raser gewesen (mit der Routex-Tankkarte an Bord) und jetzt die Wandlung vom Saulus zum Paulus… Aber wie sagte ein recht bekannter Landrat mal in kleiner Runde so treffend: Jede Zeit hat ihre Herausforderungen.
22.04.2023, Medien: Tagesschau wird zur Tagesshow
Ich mache an zwei Beispielen fest, warum mir das Format der Tagesschau nicht mehr gefällt. Gestern ging es fünf Minuten lang um das Zuckerfest der Moslems. Für sie endet der Fastenmonat Ramandan. In einer Sequenz musste ich mir anschauen, wie eine Mama irgendwelche Pampe zusammenrührte. Interessiert mich nicht die Bohne. Solche Themen kann man z.B. im Weltspiegel oder im ‚Wort zum Sonntag‘ behandeln, aber nicht in der wichtigsten Nachrichtensendung im Deutschen Fernsehen.
Heute hörte ich mir gefühlt mehr als fünf Minuten lang an, dass die Namibier dem Völkermord gedenken, den die deutschen Kolonialisten von 1904 bis 1908 an den Volksgruppen Herero und Nama begingen. Leute. Das ist 120 Jahre her, oder sechs Generationen. Ausnahmsweise bin ich mir hier mit dem Ex-Außenminister Joschka Fischer einig, der schon 2003 in Windhoek erklärte, dass man sich der geschichtlichen Verantwortung bewusst sei, dass aber wir, die Deutschen, auch keine Geiseln der Geschichte seien. Ich kann mit Begrifflichkeiten wie „Versöhnungsabkommen“ überhaupt nichts anfangen, weil es letztlich nur um Eines geht: Geld. Alles andere ist Augenwischerei und Doppelmoral. Ich habe damit nichts zu tun und kann auch – gemäß meiner Ahnentafel – sicherstellen, dass meine Vorfahren nicht involviert waren. Ich kann für die Vorkommnisse in Namibia persönlich keine geschichtliche Verantwortung erkennen, und ich spüre sie auch nicht. Im Gegenteil: Mich nervt das geschichtliche Geschwafel. Ich lese mir zu dem Thema durchaus die geschichtliche Abhandlung durch, schüttele mich kurz und gehe angesichts der Alltagsthemen zum Alltag über.
Was kommt als Nächstes? Wir können gerne noch 100 Jahre zurückgehen, ins Jahr 1809. Die Neumarkter erinnern sich schmerzlich an die Schlacht im Jahre 1809 vor unseren Stadttoren, als die Österreicher in Neumarkt gegen die Bayern und die Franzosen kämpften und große Verluste erlitten. Ich will jetzt unsere Nachbarn nicht mit der Nase drauf stubsen, aber man könnte es ja mal mit der Forderung nach Entschädigungszahlen probieren. Unser Stadtsäckel ist zwar ziemlich leer, aber dann muss die Neumarkter Feuerwehr auf ihre Drehleiter halt noch zehn Jahre warten. Oder tut sich da etwas grade etwas?
Zurück zu den Versöhnungsabkommen: Ich stelle mir grade England vor. Das zivilisierteste Land der Erde hat in seiner Geschichte Kriege gegen 171 Länder geführt, die heute in den Vereinten Nationen sind. England käme aus dem Verhandeln über Versöhungsabkommen gar nicht mehr heraus. Die Engländer wären längst pleite, wenn sie ihre Geschichte so aufarbeiten würden, wie die Deutschen.
Natürlich traf es während der Schlacht vor dem heutigen Neumarkt-Sankt Veit vor 214 Jahren nicht nur Österreicher und Bayern, sondern auch Franzosen. Dieses Neuner-Kreuz ist nicht ganz einfach zu finden.

Ich gebe einen Tipp. Zwanzig Meter entfernt von dem Kreuz hat man diesen Blick auf Neumarkt:

Wer es weiß, der trifft mich bei schönem Wetter vor dem La Gondola in Neumarkt-Sankt Veit:

21.04.2023, Steuern: Grundsteueräquivalenzbeträgehauptfeststellungsbescheid
Nachdem ich mit dem Meterstab im Januar auf den Zentimeter genau das Haus und auch das Grundstück vermessen hatte, präsentierte das Finanzamt heute obigen GSÄBHFSB. Natürlich kam der Bescheid per Post. Drei Seiten. Habe ich eingescannt, für die Ewigkeit abgespeichert und das Papier fachgerecht entsorgt.
Hatte ich hier an gleicher Stelle unter /IT nicht schon einmal darüber berichtet, dass ich unter großen Schmerzen und mit viel Aha-Effekten eine behördensichere Mail-Adresse angelegt hatte? Ja, habe ich. Aber der Aufwand war ohne jeden Nutzen. Zweimal im Jahr schaue ich die Inbox, zweimal im Jahr schaut mich eine leere Seite an. Das ist so enttäuschend. Das FA hätte ja zumindest einen Hinweis drucken können, so nach der Logik: „Sollten Sie wider Erwarten über eine behördensichere Mailadresse verfügen, so können sie bei uns im Online-Portal mit Ihren persönlichen Elster-Zugangsdaten Ihre Mailadresse hinterlegen. Post wird dann umweltverträglich nur noch elektronisch an Sie verschickt. Bedenken Sie, dass wir als Finanzamt jedes Jahr zig Millionen Seiten Papier verbrauchen. Schützen Sie unsere Umwelt und unsere Ressourcen. Vielen Dank.“ Ja. So könnte es laufen – im besten Deutschland aller Zeiten.
Bringt uns das Schreiben inhaltlich irgendwie weiter? Die Antwort ist Nein. Denn dieser Betrag ist die Grundlage für die Städte und Gemeinden, um ihren Hebesatz für die Grundsteuer festzulegen. Dann sind wir gespannt, was unser kleines Städtchen mit seinen immer höher steigenden Schulden für einen Hebesatz beschließt.
Ganz schnell würde eine Umstellung auf elektronische Kommunikation bei uns Deutschen funktionieren, wenn das Finanzamt für jeden versendeten Briefumschlag das Porto von einem Euro direkt vom Konto abziehen würde. Als jemand, der einigermaßen unfallfrei eine solche Behördenmailadresse einrichten kann, hätte ich sofort ordentlich zu tun.
Aber die Bäcker trauen sich nicht, pro Papiertüte fünf Cent zu verlangen. Und das Finanzamt kommt auch nicht aus dem Knick. Man hätte ja schon 2015 eine gesetzliche Regelung zur papierlosen Kommunikation Richtung Bürger mit Wirkung zum 1.1.2025 verabschieden können. Ist auch nicht passiert. Der schwerfällige Deutschland-Tanker bleibt stoisch auf seinem Kurs. Immer mit der gleichen Geschwindigkeit. Unfähig, Gas zu geben oder zu bremsen. Beispiel gefällig? Im Februar 2022 sprach Bundeskanzler Scholz von der Zeitenwende und legte ein 100-Milliarden-Sondervermögen für die Ertüchtigung der Bundeswehr auf. Es sieht so aus, als sei davon noch kein einziger Cent ausgegeben. Gut zu wissen, dass die 100 Milliarden Euro laut Christian Lindner keine neuen Schulden sind, sondern „Kredite“ (siehe Wikipedia). Das ist vergleichbar mit der Bäcker-Aussage Habecks, der sich im letzten September vorstellen konnte, dass „bestimmte Branchen einfach erstmal aufhören, zu verkaufen“ wobei die dann eben nicht „insolvent automatisch“ sind.
21.04.2023, Politik: Die Fachkräfte der Zukunft sind am üben.
https://www.kreiszeitung.de/lokales/bremen/bremen-jugendliche-auf-beutezug-92199169.html
UMAs? Der Begriff war mich noch nicht geläufig. Wenn die Unbegleiteten Minderjährigen Ausländer in Zügen auf ihre Beutezüge gehen, dann kommt ihnen das Deutschlandticket natürlich entgegen. So kann man ganz bequem und günstig Bahnhofshopping betreiben und notfalls auch einmal einen Raubüberfall verüben. Sicher ist man sich somit nur noch im ICE.
So stelle ich mir das Leben in Deutschland vor: Nichtsahnend durch einen Bahnhof gehen, um dann von Jugendlichen umringt und ausgeraubt zu werden. Dann nämlich nutzt auch das ICE-Ticket nichts.
Fehlt noch, dass sich die 130 jungen Ausländer zusammenrotten und ähnlich wie früher im wilden Westen gleich einen ganzen Zug kapern, um dann systematisch von vorn bis hinten alle Passagiere auszurauben und beim nächsten Bahnhof seelenruhig den Zug zu verlassen. Denn wo will die Polizei auf die Schnelle 500 Polizisten hernehmen, um diesem Mob Einhalt zu gebieten? Das sind tolle Aussichten, für das beste Deutschland aller Zeiten. Denn ich glaube nicht, dass Bremen hier ein Einzelschicksal ist.
18.04.2023, Politik: Überblick über Deutschlands Wahnsinn.
Hatte ich mir doch letztens erst den Kopf darüber zerbrochen, mit welchem Plan unser MP Markus Söder das AKW ISAR 2 retten möchte – und prompt kam die Auflösung: Das AKW soll in Eigenregie unter der Verantwortung des Freistaates weiterbetrieben werden. Und plötzlich kann sich Söder auch etwas vorstellen, was vorher undenkbar schien: Ein Endlager auf bayerischem Boden. Denn das wäre die logische Konsequenz eines solchen Planes. Das Wunderbare an Söders verblüffendem Plan ist, dass er sich in seinem Plan sonnen kann, weil man ihm nur schlecht auf den Zahn fühlen kann. Weil im Bundestag nun mal das links-rot-grüne Kartell reagiert, werden die notwendigen Gesetzesänderungen niemals kommen. Mir fällt bei dieser absurden Idee zwangsläufig der Begriff Populismus ein.
Ist die Ampel im Umkehrschluss mit ihren AKW-Abschaltungen auf einem guten Weg? Eher nicht. Es ist eher ein absonderlicher Weg, wenn man sich die weltweiten Investitionen in Atomkraft so anschaut. In Finnland sind sogar die Grünen dafür. Und Wirtschaftsminister Habeck findet es ganz „ok“, dass in der Ukraine die AKWs weiterlaufen, sie seien ja nun mal gebaut.
Der nächste Vorgang betrifft den Rücktritt der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst. Dass eine SPD-Politikerin von einem Amt zurücktritt, kann nie falsch sein. Aber ohne Begründung zurückzutreten, ist schon sehr seltsam. Weniger seltsam ist, dass ich ihren Namen gar nicht kannte und noch viel weniger wusste ich, dass sie die Ehefrau von Olaf Scholz ist. Ich hatte mich noch keine Sekunde in meinem Leben für das Privatleben unseres Bundeskanzlers interessiert. Er hat ja vermutlich auch keines.
Zu den Gründen des Rücktrittes wissen wir mittlerweile, dass es Streit in der SPD gab. Das wiederum ist nicht verwunderlich. Wenn man permanent erfolglos ist, dann nagt das an den sozialen Kämpferherzen der Genossen. Irgendwann setzt sie dann zwangsläufig ein, die Selbstzerfleischung.
Weiter geht es nach Afrika: Unsere Außenministerin Baerbock hat von China aus die verfeindeten Gruppen in Sudan aufgefordert, die Kämpfe einzustellen. In Sudan kämpft die paramilitärische RSF (Rapid Support Force) gegen das sudanesische Militär. Ich muss kein Hellseher sein, um einzuschätzen, dass die Forderungen der deutschen Außenministerin ungehört verhallen. Einer Forderung muss man irgendwie Nachdruck verleihen, sonst wird das nichts. In Südafrika gibt es täglich mindestens 60 Morde. Könne man ja auch mal fordern, damit aufzuhören. Man könnte auch fordern, dass nicht mehr alle zehn Sekunden irgendwo auf dieser Welt ein Kind verhungert. Frau Baerbock sollte einen Forderverein gründen, damit sie sich von ihren eigenen Forderungen ab und an erholen kann. Dann könnte z.B. Jennifer Morgan (ehemalige Greenpeace-Chefin) in ihre Bresche springen, von der man seit ihrer Berufung zur Beraterin der Außenministerin nicht mehr so viel gehört hat. Denn auch in Kongo, Äthiopien, Somalia, Uganda, Mali, Burkina Faso und im Tschad verschärfen sich die Konflikte. Da gibt es jede Menge zu fordern. Baerbock fand es jetzt aber besser, von Japan aus weniger Abhängigkeit von China zu fordern. Die Bayerischen Motorenwerke dürften schlagartig hellhörig werden, geht doch jedes dritte gebaute Auto nach China. Meines Erachtens ist das eine sehr große Abhängigkeit von einem Land, von dem man per Dekret jetzt einfach nicht mehr abhängig sein sollte. Die Außenministerin sollte somit ab und an nicht so weit in die Ferne schweifen, den Blick auf Deutschland richten und den BMW-Bossen gelegentlich erklären, wie sie sich den Umgang mit China vorstellt, während BMW laut FAZ „große Pläne“ in China hat.
Den Knaller des Tages lieferte der ovb im gestrigen Wirtschaftsteil. Die Strompreise seien laut Verivox im Osten Deutschlands rund 15% höher als in den alten Bundesländern, weshalb das Kartellamt die Stromanbieter ins Visier nimmt. So weit, so gut. Aber jetzt kommt die desaströse Schlussfolgerung, die alles in den Schatten stellt und grundfalsch ist: Ostdeutsche Haushalte profitierten entsprechend stark von der staatlichen Strompreisbremse. Einmal bitte diesen Satz wirken lassen, damit klar wird, wie hier die Dinge verdreht werden. Denn es profitieren nicht die ostdeutschen Haushalte, sondern die Stromanbieter, weshalb ja wegen der Preisbildung nun auch das Kartellamt genauer hinschauen möchte. Den Sachverhalt hatte ich aber schon lange klargelegt. Wo der Sozialstaat mit Geld eingreift, steigen zur Profitmaximierung die Preise. Man nennt es: Mondpreise.
16.04.2023, Politik, Bundespressekonferenz: Familienministerin Lisa Paus im Kreuzverhör…
https://www.facebook.com/ulrich.rathnau/videos/245762397958157?idorvanity=1368426960021412
Das Video geht nur eine Minute und man denkt: Oh mein Gott, was stottert sie denn da herum. Bei genauem Hischauen merkt man, dass da irgendetwas nicht stimmt. Mal eben in youtube das Original-Video angeschaut, auf 00:36:20 vorgespult und siehe da: Das Video wurde in völlig unzulässiger Weise zusammengeschnitten, um die gewünschten Kommentare zu bekommen. Aber auch im Original kann sie – typisch für Politiker – nicht einfach mit ja oder nein antworten und stammelt ein wenig vor sich hin. So sind sie halt, unsere Ampelpolitiker.
Ganz und gar nicht demokratieförderlich ist es, auf Facebook vor drei Tagen ein Video zu veröffentlichen zu einer Pressekonferenz, die schon vier Monate her ist. Es kann doch nicht so lange dauern, ein Video zu manipulieren. Der Moderator nennt sich Ulrich Rathnau und betreibt eine durch und durch systemkritische Seite, könnte aber ruhig etwas mehr über sich erzählen. Es wäre durchaus demokratieförderlich, wenn man wüsste, mit wem man es im Facebook zu tun hat.
16.04.2023, Matthias Döpfner, Springer-Chef: „Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten.“
Keine Ahnung, was Menschen wie den Springer-Chef Matthias Döpfner in solche gehobenen Positionen spült, wenn dann klar wird, über wie wenig Altersweisheit sie verfügen. Er arbeitet in den Medien und sollte das Geschäft in- und auswendig kennen. Da weiß man doch, dass jedes geschriebene Wort an die Öffentlichkeit geraten kann. Jede emotionale oder falsche Bemerkung schwebt wie ein Damoklesschwert über einem.
Das ist eine Erkenntnis, die ich schon vor Jahrzehnten gewonnen habe. Seitdem ist die Devise: Alles, was ich schreibe – egal auf welchem Medium – ist so verfasst, dass 80 Millionen Deutsche (und von mir aus auch 7 Milliarden Menschen weltweit) mein geschriebenes Wort lesen können. Es ist so geschrieben, dass es mir nicht erinnerlich ist, dass ich mich jemals für irgendetwas hätte entschuldigen müssen.
Ich mache seriöse Kommunikation kurz an einem Beispiel fest: Gestern nannte ich Kathrin Göring Eckart meine lieblingsgrüne Märchenerzählerin. Sollte heute irgendwann das Telefon klingeln und sie am anderen Ende sein, dann sollte ich stammelfrei drei Beispiele parat haben, warum ich sie eine Märchenzählerin nenne.
Mich wundert, dass Firmenchefs nicht über diese Altersweisheit verfügen. Aber: Mein Bild, dass ich von Aufsichtsräten, Vorständen, Firmenchefs und Geschäftsführern habe, wird grundsätzlich bestätigt. Zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel. Ich bin aber in vielen Fällen der Überzeugung, dass deren Gehälter und Boni in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung stehen.
Laut Forbes verfügt Döpfner über ein Vermögen von 1,3 Milliarden US-Dollar. Wenn wir die eine Milliarde Euro abziehen, die Frieda Springer ihm laut medieninsider.com 2020 überschrieb, um die Nachfolge im Springer-Verlag zu klären, bleiben 300 Millionen Euro bzw. US-Dollar, die er auf Grund seiner Lebensleistung irgendwie verdient haben muss. Seine Karriere begann 1982. Somit hat er kontinuierlich jedes Jahr 7,31 Millionen Euro verdient. Im Jahr 2009 soll sein Jahresgehalt bei Axel Springer elf Millionen Euro betragen haben, was der Konzern damals als grob falsch und unseriös bezeichnete. Dann bleiben wir bei meinen errechneten 7.31 Millionen Euro und fragen uns dennoch, wodurch sich ein Monatsgehalt von 609.000 Euro rechtfertigen lässt. Nehmen wir wohlwollend an, dass ein Manager statt die gewohnten 160 Stunden im Monat 320 Stunden arbeitet, was einem Zehn-Stunden-Tag von Montag bis Sonntag entsprecht, dann kommen wir auf einen Stundensatz von 1.900 Euro. Wodurch ließe sich das rechtfertigen? Meines Erachtens durch nichts. Und erst recht nicht, wenn er sich solche sprachlichen Aussetzer erlaubt wie die, über die Die Zeit bzw. die ard-Tagesschau berichtet, und für die er sich jetzt entschuldigen musste.
Er kann sich bei mir melden. Ich erkläre ihm gerne die goldene 24-Stunden-Regel und einige andere einfache Kommunikationsregeln. Ich würde ihm auch einen Rechtschreibkurs anbieten. Als Firmen-Boss sollte ich auch bei privaten Chats auf Rechtschreibung achten und fehlerfrei schreiben (können).
Ich lehne es ab, seine Äußerungen inhaltlich zu bewerten. Verschwendete Lebenszeit, einfach unwürdig. Solche Äußerungen verortet man in bildungsfernen Schichten. Seine Entschuldigung kann man in BILD nachlesen.
15.04.2023, Politik: Die letzten drei AKWs gehen vom Netz

Ist die Welt nicht ein wenig Plem-Plem? Noch 2011 drohte der damalige bayerische Umweltminister Markus Söder mit Rücktritt, sollte Isar 2 später als 2022 vom Netz gehen. Damals konnte er sich mit dem Koalitionspartner FDP nicht einigen, die auf eine Abschaltung erst im Jahr 2025 drangen.
Wie ist die Situation heute? Söder ist mittlerweile der größte Unterstützer von Atomkraft im ganzen Land und sagte noch vor 48 Stunden bei einem Besuch vor Ort, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Der Reporter, der hier nachhakte, verstand den Satz wohl ebensowenig wie ich.
Die FDP war damals gegen den Ausstieg, trägt aber heute als Regierungspartei alle Ausstiegsgesetze mit. Verkehrte Welt.
Was für ein christlich-sozialer Plan könnte sich in Söders Kopf festgesetzt haben? AKW ausschalten, betriebsbereit halten, die Angestellten weiter bezahlen, die nächste Bundestagswahl gewinnen, alle diesbezüglichen Gesetze rückgängig machen und im Januar 2026 das Kraftwerk wieder anfahren? Der Plan erscheint mir aussichtslos. Nicht einmal das einfache Volk würde diese Logik unterstützen, denn Katrin Göring-Eckart (meine lieblingsgrüne Märchenerzählerin) versprach am 11. April im MDR, dass „der Strompreis natürlich günstiger wird, je mehr Erneuerbare wir haben“.
Meine helle Freude über diese schönen Aussichten dauerte genau bis gestern, also im übertragenen Sinne von Mittag bis um Zwölf. Da kam mein Lieblingsstromlieferant mit einem dreiseitigen Schreiben um die Ecke und teilte mir eine Kostenerhöhung mit. Ich lasse beiseite, dass ich ein online-Kundenkonto habe und das Schreiben gerne elektronisch dort vorgefunden hätte. Aber so weit ist Deutschland trotz Digitalisierungsjahrzehnt leider noch nicht.
Ich sah zwischen AKW-Abschaltung und der Preiserhöhung sofort einen Zusammenhang. Aber meine vereinfachte kapitalistische Denkweise, dass eine Verknappung eines Angebotes automatisch zu höheren Preisen führen muss, gilt nicht, weil wir ja nicht im Kapitalismus leben, sondern in einer links-rot-grün geführten sozialen Marktwirtschaft, wo Begrifflichkeiten wie Strompreisbremse, Gaspreisbremse, Subventionen hier, Subventionen da, Merit-Orders und ähnliche Begriffe das freie Spiel der Märkte komplett aushebeln. Ich erinne auch sehr gerne an die Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung
Jetzt wäre es ganz gut zu wissen, wieviel Prozent Strom die drei letzten AKWs denn nun tatsächlich noch erzeugen. Aber selbst hier reicht die Spanne von 1% bis 6%. Scheinbar wissen wir es nicht. Also kennen wir auch die Auswirkungen nicht.
Der Hinweis auf dem Preiserhöhungsschreiben, dass ich jetzt schon 100% Ökostrom aus erneuerbaren Energien beziehe, schützte vor der Preiserhöhung ebensowenig, wie die Aussage Katrin Göring- Eckarts, dass Sonne und Wind zum Nulltarif zu haben seien. Fünf Euro ins Phrasenschwein.
Jedenfalls steigt der Bruttopreis von 33,36 auf 46,80 Cent pro kWh. Das ist eine Anhebung auf 140%. Der Abschlag würde sich auf 146 Euro pro Monat erhöhen. Eine automatische Strompreisbremse deckelt den Abschlag auf 128 Euro. Für diese lapidaren 18 Euro im Monat war ein Monstergesetzgebungsverfahren notwendig. Dabei haben wir diese Leistung nicht beantragt und nicht gewollt. Glaubt irgendjemand, dass es bei zwei Vollverdienern auf 18 Euro im Monat ankommt? Wir sind jetzt Sozialleistungsbezieher wider Willen.
Ich möchte nicht wissen, wieviel Programmierer deutschlandweit damit beschäftigt waren – und noch sind – diese Strompreisbremse zahlentechnisch in die Realität umzusetzen und welche Zusatzkosten das alles verursacht hat. Liebe Ampel, danke für nichts.
14.04.2023, Politik: Außenministerin Baerbock in China
Bevor wir die Sinnlosigkeit ihres Besuches in China herausarbeiten, müssen wir uns zunächst mit dem französischen Präsidenten Macron und seinen jüngsten Aussagen beschäftigen. Es dauerte ein wenig, bis ich zitierreife Zitate – wie dieses hier – gefunden habe: „Das Schlimmste wäre zu denken, dass wir Europäer bei diesem Thema Mitläufer sein sollten und uns an den amerikanischen Rhythmus und eine chinesische Überreaktion anpassen sollten.“ Und weiter sagte er, dass es demnach eine Falle für die Europäer sei, zu einem Zeitpunkt der Klärung der eigenen strategischen Position in fremden Krisen gefangen zu sein. Europa drohe, Vasall zwischen den USA und China zu sein, obwohl man ein dritter Pol sein könne.
Mit „diesem Thema“ meinte Macron übrigens die chinesische Taiwan-Politik.
Meine Einschätzung ist, dass man nur dann ein dritter Pol sein kann, wenn man verteidigungsfähig ist. Das scheint mir in der jetzigen Zeit das einzige Faustpfand sein, das zählt. Deutschland, das im Kriegsfall nur Munition für ein oder zwei Tage hätte, scheidet als Mitstreiter komplett aus. Das Urteil der Wehrexperten über den Zustand der Bundewehr fällt vernichtend aus. Verteidigungstechnisch hängen Europa und insbesondere Deutschland am Tropf der USA. Macrons Aussagen, Europa könne weltpolitisch eine Sonderrolle spielen, sind somit desaströs. Auf den Punkt gebracht heißt das: Wir geben Taiwan zugunsten des Weltfriedens auf. Oder verbindet die deutsche Außenministerin ihren Besuch in China auch mit einem symbolischen Kurzbesuch in Taiwan?
Meines Erachtens möchte uns Macron durch die Blume mitteilen, dass ein Krieg zwischen China und den USA um Taiwan nicht unser Krieg wäre. Die Atomraketen fliegen dann über uns hinweg, während wir uns nach Schweizer Vorbild neutral verhalten und uns wegducken?
Passt perfekt in die Vogel-Strauß-Logik: Den Kopf in den Sand stecken und einfach nicht sehen wollen, was offensichtlich ist. Wir haben die Uiguren aufgegeben. Wir haben Tibet aufgegeben, wir haben Hongkong aufgegeben. Wir haben dem chinesischen Großmachtstreben einfach nichts entgegenzusetzen. Deutschland setzt noch eins drauf und zahlte laut Handelsblatt über die KFW im Jahre 2020 noch 475 Millionen Euro Entwicklungshilfe an China. Die Höhe der Entwicklungshilfe für das Jahr 2022 wäre in der Beurteilung zielführender gewesen, doch lässt sich diese einfache Zahl einfach nicht ergoogeln.
Interessant ist, wie sich die Bundesregierung hier aus der Affäre zieht und den schwarzen Peter an die OECD und ihre Kriterien für die Einstufung von Ländern als Entwicklungsländer weitergibt. Mit knappen 12.000 US-Dollar durchschnittlichen Einkommens erfüllt China noch die Kriterien eines Entwicklungslandes. Für ein solch undemokratisches Land wie China wird es sicherlich auch in den nächsten Jahren kein Problem sein, die Statistik so zu frisieren, dass das Prokopf-Einkommen unter der Marke von 13.205 US-Dollar bleiben wird. Wobei es der chinesischen Regierung vermutlich egal ist, ob man die Statistiken verbiegt oder die Leute durch Unterdrückung arm hält.
Laut dem Handelsblatt hat sich Deutschland verpflichtet, 0,7% seinen BIP als Entwicklungshilfen zur Verfügung zu stellen. Somit sei es fast nicht vermeidbar, dass auch China profitiere. Immer diese Zwänge. Da kann man einfach nichts machen. Die Kriterien für eine Änderung des Begriffes Entwicklungsland müssten international ausgehandelt werden – sagt die grüne Bundestagsabgeordnete Deborah Düring. Fünf Euro ins Phrasenschwein.
12.04.2023, Politik: Gesetzentwurf zur Legalisierung von Cannabis

Mit einem ersten Gesetzentwurf war Lauterbach im letzten Jahr krachend gescheitert. Übrig geblieben ist ein Entwürfchen. Ursprünglich war geplant, dass der Kauf von 30 Gramm Genuss-Cannabis straffrei sein soll. Jetzt sind es fünf Gramm weniger. 25 Gramm sind erlaubt, 26 Gramm wären rechtlich schon ungünstig. Jetzt wissen die Neumarkter, warum ich immer ein kleines Rucksäckchen dabeihabe. Da ist die Briefwaage drin. Ich will ja nichts falsch machen. Denn grundsätzlich habe ich überhaupt nichts gegen eine Freigabe von Cannabis. Was spricht gegen einen gelegentlichen Joint? Faktisch nichts. Natürlich sollte man erwachsen und wenigstens 21 Jahre alt sein. Danach gilt für mich: Leben und leben lassen. Wenn Alkohol und Tabak erlaubt und gesellschaftlich akzeptiert sind, warum dann nicht auch Cannabis. Die Schattenseiten sind natürlich auch klar. In den Niederlanden blüht wegen der Coffeeshops der Schwarzmarkt. Die Drogenmafia, der man eigentlich das Wasser abgraben wollte, macht beste Geschäfte. Der Plan der Drogenmafia für den Fall der Fälle dürfte ganz klar sein. Egal, zu welchem Preis Cannabis offiziell verkauft werden wird, man wird sich einfach darunterlegen.
Kommen wir zurück zu unserem Entwürfchen und beschäftigen uns somit mit einem Thema, das mir fremder nicht sein könnte. Wer zukünftig legal Cannabis erwerben, besitzen und konsumieren möchte, der muss zum Beispiel wissen, dass man fünf Cannabis-Pflanzen anbauen darf, davon drei weiblich blühende. Bei zwei Erwachsenen macht das schon fast ein Beet. Besser gesagt: Ein Hochbeet. Denn die Pflanzen müssen vor dem Zugriff von Kindern geschützt werden. Ich frage mich grade, wie man einen 17-jährigen den Zugriff verwehren will, wenn irgendwo im eigenen Garten fünf Cannabis-Pflanzen vor sich hinwachsen. Mittels eines 2m hohen Extra-Zauns? Mit Tür und Vorhängeschloss? Und was bedeutet Eigenanbau? Dürfen sich zehn Familien eines Mietshauses zusammentun und auf der Dachterrasse das Cannabis-Beet gemeinsam bewirtschaften? Notfalls kann man ja allen Pflanzen ein Namensschildchen umhängen.
Wem die Umstände des eigenen Anbaus zu schwierig sind, der wird Mitglied eines Cannabis-Clubs. Die Mitgliedschaft muss man sich aber gut überlegen, man darf nämlich nur Mitglied eines Clubs sein. Und der Club darf nicht mehr als 500 Mitglieder haben. Wie darf ich mir so einen Drogen-Club vorstellen? Mietet der neu geschaffene Club als eingetragener Verein zweimal im Monat den Herzoglichen Kasten?
Ich hatte damit gerechnet, dass Cannabis in Zukunft in Apotheken verkauft wird, aber weit gefehlt. Es wird spezielle Geschäfte geben. Gute Idee. Das hilft bei der Bekämpfung der Leerstände. Zwei, drei Geschäfte auf unserem Stadtplatz dürfen es schon sein. Schon wegen dem preislichen Wettbewerb und der Qualitätsunterschiede. Die Kanadier haben bei Cannabis übrigens die Nase vorn, weil Kanada schon länger Erfahrung beim Anbau hat. Warum in den deutschen Cannabis-Geschäften nicht gleichzeitig Tabak und Alkohol verkauft werden darf (oder andersherum), erschließt sich mir nicht. Was spricht gegen das zentrale Verkaufen all dieser gesundheitsschädlichen Dinge? Egal. Ich stelle mir meine Mittagspausen in Zukunft cool vor. Erst kaufe ich mir auf dem Stadtplatz meinen Joint, dann spaziere ich bei bestem Wetter rüber zum La Gondola, setze mich in die Sonne und pfeife ihn mir rein. Dann schaue ich mal, wie er wirkt und ob der Tag „gelaufen“ ist. Mit dem Fahrrad wieder heimzufahren ist dann vermutlich eine schlechte Idee. Sollten sich zwei, drei Gleichgesinnte finden, gründen wir an Ort und Stelle unseren CCC-Verein. Club der Cannabis Consumer. Neumarkt Sankt Veit als Modellregion. Die Aussichten könnten nicht besser sein.
06.04.2023, Politik: Messerverbotszonen in Berlin geplant
Die neue Koalition in Berlin fackelt nicht lange und beschließt Messerverbotszonen. Nur ist die Meldung ein wenig knapp. Es fehlt die praktische Ausgestaltung. Die Leserschaft der Berliner Zeitung stellt sich das in ihren Kommentaren ungefähr so vor: An der Grenze zwischen Zonen, in denen Messer erlaubt sind und Messerverbotszonen sollte die Stadt Berlin Schließfächer aufstellen, damit sich der gemeine Messerstecher nicht allzu lange von seinem Lieblingsbutterflymesser trennen muss.
Ich fasse die vielen Kommentare in einer möglichen Nutzungsverordnung zusammen, die an den Schließfächern ausgelegt werden müssten: „Wir bedanken uns für Ihr Verständnis, möchten aber darauf hinweisen, dass es jetzt nicht so günstig wäre, wenn sie Ihre Springmesser abgeben, ihre Glock aber weiterhin mit sich führen. Außerdem finden Sie neben den Schließfächern Gebetsutensilien aller Art. Wir würden Sie für die Zeit des Aufenthaltes in der Messerverbotszone bitten, bei einem vorherigen Gebet Ihre kriminelle Energie abzulegen. Beim Verlassen der Messerverbotszone bekommen Sie diese natürlich kostenfrei wieder. Wir möchten auch höflich darum bitten, Messerstechereien nicht außerhalb der Messerverbotszonen durchzuführen. Das wäre kontraproduktiv, denn wir müssten die Straßenschilder dann kostenintensiv versetzen, um die Verbotszone zu vergrößern. Für Detailfragen kontaktieren Sie bitte den Queer-Beauftragten Ihres Stadtbezirkes. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Ihre Stadt Berlin“.
Andere Kommentatoren empfehlen, dass bei dieser Gelegenheit gleich Steuerhinterziehung und andere kriminelle Delikte wie Mord und Totschlag verboten werden sollten. Schalten Sie die Kriminalität ab. Schnell. Mit einem Straßenschild.
Die Befürchtung ist, dass ein gleichzeitiges Verbot von Mord und Totschlag und dem Sprengen von Geldautomaten manche Menschen intellektuell eventuell überfordert. Man sollte nicht zu viel verlangen.
In Neumarkt gab es vor kurzem wieder einen Einbruch und einen Einbruchsversuch. Warum? Ganz einfach: Die Eigentümer hatten vergessen, ein „Einbruch verboten“-Schild an allen vier Hauswänden zu installieren. Pech gehabt. Das Herstellen und Montieren dieser vielen Schilder würde aber einen enormen Ressourcen-Verbrauch bedeuten. Ich empfehle deshalb die Installation der Verbotsschilder gleich an den Neumarkter Ortseingangsschildern. Möglicher Text: ‚Hier ist die Durchführung von Straftaten verboten‘. QR-Code bitte nicht vergessen. So kann den Verbrechern gleich klipp und klar machen, dass sie doch besser die Umgehungsstraße nutzen und Neumarkt-Sankt Veit in einem großen Bogen umfahren sollten. Vielleicht stellen sie dann fest, dass Vilsbiburg oder Altötting solche Schilder noch nicht aufgestellt haben. Dort kann man sich ja dann ausleben.
Andere Kommentatoren verstehen wiederum das Verbot nicht. Wie soll sich der Messerstecher innerhalb der Messerverbotszone jetzt seine Stulle schmieren? Wie kommt der Dreisternekoch mit seinem persönlichen Messerschneideset jetzt zur Arbeit? Es gibt so viele Detailfragen. Die Einrichtung eines Arbeitskreises erscheint sinnvoll.
Wieder andere Kommentatoren sorgen sich um die Umsätze der Messerhersteller. Und ein Kommentator fordert sogar die Einrichtung von Drogenverkaufsverbotszonen in und vor und neben und hinter Schulen. Respekt. Auf diese Idee wäre ich jetzt nicht gekommen. Aber die Schwarmintelligenz in den sozialen Medien macht es möglich.
04.04.2023, Politik, ovb-Bericht: Neunzig Minuten anstehen für das 49-Euro-Ticket
Die Peinlichkeit des Tages druckt der ovb gleich auf der ersten Seite. Die Deutschen haben wieder einmal ihre ganze Spießigkeit demonstriert. Am gestrigen Montag begann der Vorverkauf für das Deutschlandticket, welches ab 1. Mai gültig sein wird. Bis zu 90 Minuten standen die Menschen in München in den Schlangen des MVG.
Ich entschuldige mich bei meinen internationalen Lesern ausdrücklich dafür, dass es uns Deutschen weiterhin ein Herzensbedürfnis ist, das Label des „Good Old Germany“ mit Leben zu erfüllen. Zeitenwende, Digitalisierungsjahrzehnt – davon möchte der Deutsche lieber nichts wissen und gesellt sich als braves Schaf und dem Tausend Euro teuren Smartphone in der Tasche brav zu den anderen Schäfchen, um ein Papierticket zu ergattern.
Ich soll einen schönen Gruß von meiner Frau sagen. Sie brauchte gestern exakt neunzig Sekunden (anstatt 90 Minuten), um ihr Bahn-Abo am Smartphone auf ein Deutschlandticket umzustellen.
Wir erinnern uns daran, dass die Begrifflichkeit 49-Euro-Ticket mal so ganz nebenbei durch Deutschland-Ticket ersetzt wurde. Das gibt ab 2024 Spielräume für die definitiv fällige Preiserhöhung.
Prüfen wir noch schnell die Argumentation, auch junge Schüler ohne Mobiltelefon müssten in den Genuss des Tickets kommen. Hier wäre eine ganz einfache Regelung möglich gewesen: Kindergeld für alle unter 14-jährigen um 49 Euro kürzen und damit den kostenlosen Nahverkehr für alle Kids ermöglichen.
Wie schaut es mit den Senioren aus? Wie ich schon immer argumentiere: Erstens sind laut finanzen.net 50% der Reichen in Deutschland Rentner, was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die anderen 50% arm sind. Ok, die Logik hinkt ein wenig. Das war jetzt der Versuch, den Leser zahlentechnisch zu überrumpeln…
Ein Smartphone bietet jedoch so viele Möglichkeiten, sein Leben angenehmer zu gestalten, dass sich mein Verständnis in engen Grenzen hält, wenn erwachsene Menschen sich nicht damit beschäftigen wollen. Und: Wenn sich meine Mama kein Smartphone leisten könnte, würde ich ihr eins kaufen, innerhalb von 90 Sekunden.
03.04.2023, Das Jobrad-System

Gefühlt alle zwanzig Jahre befasse ich mich dem Thema Fahrrad. Mein Lebtag bin ich fast nur gebrauchte Fahrräder gefahren. Mein jetziges Fatmodul ist das einzige Fahrrad, dass ich neugekauft habe. Die Zeit ist gekommen, sich neu zu orientieren. Ein E-Bike verbietet sich, will ich nicht. Somit rückt das Gravel-Bike in den Blickpunkt meines Interesses. Ich also hin zu meinem Lieblingsradlhändler ins nahe Niederbayern. Und? Relative Enttäuschung. Relativ deshalb, weil nur ein echtes Gravel-Bike zur Auswahl stand. Ich ließ mir das Rad erklären und war hellwach, als er mir die elektrische Schaltung zeigte. Das hatte ich noch nie gehört. Ich geriet in Kauflaune und hätte das Fahrrad gekauft. Es war aber in meiner Rahmenhöhe nicht vorrätig. Kein Problem, sagte ich, dann bitte bestellen. Geht nicht. Wie, geht nicht? Ok, was geht denn dann? In seinem Tablet hat er dann gesucht und gesucht und… nichts gefunden, was innerhalb von zehn Wochen lieferbar wäre. Ich habe die Fahrradkaufaktion abgebrochen und mich erst einmal näher damit befasst. Ich fand heraus, dass der Markt wie leergefegt ist. Ein Anruf in Burghausen zum Beispiel ergab, dass Fahrräder, die vor einem Jahr bestellt wurden, jetzt ausgeliefert werden. Wobei ich dachte, dass sich die meisten Menschen auf das Kaufen von E-Bikes fokussieren. Schließlich sieht man schon Kinder mit E-Bikes herumfahren. Scheinbar führt das deutsche Jobrad-System dazu, dass das Geld locker sitzt, womit wir beim Thema sind.
Tatsächlich sind die die Fahrradpreise stark nach oben gegangen. 4.000 Euro auszugeben ist überhaupt kein Problem. Es geht hoch bis zu 10.000 Euro. Ich habe im Internet ein Modell für 14.000 Euro gesehen. Solche Modelle lassen sich über Jobrad nicht mehr finanzieren. Normale Arbeitgeber erlauben einen Kaufpreis bis maximal 5.000 oder 6.000 Euro.
Welche Vor- und Nachteile hat das Jobradsystem? Der Vorteil liegt insbesondere darin, dass man über das System einen Batzen Geld „ausgibt“, den man als Normalsterblicher niemals bar bei einem Fahrradhändler hinblättern würde. Die Aussicht auf eine Steuerersparnis und das Sparen von Arbeitslosen- und Krankenbeiträgen lässt die Herzen jedoch höherschlagen. Um die Ersparnisse aufzuzeigen, warf ich den Jobrad-Kalkulator an, gab ein fiktives Bruttomonatsgehalt in Höhe von 4.444,44€ und eine Steuerklasse an und schon lagen die Details zur Entgeltumwandlung wie ein offenes Buch vor mir.

Es fällt auf, dass eine Entgeltumwandlung in Höhe von 125 Euro monatlich „lediglich“ zu einem Nettogehaltsverlust von 59 Euro führt. Auch die im Leasing-Zeitraum reduzierten Beiträge zur Rentenversicherung führen nicht zu einer bemerkbaren Rentenkürzung. Fazit ist, dass nichts gegen die Nutzung des Jobrades spricht, außer dass man etwas nutzt, was man nicht wirklich besitzt. Aber dieser Zeitraum ist endlich, weil man das Rad nach 36 Monaten kaufen kann.
Und es bleibt der fade Beigeschmack, dass das Jobrad-System eine gigantische Subventionsmaschine für die Fahrradindustrie ist, was wohl auch die Preise in ungeahnte Höhen hat schnellen lassen. Aber über die Auswirkungen, wenn der Staat in das Wirtschaftsleben einmischt, sprachen wir bereits. Ideologisch gewollt.
Fazit: Ich habe mich zum Teil des Systems gemacht und ein Gravel-Bike unverbindlich reservieren lassen. Der Radlhändler ist sich so sicher, das Teil auch für den Fall, dass ich das Rad nicht nehme, loszuwerden, dass er dies ermöglicht.
02.04.2023, Letzte Generation: Das Märchen von den Gesellschaftsräten
Nach dem Motto, dass Ignorieren auch keine Lösung ist, zog ich mir – zumindest überblicksweise – den folgenden Artikel der letzten Generation rein:
Gesellschaftsrat
Weil formal vor Inhalt kommt, schaute ich zunächst im Impressum nach, mit wem wir es tun haben: Carla Hinrichs und Ingo Blechschmidt. Zustellungsbevollmächtigt ist die Firma „Weber & Wir“. Schon allein das Recherchieren dieser drei Namen/Begrifflichkeiten wäre ein abendfüllendes Programm.
Beginnen wir mit der Jurastudentin Carla Hinrichs, die ab und an wegen Klimakleberei zu Geldstrafen verurteilt wird und ihr Studium unterbrochen hat, um Widerstand zu leisten. Laut Neuer Züricher Zeitung lebt sie als Sprecherin der Letzten Generation von Spenden. Diese müssen recht üppig sein, wenn man davon eine Rechtsanwaltskanzlei bezahlen kann (Weber & Wir), die auf Grund der Sachlage immer gut zu tun hat und sich üblicherweise nicht mit einer Flatrate bezahlen lässt.
Ingo Blechschmidt ist promovierter Mathematiker und Sprecher des Augsburger Klimacamps (daz-augsburg.de). Er arbeitet an der Universität Augsburg und hat eine ziemliche lange Karriere als Klimaaktivist hingelegt.
Jetzt kommen wir zurück zum Gesellschaftsrat. Der Artikel ist wirklich ewig lang. Offensichtlich machen sich die Klimakleber, während sie so auf der Straße festgeklebt sind und auf Hilfe durch die Polizei warten, echt Gedanken um unser Land. Gesellschaftsrat. Das klingt nach dem völlig schiefgegangenen Experiment der Sowjetunion. Denn Sowjetunion heißt übersetzt: Räteunion. Die Logik, Räte zu bilden, die es richten, ist nicht neu. Könnte sie funktionieren? Nein. Wie sollen denn zufällig geloste „Teilnehmende“ die nötigen Schritte erarbeiten, um Deutschland bis 2030 von der Nutzung fossiler Rohstoffe zu befreien? Wir sprechen von den Teilnehmenden, die jetzt schon jede Chance hätten, die Personalnot in Vereinen zu lindern, oder sich politisch oder anderweitig ehrenamtlich zu betätigen, und sei es nur durch Müll- oder Krötensammeln.
Wir sprechen auch von Berlin, wo 2,4 Millionen Einwohner aufgefordert waren, einen Volksentscheid hinsichtlich verschärfter Klimaziele zu unterstützen. Mit 865.000 Menschen ging nur etwas mehr als ein Drittel überhaupt zur Abstimmung. Und von denen stimmten auch noch 423.000 ‚Abstimmende‘ aktiv dagegen. Dabei gab es noch nicht einmal eine Gegenkampagne. Einfach zu Hause zu bleiben, hätte als „Gegenstimme“ eigentlich schon genügt. aber 423.000 Berliner sind von dem links-grünen Wahnsinn scheinbar so genervt, dass sie sich die Zeit nahmen, ihren Widerwillen zu demonstrieren. So wird das nichts, mit dem Kampf gegen den Klimawandel. Das sollte den links-grünen Demagogen zu denken geben. Sie erreichen mit ihrer ‚Basta‘-Politik genau das Gegenteil dessen, was sie erreichen wollen.
Die letzte Generation überschätzt die Deutschen hinsichtlich ihres Engagements erheblich. Und selbst wenn man uns Deutschen diese Lust an der Veränderung plötzlich einimpfen könnte, fehlte immer noch das profunde technische Wissen. Ich selbst habe keine Ahnung, welche Heizungsart für meine vier Wände in Frage kommen könnte und soll für ganz Deutschland solche Dinge entscheiden? Der Ansatz von Gesellschaftsräten kommt etwas befremdlich rüber und riecht förmlich nach dem Versuch, das Land komplett umzubauen und nach links zu rücken. Was sagt Hadmut Danisch dazu, dessen amüsante Blogs ich mir immer öfter durchlese: Kommunisten. Alles Kommunisten.
25.03.2023, Lokales: 49-Euro-Ticket birgt Risiken für Landkreis Mühldorf
Der ovb brachte heute einen Bericht über den Nahverkehrsausschuss, der sich mit dem 49-Euro-Ticket befasste. Für alle, die den ovb nicht haben, fasse ich die Kernbotschaften des ganzseitigen Berichtes kurz zusammen:
- Landkreis trägt viele Risiken
- Für den Landkreis Mühldorf könnte es richtig teuer werden, und für die Kunden auch
- Geld reicht nur für Start zum 1. Mai
- Bund und Länder geben bis Jahresende jeweils 1,5 Milliarden Euro aus
- Freistaat Bayern hat auf eine gesetzliche Vorgabe verzichtet
- Landkreis muss sich mit dem Ticket beschäftigen, Umsetzung wird zur Landkreissache
- Abwälzung der ganzen Arbeit auf die Landratsämter
- Festlegung des Landkreises nur bis Ende 2023
- Satzung oder Allgemeinverfügung notwendig (letzteres wird favorisiert), in Abstimmung mit Region 18
- Nach 2023 könnte der Preis schon höher ausfallen
- Differenz zwischen dem Deutschlandticket und dem kostendeckenden Ticket könnte anschließend durch die Landkreise ausgeglichen werden müssen
- Erhöhung der Kreisumlage könnte nötig werden, der Landrat will das vermeiden
Die Überschrift „Landkreis trägt viele Risiken“ hörte sich vielversprechend an. Auch ich hatte mir – anlässlich der Einführung des 9-Euro-Tickets – damals schon so meine Gedanken bezüglich der Finanzierung gemacht und unserem Landrat Maximilian Heimerl ganz am Anfang der öffentlichen Diskussion per Chat folgende Frage gestellt: Als Kunde, der im Landkreis Mühldorf wohnt und zum Beispiel die SOB (Südostbayernbahn) nutzt, kann ich bei den Hamburger Verkehrsbetrieben das dafür notwendige Onlineticket kaufen. Wie aber kommt die SOB, die ja die Beförderungsleistung für mich erbringt, zu ihrem Geld, welches ich ja an die Verkehrsbetriebe in Hamburg überwiesen habe?
Max Heimerl antwortete damals, dass er das auch nicht wüsste. Heute sind wir beide ein wenig schlauer, denn er wirft im Bericht die gleiche Frage (leicht abgeändert mit dem Hamburger Touristen in Bayern) auf – ich musste schmunzeln – und beantwortet sie mit der Befürchtung, dass Bus- und Bahnunternehmen dann vom Landkreis einen Ausgleich erwarten.
Aber wie soll das bitte funktionieren? Die SOB müsste ja Kenntnis davon erlangen, dass ich die Bahn überhaupt benutzt habe. Das setzt durchgängige Fahrscheinkontrollen voraus und bedingt, dass beim Scannen der Fahrkarte die Information an die SOB übertragen wird, dass ich mein Ticket nicht bei der SOB gekauft habe, sondern bei einem Hamburger Verkehrsbetrieb. Nehmen wir an, dass die Info tatsächlich von jedem Fahrschein zum Fahrscheinscanner des Kontrolleurs mitgeschickt wird. Dann kann die Beförderungsleistung der SOB immer noch nicht korrekt eingeschätzt werden. Ich könnte in Mühldorf in die SOB Richtung München einsteigen und werde sofort kontrolliert. Niemand weiß, ob ich bis München weitergefahren oder vielleicht in Schwindegg wieder ausgestiegen bin. Ich habe somit die SOB nur ein einziges Mal für wenige Stationen genutzt. Den Rest des Monates war ich in Hamburg unterwegs. Wie also sollen jetzt die 49 Euro logisch und gerecht zwischen den beteiligten Verkehrsbetrieben aufgeteilt werden? Einfache Antwort: Es geht nicht.
Dieses simple Beispiel führt zur Frage, wie der Landkreis hier finanziell „belangt“ werden soll, als auch zur Frage, wie die drei Milliarden Euro von Bund und Ländern gerecht zwischen Bus- und Bahnunternehmen verteilt werden sollen.
Wäre der ovb nicht nur eine reine Berichterstattungszeitung, sondern journalistisch unterwegs, dann könnte man auf die Idee kommen, dass uns Leser die Hintergründe interessieren. Man hätte entsprechend recherchieren können. So aber ist der Bericht lediglich ein Teaser, um selbst im Netz zu recherchieren.
Schon ein Blick in die Zeit legt weitere Details offen. Dort heißt es, dass sich Bund und Länder bei „Einnahmeausfällen“, und hier können ja wohl nur die Verkehrsbetriebe gemeint sein, die Kosten für das Einführungsjahr (es kann nur 2023 gemeint sein) hälftig teilen. Es heißt aber auch, dass sich der Preis erst nach zwei Jahren erhöhen soll. Der ovb-Bericht klingt hier etwas anders. Die Information, dass Landkreise hier zur Ader gelassen werden sollen, fehlt im Zeit-Bericht vollständig.
Ein Beitrag der SZ vom 06.03.2023 wiederum zitiert den Dachauer Landrat Stefan Löwl mit den Worten, dass die Pläne der Bundesregierung „ein Skandal, dilettantisch, undurchdacht seien“. Auch Löwl befürchtet, dass man auf Kosten sitzen bleiben könnte. Und jetzt verstehe ich auch, wieso. Landkreise treten als Gesellschafter und Miteigentümer von Verkehrsbetrieben auf. Es geht somit nicht nur um den personellen und zeitlichen Aufwand der Ausgestaltung, was ja auch indirekte Kosten sind, sondern um die Kosten als Miteigentümer. Dieser Umstand war aus dem ovb-Bericht nicht herauszulesen, aus dem SZ-Bericht aber schon.
Bleiben wir bei der zugesagten Kompensation der Einnahmeausfälle und stellen fest, dass dies nur die eine Seite der Medaille ist. Denn das hört sich zunächst gut an. Was aber ist mit der Ausgabenseite? Nehmen wir an, dass ein Verkehrsbetrieb plötzlich höhere Ausgaben hat. Ich erinnere nur an die aktuelle 10,5%-Lohnforderung im öffentlichen Dienst. Solche Ausgabensteigerungen führen normalerweise zu Preisanpassungen. Diese sind aber durch die Begrenzung auf das 49-Euro-Ticket nicht möglich. Was dann? Sackgasse? Schuldenaufnahme? Insolvenz? Denn: Von einem Ausgleich der möglicherweise steigenden Kosten durch Bund und Länder lese ich nichts.
Es wundert mich, dass hinter dem 49-Euro-Ticket noch so viele Fragezeichen stehen. Mit dem 9-Euro-Ticket, welches Mitte letzten Jahres für drei Monate galt, müssen alle Finanzierungsthemen doch schon längst aufs Trapez gekommen, alle Erfahrungen analysiert, alle Konzepte durchdacht und alle offenen Fragen beantwortet worden sein. Learning bei Doing hieß das bei uns Technikern früher.
Verblüfft war ich über die Aussage, dass das Ticket erst am 1. Mai kommt, damit das Geld wenigstens bis Jahresende reicht. Die Zwischenüberschrift „Geld reicht nur für Start am 1. Mai“ hatte ich innerlich schon mit der Gegenfrage gekontert: Ok, und was machen wir am 2. Mai? Aber in Verbindung der vorherigen Aussage ergibt die Überschrift zumindest einen technischen Sinn. Grundsätzlich ist es aber eine Bankrotterklärung für die Bundesregierung, wenn man das Ticket aus finanziellen Gründen nur acht Monate anbieten kann. Gibt es dann wieder eine Lücke? Bei abnehmender Finanzkraft geht es nächstes Jahr dann erst am 1. Juni oder 1. Juli weiter? Das ist keine langfristige, verlässliche Politik.
Mich würde interessieren, was in der angekündigten Allgemeinverfügung stehen wird. Ich kaufe ein Ticket, steige in die Bahn ein und fahre damit. Ich persönlich brauche somit eher keine Allgemeinverfügung. Was kann sie regeln? Was sollte sie regeln? Was muss sie regeln? Keine Antwort vom ovb. Es klingt auch nicht besonders demokratisch, den Kreistag mittels Allgemeinverfügungen zu umgehen. Sollte man nicht zu oft machen. Notfalls mal den französischen Präsidenten bitten, ein paar Bilder von Paris rüberzuschicken. Seine Rentenreform hat er auch am Parlament vorbei durchgedrückt. Jetzt schaut es auf den Pariser Straßen aus wie nach einem Krieg.
Wieder abgeschweift, zurück zum Ticket: Mein Fazit für das Ausgeben der drei Milliarden Euro fällt ganz einfach aus: Prinzip Gießkanne. Ein vernünftiges Konzept will mir nicht einfallen. Ab 2024 werden die Karten dann völlig neugemischt. Denn manch Politiker in der Ampelkoalition scheint beim Ticket nicht ganz richtig zu ticken. Ideologie schlägt Realität.
Wenn man durch das Netz streift, wird eines deutlich: Die Landräte landauf und landab sind schlecht gelaunt und insbesondere auf die Bundesregierung nicht gut zu sprechen. Kann ich gut verstehen. Alle befinden sich mit ihren Landkreisen in einem konstanten Krisenmodus.
22.03.2023, Politik: ver.di fordert 10,5% mehr Geld, aber mindestens 500 Euro
Um die Summen, um die es hier geht, richtig einzuordnen, fasse ich die Eckdaten kurz zusammen:
- Anzahl der Beschäftigten im öffentlichen Sektor: 2,5 Millionen
- Gehaltsforderung: mindestens 500 Euro mehr
Nehmen wir einmal an, dass man im öffentlichen Dienst ganz überwiegend nicht mehr als 5.000 Euro Brutto verdient, dann ist die Rechnung doch ganz einfach: 2.500.000 x 500 = 1.250.000.000 also 1.25 Milliarden Euro. Sollten 10% etwa 6.000 Euro verdienen würden, kämen noch einmal 125 Mio hinzu. Wir rechnen somit mit 1.5 Milliarden Mehrausgaben für Bund und Kommunen. Das bedeutet, dass die 10.5%-Forderung auf doppelte Art und Weise ins Leere geht. Wer 6.000 Euro verdient benötigt die Erhöhung nicht wirklich. Für Menschen, die 5.000 Euro Brutto oder weniger verdienen, geht die 10.5%-Forderung ins Leere, weil dann die 500 Euro-Erhöhung wirken wird.
Jetzt schauen wir uns die Beschäftigten mit Mindestlohn an, die es auch im öffentlichen Dienst geben soll. Sie bekommen monatlich bisher monatlich 12 Euro x 160 Stunden = 1.920 Euro Monatsbrutto. Wenn da jetzt fünfhundert Euro draufkommen, ergibt das 2.420 Euro, macht eine Gehaltserhöhung von 20,66%.
Die Gewerkschaft verabschiedet sich somit vom Mindestlohn, indem sie ihre Machtposition ausnutzt. Diese besteht darin, dass man Deutschland jederzeit zum Stillstand bringen kann. Wie das funktioniert, will man am nächsten Montag demonstrieren. Und weil es so schön ist, nimmt man die Bahngewerkschaft EVG gleich mit ins Boot. Die Forderungen sind mit 12% und 650 Euro noch ein wenig höher als die von ver.di. Das Motto ist klar: Zusammen sind sie stark. Da kann man das Arbeiten einstellen und lustig zum Kampf aufrufen. Komisch. Mein Gefühl sagt mir, dass es bei mir andersherum ist. Ich habe das Gefühl, während der Arbeitszeit mit den Herausforderungen und Unwägbarkeiten des Jobs zu kämpfen. Wobei ich mit solchen Parolen wie ‚Kämpfen‘ eher vorsichtig bin. Das ist mir ein Tick zu proletenhaft.
Die Gewerkschaft nennt es Warnstreik. Ich nenne es Generalstreik. Die Logik, dass mehr Leistung zu mehr Geld führt, weil eine leistungsfähige Firma, oder eben auch leistungsfähigere Verwaltungen effizienter arbeiten, was eben dann auch Gehaltserhöhungen rechtfertigt, wird in Deutschland völlig ausgeblendet. Als Begründung für Höchstforderungen reicht der Hinweis auf die Inflationsrate.
Die Lohn-Preis-Spirale ist in Gang gesetzt. Man könnte jetzt behaupten, dass der Staat ja gar keine Preise erhöhen kann, weil er nichts zum Verkaufen hat, womit es eine Lohn-Preis-Spirale gar nicht geben kann. Ok. Dann nennen wir es eben Lohn-Steuer-Spirale. Wir erhöhen die Steuern, um die Mehrkosten zu finanzieren. Auch nicht? Ok, dann nennen wir es eben Generationenkonflikt, weil die nächsten Generationen unsere Schulden bezahlen müssen.
Liebe ver.di-Gewerkschaft, zu welcher Wahrheit tendieren wir?
22.03.2023, Politik oder Krötensammeln? Krötensammeln.

Man kann hier schön sehen, wie das höfliche Männchen sein Weibchen quasi auf Händen trägt. Was? Stimmt gar nicht? Es ist andersherum? Dann ist das ein klarer Fall für deutsche Feministinnen. Denn so kann es nicht weitergehen. Ich fordere: Gleichberechtigung auch im Tierreich.
Auf jeden Fall ist das Sammeln von Kröten eine schöne Abwechslung. Das Gefühl, einige dieser schwachen Geschöpfe vor dem Straßenverkehr in Sicherheit gebracht zu haben, ist befriedigend. Es macht zumindest viel mehr Spaß als den Sozis zuzuhören. Ich mache das an zwei Beispielen fest.
Am Sonntagabend bei Anne Will fiel mir (schon wieder) dieser schleswig-holsteinische Provinzpolitiker Ralf Stegner auf. Im Jahre 2006 schaffte Heide Simonis ihre Wiederwahl nicht, weil ein Abgeordneter aus den eigenen Reihen in mehreren geheimen Wahlgängen gegen sie stimmte. Ich erinnere mich gut daran. Es war der Schenkelklopfer des Tages. Stegner hatte den unbekannten Abtrünnigen anschließend in einem offenen Brief attackiert, während die Medien damals mutmaßten, Stegner selbst könnte der Königsmörder gewesen sein.
Von 2003 bis 2008 war Stegner Mitglied des Aufsichtsrates der neugegründeten HSH-Bank. Über diese Zeit sagte der jetzige Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich des Verkaufes der Bank an private Eigentümer im Facebook am 28.02.2018 folgendes: Wir beenden damit die Geschichte einer Landesbank, deren Geschäfte aus den Jahren 2003 bis 2008 mit verantwortungslos hohen Risiken verbunden waren und zu vielen Milliarden Euro Kosten für die Steuerzahler geführt haben.“ Normalerweise müsste ein solch hartes Urteil zum Ende der politischen Karrieren für diejenigen führen, die als Aufsichtsräte diesen Wahnsinn hätten verhindern müssen. Nicht so in der SPD. Dort kann man einfach weitermachen, als sei nichts gewesen. Scholz selbst hat es mit der Warburg-Bank so gehalten. Und was er kann, konnten andere vor ihm schon lange.
Scheinbar hat Stegner sein griesgrämiges Gesicht zu seinem Markenzeichen erhoben und auch nicht mehr vor, das zu ändern. Schon der Spiegel hatte 2015 seine Mimik als Schlechte-Laune-Gesicht bezeichnet. Am Sonntag gab er den ganz großen Außenpolitiker. Er schaute auf seine Gesprächspartner herab, so als wolle er uns sagen: ‚Ihr habt doch alle keine Ahnung. Wieso gebe ich mich überhaupt mit euch ab‘.
Wenn die Fragen zum Ukrainekrieg aber detaillierter wurden, wartete er mit interessanten Erklärungen auf, so nach dem Motto, das sei nun mal Geheimdiplomatie, die hinter verschlossenen Türen stattfinde. Dummerweise scheinen Ergebnisse dieser Geheimdiplomatie á la Stegner Mangelware zu sein.
Ein zweiter, ähnlicher Vertreter seiner Art ist der Polit-Stratege Lars Klingbeil. Heute haute er mal virtuell mit der Faust auf den Tisch und forderte ein Ende des öffentlichen Koalitionsstreits. Die Vibrationen waren bis in das kleine Neumarkt-Sankt Veit zu spüren. Und sicherlich standen alle Koalitionäre sofort und in Ehrfurcht stramm. Das heißt, dass der Streit jetzt nur noch hinter verschlossenen Türen auszutragen ist. Schön, dann sind ja alle Probleme mit einem Schlag gelöst.
Ich bin mir sicher, dass ich heute mit dem Sammeln von Kröten und einem neuerlichen Einsatz für eine funktionierende IT-Umgebung in einem Privathaushalt deutlich mehr erreicht habe, als unsere beiden SPD-Politiker in den letzten acht Wochen zusammen.
16.03.2023, Politik, Migrationspolitik: Der Bund zahlt, die Länder zahlen, der Bund zahlt, die Länder zahlen…
Wer den dpa-AFX-Artikel durchliest, den die Börsenzeitung und andere Zeitungen wortwörtlich abdruckten, kommt zu dem Schluss, dass er genügend Potenzial für Politikverdrossenheit bietet. Unser aller Scholz (Sozi) verkündete, dass der Bund bereits den allergrößten Teil der Flüchtlingskosten trage. Eine solche Aussage kann man zunächst nicht wirklich in Frage stellen. Das könnte schon so sein.
Was aber dann nicht sein kann, ist eine Aussage des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (ebenfalls Sozi), nach der sich der Bund in seinem Land mit einem Sechstel der Kosten beteiligt. Ein Sechstel sind 16,66%. Verglichen mit einer maximal möglichen Beteiligung des Bundes von 100% können 16,66% unmöglich der „allergrößte Teil“ sein.
Sollte jemand über zwei derart unterschiedliche und gegenteilige Aussagen verdrossen sein, dann hat er mein volles Verständnis.
Jetzt könnten sich die zwei Sozis ja einfach per Telefongespräch einigen, wer denn nun Recht hat. Das wäre aber zu einfach. Man vertagt die Diskussion lieber in den Mai zu einem Bund-Ländergipfel. Ich bin schon auf die Ergebnisse gespannt. Vielleicht kommt man zu dem überraschenden Ergebnis, dass es völlig egal ist, ob Bund, Länder, oder die Kommunen die Gelder für die Migrationspolitik ausgeben. Denn es ist der Steuerzahler, der all dieses Geld erwirtschaftet. Und das gilt auch dann, wenn der Staat die Migrationspolitik über neue Schulden finanziert.
Ich habe verschiedene Online-Portale gecheckt. Alle geben den dpa-Text 1:1 wieder. Kein Online-Portal lässt sich dazu herab, die widersprüchlichen Aussagen zu kommentieren. Die Veröffentlichung scheint automatisiert zu erfolgen. Keiner schaut hin, was sie da eigentlich für einen Schrott veröffentlichen.
15.03.2023, Politik: Explosion der Energiepreise. Wirklich?
Googelt man nach der Begrifflichkeit „Explosion der Energiepreise“, zeigt google 956.000 Treffer. Wie schaut nun unsere private Preisexplosion aus? Heute kam die Jahresabrechnung für den elektrischen Strom. Zusammenfassung:
- Abschlagszahlungen in den letzten 12 Monaten: 1.474,00€
- Zahlung: 1.140,63€
- somit zu viel gezahlt: 333,37€
Das ist das Gegenteil einer Explosion. Die für uns gute gute Nachricht liegt auch nicht etwa an stark gestiegenen monatlichen Abschlagszahlungen. Blendet man unsere Einsparung von 16% aus, sind die Energiepreise nur geringfügig gestiegen. Rechnet man die Kosten auf einen Tag herunter, kommt man auf 3,12 Euro. Dafür hatten wir Strom, 24×7, unterbrechungsfrei. Ich kann mich im letzten Jahr an keinen Stromausfall erinnern. Ich halte 3,12 Euro pro Tag für sehr wenig, vor allem im Vergleich zu den monatlichen Kosten, die sonst so anfallen.
13.03.2023, Politik: Silicon Valley Bank ist kollabiert

Es ist der klassische Sog in die Katastrophe. Die amerikanische SVB-Bank, die 1983 gegründet wurde, unterstützte vor allem High-Tech-Unternehmen. Die Anleger, die jede Firma unterstützten, die das Wort ‚digital‘ richtig buchstabieren konnte, investierten mehr Geld, als die Bank für ihre zuletzt 30.000 Start- und Grown-up-Unternehmen überhaupt benötigte. Also legte man das Geld seinerseits auf den Finanzmärkten an. Und wenn man nicht mehr weiterweiß, dann investiert man halt in Staatsanleihen, die verniedlichend vom Markt auch als Witwen- und Waisenpapiere bezeichnet werden. Weil Witwen und Waisen als besonders schutzbedürftig galten/gelten, entstand dieser Begriff, um Investitionen zu betiteln, die risikoarm sind. Und in der Tat gelten Staatsanleihen als besonders sicher. Ausfallsicher sind die sowieso. Was aber passiert, wenn eine Zinswende kommt und andere Anlagen plötzlich attraktiver sind als die Staatsanleihen? Dann würde erst einmal gar nichts passieren. Staatsanleihen haben eine Laufzeit. Die kann man als Besitzer von Staatsanleihen absitzen, und man bekommt sein Geld plus der vereinbarten Zinsen am Ende wieder. Dramatisch wird es, wenn man sein investiertes Geld vor Ablauf der Laufzeit unerwartet benötigt. Dann muss man sie verkaufen und auf Käufer hoffen, die so viel Geld auf den Tisch blättern, dass man möglichst ohne Verluste davonkommt. Klappte aber bei der SVB nicht. Sie musste mit hohen Verlusten verkaufen, um die Liquidität zu sichern. Das kann man schon mal machen. Die Schieflage darf nur nicht publik werden. Nichts ist für Finanzmärkte schlimmer, als wenn Gerüchte oder schlechte Nachrichten die Runde machen. Dann muss nur ein Großinvestor abspringen, weil er Vorsicht walten lässt. Der Markt wird unsicher und reagiert panisch. Alle versuchen plötzlich, ihr Geld aus der Bank abzuziehen, das aber als Bargeld in solchen Mengen gar nicht vorhanden ist. Und schon ist die 16t-größte Bank der USA pleite und sorgt für ein Beben. Denn auch der in der Branche übliche Rettungsversuch mittels Kapitalerhöhung schlug fehl.
Reflexartig wird nun durch Bafin und die deutsche Politik beteuert, wie stabil die Lage bei uns sei. Die Bafin ist jene Behörde, die es hätte eigentlich kommen sehen müssen. Aber wie ich schon sagte: Wie will man den deutschen Anlegern der deutschen Tochtergesellschaft schonend beibringen, dass hier etwas nicht stimmt, ohne genau den Effekt auszulösen, den ich einen Absatz vorher beschrieben habe. Ein falscher Satz von irgendeinem Beteiligten, und schon kann die betroffene Bank mit einem Heer von Anwälten Schadensersatzforderungen geltend machen. Wir erinnern uns an den ehemaligen Deutsche Bank-Chef Rolf Breuer, der in einem Fernsehinterview die Kreditwürdigkeit der damaligen Kirch-Mediengruppe öffentlich anzweifelte, als er verkündete „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ Tatsächlich war die Kirch-Gruppe 2002 pleite. Leo Kirch selbst zog gegen Breuer und die Deutsche Bank vor Gericht. Kirch starb 2011, ohne ein finales Gerichtsurteil erleben zu dürfen. Kirchs Erben setzten den Kampf vor den Gerichten fort, der insgesamt siebzehn Jahre dauerte und die Deutsche Bank am Ende 800 Millionen Euro kostete. Wer eigentlich am Ende Recht hatte, wollte das Gericht gar nicht erst entscheiden. Die Sache endete mit einem Vergleich.
Und so blieb der Bafin nichts weiter übrig, als der SVB heute das Licht auszuschalten.
Noch ein wenig transparenter wird die Sache, weil ich heute mit einem Ex-Kollegen sprach, der seit kurzem beim deutschen Ableger eines amerikanischen Startup-Unternehmens arbeitet, die genau von der SVB finanziert wird. Seinen Kundenbesuch in der Schweiz nächste Woche hat er bereits abgesagt. Er denkt nicht daran, die Reisekosten für seine Firma vorzustrecken, so wie es in Deutschland üblich ist. Er denkt eher mit gemischten Gefühlen an die nächste Woche und fragt sich, ob sein Gehalt wohl noch kommen wird. Ich tendiere eher zu einem klaren Nein. Selbst wenn der amerikanische Präsident Joe Biden versprochen hat, dass die Fed hier für alle Kosten eintreten wird, so mahlen die Mühlen doch eher langsam. Am Ende werden auch nur die großen Player gerettet.
Die Fed ist das Zentralbanksystem, das die Zinswende eingeleitet hat, aus meiner Sicht auch einleiten musste, um die Inflation zu bekämpfen. Aber die Auswirkungen werden jetzt schön langsam sichtbar. Schlagzeile des Tages: Hat die Fed die Zinsschraube überdreht? Aus meiner Sicht nicht. Ich denke, dass die Staaten ihre Schuldenschraube überdreht haben. Ohne Schulden gäbe es keine Staatsanleihen mit seinen unkalkulierbaren Risiken. Und solch ein System von Staatsanleihen, Optionspapieren, Wetten auf fallende Kurse, Leerverkäufe und Futures soll unserem Rentensystem langfristig auf die Beine helfen? Da kann ich nur schmunzeln, wenn die Lage nicht so ernst wäre. Wenn ich aber dafür werbe, das Geld ganz einfach auf dem Girokonto zusammenzuziehen, um den Spielereien der Finanzmärkte aus dem Weg zu gehen, werde ich milde belächelt.
12.03.2023 Fixpunkt e.V. – Vorurteilsfreie Drogenhilfe und Gesundheitsförderung

Schon der Name des Berliner Vereins zeugt von innovativen Einfällen. Die Theorie liest sich unter https://www.fixpunkt.org/ relativ banal und nachvollziehbar. Man möchte „Drogenverbrauchenden akzeptierende und vorurteilsfreie Drogenhilfe“ zu teil werden lassen. Was könnte daran verwerflich sein? Eher irritiert mich der Zusammenhang zwischen Drogen und Gesundheitsförderung.
Wie das dann im woken, feministischen, rot-rot-grünen Berlin in der Praxis funktioniert, zeigt ein aktueller Bericht der Berliner Zeitung.
In Sachen Spritzbesteck und Gras wünsche ich viel Lesepaß.
11.03.2023, Deutschland im Abwärtsmodus
In Deutschland passieren Dinge, die ich eigentlich auf deutschem Boden für ausgeschlossen hielt. Amokläufe wie die in Hamburg, wo ein Ex-Jehova-Anhänger unter den Zeugen Jehovas ein Blutbad mit acht Toten anrichtete, verortete ich bisher eher in den USA. Andeutungen dieses auf Deutschland übergreifenden Wahnsinns gab es schon in der Vergangenheit. In München erschoss 2016 ein 18-jähriger im OEZ neun Menschen. In Winnenden wurden von einem 17-jährigen im Jahr 2009 neun Schüler, drei Lehrerinnen und auf der sich anschließenden Flucht drei Passanten getötet. Attentate auf Schulen: Auch so eine Unart, die aus den USA herübergeschwappt ist. Über die täglichen Messerattacken müssen wir gar nicht mehr sprechen. Es kann im Zug oder auf der Straße passieren. Deutschland ist nicht mal mehr subjektiv ein sicheres Land. Wenn es an die Urlaubsplanung geht, muss man bei der Auswahl des Ziellandes nicht mehr besonders aufpassen. Die Möglichkeit irgendwo im Ausland zu Schaden zu kommen, ist nur noch unmerklich höher als in Deutschland. Das kann man vernachlässigen. Reflexartig werden auf Grund des Hamburg-Attentates Forderungen laut, das Waffenrecht zu verschärfen. Und natürlich werden die Schützenvereine ins Visier genommen, unter deren Deckmäntelchen scheinbar so manch Verrückter schlummert. Hier wäre ich ausnahmsweise auf der Seite der Bundesregierung. Ich gebe dem rot-grünen Haufen in Berlin aber gleich den Tipp mit auf den Weg, dass Schützenvereine eine große Lobby haben. Der Widerstand wird riesig sein. Die Innenministerin Faeser braucht sich in Bayern als eine der Hochburgen von Schützenvereinen nicht mehr blicken zu lassen. Söder wird sich dagegen sagen: Versucht es ruhig mit diesen und ähnlichen Gesetzesänderungen. Je drastischer sie ausfallen, desto eher ist für die CSU die absolute Mehrheit bei der bayerischen Landtagswahl am 08.10.2023 gesichert. Allerdings ist das dann ein Pyrrhus-Sieg. Denn wenn es Deutschland schlecht geht, geht es auch Bayern schlecht. Damit ist niemandem gedient.
Zu der ganzen Schieflage kommt jetzt die Radikalisierung der Klimaaktivisten. Der focus berichtet über einen angesägten Strommasten in Garzweiler. Die durchtrennten Glasfaserkabel bei der Deutschen Bahn hatten erst vor wenigen Wochen den Bahnverkehr in Norddeutschland komplett lahmgelegt. Eine zweite solche Aktion konnte gerade noch verhindert werden.
Bleiben wir bei der Bahn: Der Deutschlandtakt kommt. Wir sind kurz davor. Laut qarks.de fehlen nur noch Kleinigkeiten. Rund 48 Milliarden Euro, ein paar neue Gesetze, die Digitalisierung des Streckennetzes, die Ausbildung von mehr als 30.000 Planungsingenieuren, die Erstellung von 180 Plänen, der Ausbau des Schienennetzes und die Kleinigkeit des Kaufes von mehr als 250 Zügen. Von Quarks sehr schön zusammengefasst. Ich würde noch etwas ergänzen. Nehmen wir an, dass von den 263 Zügen, durchschnittlich 13 im Wartungszustand und somit 250 rund um die Uhr im Einsatz sind, dann brauchen wir – bei 8-Stunden-Schichten – mindestens 750 Zugführer mehr. Mindestens deshalb, weil Urlaub, Krankheit, Elternzeit hinzukommen. Bei Zugführerinnen reden wir dann noch über ganz andere Dinge. Wir brauchen somit vermutlich 1200 Zugführer und genau so viele Zugbegleiter. Da kann sich die Migrations- und Integrationspolitik der Bundesregierung beweisen. Man muss die Ausbildung sehr gut timen. Denn wenn man jetzt bereits beginnen würde, könnten die ersten Ausgebildeten bereit in Rente gehen, bevor der Deutschlandtakt läuft. Denn Quarks.de geht von 40 Jahren aus, bevor es soweit ist.
05.03.2023, Hop, hop, hop, Energieverschwendung Stop!
Wer sich auch nur eine halbe Stunde mit Gebäudesanierungen beschäftigt, dem schwant Böses. Infantile Begrifflichkeiten wie die Überschrift des Beitrages verklären ein wenig die Situation und könnten uns im Glauben lassen, dass energetische Sanierungsmaßnahmen etwas Lustiges sind.
Auch die Inhalte der Seite effizienzrepublik.de klingen zunächst einmal nach einem Blumenstrauß von lustigen Forderungen, wobei ich in der Tat schmunzeln muss. Die Macher der Seite meinen mit Effizienzrepublik tatsächlich Deutschland. Was bitte läuft denn in Deutschland effizient ab?
Und so klickt man sich von Link zu Link und findet zum Beispiel die Studie der EnKliP, in der sich Uwe Nestle für intelligente Strom- und ehrliche C02-Preise ausspricht. Im Umkehrschluss heißt das was? Alles stupide? Alles unehrlich? Danke für die Aufklärung. Es motiviert mich ungemein zu wissen, dass ich unehrliche Strompreise bezahle. Gedacht hatte ich mir das schon. Es war nur nicht greifbar.
Seine Studie aus 10/2021 konnte ich leider nicht komplett durchlesen. Sie nennt sich Kurzstudie, ist aber 111 Seiten lang. Wer kann sich das antun? Auf Seite 7 stolperte ich über den Begriff der „stranded investments“. Die erste Idee ist die richtige. Gestrandete Investition, verlorenes Kapital.
Nestles Ideen bestanden damals unter anderem darin, durch eine Reform den Strompreis um 1,5Ct/kWh zu senken. Die Idee liest sich jetzt – im März 2023 – wie aus einer anderen Welt. Auch warnte Nestle vor der Abschaffung der EEG-Umlage. Was ist passiert? Am 01.07.2022 ist die EEG-Umlage vollständig entfallen. Herr Nestle, sie hätten Ihre Kurzstudie kürzer formulieren müssen, um mit Ihren Ratschlägen durchzudringen.
Schon auf Seite 8 wird es richtig bizarr. Es folgen Handlungsempfehlungen. Dynamische Abgaben, Priorität für klimagerechte Systemdienstleistungen, Begrenzung des Strompreisanstieges auf real maximal 1% pro Jahr, umfassende Klimabildung, sparsamer Umgang mit öffentlichen Geldern.
Es geht ewig so weiter und liest sich wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Es kommen aber auch solche neuen Begriffe wie Sektorkopplung vor. Interessant ist die Studie in Teilen zweifellos. Aber 111 Seiten an einem Sonntagnachmittag?
Man könnte das ganze Thema als Hirngespinst abtun, wäre da nicht die EU mit ihrer neuen EU-Gebäuderichtlinie. Wir müssen uns somit langsam in die Energieeffizienzklassen A bis H hineindenken und schon mal beten, dass die eigene Immobilie wenigstens schon F und nicht grade G oder H ist. Denn die EU plant, dass bis 2033 alle Gebäude, ob neu oder Bestand, der E-Norm entsprechen müssen. Was man bisher nur von elektrischen Geräten kennt, wird jetzt auf alle Gebäude übertragen.
Da heißt es wohl: Kommt Zeit, kommt Rat. Nur eines ist sicher. Es wird teuer. Für fällige Sanierungsarbeiten sollten sich Besitzer von älteren Immobilien – und die soll es durchaus geben – ruhig 50.000 bis 100.000 Euro zur Seite legen. Und Mieter sollten nicht glauben, dass sie das alles nichts angeht. Vielleicht sollte man sich jetzt – wo die Daumenschrauben noch nicht ganz so stark angezogen werden – einen Energieausweis für seine vier Wände beschaffen.
04.03.2023, Politik: Bewährungsstrafe für Vergewaltiger

Die Botschaft, die von solchen und ähnlichen Urteilen ausgeht, ist fatal. Wenn ich einen Arbeitsplatz und eine Wohnung habe, wenn ich Augenblicksversagen geltend machen kann, dann schaut es für mich gut aus. Wenn ich dann noch ordentlich Alkohol getrunken habe, dann kann der Verteidiger ins Felde führen, ich sei dann wohl „angepiekst“ gewesen.
Jedenfalls hilft das alles, bei einer Vergewaltigung einer 15-jährigen gute Chancen zu haben, mit einer Bewährungsstrafe davonzugekommen. Wenn man dann noch auf einen Richter trifft, der mit einem Skandal-Urteil unbedingt bundesweit bekannt werden will, der ’nicht nennenswerte Vorstrafen‘ ignoriert und auch nichts dagegen einzuwenden hat, wenn man als 30-Jähriger einer 15-Jährigen Cannabis anbietet, dann verbessert sich die Lage für den Vergewaltiger weiter. Am besten ist es, wenn man keinen Arbeitsplatz hat, sondern stattdessen bald einen Arbeitsplatz haben wird. Denn nur in Freiheit und mit Arbeit kann man schließlich – nach Richtermeinung – das Schmerzensgeld für das Opfer verdienen. Vor deutschen Gerichten genügt es mittlerweile, dass man auf einem guten Weg ist, ein ganz normaler Mitbürger zu werden. Außerdem sei die „Intensität der Vergewaltigung aus rechtlicher Sicht am unteren Rand“ gewesen. Und es wäre ja positiv, wenn das Opfer ihren Peiniger nur aus 50m Entfernung sehen muss. Ich möchte widersprechen und denke, dass es für das Opfer nach einer Vergewaltigung relativ schwierig ist, überhaupt irgendwelche Dinge positiv zu sehen. Wer aber denkt, dass der Osnabrücker Richter vielleicht einen schlechten Tag hatte und wir das als Ausnahme-Urteil abtun können, weil doch nach unserem Rechtsverständnis jeder Vergewaltiger ganz einfach in den Knast gehört, der irrt. Wer im Internet entsprechend recherchiert, merkt schnell, dass sich solche Urteile häufen. Gute Nacht, Deutschland.
23.02.2023, Politik: Berlin hat gewählt aber immer noch kein Endergebnis
Die Wahl zum Berliner Senat musste bekanntermaßen wegen Wahlpannen wiederholt werden. Ein Lospoltern über das Wahlergebnis gleich am Wahlabend des 12. Februar empfand ich als sinnlos. Es war schon bei der Prognose um 18.00 Uhr klar, dass der CDU ihr Wahlsieg nichts nutzen wird. Die Koalition aus SPD, Grüne und Linke macht einfach weiter, als sei nichts geschehen. Alle drei Parteien haben Stimmen verloren, kleben aber an der Macht. Ich hätte da nichts dagegen, wenn sich Berlin in die richtige Richtung entwickelt hätte bzw. entwickeln würde. Aber das Gegenteil ist richtig.
Wenn schon kein Regierungswechsel möglich ist, dann hätte ich mir zumindest gewünscht, dass die Grünen hauchdünn vor der SPD landen, damit die Giffey endlich in der Versenkung verschwindet. Dann wäre es zumindest interessant geworden. Aber selbst das hat scheinbar nicht geklappt. ‚Scheinbar‘ deshalb, weil das amtliche Endergebnis immer noch aussteht. Nur wenige Stimmen trennen die SPD und die Grünen, etwa 100. Vielleicht klappt das ja noch. An alle Verwaltungsangestellten: Bitte noch einmal alle Schränke durchstöbern. Vielleicht finden sich noch ein paar Wahlbriefe.
Die CDU kann jetzt rudern, wie sie möchte. Es wird sich kein Koalitionspartner finden. Neun Prozent der Stimmen entfielen auf Parteien, die somit alle an der 5%-Hürde gescheitert sind. Auch die FDP ist krachend rausgeflogen. Somit bräuchte die CDU zu ihren eigenen 28,2% noch irgendeine Partei mit ungefähr 14%. Da ist aber weit und breit niemand.
Somit: Keine Aufbruchstimmung in Berlin. In Deutschland ja sowieso nicht. Ich denke mit einem gewissen Galgenhumor an die nächste Bundestagswahl. Da läuft es auf die gleiche Konstellation hinaus. Der FDP kann ich nur raten, die Reißleine zu ziehen und vor den nächsten Landtagswahlen eine eindeutige Koalitionsaussage in Richtung CDU zu machen. Wenn nicht, dann wird die FDP in keinem einzigen Landesparlament und auch nicht mehr im Bundestag vertreten sein. Ich kann mich erinnern, dass ich die FDP bei Bundestagswahlen ein- oder zweimal mit meiner Zweitstimme unterstützt habe. Das passiert jetzt garantiert nicht mehr.
19.02.2023, Politik: Flüchtlingshelfer Axel Steier
Wir setzen unseren Blog von gestern fort und schauen uns eine weitere Person etwas genauer an, die ihre ideologischen Ideen über uns ausbreitet. Bevor wir aber zu seinen verbalen Äußerungen zum Beispiel auf Twitter kommen, erwähnen wir noch nebenbei, dass Steier Vorsitzender und Sprecher der Organisation ‚Mission Lifeline Search and Rescue‘ ist. Nach eigener Aussage rettet die Organisation Menschenleben, zu Wasser oder an Land, oder im Mittelmeer. Jetzt hätte ich natürlich sehr gern die Frage aufgeworfen, ob die Logik, Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu fischen, nicht zumindest indirekt die Schlepperkriminalität fördert. Kann ich aber leider nicht, weil ich beim Recherchieren grade noch aus dem Augenwinkel gesehen habe, dass die Organisation doch recht schnell dabei ist, Unterlassungsklagen anzustrengen. Und die gewinnt sie auch, wie zwei Fälle zeigen: 2018 hatte Pegida die Organisation als „Schlepper-NGO“ betitelt. Fatale Aussage von Pegida – Prozess verloren. Im neuerlichen Fall entschied das OLG Dresden, dass die Aussage der AfD, der Dresdner Verein erhalte Steuergelder, weil Dresden der Initiative ‚Sicherer Hafen“ beigetreten ist, falsch sei und nicht wiederholt werden dürfe. Dass man vor Gericht und auf hoher See in Gotteshand ist, beweist der Umstand, dass das Landgericht die Unterlassungsklage zunächst abgewiesen hatte und erst das OLG die AfD in Folge einer Berufung durch Lifeline auf Unterlassung verurteilte.
Interessant ist die Urteilsbegründung: „Zwar seien im politischen Meinungskampf auch polemische Zuspitzungen und Vergröberungen grundsätzlich hinzunehmen, dies gelte aber zum einen nicht für – wie hier – unwahre Behauptungen, zum anderen nicht in Bezug auf am politischen Meinungskampf unbeteiligte Dritte wie den Kläger.“
Die Organisation Lifeline beteiligt sich nach Ansicht des OLG nicht am politischen Meinungskampf? Nun, wenn man sich im Twitter Steiers Aussagen anschaut, in die auch Hans-Georg Maaßen involviert ist, dann sind wir schon recht schnell beim politischen Meinungskampf. Ich halte das Auftreten der Organisation und auch die Äußerungen auf der Homepage und in den sozialen Medien für hochpolitisch.
Und jetzt zum legendären Weißbrot-Zitat von Axel Steier. Jemandem, der auf Twitter fragte, warum denn die Geretteten unbedingt nach Europa müssten, antwortete Steier, dass „wir das so wollen“. Sie (Lifeline) säßen am längeren Hebel und bald sei Schluss mit dem lustigen Leben als Weißbrot. Denn in 50 bis 100 Jahren werde es keine Weißbrote mehr geben, denn dann würden sich alle Nachkommen einen Partner oder eine Partnerin suchen, die nicht weiß sei. Die Enthomogenisierung der Gesellschaft schreite voran und er (Steier) unterstütze das mit seiner Arbeit. In einem anderen Tweet kündigte er an, dass er weitermache, bis es ‚richtig bunt‘ sei.
Und weil er sich bei seinen Aussagen auf Twitter so gar keine Sorgen zu machen scheint – weil er offensichtlich aus der Politik heraus genügend Rückenwind verspürt – setzte er einem Tweet noch den Tag #Team Umvolkung hinzu. Womit ich meiner Liste neuartiger woker Begriffe mit den Wörtern Enthomogenisierung und Umvolkung zwei weitere Highlights hinzufügen darf. Danke, Axel Steier. Und danke an das OLG Dresden für das Wort ‚Vergröberung‘.
Und weil ich gestern in Sachen Feminismus ein wenig satirisch unterwegs war, habe ich mich bei der Antifeminismus-Meldestelle der Amadeu-Antonio-Stiftung gleich selbst angezeigt. Wenn wir schon das Denunziantentum in Deutschland zu neuem Leben erwecken, dann fängt natürlich jeder bei sich selbst an. Da muss man sich schon „ehrlich machen“. Habe ich bei Lanz in dieser Woche mehrmals gehört. Und schon liegt das Thema für meinen morgigen Blog wie ein offenes Buch vor mir.
Gute Nacht, Deutschland.
18.02.2023, Politik: Feministische Sicherheitspolitik – auch das noch…
Bei der Überlegung, von wem Deutschland ideologisch bestimmt wird, sollten wir nicht zwingend an Protagonisten wie Scholz, Habeck und Baerbock denken. Sie ziehen vielleicht im Hintergrund an den Strippen – die eigentliche Demagogie geht aber von der zweiten Reihe aus. Wir kommen in einem der nächsten Blogs noch zum Kollegen Axel Steier, beginnen aber – beeinflusst von grassierendem Feminismus – mit Kristina Lunz, die als Gastautorin bei focus-online von einer militaristischen Besetzung der Münchner Sicherheitskonferenz spricht und – wie könnte es sein – von der Logik, dass Sicherheitspolitik feministisch sein müsse.
Die feindlichen Auslandsgeheimdienste verfolgen die Vorgänge bei der Sicherheitskonferenz ganz genau, aber eben auch das Drumherum. Und so hatte ich heute einen Anruf von irgend so einem Nordkoreaner. Kim Jong Irgendwas, oder wie der heißt, der über meine Homepage auf mich aufmerksam geworden sei. Ich konnte mich dann doch schwach wieder daran erinnern, dass der junge Mann ganz gern mal Raketen testet und damit die Südkoreaner und die Amerikaner in den puren Wahnsinnt treibt. Mittlerweile wohl auch die Japaner. Jedenfalls kam der Videocall über Teamviewer, weil er Webex und MS Teams wegen der Sanktionen gegen ihn nicht nutzen kann. Aber eine geklaute Version von Teamviewer konnte ihm seine IT-Abteilung dann doch irgendwie auf seinen PC installieren. Er wollte von mir wissen, was Feminismus bedeute.
Ich erklärte ihm kurz die deutsche Außenpolitik. Da ich sie selbst nicht verstehe, habe ich mir einfach eine Story aus den Fingern gesaugt. Irgendwas Banales, was der Wahrheit ja auch ziemlich nah kommt. Das beruhige seine Nerven, weil ich sehen konnte, wie er vorher vor lauter Furcht vor den bösen Südkoreanern und den noch böseren Amerikanern in seinem Atomkoffer nervös am Startknopf herumnestelte – während er einen imperialistisch anmutenden Burger in sich hineinspachtelte. Vier weitere warteten noch auf den Verzehr.
Das Problem ist ja, dass die Befehlskette in Nordkorea wesentlich kürzer ist als in den USA oder in Frankreich. Jedenfalls erklärte ich ihm, dass es sich beim deutschen Feminismus nicht etwa um eine von Krauss-Maffei produzierte Superwaffe mit 8.200km Reichweite handeln würde, sondern dass Feminismus nur eine Ideologie von ein paar Spinnerten sei. Die leider immer mehr um sich greife – was ich aber lieber für mich behielt. Mit dem Wort „Spinnerte“ konnte er jetzt auch nicht viel anfangen, aber der Kim hat ja seine Jugend inkognito in der Schweiz verbracht. Sein Englisch ist recht gut. They are all nuts. Das hat er dann doch irgendwie verstanden. Ein Lächeln konnte ich ihm mit diesem Idiom nicht abringen, aber ich sah, dass er sich zumindest etwas entspannte – und zum zweiten Burger griff. Punkt für mich. Ich wollte noch ein wenig small talk halten, aber er meinte, er müsse weiter, er hätte noch ein paar Raketen zum Testen. Gerade wollte ich ihm das noch schnell ausreden, da hatte er schon aufgelegt. Schnösel.
Kommen wir zurück zu Kristina Lunz, die auf focus ihre Bühne gesucht und gefunden hat. Logisch, dass nicht nur die Sicherheitspolitik feministisch sein muss, sondern auch der Kampf gegen den Klimawandel. Mit ganz kleinen Schrittchen beteilige ich mich an diesem Kampf ebenfalls, aber aus der Sicht der Feministinnen vermutlich mit einem völlig falschen Ansatz. Vegetarisch ernähren, mit dem Fahrrad fahren – alles sinnlos. Heutzutage wird sich auf den Straßen angeklebt und kritische Infrastruktur lahmgelegt. Und man lässt sich von Firmen und Organisationen anstellen und ordentlich dafür bezahlen. Der Kampf gegen den Klimawandel muss professionell ablaufen und nicht so stümperhaft. Professioneller Kampf ist eine anstrengende Angelegenheit. Da muss sich die aktivistische Jugend man dann schon einmal einen Langstreckenflug buchen und sich in Thailand erholen. Und in Thailand kann man dann beim Lao Khao gleich noch darüber nachdenken, wie man in Deutschland das Patriarchat abschafft. Da geht es um uns ‚Weißbrote‘ – um einen Vorgeschmack auf meinen nächsten Blog zu geben.
12.02.2023, Politik: Das deutsche Asyl-Dilemma
Ich lese gerade das Buch ‘Never‘ von Ken Follett und kämpfe mich schon seit dreizehn Monaten durch den dicken Wälzer, und zwar die englische Version. Manchmal muss ich pro Seite zehn Wörter im dict.cc nachschauen, manchmal gar keines. Ich habe mir vorgenommen, das Buch wörtlich zu übersetzen. Ich bin bei ¾ des Buches angekommen. Inhaltlich spitzt sich die Sache langsam zu. Bei einem der drei Handlungsstränge geht es um einen Flüchtlingstreck, der sich vom Tschad aus Richtung Libyen mit dem Ziel in Bewegung setzt, über das Mittelmeer Europa zu erreichen. So ein Buch bringt dem Leser die Flüchtlingsthematik emotional näher.
Ein weiterer Aspekt sind die aktuellen Nachrichten bezüglich bestimmter Einzelfälle. Da gibt es den Fall des 31jährigen Afghanen, der 2018 als Kinderschänder verurteilt wurde, weil er sich an zwei Nachbarskinder vergangen hatte. Nach Verbüßung einer Teilstrafe wurde er im Februar 2021 nach Afghanistan abgeschoben und mit einer mehrjährigen Einreisesperre belegt. Das schien der dreifache Familienvater wohl nicht richtig verstanden zu haben. Im Dezember ist er über Iran, Türkei, Griechenland, Italien, Albanien, Kroatien, Slowenien, Österreich und die Schweiz wieder nach Deutschland eingereist. Bei einer Polizeikontrolle wurde er festgesetzt und saß/sitzt daraufhin seine ausgesetzte Reststrafe ab. Und was nun? Ab morgen ist er ein freier Mann. Und anders als im Jahre 2018 kann er nicht abgeschoben werden. Nach jahrelangem Protest aus allen Richtungen hatte die damalige Bundesregierung mit Innenminister Seehofer im August 2021 einen vollständigen Abschiebestopp nach Afghanistan verfügt, der heute noch gilt. Man habe bei der Sicherheitslage in Afghanistan schließlich auch eine Verantwortung für die Rückzuführenden.
Spätestens jetzt beginnt der Widerspruch. Wenn man den Zurückzuführenden nicht zumuten kann, wieder in Afghanistan zu leben, kann man denn der afghanischen Familie mit fünf Töchtern – von denen keine mehr in die Schule gehen darf – ein Leben in Afghanistan zumuten? Eher nicht. Somit gibt es bezüglich des Asylrechtes keinen logischen Unterschied zwischen einem abzuschiebenden Straftäter und der in Afghanistan unter schwierigsten Bedingungen lebenden Familie.
Aus menschlichen Gesichtspunkten wäre es angebracht, Afghanistan komplett zu entvölkern, um damit das unschuldige afghanische Volk der Unterdrückung durch die Taliban zu entziehen. In der Praxis schaut es aber ganz anders aus. Junge Männer trauen sich reihenweise die beschwerliche Reise nach Deutschland zu, afghanische Familien können sich den Gefahren der Flucht nicht aussetzen. Der von Deutschland verhängte Abschiebestopp zieht Afghanen geradezu magisch an. Wer es einmal geschafft hat, kann bleiben.
Dabei ist Afghanistan nur ein Aspekt in der Flüchtlingspolitik. Laut UNO sind 103 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Dazu kommt eine unbekannte Zahl von Menschen, die die Absicht haben, zu flüchten. Würde man statistisch erfassen, inwieweit diese Menschen Deutschland als Zielland sehen, käme man sicherlich auf eine Zahl, die die Aufnahmekapazität Deutschlands sprengen würde. Das heißt, dass unser Asylrecht einzig und allein darauf setzt, dass es die Flüchtlinge einfach nicht nach Deutschland schaffen. Denn sonst wäre es ja logisch, die deutschen Flüchtlingsschiffe im Mittelmeer nicht nur in den internationalen Gewässern herumfahren zu lassen, um die Flüchtlinge aus den seeuntüchtigen Booten herauszuholen, sondern man könnte die Schiffe gleich in libyschen Häfen einlaufen lassen, um die Flüchtlinge dort aufzunehmen. Das wäre ein Stück weit ehrlicher. Noch ehrlicher wäre es, das deutsche Asylrecht zu ändern, weil unsere Infrastruktur am Limit ist. Und bei gefühlt einer Messer-Attacke pro Tag nimmt auch die Akzeptanz ab.
11.02.2023, Politik, ovb-Bericht: Bier häufig zu billig.

Alle vier Wochen bläst der Präsident des Bayerischen Brauerbundes, Georg Schneider, zum Angriff auf die Bierpreise. Wir lesen immer die gleichen Argumente. Hier weiter unten – im Juli 2022 – musste ich mich dem Thema schon mal augenzwinkernd widmen. Aber zurück zum gestrigen ovb-Beitrag:
Corona hätte für Einbußen bei den bayerischen Brauern gesorgt. Anmerkung: Wussten wir schon.
Im Jahr 2022 hätte es mit 25,5 Millionen Hektolitern bayerischem Bierumsatz das beste Ergebnis seit 1997 gegeben, aber die Zahlen seien trügerisch. Anmerkung: Jammern auf hohem Niveau. Kann als Voraussetzung für gewünschte Subventionen nie schaden.
Kostenexplosionen durch Ukraine-Krieg. Anmerkung: Man kann es nicht mehr hören. Schon im Januar waren laut Morgenpost die Gas-Preise wieder auf Vorkriegsniveau. Das ist mir zwar selbst unbegreiflich, aber ich zitiere hier nur, was ich gefunden habe.
Das Bier sei häufig zu billig. Anmerkung: Was heißt denn ‚häufig‘? Wie kann in einer freien Wirtschaft überhaupt ein Produkt „zu billig“ sein? Erschließt sich mir nicht.
Kostenerhöhungen würden bei weitem nicht an die Kunden weitergegeben. Anmerkung: Warum nicht? Man verzögert eine notwendige Preisanpassung und fängt die Problematik ab? Brauereien leben von ihrem Ersparten oder nehmen Kredite auf?
Es solle Schluss sein mit der unsäglichen Bürokratie. Anmerkung: Genau. In Deutschland schnipst der Bayerische Brauereiverband mit dem Finger und schon ist die Bürokratie abgeschaltet.
Mittelständische und familiengeführte Brauereien hätten es besonders schwer. notwendige Preiserhöhungen an den Einzelhandel weiterzugeben. Anmerkung: Herr Schneider, bitte fünf Euro ins Phrasenschwein. Betrachten wir die Historie. Im Jahr 1952 gab es in Deutschland etwa 10.000 Brauereien in Deutschland. Im Jahr 1988 waren es noch 1.168. Herr Schneider, woran lag das wohl? Richtig. Sie konnten ihre Preise gegenüber dem Einzelhandel und ihren Kunden nicht durchsetzen. Das war schon vor 70 Jahren so und ist heute nicht anders, wenngleich – durch die Wiedervereinigung und den Craft-Beer-Trend – im Jahre 2021 etwa 1.500 Brauereien Bier brauten, Tendenz leicht steigend. Den Bayerischen Brauerbund gibt es seit 1880. In dieser Zeit gab es im Deutschen Reich gar 28.000 Brauereien. Was hat der Brauerbund zwischen 1952 und 1988 gegen das Brauereisterben, bei dem 88% der Brauereien verschwanden, unternommen? Offenbar nicht viel.
Weiter geht es mit Schneiders Aussagen. Politiker würden eine Senkung des Alkoholkonsums anmahnen, was ein solches Ausmaß an Bevormundung und Beraubung der Konsumfreiheit sei. Anmerkung: Richtig ist, dass Alkohol als Zellgift gesundheitsschädlich ist. Und das beginnt mit dem ersten Tropfen. Was medizinisch erwiesen ist, kann Schneider kritisieren, wie er möchte. Alle Argumente pro Bier mit bayerischer Lebensart und Tradition und zünftigem Beisammensein verschwinden hinter der einfachen Logik, dass Bier der Gesundheit schadet.
Wie viel den Bürgern das Bier tatsächlich wert sei, würde sich erst zeigen, wenn die Erhöhung der Bierpreise beschlossen sei. Anmerkung: Der ganze ovb-Artikel war reines blabla, aber dieser eine Satz hat es in sich und müsste eigentlich sofort das Kartellamt auf den Plan rufen. Denn das „Beschließen“ höherer Bierpreise hört sich nach einer konzertieren, jedoch regelwidrigen, Aktion der bayerischen Bierbrauer an. Treffen sich hier die wichtigsten Brauereichefs, um die Preise abzusprechen, oder wie darf ich das verstehen?
Als jemand, der seit 23 Jahren im Vertrieb arbeitet, weiß ich zufällig, wie Preise entstehen. Sie entstehen nicht durch irgendeinen „Beschluss“ eines Konsortiums oder durch Preisabsprachen. Sie entstehen durch Angebot und Nachfrage. Sie entstehen durch Erfahrung. Sie entstehen durch Kundenkenntnis. Sie entstehen durch Kalkulationen. Sie entstehen durch Gespür. Erzeugungspreis + notwendiger Marge = Verkaufspreis. Ich kalkuliere noch ein wenig anders, aber das ist ein Betriebsgeheimnis.
Letzens saß ich wieder im Burghauser Bistro und bekam mit, wie ein Gast am Nebentisch nach dem Genuss von drei Weißbier am Ende 14.40 Euro bezahlte, also 4,80 Euro pro Glas. Trinkgeld obendrauf. Ein in der Tat stolzer Preis, nur um mit Zellgift abgefüllt und leicht beschwipst nach Hause zu gehen. Man bemerkt aber natürlich auch selbst die hohen Preise. Ein halbes Kastenbrot beim Lieblingsbäcker auf dem Stadtplatz: 3,20 Euro. Supermarkt-Brot ist und bleibt keine Alternative. Aber ich möchte jetzt nicht preisgeben, wie schnell ich so ein halbes Brot aufessen könnte, wenn ich denn wöllte. Knapp bei Kasse zu sein, ist grade für Familien im Moment ungünstig. Entspannung ist nicht in Sicht.
10.02.2023, Politik: Ricarda Lang erklärt uns die Welt.
Kitas seien der Ort, an dem über Chancen und Gerechtigkeit in diesem Land entschieden wird?
Der Satz ist mir zu hoch. Was heißt er für Kinder, die nicht in den Kindergarten gegangen sind? Aus? Vorbei? Keine Karriere-Chancen? Ausgegrenzt? Als Herdkinder geächtet bis zum Ableben? Bis zum Tod ein ungerechtes Leben für die Betroffenen?
Ricarda Lang hat keinen Beruf. Sie studierte von 2012 bis 2019 Rechtswissenschaften. Sieben Jahre Studium reichte aber nicht aus, um ihr Wissen so zu vermehren, dass es zu einem Abschluss gereicht hätte. Bei sieben Jahren Studium wünsche ich mir eines zurück: Die Studiengebühren. Sie könnten so einem Spuk eine Ende machen.
Lang hat keine Kinder. Sie ist bisexuell. All das waren aus Sicht der Grünen optimale Gründe dafür, sie in die Position der Bundesvorsitzenden zu hieven. Aus dieser Position heraus hat sie aber kein Problem, uns ihre Lebensweisheiten zu vermitteln. Lieber wäre mir in diesem Fall gewesen, sie hätte uns etwas wirklich BeLangloses erzählt.
Bei obigem Statement aber dachte ich mir: Michi, das kennst du irgendwoher. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Aussage ist abgekupfert. Denn das Gleiche erzählten uns gebetsmühlenartig Margot und Erich Honecker. Sie war Bildungsminister, er Staatsratsvorsitzender. Beide an Borniertheit kaum zu überbieten, aber eben voller Bauernschläue. Denn auch in der „DDR“ hatte man die ideologische Idee, die Kinder bereits im Kindergarten bildungspolitisch in die richtige Richtung zu lenken, um die damalige ‚Diktatur des Proletariats‘ zu stützen, zu schützen und auszubauen. Und jetzt lese ich den gleichen Quatsch erneut.
Ricarda Lang kann sich offensichtlich nicht vorstellen, dass deutsche Mütter ihren kleinen Kindern das nötige Rüstzeug für das Leben mitgeben können. Was sie von uns weißen Männern hält, kann ich nur erahnen.
Wie praxisfern ihre Aussage ist, zeigt sich am Beispiel Tübingen. Dort muss der grüne Bürgermeister Boris Palmer jetzt die Betreuungszeiten in seinen Kindergärten drastisch einschränken und bringt damit das Leben von Familien mit berufstätigen Eltern erheblich durcheinander. Grund ist ganz einfach der Personalmangel.
Selbst wenn man Lang bei ihrem Statement überhaupt keine Hintergedanken unterstellt, dann klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine erhebliche Lücke. Über Themen fabulieren? Ja. Probleme lösen? Nein.
Auf Twitter, wo die Grünen-Gegner natürlich in ihrer Emotionalität losschimpfen, was das Zeug hält, werden genau diese politischen Hintergedanken unterstellt. Ich selbst will nicht auf diese Logik einschwenken. Für mich fehlt der berufslosen Lang ganz einfach Wissen, Erfahrung und Altersweisheit. Aber das Netz ist in den Angriffsmodus übergegangen. Kostprobe: Man müsse die Kinder vor den Grünen beschützen und sollte sie am besten überhaupt nicht in Kitas schicken, um sie nicht der woken linksgrünen „DDR“2.0- Ideologie aussetzen. Von den Grünen gehe für die Kinder höchste Gefahr aus. Unterstützende Posts konnte ich nicht erkennen.
Corona ist ein warnendes Beispiel, wie Themen in unserem Land ideologisch besetzt werden. Mittlerweile wird rückblickend jede einzelne Maßnahme in Frage gestellt. Masken an der frischen Luft? Sinnlos. Schulschließungen? Ein Fehler. Impfnebenwirkungen? Schlimmer und öfter als bisher zugegeben. Und das sind Erkenntnisse, die nicht von den Montagsspaziergängern kommen, sondern von Gesundheitsminister Karl Lauterbach selbst. Ich selbst war von den Impfungen (drei an der Zahl) total überzeugt, was das Vermeiden schwerer Verläufe angeht. Aber klar ist jetzt: Eine vierte Impfung wird es nicht geben.
Wieso die Bundesregierung in ihrer Verblendung laut SPIEGEL 670 Millionen Impfdosen für 13,1 Milliarden gekauft hat, ist unerklärlich. Dividiert durch unsere 84 Milliarden Menschen sind das ungefähr 8 Impfdosen pro Mensch, inklusive Neugeborene. Wenn alle Menschen so denken wie ich, sind 5/8 dieser Summe für die Tonne. Aber Geld ist ja niemals weg. Es wurde nur umverteilt. Umverteilung ist auch ein Wesensmerkmal rot-grüner Politik.
07.02.2023, Nur für den Fall, dass in der Türkei grade Ärzte fehlen…
…kann ich mit Statistiken ein wenig nachhelfen. Laut TRTDeusch gab es 2020 in Deutschland 402.000 Ärzte. Davon waren 58.000 Ärzte aus dem Ausland. Aus Rumänien waren es beispielsweise 4.433 Ärzte, die unser Fachkräfteproblem lösen. Trifft sich gut, denn sie waren in Rumänien einfach übrig. Wurden nicht mehr gebraucht. Alles wäre bestens, wenn ich nicht auch noch einen Artikel des Deutschlandfunks aus dem Jahr 2019 gefunden hätte, nach dem in Rumänien damals schon 13.000 Ärzte fehlten. Insgesamt fällt das Ganze beinahe schon unter kulturelle Aneignung. Neuzeit-Kolonialismus fände ich auch recht passend.
Aus der Türkei haben wir etwas mehr als 1.200 Ärzte. Nach dem gestrigen Erdbeben hätte die Türkei bestimmt ganz gerne 1.200 Ärzte mehr, um die größte medizinische Not zu lindern. Klappt aber nicht, weil wir ja unseren Ärztebedarf auch mit türkischen Ärzten decken. Und da ist uns nun mal das Hemd näher als der Rock.
06.02.2023, Nach Afghanistan geht Gott nur noch zum Weinen.
Wir müssen wie immer voraussetzen, dass das Video echt ist und kein Fake. Die Echtheit lässt sich nicht überprüfen. Aber selbst Unicef geht davon aus, dass jedes dritte Mädchen verheiratet wird, bevor es 18 ist. Warum also nicht gleich eine 8-jährige heiraten. Man kann sie zunächst als kostenlose Arbeitskraft im eigenen Haushalt nutzen, um dann…, nun ich denke das jetzt nicht zu Ende, aber die Begriffe Arbeits- und Sex-Sklavin scheinen mir hier nicht zu weit hergeholt zu sein.
Das Netz ist voller unfassbarer Nachrichten über Afghanistan. Historisch gesehen gibt es vor allem zwei Länder, die die Situation entscheidend beeinflusst haben – negativ natürlich. Alles begann mit dem afghanischen Präsidenten Dahoud, der 1973 in einem unblutigen Putsch an die Macht gelangte. Als Reformer angetreten endete er als autoritärer Herrscher. Als Mir Akbar Khyber, ein kommunistischer Ideologe, ermordet wurde, gab es einen neuerlichen Putsch. Unter linker Herrschaft kam es wie es kommen musste. Das Land wirtschaftete sich so stark herunter, dass es Aufstände gab. Das wiederum rief die Sowjetunion auf den Plan, die einmarschierte, um das Regime zu stützen. Spätestens jetzt waren die USA alarmiert. Sie begannen, die Mudschahedin militärisch und finanziell in ihrem Kampf gegen das Regime und die einmarschierten Sowjet-Truppen zu unterstützen (Operation Cyclone). Aus den Mudschahedin rekrutierten sich letztlich die Taliban, mit denen wir es heute zu tun haben. Damit schließt sich der Kreis. Die Russen und die Amerikaner haben die Geister gerufen, die Afghanistan jetzt nicht mehr los wird.
Die ISBN-Nummer 9783442455157 ist nicht die ISBN-Nummer des Korans, sondern des Afghanistan-Buches.
28.01.2023, Politik: Iranischer Botschafter ignoriert bei einem Empfang die spanische Königin
Auf Twitter gibt es Nachsicht für den Mann. Stichwort: Andere Länder, andere Sitten. Ein Moslem berührt keine Frau eines anderen und so. Aber genau das ist der Punkt: Wenn sich das spanische Königspaar im Iran aufhält, kann ich dieser Logik etwas abgewinnen. Aber die Szene spielte sich in Spanien ab. Somit gilt in der Tat: Andere Länder, andere Sitten. Also hätte sich der iranische Botschafter an die europäischen Sitten halten müssen. Und hier gibt man einer Dame die Hand. Jetzt zuckt die spanische Königin nicht einmal ansatzweise mit ihrem Arm. Sie wusste somit, was auf sie zukommt. Dass dennoch ein Hauch von Verachtung in ihrem Gesicht erkennbar ist, finde ich große Klasse. Dass der Botschafter für einen Bruchteil einer Sekunde scheinbar zum Gruße die Hand aufs Herz legt und sich einen Wimpernschlag lang scheinbar vor ihr verneigt, kann ich als Erklärung nicht akzeptieren. Ich weiß, dass es diese islamische Geste der Ehrerbietung (statt eines Handschlages) gegenüber Frauen gibt, aber dann hätte sie hier ausgeprägter zu sehen sein müssen, um den Respekt vor der Königin als Frau erkennbar werden zu lassen.
Wo sind die deutschen Feministinnen, die jetzt vehement gegen das iranische Regime demonstrieren? Danach befragt würden sie jetzt kontern, dass die spanische Königin ja ruhig hätte ein Kopftuch tragen können, um keinen Moslem zu komprommitieren.
26.01.2023, Politik: Beispiel für einen Umbruch
Gestern konnte ich mit dem Begriff „Umbruch“ noch nichts anfangen. Jetzt dämmert es mir langsam und ich mache es an einem Beispiel fest: Alkohol. Von wegen ‚wichtigstes Kulturgut‘. Es ist die schlimmste Droge, die Deutschland kennt. Hier wäre ein Umbruch in der Tat fällig. Denn jeder Tropfen Alkohol wirkt als Zellgift. Ich freue mich schon auf den Tag, wenn ein halbes Bier in der Gaststätte 7,50 Euro kostet und mein Tischnachbar zu mir sagt: Lass uns einen Tee trinken, ist eh gesünder.
26.01.2023, Politik: 2 Tote, 7 Verletzte bei Messerattacke in Regionalzug
Mir wurde nach dem Lesen des Artikels schlecht. Ich kann mit solchen Vorfällen nicht umgehen. Ich verstehe die Politik nicht mehr, ich verstehe die Behörden nicht mehr, ich verstehe die Gerichte nicht mehr. Bis vor sechs Tagen saß der Täter noch in U-Haft – wegen einer Messerattacke. Ich verstehe gar nichts mehr. Ich verstehe lediglich, dass die persönliche Sicherheit in Deutschland nicht mehr so gewährleistet ist, wie man das gewohnt ist. Man steigt fröhlich in einen Zug ein und möchte von A nach B reisen und wird tot aus dem Zug herausgetragen. Zwei völlig unschuldige junge Menschen sind tot. Mir ist übel, weil das doch alles eigentlich nicht wahr sein kann.
25.01.2023, Politik: “So schaffen wir den Aufbruch im Umbruch”
Weil dieses Satz beim Wirtschaftsempfang in Mühldorf fiel, habe ich mich gefragt, ob Landrat Heimerl mit „wir“ vielleicht auch meine Person gemeint haben könnte. Ich kann dazu sagen, dass ich mit beiden Begrifflichkeiten nicht recht was anfangen kann. Beginnen wir mit dem Umbruch. Man hört öfter, dass die Gesellschaft im Umbruch sei. Worin besteht dieser Umbruch? Wirtschaft und Gesellschaft erleben negative Veränderungen. Das kann man beschönigend als Umbruch bezeichnen, um der Sache etwas Positives abzugewinnen oder darin eine Chance zu sehen. Aber welche Chancen soll es in Zeiten des Krieges geben? Wir können froh und glücklich sein, wenn der Putin uns mit seinen Scheißraketen in Ruhe lässt. Aber das Brett, auf dem wir bohren, wird dünner. Was macht ein Land zu einer Kriegspartei und wie interpretiert man den Begriff Stellvertreterkrieg?
Im Moment werden Patriot-Systeme an die Ostgrenze Polens verlegt. Sie können anfliegende Raketen zerstören. Nehmen wir an, dass sich eine russische Rakete auf den Weg in eine westukrainische Stadt macht. Das Patriot-System erfasst die Rakete, kann sie jetzt vom Himmel holen und damit vielen Menschen das Leben retten. Das ukrainische Militär bittet darum, die Rakete abzufangen. Warum sollte man jetzt das Knöpfchen nicht drücken? Nur um des lieben Friedens willen, zwischen der NATO und Russland, den es eh nur noch auf dem Papier gibt?
Wenn wir denn nun schon Leopardpanzer liefern, warum setzen wir dann nicht gleich ausgebildete deutsche Panzerfahrer ein, anstatt ukrainische Soldaten langwierig auszubilden. Aus Sicht der Russen dürfte hier kein großer Unterschied sein. Ich möchte auch nicht wissen, welche militärischen Informationen aus NATO-Systemen in Richtung ukrainisches Militär fließen. Wir sind nicht so weit weg von dem Punkt, an dem die Hütte brennt.
Reden wir noch schnell über den Aufbruch. Wohin denn, bitte? Zu neuen Ufern? In eine neue Gesellschaft? In ein neues Wirtschaftssystem? In eine friedliche Welt? Ich bin skeptisch.
Ich kann weder einem Umbruch noch einem Aufbruch etwas abgewinnen. Bitte lasst mich bei den Planungen außen vor. Rechnet nicht mit mir. Ich gehöre nicht dazu.
25.01.2023, Politik: Deutschland hat gekündigt
Ein Tierarzt erklärt uns hier auf seinem Anrufbeantworter in wenigen Sekunden die Lage in Deutschland. No comment.
23.01.2023, Politik: Entgleisungen im Hohen Deutschen Haus, dem Bundestag

Am 19. Januar debattierte der Bundestag über die Frage der Anerkennung des Völkermordes an den Jesiden. Historisch gesehen gibt es hier nichts zu debattieren. Wikipedia ist in seiner Beschreibung derart zielführend, dass man sich höchsten fragt, warum der Deutsche Bundestag die Geschehnisse aus dem Jahr 2014 erst jetzt aufarbeitet.
Während der Debatte kam es zu Szenen, für die man sich als Deutscher Fremdschämen muss. Damit jeder Mensch völlig wertfrei die Debatte analysieren kann, habe ich nicht eine der gekürzten Versionen von einschlägig kritischen Internetseiten genommen, sondern die Aufzeichnung der Live-Debatte von Phoenix. Wer aber gleich zum Punkt kommen will, der sehe sich dieses oder dieses Video des Bundestagsabgeordneten Martin Sichert an. Sichert sitzt seit 2017 für die AfD im Bundestag. Ich habe mir seine Rede mehrere Male angehört. Er beschreibt die Situation der Jesiden punktgenau, holt natürlich auch gegen die Alt-Parteien aus und bezeichnet die Grünen als verfassungsfeindlichste Partei im Bundestag. Die Angesprochenen hyperventilieren derweil immer stärker.
Bei 00:06:05 gibt es einen Zwischenruf, der klar zu verstehen ist, und der es in sich hat: „Scheiß Nazis“. Zum Hintergrund: Sichert ist über die bayerische Landesliste der AfD eingezogen und gehört zum Wahlkreis Nürnberg Nord. Landesliste bedeutet Zweitstimmen. In Bayern kam die AfD bei der letzten Bundestagswahl auf 8,4%. Nach der Logik, dass nur Nazis Nazis wählen, müsste in Bayern jeder achte Mensch ein Nazi sein. In Neumarkt Sankt Veit gebe es 500 Rechtsextreme? Nein, Herr Korte von den Linken, dem ist nicht so. Jan Korte ist der, der es sich schon seit 2005 im Bundestag auf unsere Kosten bequem macht, politisch aber nichts, rein gar nichts, bewirkt. In seiner Beurteilung, Herrn Sichert als „Scheiß Nazi“ zu betiteln, liegt er genauso schief wie in seiner Art und Weise, sich im Bundestag zu benehmen. Der verspätete Ordnungsruf half/hilft hier – weil ohne jegliche Konsequenzen – auch nichts mehr. Hier helfen nur Geldstrafen. Bei Geld werden so ziemlich alle Menschen hellhörig, sogar Bundestagsabgeordnete, die nach Lesart des einfachen Bürgers ausgesorgt haben, selbst aber der Meinung sind, dass es schon noch etwas mehr sein darf.
Insgesamt gesehen konnten die Linken, die Grünen und auch die FDP mit dem Umstand nicht umgehen, dass von einer in Deutschland lebenden Minderheit (den Jesiden) Applaus für einen AfD-Redner kommt. Bei den Links-Grünen hat Ideologie immer Recht und die davon abweichende Realität immer Unrecht. Deshalb war auch Göring-Eckardt als leitende Sitzungschefin leicht überfordert. Der Applaus aus dem Publikum am Anfang der Sitzung war ok. Als der Applaus für die AfD kam, fiel ihr dann plötzlich ein, dass Beifallsbekundungen von der Tribüne verboten sind. Sie drohte damit, die Tribüne räumen zu lassen.
Dagegen war das Geschrei während und nach der Sichert-Rede für sie komplett in Ordnung. Von dem Sprichwort „Wer schreit hat Unrecht“ hat die ehemalige Küchenhilfe (so wird sie im Netz herabqualifiziert) scheinbar noch nie etwas gehört. Völlig verstörend war der Zwischenruf „raus, alle raus“, der sich anscheinend gegen die Jesiden auf der Tribüne richtete. Weil ich so etwas immer ganz genau wissen möchte, habe ich mir die Mitschrift der Sitzung angeschaut. Diesbezüglich wird wie folgt protokolliert:
(Ulrich Lechte [FDP]: Raus! Alle raus! Sofort verlassen! – Dr. Nils Schmid [SPD]: Raus! – Anke Hennig [SPD]: Die haben gefilmt und fotografiert!)
Ganz abgesehen davon, dass die Anrede von Menschen in der dritten Person Plural nicht „die“ lauten sollte, weil meine Eltern mich bei der Benutzung von „die“ als Kind immer darauf aufmerksam machten, dass „die“ gleich Wagenschmiere sei, man so nicht spricht und man stattdessen das korrekte „sie“ zu verwenden hat, frage ich mich grade, wie man über ein Thema emotionslos und objektiv debattieren will, wenn man gegenüber einer Menschengruppe so empathielos ist. Meine kurze Antwort darauf lautet: Es ist nicht möglich. Der Bundestag ist einfach zu einem sehr, sehr schlechten Vorbild für die sozialen Medien geworden. Unliebsame Redner im Bundestag werden niedergeschrien. In den sozialen Medien setzen sich die Bösartigkeiten ungebremst fort. So wie der Herr, so das Gscherr. Was insbesondere auf Twitter ein einfacher Tweet eines Politikers auslöst, ist der absolute Hammer. Unfassbar. Was die sozialen Medien mit unserer Gesellschaft gemacht haben, lässt sich durch nichts wieder kitten.
Zurück zum Bundestag: Das massive Geschrei nach Sicherts Rede wird aus meiner Sicht im Protokoll nicht einmal halbwegs originalgetreu wiedergegeben. Die Stenotypisten hatten vor dieser Kakophonie offensichtlich kapituliert.
Ich war also nah dran, meine Recherchen zum Thema Jesiden abzuschließen. Mein Urteil schien gefällt: Wir sprechen von einer geplagten Minderheit, die unser Mitgefühl verdient.
Weil aber jede Medaille immer zwei Seiten hat, habe ich doch noch ein wenig weiter gegoogelt. Und dann kommen eben auch die Schattenseiten der Jesiden hervor. Zwei Dinge fallen bezüglich des jesidischen Weltbildes auf: Eine Jesidin darf nur einen Jesiden heiraten, und – wer hätte das gedacht – ein Jeside darf nur eine Jesidin heiraten. Wenn eine Glaubensgemeinschaft über Jahrhunderte unter sich bleibt, weitet das den geistigen Horizont natürlich ungemein. Bricht jemand aus diesem Schema aus, droht der Ehrenmord. Dass es leider nicht bei Drohungen bleibt, zeigt das Netz sehr deutlich auf. Der Schöpfergott Ezid hätte diese Auswüchse etwas besser voraussehen und klare Ansagen machen müssen.
Also bin ich weiterhin auf der Suche nach einer Religion, die zeit ihres Lebens durchgängig friedlich war. Und selbst wenn eine Religion grundsätzlich als sanft gilt – so wie der Buddhismus -, wird die Religion missbraucht, siehe Burma. Genau in dem Moment, wo ich zu der Erkenntnis gelangt bin, dass es eigentlich keine friedliche Religion gibt, klingelt es an der Tür und die Zeugen Jehovas stehen vor dem Haus. Nach Absolvierung eines Einsteigerbibelkurses bestände die Möglichkeit, für immer glücklich zu sein. Wieder bemühen wir das Netz und sind desillusioniert. Wie soll ich meinen Enkeln erklären, dass es glücklich macht, wenn man weder Geburtstag, noch Ostern, noch Weihnachten feiern darf.
Das Netz desillusioniert mich immer mehr und macht mich fertig.
Aus der Mitschrift der Bundestagssitzung geht auch hervor, dass Stephan Mayer – zu einem anderen Tagesordnungspunkt – auch zu Wort kam.
22.01.2023, Politik: Grundsteuererklärung
Man kann die unliebsamen Dinge aufschieben, wie man will: Irgendwann muss es sein. Zu zweit rückten wir dem Thema gestern äußerst widerwillig zu Leibe. Wir erinnern uns: Das Bundesverfassungsgericht war der Meinung, dass die Bewertung aller 36 Millionen Grundbesitze in Deutschland neu erfolgen muss und hat dem Gesetzgeber und auch den Eigentümern aber mal so richtig Arbeit eingebrockt.
Die Laune bei den Eingaben im Portal war spätestens nach zwei Minuten hin, nämlich dann, als für die Eingabe der ersten Daten irgendein uraltes Dokument benötigt wurde. Nicht akzeptabel war es außerdem, dass ich mich während der Bearbeitung des Themas wegen latenter Unwissenheit für unzuständig erklären und damit aus der Affäre ziehen wollte. Ich kam aus der lästigen Nummer einfach nicht raus. Zumindest bei der Wohnflächenberechnung konnte ich dann glänzen. Erst durch kompetente Handhabung des Meterstabes und dann durch das Erstellen einer entsprechenden Excel-Datei. Sehr lustig sind die Erklär-Videos. Der Sprecher hat so einen ganz leichten sarkastischen Unterton und unternimmt den Versuch, dem gestressten Eigentümer die Sache als lustigen Vorgang zu verkaufen.
Nicht schlecht ist es, wenn man sich zufällig mit dem DIN277-Verfahren zur Wohn- und Nutzflächenberechnung auskennt. Man erfährt, dass ein gemauerter Ofen die Wohnfläche verkleinert, ein freistehender Ofen jedoch nicht. Man muss auch akzeptieren, dass man nicht einfach die alte Wohnflächenberechnung übernehmen kann. Zum Beispiel floss bei uns 1998 die Terrasse, für die die eingetragenen Maße grundfalsch waren, noch zur Hälfte in die Berechnung ein, jetzt ist es nur noch ein Viertel. Dafür haben wir zwischendurch die Terrasse vergrößert, was ein neues Ausmessen notwendig machte. Die Kellerräume fanden 1998 in der Berechnung gar keine Beachtung. Jetzt aber ist in einem Raum mein Büro. Was tun? Natürlich ehrlich bleiben und angeben. Tricksen gilt nicht, haben wir nicht nötig. Zum Glück musste ich beim Messen nicht in die Kälte hinaus, weil sowohl die Garage als auch das Gartenhäuschen unterhalb der relevanten Größe sind. Hilfreich war die Seite https://atlas.bayern.de/, denn die Flurstückgröße muss ja nicht immer der eigenen Grundstücksgröße entsprechen.
Nach dem vernichteten Nachmittag für zwei Menschen geht es nun wie weiter? Wir erwarten alle den Grundlagenbescheid mit der Bemessungsgrundlage. Und ab 2025 zahlen wir dann neue Grundsteuern, bestehend aus Grundsteuerwert, Steuermesszahl, und lokalem Hebesatz. Letzterer liegt in Neumarkt-Sankt Veit im Moment bei 320% und damit eher am unteren Ende in der Liste.
21.01.2023, Politik, ovb-Presseschau: Mühldorfs Jobcenter in finanzieller Not
Landrat Maximilian Heimerl (CSU) hat in einem Schreiben an die Bundesminister Heil (Arbeit und Soziales) und Lindner (Finanzen) auf die Finanzsituation des Mühldorfer Jobcenters hingewiesen. Tatsächlich hat man das Gefühl, dass weder die Bürokratie noch die Arbeit weniger werden. Die Schlüsselzuweisung für das Jobcenter von Berlin aus mal eben um ein paar Hunderttausend Euro zu senken, entspricht nicht ganz dem allgemeinen Anspruch, den der typische SPD-Sozi an sich selbst hat. Im sozialdemokratischen Geist nehmen die Themen Arbeit und Soziales traditionell einen hohen Stellenwert ein, hier streicht man doch keine Gelder, sollte man meinen. Aber Reden und Handeln sind insbesondere bei den Sozis zwei getrennte Dinge.
Für weitere Analysen müssen wir uns aber die Zahlen zurechtlegen. Der ovb spricht für das Budget des Jahres 2023 gegenüber 2022 von einer Kürzung um 8,7%, was einer Summe von 555.604,00 Euro entspräche, überlässt es aber dem Leser, sich jetzt die Gesamtzahlen auszurechnen. Wir helfen mal eben. Schnell eine xlsx-Datei geöffnet und errechnet, dass das Jobcenter 2022 ein Budget in Höhe von 6.386.252,87 hatte und in 2023 nur noch ein Budget von 5.830.648,87 Euro haben wird. Auch diese zwei Zahlen sind zunächst nichtssagend. Fügen wir aber jetzt noch die Information hinzu, dass mit diesem Geld 69,5 Vollzeitstellen bezahlt werden müssen, wissen wir, dass 2022 eine Vollzeitstelle 91.888,53 Euro gekostet hat. Ob man diese Zahl mit den Gesamtlohnkosten für einen Arbeitnehmer gleichsetzen kann? Das glaube ich eher nicht, denn so ein Jobcenter braucht ja auch ein wenig Infrastruktur, die zu erhalten ist. Und im Jahrzehnt der Digitalisierung möchte man bestimmt auch noch ein wenig in die IT investieren.
Nach Logik des Bundessozialministerium müsste das Jobcenter aber jetzt 555.604,00 / 91.888,53 = 6 Vollzeitstellen abbauen. Verschlankung der Verwaltung? Das ist in unser aller Interesse. Ich möchte jetzt nicht die gegensätzliche Haltung von Landrat Heimerl bemühen, der statt Abbau die Schaffung noch vier weiterer Vollzeitstellen im Sinn hat – wegen Ukraine und so. Ich möchte vielmehr darauf hinweisen, dass der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung seit dem 01.01.2023 von 2,4% auf 2,6% gestiegen ist. Außerdem gibt es mit 41,53 Millionen Menschen so viele Arbeitnehmer, wie nie zuvor. Die Einnahmen des Staates durch die Arbeitslosenversicherung müssten somit so gut sein wie nie zuvor. Eigentlich gibt es keinen Grund, dem Mühldorfer Jobcenter das Geld zu kürzen.
Wir können aber die Rechnung auch anders aufmachen und rechnen nach, wieviele Menschen in Deutschland die Leistungen des Jobcenters nicht benötigen, und das sind relativ viele.
Ich habe einfach ein paar Zahlen heruntergeschrieben, die alle so ungefähr richtig sind, aber durchaus nach oben oder nach unten tendieren können. Aber im Großen und Ganzen stimmt das Bild – glaubte ich. Zunächst habe ich – ausgehend von unserer Gesamtbevölkerung – versucht, zu ermitteln, wieviel potenzielle Nutzer des Jobcenters es eigentlich in Deutschland gibt.
Gesamtbevölkerung abzüglich Kinder, Studenten, Rentner, Selbständige und Erwerbstätige ergibt die Anzahl der möglichen Arbeitslosen. Klingt logisch und einfach, nur ist in meiner Übersicht die resultierende Anzahl von 955.000 recht gering, zu gering. Dann habe ich es andersherum probiert. Wenn 5,5% Arbeitslose einer Arbeitslosenanzahl von 2.454.000 entspechen, dann wird von einer Anzahl aller Erwerbsfähigen in Höhe von 44.618.181 ausgegangen.
Falls es legitim ist, die Gesamtlohnkosten pro Mühldorfer Vollzeitstelle auf ganz Deutschland mit seinen insgesamt 100.000 Beschäftigten hochzurechnen, dann gibt Deutschland neun Milliarden Euro aus, um die 408 Jobcenter zu betreiben. In diesen Kosten steckt noch kein einziger Euro an gezahlten Leistungen an die Bedürftigen.
Wie man sieht, beschäftigt sich der Staat in einzigartig teurer Weise mit sich selbst. Die eigentliche Funktion, Menschen Jobs anzubieten und in Arbeit zu bringen, hat sich definitiv auf Kanäle wie das Internet verlagert. In 12/2022 gab es beispielsweise 781.086 gemeldete Stellen, Studien sprechen aber von nahezu 1,8 Millionen unbesetzten Arbeitsplätzen. Somit wird faktisch nicht einmal jeder zweite offene Arbeitsplatz an das Jobcenter gemeldet.
Was aus dem ovb-Bericht nicht hervorgeht, sind die Konsequenzen, wenn es keine weiteren Nachbesserungen gibt. Ich schätze, dass das dann ein Fall für die Kreisumlage ist.
Es ist somit ein Trugschluss zu glauben, die da oben in Berlin sollen mal machen, wir hier unten in Bayern machen immer noch das, was wir gern tun. Die Kreisumlage schlägt direkt durch auf die finanzielle Handlungsfähigkeit jeder einzelnen Gemeinde.

20.01.2023, Politik: Söder lädt Lehrer nach Bayern ein

Dass es in Bayern zu wenig Lehrer gibt, ist ein klares Versagen der bayerischen Staatsregierung. Niemand kann behaupten, dass diese Entwicklung überraschend kommt. Faktisch ist es auch keine Entwicklung. Es ist eher ein in Stein gemeißelter Zustand. Jede Mama eines Schülers weiß das, jeder Papa ebenso. Jeder Lehrer weiß es, jeder Schuldirektor weiß es. Ich weiß es natürlich auch, weil uns das Problem schon vor 25 Jahren aufgefallen ist. Die vielen Ausfälle von Stunden nervten gewaltig. Wie oft antworteten unsere Söhne in den Jahren 1994 bis 2018 auf die Frage, was in der Schule losgewesen ist, wie folgt: Wir haben Fernsehen geschaut.
Welches Rezept hat die CSU, um Abhilfe zu schaffen? Lesen wir uns hierzu den Beitrag des BR durch, dann wissen wir sofort, was die Stunde geschlagen hat: Es ist Wahlkampf. Trotz allen Versagens muss die CSU diese Wahl unbedingt gewinnen. Bayern darf keinesfalls an solche Komplettversagerparteien wie die SPD oder die Grünen gehen. Teilversagen ist mir allemal lieber als Komplettversagen.
Wenn man den Lehrermangel kurzfristig mit der Abwerbung von Lehrern aus anderen Bundesländern bekämpfen will, dann ist das natürlich ein unfreundlicher Akt. Da kann der CSU-Landesfraktionschef Thomas Kreuzer empfinden, wie und was er möchte. Mit Geld und den tollen Lebensbedingungen in Bayern auf Lehrerfang zu gehen, ist unmoralisch. Das hat nichts mit Problemlösung zu tun, sondern mehr mit dem Sprichwort: Das Hemd ist mir näher als der Rock. Als Rattenschwanz dieser Angelegenheit fallen mir dann auch gleich die üblichen Infrastrukturprobleme ein, angefangen mit den benötigten Wohnungen.
Spätestens in Richtung Doppelmoral geht es aber, wenn die Grünen-Fraktionschefin im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze, diese Abwerbungen als Augenwischerei bezeichnet. Denn sie vertritt ja nun die Abwerbung von Fachkräften im ganz großen Stil. Die Idee der Bundesregierung, Deutschlands Problem des Fachkräftemangels durch Abwerbung aus dem Ausland zu lösen, ist nichts anderes als das, was Bayern in Sachen Lehrermangel im Kleinen tut. Die anderen Bundesländer, die jetzt lehrertechnisch zur Ader gelassen werden sollen, dürfen jetzt schon einmal ein Gefühl dafür entwickeln, wie das europäische Ausland wohl reagiert, wenn die dortigen Fachkräfte Richtung Deutschland abwandern.
Aber so weit ist es noch nicht. Obwohl die deutsche Bundesregierung für die Umsetzung sogar den deutschen Pass verramscht, funktioniert das Prinzip nicht. Deutschland fehlt für Arbeitnehmer ganz einfach die Attraktivität. Warum soll man denn im teuren Deutschland arbeiten wollen? Würde mir jemand diese Frage stellen – ich hätte keine Antworten parat. Beispiel Haager Krankenhaus: Hier fühlen sich schon die deutschen Pflegekräfte als Opfer einer verfehlten Krankenhausfinanzierungspolitik. Als abgeworbene ausländische Pflegekraft würde ich die Welt nicht mehr verstehen, meine sieben Sachen packen und wieder heimfahren. Attraktiv ist Deutschland im Moment nur für Menschen, die nicht arbeiten möchten.
13.01.2023, Politik: Oma Lampe tritt zurück – na endlich
Einige Quellen berichten übereinstimmend, dass die Bundesverteidigungsministerin nächste Woche zurücktreten wird. Das ist an sich eine gute Nachricht. Jedoch ist schon von einer Nachfolgerin die Rede. Was? Schon wieder eine NachfolgerIN? Nicht schon wieder. Nach gefühlten fünf VerteidigungsminiserINNEN könnte man ja wieder einmal einem gestandenen männlichen Bewerber das Amt überlassen. Aber welche Namen schweben im Raum: Die Wehrbeauftragte Eva Högl und die Parlamentarische Verteidigungs-Staatssekretärin Siemtje Möller. Högls Werdegang zeigt nichts auf, was sie als Verteidigungsministerin geignet scheinen lassen würde. Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion war sie mal für die Themen Sport, Kultur, Medien, Inneres, Recht und Verbraucherschutz zuständig. Respekt, wer so viele Themen auf einmal und parallel auf die Reihe bekommt. Addiert man all diese Themen, kommt man zwangsläufig drauf, dass nur sie die perfekte Bundesverteidigungsministerin sein kann. Diese Politikerinnen sind halt einfach aus einer anderen Welt. Sie finden sich überall zu recht.
Frau Möller wiederum toppt das Ganze als Lehrerin für Französisch, Spanisch und Politik. Und als Mitglied der AWO ist sie im Rennen als mögliche Ministerin nahezu unschlagbar. Mit Arbeiterwohlfahrt kenne ich mich überhaupt nicht aus. Auch fünf Minuten googeln reichte nicht, um mir ein Bild zu machen, warum es diese Organisation seit 103 Jahren geben muss. Laut Homepage hilft die AWO mit, den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen. Ich wusste gar nicht, dass unser Land erst auf dem Weg dahin ist. Unser Grundgesetz garantiert den demokratischen, sozialen Rechtsstaat seit 1949. Aber wenn es hilft, dass die AWO hier auch noch mit anschieben muss – why not. Hoffentlich ohne Steuergelder.
12.01.2023, Politik: Kathrin Henneberger, Bundestagsabgeordnete der Grünen, blamiert sich in Lützerath
https://mobile.twitter.com/Nuklearia/status/1612845712722518016
Wer auf der Suche nach deutschen Absurditäten ist, wird mit tödlicher Sicherheit bei den Grünen fündig. Alle kritischen Portale knöpften sich das kurze Interview zwischen RBB-Moderator Sascha Hingst und Kathrin Henneberger vor. Henneberger war als parlamentarische Beobachterin vor Ort, um sich die Räumungaktivitäten der Polizei anzuschauen. Mit dem Beobachten hätte sie es gut sein lassen sollen. Für mich gibt es für das Gestammel nur eine logische Erklärung. Sie war abgelenkt. Sie hatte unter ihrer Mütze einen Knopf im Ohr und bekam da irgendwelche Sprachnachrichten drauf. Oder es gab ein Echo und sie hörte – verzögert – sich selbst. Inhaltlich war das jedenfalls totaler Unsinn. Es haperte auch bei der Satzbildung. Es fehlen offensichtlich auch jedwede rhetorische Fähigkeiten, die eine Bundestagsabgeordnete im Alter von 35 Jahren an den Tag legen sollte, um Blamagen zu vermeiden. Immerhin war sie Sprecherin der Grünen Jugend. Sie war Sprecherin der Aktion Ende Gelände. Sie müsste somit sprechen können. Somit gehört es zu einer guten Recherche, sich weitere Reden anzuhören. Ich hörte mir eine ihrer Bundestagsreden an. Interessant: Dort hielt sie es für einen großen Erfolg, dass in irgendeinem Entschließungsantrag des Bundestages festgehalten wurde, dass Lützerath erhalten bleiben soll. Beginnen nicht grade heute die Abrissarbeiten? Ansonsten wirkt auch in der Bundestagsrede ihr Gesicht wie das einer Porzellanpuppe. Leerer, starrer Blick. So substanzlos daherzureden ist eine Zumutung. Lützerath ist eh der Offenbarungseid für die Grünen. Grüne Aktivisten kämpfen in Lützerath für den Erhalt des seit langem leerstehenden Dorfes, während die Grünen in ihrer Hilflosigkeit und ihrer Inkompetenz in Sachen Energiepolitik aber nun wirklich überhaupt nichts hinbekommen. Sie verfehlen alle ihre Ziele, jetzt schon. Beispiel: Bis 2025 will die Regierung 400.000 Sozialwohnungen bauen. Geschafft hat sie bisher: 20.000.
Man kann auch seinen Blick auf Thüringen richten, wo die Grünen bei den ihnen zustehenden zwei Ministerposten personalpolitische Kapriolen hinlegen. Die SZ berichtet völlig nüchtern darüber. Aber das Netz tobt sich natürlich über das grüne Tollhaus aus.
Die Aussichten werden also nicht besser, sondern immer düsterer – im besten Deutschland aller Zeiten. Hier noch die nichtssagende Bundestagsrede unserer heutigen Protagonistin von vor sechs Monaten:
10.01.2023, Politik: Berliner Polizei bekommt Sprachunterricht
Über Berlin lässt es sich so schön lästern. Diesmal sind es die Polizisten, die die geistigen Ergüsse von rot-rot-grün aushalten müssen. Und wir müssen mindestens zwei weitere Wörter in unseren Sprachwortschatz aufnehmen: Phänotypus und Ethnizität. Nicht, dass es die zwei Wörter nicht schon immer gegeben hätte; Aber ich hatte beide Wörter noch nie gehört. Und ich hatte auch nie das Gefühl, dass mir etwas fehlen könnte. Aber jetzt müssen wir schön langsam wissen, was mit ‚westasiatisch‘ denn so gemeint sein könnte. In unserer Jugend verwendeten wir den Begriff Südschweden. Aber auf ‚Westasiate‘ wären wir nicht gekommen. Rot-rot-grün schafft es, in einerm 29-seitigen Dokument den Versuch zu starten, seine Polizisten sprachlich umzuerziehen. Verrückte Zeiten. Aber wir sehen auch, dass sich die Links-Ideologen schön langsam im Kreis drehen. Das Wort „Biodeutsche“ war ja die zugespitzte Form auf den Abgesang auf den Deutschen als solches. Woke war nur nur noch, wer wenigstens ein wenig orientalischen Einfluss geltend machen konnte. Alte weiße Männer waren out. Jetzt die Rolle rückwärts. Der Begriff soll von den Berliner Polizisten nicht mehr verwendet werden. Außer am Stammtisch hätte ich für dieses Wort eh keine Verwendung gehabt. Aber vielleicht wird in Berlin ja des öfteren an Stammtischen ermittelt. Na jedenfalls ist eine direkte Eindordnung von Deutschen in Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unerwünscht. ‚Illegale Migration‘ ist ok. Aber ein Mensch der sich der ‚illegalen Migration‘ schuldig macht, soll nicht ‚illegaler Migrant‘ genannt werden? Einfach bitte selbst lesen und sich wundern.
Berlin: Auf 29 Seiten steht, was die Polizei künftig nicht mehr sagen soll – FOCUS online
07.01.2023, Politik: Berliner Oberbürgermeisterin zum Thema Enteignung von Wohnungen

Wir erinnern uns daran, dass sich im September 2021 eine Mehrheit der Berliner für die Enteignung von Eigentümern großer Wohnanlagen aussprach. Mit dem Bericht der B.Z vom 31.12.2022 wird überaus deutlich, dass Berlins Oberbürgermeisterin Franzska Giffey mittlerweile offensichtlich Zeit gefunden hat, meine Homepage zu lesen. Alle Argumente von ihr und ihrem Bauminnister Andreas Geisel (ebenfalls SPD) habe ich ihr hier weiter unten in meinem Blog vom 04.07.2021 vorgegeben. Sie hat sie beinahe wörtlich wiederholt. Danke, Frau Giffey. Beim Zahlen-Jonglieren müssen wir aber noch etwas üben. Hatten die Initiatoren von 8 und der Berliner Senat damals von 25 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen gesprochen, so sollen es nun plötzlich 13 Milliarden sein. Was die vom Berliner Senat eingesetzte Expertenkommission herausbekommen hat (Stichwort: Wenn ich nicht mehr weiterweiß…), kann man sich hier weiter unten anschauen. Ich habe mir die Ergebnisse nicht angeschaut, denn: Berlin hat bereits verloren. Für sich spricht, dass der Volksentscheid am 26.09.2021 statt-, das amtliche Endergebnis dann aber schon atemberaubende fünf Monate später, am 22.02.2022, feststand. Wahl kann rot-rot-grün einfach nicht. Hauptsache, man spricht im Hinblick auf die Wiederholungswahl in Berlin davon, dass Klimapolitik Chefinnensache sein müsse.
04.01.2023, Politik: Silvester-Party in Berlin – nächster Akt
Die Frage war eigentlich eine ganz einfache: Wer sind die Täter? Was der Reporter uns daraufhin auftischte, war zum Fremdschämen. Er begann seinen Vortrag damit, dass es in diesem Kontext immer etwas schwierig sei, von den Tätern zu sprechen.
Für ihn ist das vielleicht schwierig, weil er bei der ARD ist und dort offenbar eine Strategie zu verfolgen hat, die in Deutschland nur noch Verwunderung auslöst. Während rbb und auch unser ovb sehr wohl die Dinge beim Namen nennen, hören wir in der ARD etwas von „gruppendynamischen Prozessen“, bzw. von einem „gesamtgesellschaftlichen großen Druck“, der hier geherrscht hätte. Das abschließende „Richtig“ war für ihn wie ein Befreiungsschlag. Etwas stammelnd aber inhaltlich dann doch linkskonform vorgetragen. Aufatmen.
Als ich mir die Videosequenz mehrmals kopfschüttelnd anhörte, fiel mir die Abbuchung der GEZ von vor ein paar Tagen wieder ein. 220,32 Euro waren fällig. Ich weiß nicht, ob man die GEZ auch monatlich bezahlen kann. Aber jährlich ist besser. Man ärgert sich somit nur einmal im Jahr. Andererseits sprechen wir über 60 Cent pro Tag für einen Haushalt. Kleinkram, wenn man sich die monatlichen Kosten eines Privathaushaltes anschaut. Auch insgesamt hat Deutschland hat andere Themen.
Weil die GEZ-Gebühren – der korrekte Begriff ist seit 2013: Rundfunkbeitrag – dennoch unter Dauerbeschuss stehen, hat der Noch-ARD-Vorsitzende Tom Buhrow in einer Rede im November laut nachgedacht und die Fusion von ARD und ZDF ins Spiel gebracht. Klare Aussagen zu treffen, dies hat er sich nicht getraut. Aber er stellte in aller Vorsicht eine Menge kluger, wenn auch leicht verschlüsselter, Fragen, die dann durchaus auch als Meinung gewertet werden können. Wer reagiert jetzt darauf? Eine tiefblickende Antwort gab es vom ZDF-Intendanten Norbert Himmler, der eine Fusion zum Beispiel mit der Begründung ablehnte, dass der publizistische Wettbewerb zwischen den zwei Anstalten aufrechterhalten werden müsse. Himmler vermied zwar den Begriff der Beitragsanpassung, sprach aber im Spiegel von Preissteigerungen, über die man sprechen müsse.
Hier muss ich bei zwei Dingen einhaken. ARD und ZDF werden in Deutschland eher nicht mehr als zwei verschiedene Rundfunkanstalten wahrgenommen, und als Wettbewerber schon gar nicht. Man muss schon genau hinschauen, um qualitative Unterschiede bei der Berichterstattung zu erkennen. Es sind zwei Sender unter vielen. Eine Bündelung würde kaum negativ auffallen. Das Zweite ist die Begrifflichkeit „Machtkonzentration“. Offensichtlich halten sich beide Anstalten für mächtig. Schön zu hören, dass jemand die existierende Medienmacht zugibt. In gleicher Angelegenheit werden mediale Großkonzerne in den Staaten immer gern als Negativbeispiel genannt. Beispiel: Rupert Murdoch mit seinem Sender Fox News. German Doppelmoral lässt grüßen.
Zur Info: 2024 werden die Rundfunkbeiträge neu festgesetzt. Kaum jemand kann ihnen entgehen, weshalb die herablassende Begrifflichkeit der Zwangsabgabe technisch durchaus richtig ist. Für Diejenigen unter unseren 143 Berliner Silvester-Tätern, die Geld und Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, gibt es die Zwangsabgabe natürlich nicht. Sie werden sich bei der Berichterstattung – falls sie dem Stammel-Deutsch überhaupt folgen konnten – vor Lachen die Bäuche gehalten haben. Auf ein Neues am 31.12.2023. Was? So lange warten? Bruder, muss das sein? Mir ist jetzt schon langweilig. Achso, ja klar, der 1. Mai bietet sich traditionell an. Klingt schon viel besser. Abgemacht, Bro. Wieder Neukölln? Klar doch, Digga.
03.01.2023 Politik: Silvester-„Party“ in Berlin
Die Ausschreitungen zu Silvester in Berlin sind zu einem hohen Prozentsatz auf Menschen mit Migrationshintergrund zurückzuführen. Bevor man mich jetzt öffentlich hinrichtet, möchte ich mitteilen, dass nicht ich der Urheber dieser für alle vollkommen überraschend wirkenden Information bin, sondern Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft.
Das Netz wird derweil überschüttet mit unfassbaren Videos. Böller wurden Richtung Balkone von Häusern abgefeuert. Ein Bus brannte aus. Ein Feuerlöscher landet auf der Windschutzscheibe eines Rettungsfahrzeuges. Ein Täter durchschießt mit einer Waffe das Seitenfenster eines Polizeiautos. Eine Feuerwehr wird in einen Hinterhalt gelockt. Unfassbare Zustände. Harte Strafen? Fehlanzeige. Im Netz kursiert grade die Info, dass alle 103 Festgenommenen wieder auf freiem Fuß sind. Hier hat die Berliner Justiz die Planungen des Bundesjustizministers schon einmal im vorauseilenden Gehorsam umgesetzt:

Angeblich versuchen einzelne Straftäter, aus den Videos auch noch Kapital zu schlagen, indem sie sie an die Medien verkaufen möchten. Ich hoffe, die Medien halten stand, zahlen keinen Cent und lassen sich stattdessen die persönlichen Daten geben – um sie an die Polizei weiterzuleiten.
Der ganze Berliner Senat müsste eigentlich sofort zurücktreten. Ersatzweise sollten sich die Berliner ihre Wahlentscheidung bei der Wiederholungswahl am 12. Februar gut überlegen.
Böllerverbotszonen haben aus meiner Sicht keinen Sinn. Herr Wendt sieht das schon richtig. Ich stelle mir grade vor, wie Ganz-Berlin eine Böllerverbotszone ist und sich 5.000 Gewaltbereite mit ihren 49 Euro-Tickets – gut eingedeckt mit Böllern aus Osteuropa – ausgerechnet Neumarkt-Sankt Veit aussuchen, um ihr Mütchen zu kühlen. Dagegen hilft nur, wenn ganz Deutschland mit einem ganzjährigen Böllerverbot belegt wird. Aber hilft ein Verbot? Meines Wissens ist es ja auch verboten, Feuerlöscher auf fahrende Autos zu werfen.
Als wir am 01. Januar früh um 1.30 Uhr vom Parkplatz an der Blauen Lagune in Ampfing heimfahren wollten, sahen wir die umweltschutzrechtliche Seite. Oder besser gesagt: Wir sahen nichts mehr. Die Sicht betrug – ich schwöre – exakt nur einen Meter. Das Fahren im Schritttempo war noch deutlich zu schnell. Das organisierte Feuerwerk hatte einen Nebel erzeugt, der alles einhüllte.
Zurück zu Berlin: Wenn die deutsche Politik nicht fähig ist, diese kriegsähnlichen Ausschreitungen – die ich eher in Paris oder Rio verortet hätte – schonungslos aufzuarbeiten und die richtigen Konsequenzen zu ziehen, wird es einen weiteren Zulauf für die AfD geben. Und das wäre kein wirklicher Rechtsruck, weil er nichts mit nationalsozialistischer Gesinnung zu tun hat, sondern mit dem Wunsch nach Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung. Es ist der Wunsch der Menschen, nachts allein und gefahrlos durch eine deutsche Großstadt spazieren gehen zu können. Es ist der Wunsch der Menschen, ihr Auto abends am Straßenrand abzustellen, um es morgens unversehrt wiederzufinden – und möglichst nicht ausgebrannt. Es ist der Wunsch der Eltern, ihre Kinder allein und unbegleitet frühmorgens in der Gewissheit zur Schule schicken zu können, sie am Nachmittag fröhlich wieder begrüßen zu können – auch wenn der Weg an einem Asylbewerberheim entlangführt.
Und so schwingt bei all diesen – an sich selbstverständlichen Wünschen – im Hintergrund immer die Migrationspolitik mit, die sehr oft mit dem Islam verknüpft wird. Spätestens mit der ‚wir-schaffen-das‘-Aussage von Angela Merkel 2015 rückte die Migration endgültig in den Fokus der Menschen.
Wolfgang Schäuble führte bereits bei einer Islamkonferenz 2006 den Satz „Der Islam gehört zu Deutschland.“ in die Gesellschaft ein, der später vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und von Angela Merkel wiederholt wurde. Ich unterschreibe den Satz bis heute nicht und bin damit im Gleichklang mit Politikern wie Wolfgang Bosbach (CDU), Joachim Gauck (früherer Bundespräsident) und Hans-Peter Friedrich (früherer Innenminister). Das liegt aber nicht an der islamistischen Szene in Deutschland – vor der man in der Tat Angst haben kann – sondern an dem ganz einfachen Grundsatz des Islams, keine andere Religion gleichberechtigt neben sich zu akzeptieren. Solch eine Logik kann nicht zu Deutschland gehören.
Man kann uns tagein und tagaus erklären, wie wichtig Migration für Deutschland ist. Die Formel ‚mehr Migration = mehr Probleme‘ ist bei uns Deutschen stark verankert.
Wenn man dazu von rot-rot-grün keine Lösungen bekommt, weil man sich in diesem Lager mehr mit Feminismus als mit Realpolitik befasst, dann sollte man sich diesen Satz aus dem Rosenheimer Stadtarchiv dreimal durchlesen:
In der Weltwirtschaftskrise suchten immer mehr Wähler ihr Heil bei der NSDAP, die nicht zu Unrecht als „moderne Integrationspartei“ charakterisiert worden ist, weil sie „sich unter dem Vorzeichen der Volksgemeinschaft bemühte, in ihrer Propaganda mit Hilfe jeweils gruppenspezifisch formulierter Angebote und Versprechungen Angehörige aller Sozialschichten anzusprechen“
So gesehen merken die „Alt“-Parteien in der Bundesregierung (plus die Linken) gar nicht, dass sie durch ihre eigene Unfähigkeit der AfD in die Hände spielen. Leider schafft es die AfD nicht, rechtsradikales Gedankengut von sich fernzuhalten. Deshalb tritt sie in Westdeutschland auf der Stelle. Deutschland kann froh sein, dass die Probe aufs Exempel in Form der nächsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen erst im Sommer 2024 anstehen. In Thüringen wäre nach jetzigem Stand abseits der AfD nur noch eine Regierung möglich, in der Linke und CDU miteinander paktieren. Die Linken kommen an die Macht, weil die AfD die stärkste Partei ist? Absurder geht es nicht. Das darf man im besten Deutschland aller Zeiten nicht zu Ende denken.
02.01.2023, Politik: Die Bundeswehr und ihre Puma-Panzer
Als ich im Mitte Dezember von der Pleite hörte, dass bei einer Wehrübung alle 18 beteiligten Puma-Panzer ausgefallen waren, dachte ich mir: Warten wir doch einmal die Details ab, bevor wir in den Chor der Spötter einstimmen.
Zunächst bleibt festzustellen, dass zwanzig Jahre Entwicklung nicht ausgereicht haben, der Bundeswehr einen kriegstauglichen Panzer zur Verfügung zu stellen, der den fünfzig Jahre alten Marder ablösen soll. Woran ist die Sache gescheitert? Der Schlüssel für die Antwort liegt unter anderem beim Bundeswehrbeschaffungsamt mit Sitz in Koblenz. 8.500 Bedienstete arbeiteten 2012 in dem Amt. Viel zu wenig, um Projekte erfolgreich zu stemmen. Mittlerweile sind es 11.000 an 116 Dienstsitzen, die wieviel Leitz-Ordner in den Schränken stehen haben?
Ich kann mir den Prozess, wie das Amt seine Anforderungen an den neuen Panzer definiert, gut vorstellen. Treibstoffverbrauch. Gewicht, Lärmbelastung – das scheinen mir noch einigermaßen sinnvolle Überlegungen zu sein. Inwieweit Feinstaubbelastung im Krieg noch eine Rolle spielt? Nun, hier kann man immer noch argumentieren, dass in Friedenszeiten mit dem Gerät geübt werden muss.
Verrückt wird es dann, wenn ein Panzer so zu konzipieren ist, dass auch Schwangere zur Panzerbesatzung gehören dürfen müssen. Das Netz macht sich derweil lustig über Details wie abgelaufene ASU-Plaketten oder Regeln für Bildschirmarbeitsplätze, die auch in den Panzern anzuwenden sind. Bei Heise-Online finden sich 100 Kommentare, viele davon sehr versiert.
Derweil fehlt immer noch ein konkreter Schadensbericht, der den Zustand der Puma-Panzer beschreibt. Das wäre auch für unsere militärischen Gegner interessant. Aus Fairness-Gründen würden sie mit ihrem Angriff sicherlich noch so lange warten, bis Deutschland „bereit“ ist.
Und überhaupt sollte der militärische Gegner einmal den Nachhaltigkeitsbericht der Bundeswehr studieren, der ihm das Fürchten lehrt. Laut FAZ besitze man jetzt acht Hackschnitzelheizungen und der Verbrauch von Formularen und Schreibpapier sei auf 1.200 Seiten reduziert worden – pro Kopf. Ich rechne kurz nach, wieviele Leitz-Ordner das sind. Also das macht 4.114 neue Leitzordner (je 350 Blätter). Bei 8cm Breite für jeden Ordner füllen die im letzten Jahr hinzugekommenen Ordner ein Regal mit 329m Länge. Das auf die letzten zehn Jahre hochgerechnet und aufgerundet, ergibt einen Leitz-Ordner-Bestand von mindestens 4km Länge. Ich liebe Leitz-Ordner. Auch nicht unwichtig: Im Bendler-Block besitze man nun sechs Dienstfahrräder.
Leider ist der aktuelle 65-seitige Bericht noch nicht im Netz auffindbar. Aber den Bericht von 2020 über den Berichtszeitraum 2018-2019 kann man sich ersatzweise anschauen.
Kommen wir noch schnell zur finanziellen Seite. 350 Panzer zum Stückpreis von 17 Mio Euro bestellte die Bundesregierung vor zwanzig Jahren, die die Bundeswehr jetzt auch besitzt. Im April 2022 erklärte Oma Lampe, dass nur 150 davon einsatzbereit sind. Seit dem 18. Dezember wissen wir, dass es nun nur noch 132 sein können. Hier überschneiden sich zeitlich ein paar Dinge in einer unschönen Art. Laut Fokus gab der Haushaltsausschuss des Bundestages am 14.12.2022 sagenhafte 850 Millionen Euro für die Nachrüstung von 143 Puma-Panzern frei. Der Ausschuss hatte keine Kenntnis von den Ereignissen am Vortag bei dem Manöver in Münster und hätte unter diesem Eindruck seine Entscheidung eventuell so nicht getroffen. Was der Ausschuss aber wusste und bewusst ignorierte, war laut focus eine Warnung des Bundesrechnungshofes vom 2. September, verbunden mit der Empfehlung, die Vertragsverhandlungen mit den zwei Lieferanten (Rheinmetall und Krauss-Maffei-Wegmann) wegen technischer Unreife des Panzers abzubrechen. So sah das auch das Finanzministerium, das in einem Schreiben vom 30. November klarstellte, dass selbst sechs Millionen Euro pro Panzer nicht ausreichen würden, dem Gerät zu einer vollen Einsatzfähigkeit zu verhelfen. Hat alles nichts geholfen, die Entscheidung das Geld auszugeben, steht.
Transport-Hubschrauber NH90, Transportflugzeug A400M, die Fregatte F125 und jetzt der Puma-Panzer. Die Liste der Pleiteprojekte ist schier endlos. Nur eines haben alle Bundewehrprojekte traditionell gemein: Kostensteigerungen, wohin das Auge blickt. Wer die Ursachen detailliert aufgetischt haben möchte, der lese sich den rnd-Bericht vom 28.07.2020 durch, der an Aktualität nichts verloren hat. Und ich bin mir sicher: Seitdem ist nichts besser geworden. Mein Fazit lautet: Geistiges, handwerkliches und finanzielles Komplettversagen aller Beteiligten.
Hauptsache, man hat bei der NATO einen neuen, tollen Begriff erfunden. VJTF (Very High Readiness Joint Task Force). Die Readiness der Bundeswehr ist weder ‘high’ und schon gar nicht ‘very high‘. Somit: Denkbar schlechter Start für die Task Force, an der sich die in Frankenberg beheimatete Panzergrenadierbrigade 37 unter Führung von Brigadegeneral Alexander Krone und Generalmajor Ruprecht von Butler seit gestern verabredungsgemäß beteiligt.
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31.12.20222, Der Stiftung ‚Preußischer Kulturbesitz‘ droht die Umbenennung

Hatte ein erster Bericht des Spiegels vom 30.11.2022 noch davon gesprochen, dass die Umbaupläne der Kultusstaatsministerin Claudia Roth noch nicht so ambitioniert seien, dass auch der Name geändert werden solle, so schreibt die SZ am 26.12.2022, dass die Namensänderung sehr wohl geplant sei. „Preußen“ repräsentiere nicht das ganze Land. Schwache Begründung, quasi ein Totschlagsargument. Genauso könnte ich behaupten, dass die Grünen die Farbe grün nicht korrekt repräsentieren und sich deshalb umbenennen sollten. Oder ich könnte Borussia Dortmund kulturelle Aneignung vorwerfen, denn der Begriff „Borussia“ kommt aus dem Lateinischen und steht für das frühere Königreich Preußen. Weil aber ein Fußballclub nicht für ein ganzes Königreich stehen kann, hat er sich umzubenennen. Gleiches droht dann dem FC Bayern München.
Die rot-grüne Ampel hat einen Weg eingeschlagen, geschichtliche Verwischung zu betreiben. Die Außenministerin Baerbock ließ im Auswärtigen Amt das Bismarck-Zimmer in „Saal der Deutschen Einheit“ umbenennen und das Gemälde von Otto von Bismarck abhängen. Bismarck war der Gründer des Auswärtigen Amtes und auch Reichskanzler. Laut Tagesspiegel trieb der Noch-Staatssekretär Andreas Michaelis die Umbenennung voran. Nun, da er das toll hinbekommen hat, dankt er ab und soll deutscher Botschafter in Washington werden. Das eröffnet ihm ein neues Betätigungsfeld, die deutsche Geschichte zurechtzurücken.
Baerbock war Kritikern schon aufgefallen, weil sie für das G7-Treffen der Außenminister in Münster 2022 im Historischen Friedenssaal des Rathauses ein Kruzifix aus dem Jahre 1540 abhängen ließ – aus protokollarischen Gründen. Ich bin mir aber sicher, dass die wichtigsten Außenminister dieser Welt – egal welcher Religion sie angehören – um die historische Bedeutung des Friedenssaals wissen und auch das Kruzifix, das für den Westfälischen Frieden steht, entsprechend einordnen können. Mit dem Westfälischen Frieden wurde der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) beendet. Noch nie war das Kruzifix abgehängt worden. Die Grünen haben es jetzt geschafft.
In beiden Fällen dieser geschichtlichen Ignoranz ließ die Außenministerin wissen, dass sie mit den Entscheidungen nicht direkt etwas zu tun hatte. Dennoch setzt sich hier ein Puzzle zusammen. Zum Beispiel hat das Auswärtige Amt seine Finanzhilfe für die Lindauer Stiftung ‚Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft‘ eingestellt. Laut der Stiftung gäbe es im Auswärtigen Amt wohl einen Perspektivwechsel. Die Stiftungsarbeit ruht. Noch 2019 fand Bundespräsident Steinmeier solche Konferenzen sehr gut und eröffnete die ‚Religions for Peace‘-Konferenz in Lindau persönlich. Dem Auswärtigen Amt sind mittlerweile solche Slogans offensichtlich suspekt.
Einen Perspektivwechsel vollzog die neue Bundesregierung auch beim Thema ‚Aussiedlerfragen und Minderheiten‘. Der honorige Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen Bernd Fabritius (CSU) war seit 2018 auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Unter den 32 Beauftragten, die die Bundesregierung für ihre Arbeit für notwendig hält, gehört dieses Feld zu den Sinnvollen, zumindest sinnvoller als der „Bundesbeauftragte für das Bergmannssiedlungsvermögen“.
Ich war im August 2021 in Waldkraiburg auf einer BdV-Veranstaltung dabei und befand, dass es keine bessere Besetzung für diese Position gibt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser war anderer Meinung. Die Position wurde im April 2022 mit einer politisch näherstehenden Persönlichkeit besetzt. Die neue Beauftragte heißt Natalie Pawlik (SPD). Sie ist seit der letzten Wahl im Bundestag und hat offensichtlich eingeschlagen wie eine Bombe. Schon fünf Monate später hat sie den Posten bekommen, sich um die Minderheiten und Aussiedler zu kümmern. Wir vergleichen die Lebensläufe:
Dr. Dr. h.c. Bernd Fabritius
- geb. 14.05.1965
- 1983 Abitur am Brukenthalgymnasium Hermannstadt
- 1988 Studium der Sozialverwaltung, Dipl.-Verwaltungswirt (FH) München
- 1992 Studium der Politikwissenschaften, Zertifikat Hochschule für Politik (HFP) München 1997 Studium der Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, Zweites Staatsexamen
- 2003 Promotion zum Dr. iur. in Hermannstadt und Tübingen.
- 1983 bis 1984 Ergänzungslehrer Bio/Geografie
- 1985 bis 1991 Beamter Freistaat Bayern (LVA Oberbayern)
- 1991 bis 1997 gerichtlich zugelassener Rentenberater
- seit 1997 Rechtsanwalt
- seit 2000 Prof. Univ. Asoc (juristische Fakultät ULBS Hermannstadt und ROGER Europauniversität Hermannstadt).
- Seit 2003 Mitglied der CSU
- Stellvertretender Landesvorsitzender Union der Vertriebenen
- Präsidiumsmitglied der Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU
- Präsident der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen (bis 4/2018)
- Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen (bis 4/2018)
- Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland
- Vizepräsident der Stiftung Bavaria-Romania für Soziale Assistenz
- Träger der Europa-Medaille des Freistaates Bayern
- Träger des Nationalen Verdienstordens Rumäniens im Rang Kommandeur.
- Mitglied im Beirat für Vertriebene und Spätaussiedler des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen
- Mitglied im Beirat des „Haus des Deutschen Ostens“, München
- BdV-Präsidiumsmitglied von 2008 bis 2010
- BdV-Vizepräsident vom 23.10.2010 bis 07.11.2014
- Abgeordneter im Deutschen Bundestag von 2013 bis 2017 und seit 3/2021
- BdV-Präsident seit 07.11.2014
- Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten 4/2018-04/2022
Hier verweise ich auf den Link und und picke mir nur die wirklich wichtigen Dinge heraus: Mitglied im Verein ‚Antifaschistische Bildungsinitiative e.V.‘. Bei den eigenen Erfolgen verweist die Homepage des Vereins auf die Jahre 2009 und 2012. Frau Pawlik gibt außerdem an, dass sie Spenderin für die UNO Flüchtlingshilfe e.V. ist und Mitglied beim Wildwasserverein Wetterau. Vom Hörsaal in den Plenarsaal (weil sie ihren Wahlkreis Wetterau mit einem Stimmenanteil von 29,7% Prozent als Direktkandidatin gewonnen hat).
Womit glänzte Frau Pawlik bisher in ihrer neuen Funktion? Sie stimmte der Mittelabsenkung für die Härtefallregelung für Spätaussiedler, jüdische Kontingentflüchtlinge und Ostrentner zu – das entspricht eher nicht der Erwartungshaltung des BdV. Auf Abgeordnetenwatch hat sie keine der ihr gestellten Fragen beantwortete.
Mal schauen, was die nächsten Schritte sind, mit denen uns die Ampel überrascht. Auf dem Weg zu einem feminisierten Deutschland scheint das Geschichtsbewusstsein jedenfalls vollständig auf der Strecke zu bleiben.
29.12.2022, Gesetzliche Rentenversicherung erwirtschaftet Überschuss

Bei der Gesetzlichen Rentenversicherung gibt es ganz tolle Nachrichten. Während ich das Kartenhaus schon seit Jahren einstürzen sehe, verkündet die RV, einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftet zu haben. Angesichts von Ausgaben in Höhe von 350 Milliarden reden wir von unter einem Prozent. Eigentlich kaum der Rede und des Eigenlobs wert. Interessant war hingegen der Hinweis, dass ein Grund aktuell auch die Corona-Pandemie sei, die zu „einem Anstieg der Sterblichkeit gerade bei älteren Menschen“ geführt habe. Das riecht gradezu nach einem zukunftsfähigen Finanzierungkonzept… Aber gegen ein Konzept, das mir nicht gefällt, hilft ein eigenes Konzept, nämlich das, möglichst zeitig in Rente zu gehen, um vom System überhaupt noch profitieren zu können, bevor mich dann die geplante Übersterblichkeit ereilt. Das bedeutet, dass ich nach 47 Beitragsjahren im zarten Alter von 63 Jahren mit Abschlägen in Rente gehen werde.
Tatsächlich gab es heute eine Zeitungsmeldung, die meinen Plan unterstützt. Ein Hinzuverdienst sei nun auch bei vorzeitigem Rentenbeginn in beliebiger Höhe möglich. Ich arbeite bei meiner Firma dann einfach weiter und kassiere Rente plus volles Gehalt. Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Bundesregierung diese Änderung gut überlegt hat. Letztens kursierte die Nachricht, dass schon jetzt 1/3 aller Erwerbstätigen mit Abschlägen in Rente geht. Scheinbar hat nicht nur die Jugend das Prinzip der Work-Live-Balance verstanden. Auch die ältere Generation beginnt zu begreifen. Wenn dann noch die angedeutete Regelung in Kraft tritt, dann schätze ich, dass aus dem Drittel mindestens drei Viertel werden. Hoffentlich hat die Rentenversicherung diese Entwicklung im Blick. Mit meinen laienhaften Kenntnissen von Renten-Arithmetik würde ich sagen, dass man 24 zusätzliche Rentenzahlungen gegen eine lebenslang verminderte Rente abwägen muss. Womit wir bei dem Problem der Lebenserwartung und somit bei mindestens drei Fragen sind. Erste Frage: Was ist mir lieber? Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach? Zweite Frage: Kann meine Betriebsrente die Abschläge ausgleichen? Dritte Frage: Was kostet mich im Alter meine Krankenversicherung? Denke ich aber an Deutschland, beantwortet sich Frage Nummer Eins von allein: Spatz in der Hand.
19.12.2022 Politik: Des Kanzlers Videobotschaft
https://www.bundesregierung.de/breg-de/mediathek/videos/kanzler-kompakt-zusammenhalt-2154314
Er hat es wieder getan. Scholz hat schon wieder vom Unterhaken gesprochen und diesmal auch vom Zusammenhalt. Er könne ihn spüren.
Blöd aber auch. Denn ich spüre außerhalb der Familie… nichts davon. Auch die Menschen in den fünf neuen Bundesländern scheinen nichts zu spüren bzw. haben ein anderes Verständnis von Zusammenhalt und Unterhaken. In Thüringen zum Beispiel ergab die Sonntagsfrage, dass die AfD mit 30% die stärkste Fraktion in einem neuen Thüringer Landtag wäre. So stellen sich Scholz und seine Mannschaft Zusammenhalt in Deutschland bestimmt nicht vor. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, plant man Gegenmaßnahmen. Zum einen schickt man den thüringischen Innenminister Georg Maier (SPD) nach vorn, der laut TAZ im Hinblick auf die geplante und vereitelte Erstürmung des Reichstagsgebäudes durch eine Rollator-Gang einige Kriterien erfüllt sieht, um ein Verbotsantrag gegen die AfD in die Wege zu leiten. Die berufslose Grünen-Chefin Ricarda Lang springt ihm bei und spricht vom parlamentarischen Arm des Rechtsextremismus. Was beide angesichts der momentanen 30% Wählerstimmen für die AfD total ignorieren, ist die strukturierte Herangehensweise an die Thematik. Und sie beginnt mit Schritt Eins: Ursachenforschung. In Bayern ist der Stimmenanteil der AfD mit 11% zwar leider auch beachtlich, aber in Thüringen sind es noch 19% mehr. Das liegt bestimmt nicht daran, dass drei von zehn Thüringern rechtsextrem sind. Es dürfte wohl viel mehr am Wohlstandsgefälle liegen. Wenn das Haus abgezahlt ist, der Kontostand passt und das Leben gefällig ist, spielt Politik eher eine untergeordnete Rolle. Es gibt trotz all der seltsamen Regierungspolitik eher keinen Grund, sich aus der Mitte der Gesellschaft zu verabschieden. Man lebt sein Leben unbeeindruckt weiter.
In Ostdeutschland schaut die Sache anders aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich zum Beispiel eben in Thüringen ein Drittel der Menschen komplett „abgehängt“ fühlt. Denen ist es völlig egal, wie Politik und Medien über ihr Wahlverhalten denken. Da wird wohl auch das geplante Demokratieförderungsgesetz nicht helfen. Frühere Gesetze begrenzten die Förderung von Projekten zeitlich, was durchaus Sinn hatte. Hilfe zur Selbsthilfe, bis das Business auf eigenen Beinen steht. Den „Faktencheckern“ und ähnlichen linksgerichteten Demokratieumsetzungshandlangern drohte vermutlich aber nun, das Geld auszugehen. Die Geschäftsmodelle scheinen nicht so erfolgreich zu sein. Hier muss man selbstverständlich gegensteuern. Aus 62,5 Millionen Euro werden im nächsten Jahr 212 Millionen. Natürlich soll unter anderem der Rechtsextremismus bekämpft werden. Von einer Bekämpfung des Linksextremismus liest man dagegen nichts. Die Gefahr wird nicht gesehen. Aber insgesamt ist das schon eine gute Idee, dem ahnungslosen Fußvolk mit etwas Geld ein wenig demokratisches Verständnis einzuimpfen. Also liebe Regierung: Bitte weiterhin fröhlich Geld verteilen, an wen auch immer. Ich lehne dankend ab.
18.12.2022, Politik: Strom- und Gaspreisdeckel – der Irrsinn spitzt sich zu
Ich hatte hier weiter unten schon gesagt, dass sich die Ampel noch umschauen wird. Alle Milliarden, die von unserem Steuergeld in die Preisdeckel investiert werden, werden nicht ausreichen. Die Weltmärkte freuen sich schon auf Deutschland und seine Preisdeckelregelungen und kennen bei den Preisen nur eine Richtung: Nach oben. Zu diesem Wahnsinn passt das gestrige ovb-Interview mit Florian Bieberbach, der uns als Geschäftsführer der Münchner Stadtwerke zunächst mitteilte, dass man selbst Schwierigkeiten habe, den Kunden zu erklären, wie der Energiemarkt funktioniert und wie sich Eingriffe des Staates auswirken. Denn die Kunden fragten zu Recht, warum die Energiepreise in die Höhe gehen, wo doch SWM schon seit langem auf die ökologische Stromproduktion setze. In der Tat eine interessante Frage. Erklärung dazu ist, dass Stromproduktion und Stromverkauf voneinander getrennt seien. Weil man den produzierten Strom nicht als ökologischen Strom vermarkten dürfe, verkaufe man ihn an der Börse, um im Gegenzug Strom an der Börse zu kaufen. Das klingt überaus nachvollziehbar…
Und bei diesem Blödsinn kommt es nun auf die Strategie an. Logisch ist, dass beim Verkauf möglichst langfristige Verträge gemacht werden, um seine Investitionen abzusichern. Beim Kauf wiederum ist jede Strategie falsch. Kauft man langfristig ein, kann man von kurzfristigen Preissenkungen nicht profitieren und erntet den Shitstorm der Kunden. Kauft man kurzfristig ein, schlagen mögliche Preiserhöhungen voll auf den Kunden durch und man muss sich von den Kunden die Frage gefallen lassen, warum man nicht langfristige Verträge eingegangen ist. Wie man es macht, macht man es falsch.
Jetzt kommt noch der Staat dazu, der die in dieser Woche verabschiedeten Preisdeckel gegenfinanzieren will, in dem er Zufallsgewinne der Unternehmen abschöpft. Wie bekannt entstehen Zufallsgewinne, weil sich der Strompreis am Gaspreis orientiert. Schießt der Gaspreis durch die Decke, werden Gewinne erwirtschaftet, mit denen die Firmen gar nicht gerechnet haben.
Und flugs entstehen sozialistische Ideen wie die, für Geringverdiener einen Wärmefonds einzurichten. Nebenbei lässt sich damit der Gewinn senken und damit die Steuerlast. Ich empfehle die Anschaffung goldener Wasserhähne, damit könnte der Gewinn noch ein wenig nach unten korrigiert werden.
Ich sehe schon deutlich vor mir, dass es bald eine Sozialpunktekarte geben wird, die jeder im Supermarkt an der Kasse vorzeigen muss. Die Punkteanzahl bestimmt den zu bezahlenden Preis. Der sozialen Marktwirtschaft werden sozialistische Flügel verliehen.
Und wie im Sozialismus auch wird gepfuscht, was das Zeug hält. Dass in Berlin die Bundestagswahl in 431 Wahllokalen und auch die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus wiederholt werden muss, ist das Ergebnis kompletten Versagens der dortigen Berliner Gurkentruppe im Abgeordnetenhaus unter Führung der SPD.
Dass mit den neuen Erbschaftssteuern das Erben noch teurer wird bzw. bald nicht mehr zu stemmen ist, ist dagegen politisch gewollt. Privatbesitz steht beim linken Regierungskartell nicht so hoch im Kurs. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht hier den Anstoß zur Anpassung der Bewertungsrichtlinien gab, war es Aufgabe der Regierung, für höhere Freibeträge zu sorgen, damit Immobilien, die nach dem Krieg ohne jede Gewinnerzielungs- bzw. Spekulationsabsicht gebaut oder gekauft wurden, in der Familie bleiben können. Die CSU ist jedoch in dieser Woche mit der Forderung nach höheren Freibeträgen gescheitert. Fazit: Man erschleicht sich das Geld der Familien mit einer Quasi-Vermögenssteuer durch die Hintertür.
Noch so ein Thema ist die geplante Beweislastumkehr im Beamtenrecht. Nach den Plänen meiner Liebingsinnenministerin Faeser muss ein Beamter in Zukunft beweisen, dass er nicht rechtsextrem ist. Ansonsten droht ihm der Entzug des Beamtenstatus‘. Das alte Grundrecht „Im Zweifelsfall für den Angeklagten“ wird von den Linken ausgehöhlt. Wie passt hier das geplante Demokratiestärkungsgesetz ins Bild? Gar nicht. Gute Nacht, deutscher Rechtsstaat.
11.12.2022, Politik: Korruptionsskandal erschüttert die EU
Die belgische Polizei ermittelt unter anderem wegen des Versuchs der politischen Einflussnahme. Laut lobbycontrol.de arbeiten 25.000 Lobbyisten mit einem Jahresbudget von 1,5 Milliarden Euro in Brüssel und nehmen Einfluss auf die EU-Institutionen. Ich weiß nicht, was wir Deutschen gedacht haben, was mit diesen 1,5 Milliarden Euro geschieht. Hatte jemand die Hoffnung, dass angesichts dieses finanziellen „Drucks“ alle EU-Politiker den Versuchungen standhalten?
Säcke voller Geld (600.000 Euro) sollen laut Focus bei Razzien bei der EU-Vize-Parlamentspräsidentin Kaili (Griechin), ihrem Vater und ihrem italienischen Lebensgefährten gefunden worden sein. Im Verdacht für die Zahlungen steht Katar. Kaili hatte sich in der Tat auffallend häufig positiv über den Golfstaat geäußert.
Es klingelt mir ein Vorgang von vor 18 Jahren in den Ohren, als der parteilose österreichische EU-Abgeordnete Hans Peter Martin die Machenschaften anderer EU-Abgeordneter anprangerte und dafür als Nestbeschmutzer gemobbt wurde. Er hatte herausgefunden, dass EU-Parlamentarier sich typischerweise an Freitagen morgens schnell in die Anwesenheitsliste des Parlaments eintrugen, um danach umgehend zum Flughafen zu fahren, um nach Hause zu fliegen. Effekt: Man kassierte das „Tagegeld“ für diesen Tag – ohne irgendeine Leistung erbracht zu haben. Er hatte damals die Hälfte aller deutschen EU-Parlamentarier im Verdacht. Auch 2014 beschäftigte sich die ARD mit dem System der Tagegelder. Was für ein Selbstbedienungsladen.
Was ich damit sagen will: Von einer lückenlosen Aufklärung aller Korruptionsverdachte würde ich mit Blick auf die kommende EU-Wahlen im Frühjahr 2024 eher abraten. Sonst geht in ganz Europa niemand zur Wahl. Denn die jetzigen Vorfälle können nicht isoliert nur von fünf Tatverdächtigen verursacht sein. Ich sage voraus, dass das kriminelle Netzwerk größer ist. Die Medien werden jetzt keinen Stein auf dem anderen lassen. Das richtige Erdbeben steht noch aus.
Wie schaut es in Berlin aus? Dort sind mit rund 28.000 Lobbyisten noch mehr Menschen im Wirtschaftszweig Lobbyismus damit beschäftigt, für ihre Auftraggeber politische Entscheidungen des Bundestages zu beeinflussen. Wir rechnen nach: Auf jeden Bundestagsabgeordneten kommen somit 38 Lobbyisten. Das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird, wenn 28 Lobbyisten gleich selbst Bundestagsabgeordnete sind, siehe Berliner Zeitung.
Wer angesichts dieser Zahlen und Fakten der Meinung ist, dass es Korruption in Berlin nicht gibt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
11.12.2022, Illerkirchberg: Mord und versuchter Mord durch einen Eritreer
Die goldene 24h-Regel reichte hier nicht aus, um einigermaßen Abstand zu gewinnen. Es brauchte schon 124 Stunden, damit ich mir überhaupt sicher war, halbwegs emotionslos über diesen Wahnsinn berichten zu können. Und das ist heutzutage wichtig, um nicht durch Verwendung bestimmter Begrifflichkeiten in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Selbst die einfache Frage, welche seltsamen Menschen wir in unser Land hineinlassen, darf nicht gestellt werden. Deshalb stelle ich sie nicht. Die Frage dagegen, welche seltsamen Menschen in unserem Land leben, die darf natürlich gestellt werden. Beispiel: Prinz Reus mit seinem Faschingsverein, der den Deutschen Reichstag erstürmen wollte. Wenn ich mir die drei humorlosen Gestalten auf dem Titelblatt des SPIEGEL anschaue, dann scheitert es schon an den Basics. Wer überfallartig und schnell in den Reichstag hineinmöchte, der muss schon zwei Stufen auf einmal nehmen können. Die drei jämmerlichen Gestalten schaffen das nicht. Da hatten 3.000 Polizisten leichtes Spiel, dem Spuk ein Ende zu machen.
Zurück zum Mord: Da gehen zwei Mädchen frühmorgens arglos zur Schule. Eine findet sich wenig später schwerverletzt im Krankenhaus wieder, das andere Mädchen kommt tot zu Hause an. Für die politische Botschaft fühlte sich umgehend die Polizei mit der Bitte zuständig, „keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten“.
Die Reaktion der Polizei verstehe ich, denn die Politikerin, die wie keine andere deutsche Grüne unsere Einwanderungsgesellschaft präsentiert und sich eigentlich sofort hätte äußern müssen, antwortet auf Abgeordnetenwatch zu der ihr am 06.12.2022 gestellten Frage, wie sie zu dem Mord stehe, nicht. Kathrin Göring-Eckardt geht in Deckung, wobei meine Idee gewesen wäre, sie doch einfach zu bitten, die Grabrede für die 14jährige Ece zu halten. Es hätte keine bessere Gelegenheit gegeben, um Begrifflichkeiten wie „Chancenaufenthaltsrecht“ am Beispiel unseres Eritreers zu erklären, der seit 2016 bei uns ist, aber bisher nicht aufgefallen ist – vermutlich auch nicht durch Arbeit. Denn um 7.30 Uhr könnte man als Eritreer theoretisch schon auf dem Arbeitsweg sein, um unserem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Es ist eher auszuschließen, dass er vielleicht durch die angestrengte Arbeit im Homeoffice den falschen Impuls bekommen haben könnte. Ich kann das an meinem Beispiel erklären. Um 7.30 Uhr sitze ich regelmäßig in meinem Kellerverlies, bin schon vollständig im „Flow“ und käme nicht auf die Idee, mit einem Messer vor die Tür zu gehen.
Man hätte aber auch die Innenministerin Faeser nach Illerkirchberg zitieren können. Denn der Ort ist leidensfähig, nach dem schon 2019 eine 14jährige von vier Flüchtlingen aus Afghanistan und dem Irak vergewaltigt worden war. Der Richter blieb damals mit Strafen zwischen zwei und drei Jahren beim unteren Strafmaß, weil Restzweifel blieben. Der Richter wertete es auch als strafmildernd, weil sich die Angeklagten ganz am Ende der Verhandlung doch noch zur Tat äußerten. Mindestens ein Vergewaltiger ist bereits wieder auf freiem Fuß. Wer lehnt seine Abschiebung ab? Die Innenministerin Faeser. Verstehe ich. Wir brauchen Fachkräfte, nach ihrer Logik. Ups, wieder leichte Satire ins Spiel gebracht bei einem Thema, dass sich so gar nicht für irgendein Späßchen eignet.
Drei Eritreer wohnten in dem Flüchtlingsheim. Einer ist im Justizvollzugskrankenhaus, weil er sich nach der Tat offensichtlich selbst verletzt hat. Ein zweiter Eritreer, der für kurze Zeit unter Tatverdacht stand, hat mit Hilfe eines Güterzuges Suizid begangen. Der SWR stellt sofort die richtige Frage, verschiebt die Täter-Opfer-Berichterstattung auf seine Art und fragt nicht etwa, wie es dem schwerverletzten Mädchen geht, sondern: Wurde er (der vom Güterzug Überfahrene) bedroht? Das wäre natürlich bitter für uns Deutsche, wenn die Bedrohung aus unseren Reihen kommt, und wir indirekt für seinen Tod verantwortlich zu machen sind. Denn dann schneiden wir uns ins eigene Fleisch. Mit Bedrohungen wird es eher nichts mit der Bekämpfung des Fachkräftemangels. Wer sich als Migrant von uns bedroht fühlt, wird in den Firmen kaum mit uns zusammenarbeiten wollen.
Der SWR versucht es noch mit weiteren kleinen Tricks. Zur AfD-Demo kamen rund 120 Menschen. Zur Gegendemo erschienen „einige“ Anwohner. Es wäre doch recht einfach gewesen, auch hier die genaue Zahl zu schreiben. Aber das hätte das Verhältnis zwischen der Zahl der aufgebrachten Menschen und der spärlichen Anzahl der Gegendemonstranten noch stärker betont. Dass diese Wenigen dann für „Frieden, Solidarität und Toleranz“ stehen, wirft die Frage auf, was diese Begriffe mit einem Mordfall zu tun haben. Grade Toleranz sollte es bei einem Mord eher nicht geben.
Ich hätte auf dem Bild mit den Pappschildern gerne die Gesichter der Gegendemonstranten gesehen. Denn mir gefällt nicht, wie auf den Papp-Plakaten das Wort SOLIDARITÄT geschrieben wird. Wer schreibt Umlaute mit Strichen drüber, anstatt mit Punkten? Ich käme auf diese Idee nicht, weshalb ich den Fotograf Peter Schmied ergoogeln wollte, ist mir aber nicht gelungen. Wenn mehrere Gruppen (welche genau?) aufriefen, aber nur einige Anwohner kamen, dann kann man die Aufrufe doch mit Recht als verpufft bezeichnen. Es braucht kein Pappschild, um kundzutun, dass man sich für solch selbstverständliche Dinge wie Frieden, Solidarität und Toleranz einsetzt. 80 Millionen Menschen beweisen das Tag für Tag: In der Flüchtlingshilfe, im Ehrenamt, in den Vereinen, in den Verwaltungen, in den Firmen, in den Schulen, in den Familien. Aber es gab laut SWR 2021 eben auch 1,8 Millionen Tatverdächtige (bei rund 5 Millionen Straftaten, laut Statista). Und der SWR zeigt in seinem eigenen Faktencheck, dass die Gruppe der „Zuwanderer“ sich „überdurchschnittlich häufig an der Begehung von Straftaten“ beteiligt. Pappschilder hochhalten und für Frieden stehen hilft bei der Bewertung der Zahlen nicht weiter.
Wäre es politisch und gesellschaftlich erlaubt zu konstatieren, dass wir uns sowohl in absoluten Zahlen als auch im relativen Vergleich zu den in Deutschland lebenden Menschen mit der stattfindenden Zuwanderung auch mehr Kriminalität einkaufen?
Die Flüchtlingskrise wird zu einer Zerreißprobe führen. Für Bundeskanzler Scholz dagegen ist es ganz plausibel, bei der Bevölkerungsanzahl in Richtung 90 Millionen zu gehen, um „den Laden hier am Laufen zu halten“. Angesichts der Probleme in Deutschland sind das schon recht flapsige Bemerkungen. Unsere eigenen vier Millionen HartzIV-Empfänger bzw. unsere 5,3% (2,4 Millionen) Arbeitslosen sind scheinbar keine Betrachtung mehr wert. Die Regierung setzt voll auf Zuwanderung.
Ich möchte nur anmerken, dass schon im ersten Jahr der Ampel-Regierung der Plan, 400.000 neue Wohnungen zu bauen, laut Wirtschaftswoche krachend gescheitert ist. Und laut SPIEGEL sind die Aussichten für 2023 bezüglich des Wohnungsbaus nicht besser.
28.11.2022, Politik und Gesellschaft: Männer – je gebildeter, desto gewalttätiger.
Was für eine gewagte These. Ich stellte mich sogleich vor den Spiegel. Kann der, der den ich da sah, gewalttätig sein? Sogleich atmete ich auf. Weder gebildet, noch gutverdienend, höchstens gutaussehend. Aber das zählt bei der SPD nicht. Somit: Grade noch einmal Glück gehabt. Selbstkasteiung ist nicht notwendig.
Eigentlich müsste man diesen Müll komplett ignorieren. Aber es passt in die politische Landschaft. Die Aussage kommt eben auch nicht von irgendwem, sondern von der niedersächsischen SPD-Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. So richtig mit Gleichstellung hat ihre Aussage aber nichts zu tun. Und man fragt sich, mit welchem Proleten sie verheiratet ist.
Zu allem Unglück heißt sie Daniela Behrens. Ich kann versichern, dass ich mit ihr nicht einmal entfernt verwandt bin. Ich weiß das, weil ich unseren Stammbaum gut pflege. Und wäre sie dort eingetragen, wäre sie jetzt nicht mehr dort eingetragen.
Frau Behrens zitiert zwar nur eine sogenannte „Dunkelfeld“-Studie. Wenn man sich aber das Interview anhört, dass sie auf NDR gegeben hat, dann ist ihre Position deckungsgleich. Leider. „Dunkelfeld“ ist jetzt nicht der Name eines Institutes oder einer Faktenchecker-Organisation. Dunkelfeld ist vielmehr das Gegenteil von Hellfeld. Beispiel: Wenn ich auf meiner Homepage gewaltig auf den Senkel haue, dann sprechen wir von einem Hellfeld, weil meine geistigen Ergüsse für jeden sichtbar sind. Schreibe ich dagegen in mein Tagebuch, dass ich Frau Behrens für ihre niederträchtigen Aussagen – uns Männern gegenüber – die Krätze an den Hals wünsche, dann wäre das das Dunkelfeld, weil niemand mein Tagebuch lesen darf.
Ich muss bei der Bewertung dieses diskriminierenden Unsinns, den sie völlig emotionslos zum Besten gibt, gar nicht weit auszuholen. Wer Twitter hat, der kann sich die schönsten Kommentare hier heraussuchen. Beispiele gefällig?
„Das Feindbild von SPD und Grünen hat sich verändert. Von den alten weißen Männern hin zu alten, weißen, gebildeten und reichen Männern.„
„Wann immer ein Anwalt auftaucht – sofort in Deckung gehen.„
„Ja klar, wer kennt ihn nicht, den aggressiven frauenhassenden Arzt.„
„Wir sollten Frau Behrens mal sagen, dass die Tatort-Geschichten nicht zwingend der Realität entsprechen.„
„Die liebevolle Hand des Arbeitervaters, der frisch vom Suff kommt, ganz im Gegensatz zum brutalen Verhalten des Professors für Sprachwissenschaft nach einer toxischen Diskussion mit seinen proletenhaften Kollegen beim Streit über Präfixe.„
„Behauptung: Eis essen verursacht Sonnenbrand! Beweis: Immer, wenn in Deutschland viel Eis gegessen wird, steigt die Anzahl der Menschen, die wegen Sonnenbrand behandelt werden müssen.„
27.11.2022, Politik: Wochenrückblick

Der Feminismus in Deutschland hat jetzt auch das Schloss Bellevue in Berlin erfasst. Bundespräsident Steinmeier hat festgestellt, dass es ein unhaltbarer Zustand ist, dass nur etwa 34% aller mit Bundesverdienstorden ausgezeichneten Menschen Frauen sind. Der Spiegel berichtet, dass dieser Prozentsatz auf 40% angehoben werden soll. Weil bisher auch nichts dagegensprach, Frauen auszuzeichnen, heißt das nichts anderes, als dass es zu wenige Kandidatinnen gab. Steinmeiers gezielter und händeringender Appell an die Gesellschaft, nun doch endlich mehr Frauen vorzuschlagen, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Leistung nicht mehr der Gradmesser sein soll. Wenn der Bundespräsident jetzt Staats- und Senatskanzleien in die Pflicht nimmt, klingt der unterschwellige Vorwurf mit, man würde die Frauen bei der Auswahl vernachlässigen. Bei sich selbst sah der Bundespräsident die Sache anders. Bei der Wahl am 13. Februar 2022 hielt er es für eine sehr gute Idee, doch am besten sich selbst wählen zu lassen und nicht etwa der Kandidatin Stefanie Gebauer von den Freien Wählern den Vortritt zu lassen.
Also liebe Gesellschaft: Bitte Kanditatinnen für die Verdienstorden benennen. Koste es, was es wolle. Wenn man dann noch der Aussage Glauben schenkt, dass die Orden in China produziert werden, dann ist sie wieder da: Die deutsche Doppelmoral in Reinstkultur.
Weiter geht es mit der Migrationspolitik. Während unser Landrat Heimerl in dieser Woche darauf aufmerksam machte, dass er eine Flüchtlingswelle aus Afrika erwartet und jetzt die Mühldorfer ESV-Turnhalle für die Erstunterbringung von Migranten genutzt werden muss, spricht unsere deutsche Innenministerin Faeser im Spiegel davon, dass es „keine große Migrationskrise“ gebe. Und sie erklärt auch gleich, warum es sie gar nicht geben kann. Solch eine Migrationskrise würde der AfD in die Hände spielen. Und somit gilt: Was nicht sein kann, das nicht sein darf. Man ignoriert in Berlin die Migrationskrise einfach weg.
Nahtlos fügt sich hier das Thema ‚Reform des Staatsbürgerrechts‘ an. Wer schon die Realität verkennt, der kann natürlich auch gleich weitere Anreize für Menschen aus aller Welt setzen, zu uns zu kommen. Warum auch nicht? Wir haben genug Wohnungen. Wir haben genug Kita-Plätze. Wir haben genug Schulen. Wir haben genug Ärzte. Wir haben die beste Infrastruktur. Das beste Deutschland aller Zeiten wartet auf seine Gäste. Und wir haben bei einer Schuldenuhr, die grade dabei ist, die 2.500 Milliarden Euro – Schwelle zu überschreiten, für die Integration natürlich auch das nötige Kleingeld. Denn der Schuldenstand verändert sich, dank der von Christian Lindner propagierten Schuldenbremse, jetzt nur noch um unmerkliche 11.240,00 Euro – pro Sekunde, nach oben natürlich. Die Begründungen, warum man schneller an den deutschen Pass gelangen soll, sind eine Ansammlung von äußerst dehnbaren Argumenten. Voraussetzungen für den deutschen Pass seien:
- ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung des Landes
- die Fähigkeit zur mündlichen Verständigung
- eine besondere Lebensleistung der Gastarbeitergeneration
- ein Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung
Das alles sollen Anreize zur schnellen Integrierung sein. Und selbstverständlich sei es eine Lebensrealität, heutzutage mehrere Staatsbürgerschaften zu besitzen. Spätestens hier hört mein Verständnis auf. Sich je nach Lebenslage mal als Deutscher und mal als Angehöriger seines Geburtslandes zu fühlen, das hört sich sehr bequem an. Diese bequeme Auswahlmöglichkeit hat unsereins nicht. Wir sind Deutsche. Wir bleiben Deutsche. Und dies mit allen Vor- und Nachteilen. Wenn eine Bundestagswahl schiefgeht, so wie 2020 in Deutschland geschehen, dann haben wir mit unserem einen Pass keine Chance, den Auswirkungen der falschen Politik der links-grünen Sozialampel zu entgehen. Das müssen wir halt ausbaden. Jemand mit zwei Pässen kann uns viel Glück wünschen und unser Land dagegen wieder verlassen. Damit die neu gewonnen Wählerschichten den Grünen und der SPD nicht völlig enttäuscht wieder den Rücken kehren, hat die Ampel auch in Sachen Sozialstaat ordentlich aufgerüstet (wir erinnern uns: Geld ist da). Insofern tut die Ampel zwar nichts für Deutschland, bereitet aber fleißig ihre Wiederwahl vor.
22.11.2022, Bürgergeld-Kompromiss: Der Haushaltsvorstand rückt in den Fokus.
Beim Schonvermögen hatte die Ampel-Sozial-Koalition tatsächlich den Plan, einer vierköpfigen Familie ein Schonvermögen von 150.000 Euro zu gewähren (60.000 Euro für die erste Person, 30.000 Euro für jedes weitere Familienmitglied). Ich denke, dass eine vierköpfige Familie, die ein solch hohes Vermögen angehäuft hat, wohl eher nicht in die prekäre Situation kommen wird, auf das Bürgergeld zurückgreifen zu müssen. Und wenn sie dieses Geld tatsächlich hat, dann fehlt mir die Logik, warum man nicht zunächst sein eigenes Geld ausgeben sollte, anstatt fremdes Steuergeld.
Der jetzt gefundene Kompromiss ist auch nicht viel besser: 40.000 Euro Schonvermögen für den Haushaltsvorstand und 15.000 Euro für jedes weitere Familienmitglied. Macht für die vierköpfige Familie immer noch 85.000 Euro.
Bei uns hier im Haus entpuppte sich sofort ein messerscharfer Streit darüber, wer hier der Haushaltsvorstand ist. Keiner gab nach. Wir einigten uns schließlich darauf, die Situation, darüber final entscheiden zu müssen, wer hier die Hosen anhat, tunlichst zu vermeiden.
Das Schonvermögen an sich ist ein Schlag ins Gesicht vieler finanzschwacher Familien, die mit wenig Geld, aber erhobenen Hauptes, ihr Leben meistern.
Vielen Rentnern geht es ebenso: Die durchschnittliche Brutto-Rente lag im Jahre 2019 bei etwas unter 955 Euro monatlich. Bei etwa 21 Millionen Rentnern bekommen ungefähr 17 Millionen eine Rente von weniger als 1.000 Euro pro Monat. Jeder zweite Rentner bekommt um die 800 Euro. Und trotzdem pfeift das Rentensystem aus dem letzten Loch. Das gibt noch ein böses Erwachen.
20.11.2022, Wochenrückblick
Heute geht es in Katar tatsächlich mit der Fußball-WM los. Die Temperaturen sind mit 28 Grad hinnehmbar. Ein echtes WM-Fieber kann nicht aufkommen, nachdem Katar derart in die Kritik geraten ist. Die letzte Meldung aus Katar hat mir allerdings gefallen. Alkohol wird in den Stadien verboten. Falls die katarische Regierung hier nicht nach dem Prinzip „Wasser predigen und Wein trinken“ verfährt, finde ich jedes Mittel recht, den Alkoholverbrauch zu begrenzen. Es gibt keine fragwürdigere Angewohnheit, als Alkohol und Nikotin zu konsumieren. Denn man hat nur ein Leben. Darauf sollte man ein wenig achten. Andererseits kann jeder aus seinem Leben machen, was er möchte – solange ich nicht finanziell involviert bin. Und auch Cannabis kann jeder rauchen, bis er umfällt. Hauptsache, ein durch Alkohol oder Drogen benebelter Autofahrer holt mich nicht vom Fahrrad bzw. fährt mich als Fußgänger nicht um, wenn ich vom Autohaus Bauer komme und auf der auf mich stets gefährlich wirkenden Bahnhofstraße heimspaziere.
Im ägyptischen Sharm El-Sheikh ist die 27. Weltklimakonferenz zu Ende gegangen. Falls es überhaupt sinnvolle Ziele für dieses Treffen gab, wurden sie alle verfehlt. Aufgeblähte Delegationen aus 197 Vertragsstaaten, jede Menge NGO‘s und jede Menge Journalisten im Gepäck haben in Ägypten einen lustigen Urlaub verbracht, mehr nicht. Das Bekenntnis, vom Klimawandel betroffenen Entwicklungsländern finanziell zu helfen, ist faktisch nichts wert, wenn man sich überlegt, dass sich sogar China weiterhin als Schwellenland sieht. Begründung: Mit einem BIP pro Kopf von 19.000 USD ist man zum Beispiel weit weg von Singapur mit 93.000 USD. Folglich will sich China an der Finanzierung von Klimaschäden nicht beteiligen. Tatsächlich sieht sich China vermutlich als Opfer, was nicht abwegig ist. Wir haben unsere dreckigen Industrieprozesse nach China ausgelagert. Das war so lange toll für uns, bis wir jetzt schmerzhaft erkennen mussten, dass wir von China in jeder Beziehung abhängig geworden sind. Oh, Schreck lass nach. Was nun?
Ich würde gern bestätigen, dass China zumindest in Sachen Demokratie ein Schwellenland ist. Aber China glänzt damit, sich auf einer Stufe mit Nordkorea und Russland zu befinden.
Zurück zur Klimakonferenz: Tatsächlich würde ich „Entwicklungs“-Ländern, die sich jahrzehntelange Bürgerkriege leisten können, keine Gelder bewilligen. Auch Länder, die sich ein bis an die Zähne bewaffnetes Militär leisten, um sich vor vermeintlich fremden Mächten zu schützen, sollten leer ausgehen. Ich weiß, dass sich diese Förderung angesichts der menschlichen Tragödie, die zum Beispiel gerade in Somalia abspielt, sehr unmenschlich anhört. Seit 40 Jahren leidet das Land unter einer schlimmen Dürre. Offiziell herrscht aber seit 1991 eben auch Bürgerkrieg. Dafür reichen die finanziellen und wirtschaftlichen Kräfte. Kein Europäer würde freiwillig in das seither umkämpfte Mogadischu fliegen. In diesem Gemengelage leiden mindestens acht Millionen an extremem Hunger. Man kann sich das – fast achtzig Jahre nach dem zweiten Weltkrieg – nicht vorstellen. Alle „Entwicklungsländer“ auf dieser Welt hatten achtzig Jahre lang Zeit, die Gelegenheit und auch das notwendige Geld, wenigstens den Hunger in den eigenen Ländern zu überwinden. Fazit: In vielen Ländern ist das nicht gelungen. Wir haben somit keine Weltmeisterschaft der Schande, sondern einen Globus der Schande. Den Begriff „Entwicklungsländer“ sollte man abschaffen.
Bleiben wir beim Klima und damit der Energiewende. Weil wir heute unterwegs waren, hörten wir im Radio den Sender MDR Aktuell. Die Interviews, die ich mir anhörte, waren qualitativ hochwertig. Es gab beispielsweise ein Gespräch mit einem Verantwortlichen für den Stromnetzausbau. Es ging zum Beispiel um das Thema Süd-Ost-Link. Eine 540km lange Leitung von Wolmirstedt bei Magdeburg nach Landshut soll dafür sorgen, dass das dortige AKW abgeschaltet werden kann. Die Trasse soll als unterirdische Gleichstromstrecke realisiert werden. Der Moderator stellte interessante Fragen, die der Herr Gollwitz unemotional und präzise beantwortete. Mir war schon klar, dass eine unterirdische Leitung viel, viel teurer sein muss als eine Hochspannungsleitung. Aller 400m einen Masten hinzustellen, ist effektiver, als den Boden Meter für Meter aufzureißen, wofür man sich mit 4000 Eigentümern einigen muss. Dazu kommt – und dies war mir so nicht bewusst, dass die Trasse nicht mehr überbaut werden kann. Man müsse bei Schäden ja schließlich an die Kabel wieder herankommen. Auch interessant zu hören war, dass man bei der Dimensionierung weitsichtig vom Strombedarf im Jahr 2045 ausgegangen ist, was sinnvoll ist. Man verbuddelt gleich vier Kabel mit einer Übertragungsleistung von 2 x 2GW. Korrekterweise müssten für diese Investitionen – weit oberhalb der 100 Milliarden-Grenze – die Netzentgelte, und damit unsere Stromrechnungen, deutlich in die Höhe gehen. Tun sie aber nicht. Unsere Sozial-Ampel-Regierung ist der Meinung, dass man uns hier eher keinen reinen Wein einschenken könne. Das Finanzierungsproblem wird auf die nächste Generation verschoben, obwohl ich als Nutznießer der neuen Leitungen im Jahr 2045 wahrscheinlich doch noch unter den Lebenden weile. Ich wäre deshalb bereit, mich nach dem Verursacherprinzip korrekt an den Kosten zu beteiligen. Aber unsere Sozial-Ampel hält mich für nicht zahlungskräftig genug. Ok, dann eben nicht.
Aber ab jetzt gilt: Voller Fokus auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, One-Love-Kapitänsbinde hin oder her. Noch zehn Minuten bis zum Anpfiff.
11.11.2022, Lauterbach: Der Gedanke, man müsse Arbeitslose zur Arbeit zwingen, ist respektlos.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das eine tolle Aussage war. Ein Blick ins Netz spricht von 800.000 bis 1.800.000 offenen Stellen in Deutschland. Aber ich bin in so weit bei unserem Gesundheitsminister, als dass Menschen, die nicht arbeiten wollen, auch nicht arbeiten müssen – wenn sie denn dem Steuerzahler nicht zur Last fallen. Denn das wiederum fände ich respektlos. Aber wir sind ja zum Glück in einem Rechtsstaat. Eine mögliche Ausbeutung der Steuerzahler durch die Nichtsteuerzahler würden Bundesverfassungsgericht und Ampelregierung in einer gemeinsamen Kraftanstrengung überzeugend abwehren. Ausbeutung in Deutschland? In Zeiten des links-grün-sozialen Kartells ist Ausbeutung in Deutschlands selbstverständlich ausgeschlossen. So etwas gibt es nur in Entwicklungsländern, wo man bedeutsam mit dem erhobenen, deutschen Zeigefinger hindeuten kann. Aber die Ampel lässt es nicht bei Ermahnungen. Sie macht vor, wie es geht. Das ausbeuterische HartzIV-System wird in das ausbeutungsfreie Bürgergeld verwandelt. Seltsam, dass sich die böse CDU/CSU bei einem solch schönen niemand-muss-arbeiten-wenn-er-nicht-will-Projekt, der den Sozialstaat verschlimmbessert, querstellt. Das ist wirklich respektlos.
10.11.2022, Politik: Katar und die deutsche Doppelmoral

Nach der ‘kulturellen Aneignung‘ betrachten wir heute die um sich greifende Doppelmoral. Wir machen es am aktuellen Beispiel von Katar fest. Ich stelle fest, dass die Spaltung der Gesellschaft die kleinste Keimzelle erreicht hat: Die Familie, bzw. den Familienverbund.
Seit Jahrzehnten organisieren wir zu jeder Fußball-EM bzw. Fußball-WM eine Tippwette. Es war immer recht lustig. 30 bis 35 Bekannte und Verwandte waren mit von der Partie. Keiner wollte die Schmach des letzten Platzes erleiden.
Damit ist jetzt Schluss. Zwei, drei Leute warfen mit der Begrifflichkeit ‚Boykott‘ um sich, und niemand protestierte. Meine Einlassungen bezüglich Doppelmoral wurden vom Tisch gewischt. Das war’s dann – mit der Tippgemeinschaft.

Vor lauter Unverständnis bin ich am Dienstag gleich in die Allianz-Arena gefahren. Dort sah ich beim Spiel gegen Bremen Tausende Zuschauer mit Bayern-Trikots und der Werbung für Quatar Airways. Zumindest die Bayern-Fans haben das mit der Doppel-Moral verstanden und pfeifen darauf.

Warum? Man kann nicht die Fußball-WM lauthals boykottieren wollen, ohne im gleichen Atemzug die Handelsbeziehungen zwischen Katar und Deutschland in Frage zu stellen. Wir erinnern uns, dass die WM im Jahr 2010 an Katar vergeben wurde. Beispielsweise berichtete die SZ am 27. September 2017 über die schlechten Arbeitsbedingungen und Todesfälle beim Bau der Stadien. Im gleichen Jahr 2017 wurde laut Auswärtigem Amt bei völliger Ignorierung der Verhältnisse eine Gemischte Wirtschaftskommission zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Katar eingerichtet. Ich kann mich nicht entsinnen, dass auch nur einer der heutige Boykotteure damals den Finger hob, um das zu kritisieren. Warum auch. Hier schlägt die Doppelmoral voll zu. Es ist ziemlich einfach, den Fernseher bei den WM-Spielen auszulassen. Schon schwieriger wäre es, den Handel mit Staaten, deren Vorgehen uns in der einen oder anderen Hinsicht nicht gefällt, einzustellen. Denn das wäre zwar konsequent (Achtung Schlauberger-Wissen: Konsequenz ist das Gegenteil von Doppelmoral), doch würde dies Wohlstandsverlust bedeuten. Und wenn wir Deutschen etwas partout nicht leiden können, dann ist es die Horrorvorstellung, unseren Wohlstand nicht bewahren zu können.
Markus Lanz stellte letztens in seiner Sendung die folgende umgedrehte Frage an die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann: Was, wenn Katar im Jahre 2024, wenn die EM in Deutschland stattfinden wird, mit Protest und Boykott drohen würde, weil es in solchen Schlachtbetrieben wie Tönnies die Arbeitsbedingungen für ausbeuterisch hält (von Tierwohl ganz zu schweigen)? Wie würde Deutschlands Antwort ausfallen? Ihre Antwort war, dass sie mit solchen Argumenten von katarischer Seite eher nicht rechnet. Hm, etwas dünn, wie ich finde. Die deutsche Doppelmoral lässt grüßen.
Bleiben wir beim Thema Schlachten: Was lese ich heute bezüglich der Kartoffelsalat-Preise im Facebook? Der neue Neumarkter Metzger auf dem Stadtplatz verlangt für eine mittelgroße Schale Kartoffelsalat fünf Euro, und wenn man Pech hat, gibt es wegen der vergessenen Parkscheibe ein Knöllchen gratis obern drauf? Wie bitter. Der Einwand, dass der frühere Metzger in seinem eigenen Laden verkauft hat, der neue Metzger aber nun Pacht zahlt und logischerweise diese Pacht auf die Preise umlegen muss, geht in den 35 Kommentaren beinahe unter. Meine Prophezeiung ist, dass wir in Zukunft grundsäztlich noch ganz andere Preise werden akzeptieren müssen.
Die Idee, beim Metzger ausschließlich Kartoffelsalat zu kaufen, finde ich als Vegetarier übrigens zunächst einmal löblich. Würde ich aber dennoch nicht tun, weil ich die Gefahr sehe, dass der Kartoffelsalat letztlich doch irgendwie durch Berührung bzw. fleischliche Gerüche kontaminiert ist.
Ich hätte ja zumindest eine Idee, wie man Knöllchen vermeiden kann, wodurch man dann jede Menge Kartoffelsalat kaufen kann: Man fährt einfach mit dem Fahrrad auf den Großparkplatz.

Ich probierte heute den neuen Fahrradständer aus, fragte mich aber, warum ich mein Fahrrad beim Edeka anschließen muss, wenn ich doch eigentlich zum Windhager möchte. Aber ich will nicht jammern. Ich war ja froh, dass noch ein Stellplatz für mein Fahrrad frei war.

Ich bekämpfte beim Windhager meine Unterzuckerung, dachte über unseren Stadtplatz nach, überlegte aber zunächst, ob der in diesem Jahr sehr schöne Christbaum, der scheinbar auch um einiges größer ausfällt als in den Vorjahren, nicht doch ein wenig zu nah an der Fassade postiert ist. Dafür kann der Christbaum wenig. Das ist eher der Tatsache geschuldet ist, dass die Bodeneinlassung für den Baum nun mal dort ist, wo sie ist. Zumindest fährt an dieser Stelle kein Auto mehr über den Gehweg. Da soll noch jemand sagen, ich sei ab und an zu negativ eingestellt. Mitnichten.
Zurück zu Katar und der deutschen Doppelmoral: Schaut man sich die Handelsbilanz an, so exportierten wir im Jahr 2020 Waren im Wert von 1,1 Milliarden Euro nach Katar und importierten Waren im Wert von 300 Millionen Euro. Solche Handelsbilanzüberschüsse tragen zu unserem Wohlstand bei. Im Jahr 2021 steigerten wir unseren Export gar auf 1,331 Milliarden Euro. Siemens lieferte beispielsweise Stromversorgungsysteme für die Stadien. Also reden wir da nicht großartig darüber. Hier wird nichts in Frage gestellt. Schlechtes Gewissen? Aber nicht doch. Aber ausgerechnet die Fußball-WM stellen wir in Frage.
Ich kann gleich mitteilen, dass ich jeden Strohhalm ergreifen werden, der in meine Nähe kommt und an dem ein Ticket für irgendeinen Spieltag in Katar dranhängt. Ich warte nur auf den Anruf bzw. die WhatsApp-Nachricht. Ich würde nicht eine einzige Sekunde überlegen, um für ein paar Tage Abstand zu gewinnen – von den deutschen Doppelmoralisten.
09.11.2022, Neue Wortschöpfung: Kulturelle Aneignung
Peter Fox ist als Sänger der Gruppe Seeed sicherlich dem einen oder anderem Musikkenner ein Begriff. Er singt aber nicht nur, er schreibt auch Songs. Und nach einer längeren Ruhephase hat er nun den Song „Zukunft Pink“ geschrieben. Als Fan könnte man sich darüber freuen, das Lied in Spotify oder Prime immer wieder anhören und zur Tagesordnung übergehen. Was sagt jedoch das Netz? Es spricht von kultureller Aneignung. Begründung: Fox hätte ein paar schwarze, südafrikanische Beats in den Song gemischt.
Einmal tief durchatmen. Einfach Musik nach eigenem Gusto komponieren? Geht heutzutage gar nicht. Da muss sofort ein Shit-Storm organsiert werden.
Weitere Recherchen zeigen, dass das Thema von so einigen Kanälen aufgegriffen wird. Aber alle sprechen nur von „Ihm wird vorgeworfen“ oder „ruft prompt Kritik hervor“, oder „muss sich der kulturellen Aneignung verdächtigen lassen“ oder „Peter Fox unter Beschuss“ oder „in sozialen Medien gibt es Kritik“. Die Junge Freiheit urteilt denn auch, dass das Woke-Gericht streng urteilt.
Auf der Suche nach der Quelle der Kritik, also den eigentlichen Kritikern, fand ich nach dreißig Minuten genau einen einzigen Namen, auf dem das Internet seine Kritik aufbaut, die sich dann auf etlichen Plattformen vervielfältigt.
Die Konstruktion des Kollegen Malcolm Uzoma Ohanwe – wer kennt ihn nicht – lautet, dass sich Peter Fox eine goldene Nase verdienen würde, während die Clubs, die seinen Song jetzt rauf und runter spielen, Schwarze an der Tür abweisen würden.
Und deshalb sprechen wir hier von kultureller Aneignung? Das ist völlig daneben. Geistige Verarmung. Den Begriff „Kulturelle Aneignung“ sollte man sofort entsorgen.
07.11.2022, Politik: Ist das Video echt echt?
Diesen Videoschnipsel schaute ich mir zunächst auf einschlägig gesellschaftkritischen Seiten an. Auch nach der zwanzigsten Wiederholung war ich überzeugt, dass das ein Fake-Video ist. Erst als ich das Video bei Focus im youtube fand, war ich mir sicher: Unser Bundeskanzler hat das echt gesagt. Mit dieser Mimik. Mit diesem Lachen. Das Einzige, was ihn halbwegs entlasten könnte, wäre ein längeres Video von der Veranstaltung, was vielleicht den Schluss zulässt, dass der Sprachschnipsel unzulässig aus dem Zusammenhang herausgerissen wurde. Ansonsten würde ich sagen: Er hat was geraucht.
29.10.2022, Nicht binäre Personen und andere woke Modeerscheinungen

Die sprachlichen Veränderungen, denen wir uns unterwerfen müssen, nehmen skurrile Formen an.
Den Begriff Narrativ zum Beispiel musste ich mir hart erarbeiten. Bis zum zarten Alter von 50 Jahren kam er in meinem Leben gar nicht vor. Dann zogen sie ein, in mein Leben, die Narrative. Trotzdem dachte ich mir: Michael, Mut zur Lücke, man muss nicht alles wissen. Heute höre und lese ich davon jeden Tag und denke mir: Wie kam die Welt früher überhaupt ohne Narrative zurecht?
Unterschied zwischen Pandemie, Epidemie und Endemie? Keine Ahnung. Taxonomie? Habe ich mal gewusst und wieder vergessen. Kafkaeskes Treiben? Leider habe ich nie ein Buch von Franz Kafka gelesen. Schwurbeln hat es tief in die sozialen Netzwerke geschafft – kann ich halbwegs erklären. Altruismus und Frugalismus – keine Chance. Appeasement, Resilienz, Plogging – das ist eingedeutschtes Englisch. Hier kann ich mithalten. Auch den Begriff „woke“ selbst kann ich aus dem Englischen herleiten: wake, woke, woken = wachen, wachte, erwachte. Nicht zu verwechseln mit dem Wok, also der Pfanne.
Die Rechtschreibreform 1996 war der reinste Spaß gegen das, was wir im Moment erleben. Kann jemand den Unterschied zwischen sexueller und sexualisierter Gewalt ad hoc und fehlerfrei herleiten? Wir sollten zum Beispiel den Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichstellung zwingend kennen. Hier müssen insbesondere wir Männer aufpassen, sonst schwimmen uns die Felle davon. Denn das gesellschaftliche Pendel schlägt eindeutig in Richtung ‚schwaches Geschlecht‘ aus. Nach der feministischen Digitalisierungs- und Wirtschaftspolitik soll es nun auch eine feministische Außenpolitik geben.
Sucht man nach den Auswirkungen feministischer Außenpolitik, gelangt man zum Beispiel zur grünen, politischen Heinrich Böll Stiftung. Dort wird uns dann gesagt, dass ‚zum multiperspektivischen Ansatz‘ nicht nur die ‚regionale Diversität des feministischen Sicherheitsdiskurses‘, sondern auch seine ‚historische Dimension‘ gehört. Einmal tief durchatmen, denn ich spüre förmlich die eigene geistige Verzwergung. Während ich mir ständig einzuhämmern versuche, dass Empathie eben nicht das Gegenteil von Sympathie ist, sind die Feministen und Feministinnen schon auf einer ganz anderen geistigen Ebene. Da können wir unmöglich mithalten. Geistig verarmt bin ich drei Ebenen tiefer unterwegs und grade dabei, den Begriff lgbtqia2s+ zu lernen und scheitere. Ich weiß nur, dass das Q für queer steht.
Wo ist der Ursprung der angsteinflößenden queer-feministischen Bewegung? Die Suche nach der Wurzel des bunten Treibens führte mich bis ganz nach oben, zum Bundesverfassungsgericht. Dort wurde 2011, auf Vorschlag der Grünen natürlich, Prof. Dr. Susanne Baer, LL.M. (Michigan) zur Richterin im Ersten Senat gewählt. Ihre beeindruckende Vita trägt weiter dazu bei, dass ich mich in meiner eigenen Unzulänglichkeit immer unwohler fühle.
Weil wir wissen, dass sie lesbisch ist, könnten wir konstatieren: Ursache gefunden, Buch zuklappen. Tun wir aber nicht. Wir recherchieren weiter und landen auf der Internetseite von Hadmut Danisch, der offensichtlich eine kleine Privatfehde mit unserer Dame vom BVG führt. Wenn man sich dann noch seine Schlussfolgerungen durchliest und mit den Informationen vergleicht, die auf privat-depesche.de veröffentlicht werden, dann wundert man sich über gar nichts mehr. Beide Internet-Plattformen vermitteln den Eindruck, dass die Autoren sich recht gut auskennen und nicht nur aus reinem Frust gegen die Obrigkeit agieren. Das Geschriebene scheint glaubwürdig. Der Sumpf und der Elitenkungel (danke Julian Reichelt für diese neueste aller Wortschöpfungen) können nicht größer sein. Ich empfehle: Zeit mitbringen, immer weiterlesen, jeden Link anklicken, aber natürlich in seiner objektiven Bewertung wachsam bleiben.
Als nichtbinäre Personen werden übrigens Menschen bezeichnet, die nicht so genau wissen, ob sie männlich oder weiblich sein wollen. Höchst umstrittene Pubertätsblocker sollen hier Abhilfe schaffen und ganz jungen Menschen eine Verschnaufpause auf ihrem komplizierten Weg zu sich selbst verschaffen. Wie haben wir es früher nur geschafft, die Pubertät durchzustehen, auf uns allein gestellt, vereinsamt mit unseren Problemen, so ganz ohne gesetzgeberische Begleitung? Heute undenkbar.
Man lese hierzu auch den Stern. Und wenn die Pubertät dann doch irgendwie durchgebrochen ist, soll man ab 2023 immer noch jedes Jahr sein Geschlecht samt Vornamen beim Standesamt ändern lassen können, ab einem Alter von 14 Jahren selbständig.
Das links-grüne Kartell plant hier den ganzen Wurf. Denn wer bei dem Begriff TSG automatisch an Fußball und Hoffenheim denk, der irrt. Es geht um das Transsexuellengesetz in seiner Fassung aus dem Jahr 1980. Ist also schon vierzig Jahre alt. Konsequente Schlussfolgerung unserer woken Politspinner in Person des Queer-Beauftragten Sven Lehmann: Abschaffen.
Wenn ich mir seinen Beitrag durchlese, in dem er von der real existierenden geschlechtlichen Vielfalt schreibt, fühle ich mich fatal erinnert an den real existierenden Sozialismus und empfehle: Hinein mit dem Beitrag in die (Regenbogen-)Tonne. Übrigens Tonne: Gestern wurde der Restmüll abgeholt, wie alle vierzehn Tage. Ich schaue in unsere schwarze Tonne rein und sehe – nichts. Wir haben in vierzehn Tagen keinen Restmüll erzeugt. Fazit: Damit haben wir für unseren Globus mehr geleistet als die ganze Bundesregierung im gleichen Zeitraum.
Wer vom Lesen im Internet immer noch nicht genug hat, schaut sich das Regenbogenportal des ‚Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend‘ an. Frage nebenbei: Warum kommen wir Männer im formalen Namen des Bundesministeriums eigentlich nicht vor? Das ist eindeutig eine Diskriminierung. Droht etwa der Virilismus? Weg vom Patriarchat, hin zum Matriarchat?
Was ist eigentlich das Gegenteil von Feminismus? Richtig: Maskulinismus. Darf auch gerne auf der Müllhalde der deutschen Sprachgeschichte landen.
Aber noch heißt es: Willkommen im besten Sprech-Deutschland aller Zeiten.
26.10.2022, ovb-Bericht: Die alte Leier der Politiker von der Bekämpfung der Steuerprogression
Gestern schaffte es ein Bericht auf Seite 1, der eigentlich in die Ablage „Rund“ gehört hätte. Der Tenor des Berichtes war, dass Finanzminister Lindner mit höheren Freibeträgen die kalte Progression bekämpfen will.
Kommen wir gleich zum größten Lacher im ganzen Beitrag: Der ovb-Redakteur führt aus, dass durch die Inflation die Löhne steigen würden und damit für den Steuerzahler die Gefahr bestehe, dass sie „in eine höhere Steuerklasse rutschen“. Alle Steuerberater dürften angesichts dieses Blödsinns entweder kollektiv in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen sein, einen Lachanfall bekommen, oder zumindest einen tiefen Seufzer ausgestoßen haben. Wieder jemand, der den Unterschied zwischen Steuerklasse und Steuersatz nicht verstanden hat.
Hier die Erklärung, speziell für ovb-Redakteure: Mit „Steuerklassen“ sind die Steuerklassen 1 bis 6 gemeint. Die Wahl der richtigen Steuerklasse hat bei den Klassen 1-5 etwas mit dem Familienstand zu tun. Nur die Steuerklasse 6 gilt für den Zweit- bzw. Nebenverdienst. Habe ich in dieser kurzen Erklärung irgendwo das Wort Inflation oder Gehaltserhöhung erwähnt. Nein, habe ich nicht. Folglich kann es auch kein „Rutschen in eine andere Steuerklasse“ geben.
Der Bericht ist mit „hor/dpa“ signiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Deutsche Presseagentur in ihre Nachricht einen solchen Fehler einbaut.
Und hier kommt der zweite Grund, warum der Beitrag nicht auf Seite 1, sondern auf Seite 2 oder 3 gehört hätte. Dort wäre nämlich mehr Platz gewesen, um dem einfachen Steuerzahler den Unterschied zwischen Progression und kalter Progression zu erklären.
Progression heißt kurz gesagt, dass der, der mehr verdient, auch mehr Steuern zahlen muss. Weil Netto immer noch mehr übrig bleibt, lohnt es sich durchaus weiterhin, ein höheres Gehalt anzustreben. Die Besteuerung von Einkommen liegt zwischen 0% für den ersten Euro und 42% für die Besserverdienenden. Der Spitzensteuersatz liegt bei 45% für Einkommen ab 277.826,00 Euro. Der richtige Korridor für die Einkommenssteuer läge meines Erachtens übrigens bei 15 bis 25%. Dann müssten auch die Gehälter für die Chefetagen nicht so exorbitant hoch ausfallen. Es würde sich viel gerechter anfühlen.
Kalte Progression heißt, dass die Gehälter weniger stark steigen als die Inflation. Zugleich steigt die Steuerlast, weshalb man auch von einer schleichenden Steuererhöhung spricht. Trotz Gehaltserhöhung kommt es zu einem Schrumpfen des Reallohnes.
Wie kommen wir davon weg? Gar nicht. An der eigentlichen Progression wird nichts verändert. Und der kalten Progression wirkt die Ampelregierung durch die Erhöhung von Freibeträgen und Kinderfreibeträgen entgegen.
Damit bedient sich die Ampel der gleichen Mechanismen wie die Vorgängerregierung. Im Oktober 2020 erhöhte die GroKo das Kindergeld und die Kinderfreibeträge, was auch zu scharfen Protesten aus Teilen der mitregierenden SPD führte. Die angeführten Argumente waren richtig, denn die Erhöhung von Kinderfreibeträgen wirkt sich für Besserverdienende deutlich günstiger aus, als für Geringverdiener. Wie bekannt, bekommen zwar alle Kinder – egal ob aus reichen oder armen Familien stammend – das gleiche Kindergeld. Aber am Ende des Jahres wird bei der Einkommenssteuererklärung noch einmal genau hingeschaut. Einfach gesagt: Ist der anzurechnende Kinderfreibetrag höher als das gezahlte Kindergeld, dann – bingo – wirkt sich das steuermindernd aus. Ist es andersherum, dann bleibt es beim bereits ausgezahlten Kindergeld. Und für wen wirkt sich ein erhöhter Kinderfreibetrag günstig aus? Richtig. Für die Besserverdienenden. In der Theorie sind die SPD und die Grünen mit der Idee der Umverteilung von oben nach unten angetreten. In der Praxis passiert das Gegenteil.
Beide Ansätze sind gesellschaftlich falsch. Richtig wäre, den ersten verdienten Euro genauso hoch zu besteuern wie den letzten Euro, ohne Ausnahme, ohne Freibeträge. Und noch wichtiger wäre, dass ab dem ersten Euro Beiträge in die Rentenversicherung einzuzahlen sind, und auch hier bis zum letzten Euro. Ausnahmslos und für alle, ohne jegliche Beitragsbemessungsgrenzen. Der ehemalige Finanzminister Theo Waigel hat es in der letzten Sendung bei Lanz schon richtig erklärt: die Erhöhung der Lebensarbeitszeit über 67 hinaus wird kommen. Die Ampelregierung kann immerfort Steuer-Milliarden in das Rentensystem pumpen – es wird nichts ändern. Schon die jetzigen gesetzlich verbrieften Rentenversprechen beliefen sich auf das 1,5 fache des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Eine unfassbar hohe Zahl. Keine Generation nach uns kann das erwirtschaften. Die demografische Entwicklung ist nicht das über uns schwebende Schwert. Dieses Schwert senkt sich bereits unbarmherzig auf uns herab.
Was kann man ändern? Wo kann man sparen? Angesichts von 873.356 (gemeldeten) offenen Stellen im September 2022 sollte man die Arbeitslosenversicherung abschaffen, die bei 2,4% des Gehaltes liegt. Wer arbeitslos wird, hat jede Chance, einen neuen Job zu finden. Es wird nicht der Traumjob sein, doch kann man sich dann um eine bessere Stelle bemühen.
Was ich auch nicht verstehe, ist die genannte Zahl von mehr als fünf Millionen Betroffenen, die vom im Januar 2023 eingeführten Bürgergeld profitieren werden. Laut statista.com gab es im Jahr 2022 durchschnittlich 3,674.217 Menschen ALG II (Hartz IV). Wie jetzt daraus über fünf Millionen werden können, erschließt sich mir nicht, zumal die Zahlen tendenziell sinken. Die normalen Arbeitslosen können auch nicht dazugerechnet sein, denn sie beziehen ALG I. Außerdem wären wir dann schon bei über sechs Millionen.
12.10.2022, Politik, ovb-Bericht: Krankenhaus Haag schließt

Die Meldung des Tages ist zweifellos, dass das Haager Krankenhaus ab 1. November 2022 schließt. Die Einschränkung, dass das nur für drei Monate gilt, weil alles Personal in der jetzigen Corona-Welle vorübergehend in Mühldorf gebraucht wird, nehmen wir skeptisch zur Kenntnis.
Schon bei der Mühldorfer Entbindungsstation gab es jahrelang den „politischen Willen“, sie wieder zu öffnen, bevor man vor einigen Wochen der Realität ins Auge blicken und zugeben musste, dass es mit der Wiedereröffnung nichts mehr werden wird. Kapitulation vor den Umständen.
Auf die entsprechende Frage, ob es Haag genauso wie der Entbindungsstation gehen könnte, antwortete der medizinische Vorstand der Krankenhäuser Mühldorf und Haag, Dr. Wolfgang Richter, ausweichend und argumentierte mit der Corona-Welle. Wie die Corona-Welle am 31. Januar abzuschalten ist, damit Haag am 1. Februar 2023 planmäßig wieder in Betrieb gehen kann, verriet er nicht. Über jedweden „politischen Willen“ und irgendwelche Datumsangaben wird sich das Corona-Virus vermutlich dreist hinwegsetzen.
In der „Wasserburger Stimme“ verlautbarte die Haager Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) noch gestern bzw. vorgestern, dass an den Schließungsgerüchten nichts dran sei. „Haltlos“ halt. Der Artikel selbst trägt zwar kein Datum, aber die Kommentare sind von gestern. Der Artikel muss also gestern oder vorgestern veröffentlicht worden sein. Die Haager Bürgermeisterin war noch 48 Stunden vor der Schließung nicht über die Schließung ihres ortsansässigen Krankenhauses im Bilde?
Es wird auch in Sachen Haag nicht lange dauern, bis erste Stimmen laut werden, dass es aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus keinen Sinn hat, das Krankenhaus wieder zu öffnen. Die Leser-Kommentare in der Wasserburger Zeitung gehen bereits in diese Richtung. Aber es braucht keinen Kommentar, um zu wissen, in welch schlechter finanzieller Verfassung sich Deutschlands Krankenhäuser befinden.
Mich würde eine dauerhafte Schließung nicht wundern, denn das deutsche Gesundheitssystem ist am Ende. Es wurde durch das System der gesetzlichen Krankenkassen an die Wand gefahren. Ich habe beizeiten versucht, die Reißleine zu ziehen, und habe mich schon im Jahr 2000 in die Private Krankenversicherung verabschiedet. Während ich gestern auf meinem Laptop das unfassbar schnelle Spiel zwischen Celtic Glasgow und RB Leipzig anschaute, berichtete die Sendung ‚Report‘ über die Auswirkungen deutscher Gesundheitspolitik. Medikamentenhersteller ziehen sich aus Deutschland zurück, sowohl was die Produktion als auch, was den Vertrieb angeht. Sie haben die Gängelung durch die Gesetzlichen Krankenkassen und die deutschen Gesetze satt. Das Prinzip der Rabattgewährung auf Basis von Preisen aus dem Jahr 2009 ist so antiquiert und unsäglich falsch, dass es jetzt zur Verknappung von Medikamenten in den Apotheken kommt, oder sie gar nicht mehr zu bekommen sind, wie bei speziellen Immunerkrankungen.
Wenn man durch das Internet schwebt, gibt es immer die gleichen Begründungen: Unterbrechung von Lieferketten, höhere Rohstoffpreise, Transportprobleme, Corona. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Das unsägliche Kartell aus Gesetzgebung und Gesetzlichen Krankenkassen – das ist die andere halbe Wahrheit, die an den Grundfesten unseres Gesundheitssystems rüttelt. Reine Willkür des Stärkeren (Gesetzliche Krankenkassen) gegenüber den Schwächeren (Krankenhäuser, Ärzte, Apotheker, Pharmaindustrie).
Ein Land, dass offensichtlich seine Kranken nicht mehr ausreichend versorgen kann, ist am Ende mit seinem Latein. Mittlerweile sind laut Focus bis zu 300 Medikamente knapp, darunter auch Insulin-Präparate oder einfach nur die bekannten Schmerzmittel.
Wenn der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko vor fünf Tagen per Dekret jegliche Preiserhöhungen verbietet, schütten wir Deutschen Häme über ihn aus und halten ihn für komplett deppert. Jedoch: Wir haben ähnliche Systeme, nennen sie aber dann hochtrabend Preismoratorium, als ob ein schönerer Begriff die dahinterliegende Schieflage kaschieren könnte.
Wer kann, entzieht sich dem deutschen Gesundheitssystem. Und die Pharma-Industrie hat die Mittel, den deutschen Markt zu verlassen. Und leider treffen die Auswirkungen auch die Privat-Versicherten. Wenn die Regale in der Apotheke leer sind, dann spielt es keine Rolle, ob ich als privat oder gesetzlich Versicherter mit dem Ofenrohr ins Gebirge schaue. Was sagt unser Gesundheitsminister dazu? Man sei in der Abstimmung. Das ist genauso substanzlos, wie wenn Dr. Richter vom InnKlinkum uns sagt, man müsse gleichzeitig alle vier Häuser des InnKlinikums fit für die Zukunft machen.
Man möchte ihm die Frage zu rufen: „Ein ehrenwertes und hehres Ziel, aber wie setzt man es um?“ Und ist es nicht eine permanente Aufgabe, sein Haus ‚fit für die Zukunft‘ zu machen? Muss ich nicht in den Sechziger Jahren darauf achten, dass ich gut durch die Siebziger Jahre komme. Muss ich nicht in den Siebziger Jahren schauen, dass ich gut durch die Achtziger Jahre komme? Und hätte man somit nicht schon zwischen 2010 und 2019 schauen müssen, dass man gut durch das jetzige Jahrzehnt kommt? Wenn man sich jetzt hinstellt, und sich plötzlich „fit für die Zukunft machen“ möchte – wo war dieser Aktionismus in den letzten Jahren und Jahrzehnten? Was wurde getan, außer dass Not und Elend fusionierten?
Nur in der Mathematik ergibt Minus mal Minus ein positives Ergebnis. In Sachen Krankenhäuser bleibt es beim Minus. Für alle Zeiten, im besten Deutschland aller Zeiten. Das Brett, auf dem wir alle bohren, wird dünner.
Für uns heißt das: Um Himmelswillen ja nicht krank werden. Ich muss jetzt aufhören mit schimpfen. Ich muss als Präventivmaßnahme zum Joggen.
10.10.2022, Politik: Niedersachsen hat gewählt. Aber wie?!

Wer glaubte, die dilettantische Politik der Ampelregierung in Berlin müsse sich auf das Wahlergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen irgendwie auswirken, sah sich getäuscht. Ich füge hinzu: Erwartungsgemäß getäuscht.
Das links-rot-grüne Kartell hat es geschafft, die die für einen Wahlsieg notwendigen Wählerschichten rechtzeitig zu generieren und auch bei Laune zu halten. Welche sind es?
- Es sind zunächst diejenigen, die vom ausufernden Sozialstaat profitieren. Ich spreche von einem Teil der HartzIV-Empfänger, die sich mit ihrer sicherlich nicht einfachen Situation arrangiert haben, mit dem vom Staat gezahlten Geld und den zusätzlichen Leistungen zufrieden sind und sich vom Leben alles wünschen, nur nicht den finanziellen Zwang, zu arbeiten.
- Es ist ein Großteil der Rentner, die mit ihren Renten sehr gut auskommen und am System des schuldenfinanzierten Rentensystems auf gar keinen Fall rütteln möchten. Sie wissen zwar, dass das System mathematisch sicher zusammenbrechen wird, wollen aber Konsequenzen, die an den eigenen Geldbeutel gehen, so lange wie möglich hinausschieben.
- Es sind die Jugendlichen von 18 bis 30 Jahren, die ihr Leben nicht selbst finanzieren, noch keine eigene Wohnung haben, eine Miete, eine Strom- oder eine Gasrechnung noch nie selbst bezahlt haben, die noch keine Verantwortung für eine eigene Familie stemmen müssen, sondern von ihren Eltern permanent finanziell unterstützt werden. Das alles weiß natürlich unser Kartell und würde deshalb das Wahlrecht von 18 Jahren im Bestreben, weitere Wähler zu gewinnen, gerne noch weiter heruntersetzen, was zeitnah auch gelingen wird.
- Es sind die vielen Staatsbediensteten und Beamten, die gehaltstechnisch fest im Sattel sitzen und denen grüne Politik nicht weh tut.
- Es sind die sehr gut verdienenden Industriearbeiter, die die jährlichen Bonuszahlungen ihrer Firma sehr gern entgegennehmen, aber die vom Staat bezahlte Kurzarbeit im Notfall aber eben auch sehr gern.
- Und es sind die Menschen mit Migrationshintergrund, die aus rein wirtschaftlichen Erwägungen in Deutschland sind und nichts mehr fürchten als eine konservative bzw. restriktive Asyl-Politik.
Alle diese Menschen fühlen sich bei unserem eingangs erwähnten Kartell sehr gut aufgehoben und wünschen sich keinerlei Änderungen. Gegen die Verteilung von Geld von arbeitenden Menschen hin zu nicht arbeitenden Menschen spricht aus deren Sicht tatsächlich nichts. Das grade beschlossene Bürgergeld als Tarnname für ein bedingungsloses Grundeinkommen ist ganz in deren Sinne.
Wir sprechen auch von jenen Menschen, die letzte Woche eben nicht die Berichterstattung aus England verfolgt haben, wo das Finanz-System beinahe zusammengebrochen ist, weil die neue Premier-Ministerin Liz Truss ganz offiziell auf eine extensive Verschuldungspolitik setzt und der Schatzmeister Kwasi Kwarteng meinte, die Märkte mögen doch darauf „reagieren, wie sie wollen“. Die englische Notenbank sah das geringfügig anders und musste in ihrer Not die Notenpresse anwerfen, um Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe zu kaufen, Staatsanleihen, die normalerweise zum Beispiel von Pensionsfonds gekauft werden. Umgemünzt auf Deutschland heißt das, dass viele Arbeitnehmer einen Teil ihres Gehaltes vertrauensvoll in eine eigene Altersvorsorge umwandeln. Das Ziel dieses verrückten Schneeballsystems ist, am Ende hoffentlich mehr Geld zu bekommen, als man eingezahlt hat. Das Ziel der Schulden-Staaten ist es offensichtlich, das von den Arbeitnehmern in die Pensionsfonds eingezahlte Geld als Staatsleihen möglichst wieder zurückzubekommen, indem man uns dringend zur privaten Vorsorge rät. Weil wir diesem Ansinnen blindlings folgen, bekommt der Staat genau das Geld, das er braucht, um damit die aktuellen Finanzlöcher zu stopfen. An unsere Zukunft als Pensionäre wird nur insofern gedacht, als dass wir dann zwar das versprochene Geld tatsächlich bekommen werden. Nur wird es auf Grund der absichtlichen Geldentwertungspolitik unserer Regierungen bei Weitem nicht mehr das wert sein, was wir erwartet haben. Die ganze Sache entwickelt sich zur Lach- und Nullnummer mit einem am Ende negativen Zinssatz. Mit vollem Anlauf und mit viel Masse wird der Karren an die Wand gefahren. Und das ist keinesfalls mehr zum Lachen.
Und hier noch eine kurze Relativierung zum Wahlerfolg der Grünen:
- Anzahl Einwohner in Niedersachsen: etwa 8 Millionen
- Anzahl Wahlberechtigte: 6,1 Millionen
- Wahlbeteiligung: 60,3%
- Daraus reultierende abgegebene Stimmen: 3,678.300
- Stimmenanteil der Grünen: 14,5%
- Daraus resultierender Anteil der Grünen-Wähler: 533.353
Fazit: Nur 8,7% aller Wahlberechtigten haben proaktiv die Grünen gewählt, bezogen auf alle Einwohner sind es gar nur 6,6%. Die Grünen wiederum wischen solche ernüchternden Zahlen natürlich vom Tisch und fühlen sich in ihrer Politik fundamental bestätigt.
Aber: Gewählt ist gewählt. Liebe Niedersachsen, bitte ab jetzt über nichts mehr jammern. Ihr habt den Kurs der Berliner Ampel klar bestätigt und wollt ein „Weiter so“. Sturmfest und erdverwachsen, das seid ihr, die Niedersachsen.
07.10.2022, Politik: „Hallo Klima, Tschüss Braunkohle“. Von wegen.

Dieser Slogan stand im August 2019 auf den Wahlplakaten der Grünen. Das ist nur ein Beispiel dafür, was von den grünen Positionen übriggeblieben ist. Der Gipfel des Rückwärtssaltos ist die aktuelle Meldung, dass der Ort Lützerath in NRW nun doch dem Braunkohlebergbau zum Opfer fällt. Ein Leuchtturm-Projekt grüner Aktivisten liegt in Scherben.
Man muss aber auch im Blick haben, dass in Lützerath grade noch 100 Menschen wohnen, vorwiegend in Baumhäusern. Der Umsiedlungsprozess startete bereits 2006. Viele echte Einwohner gibt es nicht mehr. Wir werden genau beobachten, wie und mit welchen Argumenten grüne Politiker in Lützerath versuchen werden, ihre Brüder und Schwestern im grünen Geiste zur Aufgabe ihrer Camps zu bewegen. Begrifflichkeiten wie „Realpolitik“ werden da nicht ausreichen. Grüne Wählerschichten werden erheblich enttäuscht sein. Seltsam ist nur, dass SPD und die Grünen in den Umfragewerten für die Niedersachsen-Wahl am Sonntag trotzdem meilenweit vorn liegen. Das Bündnis aus SPD und CDU könnte durch ein Bündnis aus SPD und Grünen abgelöst werden. Wenn es rechnerisch reicht – und das wird der Fall sein, müssen wir uns keinen Illusionen hingeben. Dann regiert auch in Niedersachsen das links-rot-grüne Kartell.
Witz des Tages:
Psychiater zum Patienten: „Haben Sie gesundheitliche Einschränkungen? Fühlen Sie sich unwohl? Sind Sie verhaltensauffällig?“ Patient: „Entschuldigung, ich verstehe die Frage nicht.“ Psychiater: „Ich möchte einfach nur wissen, ob Sie die Grünen gewählt haben.“
05.10.2022, Politik: Die Gaspreisbremse und ihre Folgen

Der 200-Milliarden-Euro-Abwehrschirm ist noch nicht einmal aufgespannt, da schwant den Politikern bereits, was er für Folgen haben wird. Ich hatte ja schon an mehreren Stellen in der Vergangenheit aufgezeigt, was geschieht, wenn der Staat der Meinung ist, er müsse mit Geld um sich schmeißen, um eine freie Marktwirtschaft aus ideologischen Gründen in eine soziale Marktwirtschaft zu verwandeln: Die Preise steigen.
Und so moniert unser Wirtschaftsminister Habeck heute in der „Neue Osnabrücker Zeitung“ auch schon die Mondpreise bei Gas. Und das Ganze kommt dann auch noch von befreundeten Gaslieferanten. Wie niederschmetternd. Dabei weiß doch jeder, dass bei Geld bekanntlich die Freundschaft aufhört. Hier passt auch die Meldung dazu, dass die OPEC die Erdölfördermengen pro Tag um 2 Millionen Barrel (1 Barrel = 159 Liter) kürzen will, um die Abwärtsspirale beim Ölpreis zu beenden. Das sind genau die Signale, die die Welt braucht.
Das waren völlig sinnlose Reisen von Joe Biden, Robert Habeck und Olaf Scholz in den nahen Osten. Den Scheichs da unten redet man nicht einfach so ins Gewissen. Die denken zuerst an Öl, dann an Dollars. Dann kommt eine Weile nichts. Und dann kommt vielleicht – unter ferner liefen – Deutschland.
Nur um die Zahl zu verstehen: Deutschland verbrauchte im Jahr 2021 pro Tag etwa 2,12 Millionen Barrel. Wenn die OPEC ihr Ziel ein Jahr lang durchhält, dann fließt statistisch gesehen ein Jahr lang kein Tropfen Öl mehr nach Deutschland. Die Kürzung der Fördermenge ist somit erheblich.
In Sachen Gas macht bereits der Begriff des innereuropäischen Überbietungswettbewerbes die Runde. Lieferanten wittern die Chance, Geld zu verdienen. Die Länder, die kaufen müssen, geraten an den Rand des finanziell Machbaren.
Dabei haben wir diesen Wettbewerb jetzt selbst angestoßen. Und prompt kommt aus europäischen Ländern Kritik. Deutschland könne sich vielleicht einen solch gigantischen Rettungsschirm leisten, aber wie ist es mit schwächeren EU-Ländern? Die Kritik ist angebracht. Europäische Länder, die nicht Willens sind, sich so exorbitant zu verschulden wie Deutschland, hängen jetzt am Fliegenfänger des künstlichen Gaspreis-Systems, das sie nicht verursacht haben, das sie aber jetzt mit ausbaden müssen.
Dabei agiert Deutschland nicht einmal aus einer wirtschaftlichen Stärke heraus. Wir packen einfach auf den Schuldenberg weitere Hunderte Milliarden Euro drauf und bringen somit nicht nur unser eigenes soziales und wirtschaftliches Gefüge durcheinander, sondern zerrütten auch noch die Weltmärkte. Leidtragende sind nicht nur die östlichen oder südlichen europäischen Länder. Es gibt auch noch die um mehrere Potenzen ärmeren Länder in Afrika. Interessiert uns vordergründig nicht. Die Probleme dort können wir ja später mit noch mehr Entwicklungshilfe abfedern. So drehen wir uns genüsslich im Kreis, kommen aber nicht weiter.
Das sah noch im Juli auch Habeck so, der am Rande der Münchner Handwerksmesse in einem Statement eine staatliche Preisdeckelung für Gas ablehnte. Auch ökonomisch war der Preisdeckel im Juli noch das falsche Signal. Jetzt ist alles anders.
Aber: Jede Medaille hat zwei Seiten. Als die Gasumlage angekündigt wurde, forderten die Medien, es doch anderen EU-Ländern gleich zu tun und wie Spanien, Frankreich, Ungarn, Belgien, Portugal, Estland, Griechenland, Ungarn, Rumänien und Kroatien lieber auf einen Preisdeckel zu setzen. Jetzt ist der deutsche Preisdeckel da, und jetzt hagelt es Kritik aus Europa.
Man kommt sich vor wie bei der Mautdiskussion. Alle haben sie, aber Deutschland darf sie nicht haben.
02.10.2022, Politik: Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung
Das ist ja wieder einmal eine Wortschöpfung vom Feinsten. Und die Abkürzung dazu macht es auch nicht besser: EnSikuMaV. Die 28 Seiten zu lesen und geistig zusammenzufassen, war jetzt auch kein Zuckerschlecken. Dabei trat die Verordnung schon am 1. September 2022 in kraft. Hat jemand irgendwelche praktische Auswirkungen gespürt? Verbunden ist das Ganze mit einer weiteren Verordnung über „mittelfristig wirksame Effizienz- und Energieeinsparmaßnahmen“. Abkürzung: EnSimiMaV. Interessant wird es bereits beim Buchstaben C. Alternativen zu dieser Verreinbarung? Keine. Das ist Basta-Politik. Dabei sind grade eben von der Regierung gleich mehrere Alternativen beschlossen wurden: Die Gasumlage ist weg. Ein Abwehrschirm über 200 Milliarden Euro wurde aufgespannt. Drei AKWs laufen weiter. Hier sind die Änderungen im Detail:
Weil zum Beispiel private Pools nicht mehr mit Strom aus dem öffentlichen Stromnetz beheizt werden dürfen, der Bund bei Verstößen aber keine Bußgelder vorsieht, fragt man sich, ob die Verordnung nicht ein stumpfes Schwert ist. Das dachte sich auch das Quartiersmanagement Grunewald und rief in einer satirischen Intiative zu einer Demo am heutigen Sonntag auf, bei der die Pools kontrolliert und illegal beheizte Pools „kollektiviert“ werden sollen. Die Sprecherin der Initiative heißt Frauke Geldher. „Geldher“ ist wirklich eine lustige Namenserfindung. Aber man muss den Artikel in der Berliner Zeitung selbst lesen und überlegen, was hier eigentlich passiert. Tatsächlich alles Satire oder doch eine aufziehende Gefahr für die reichen Berliner, die in Grunewald ihre Anwesen und Villen haben.
Hätte ich nicht auf reitschuster.de einen Kommentar zum Beitrag in der Berliner Zeitung gefunden, wäre ich tatsächlich in die Irre geleitet worden. Weder der Beitrag in der Berliner Zeitung bringt es, und auch der Reitschuster-Kommentar ist nicht unbedingt der Hit. Hier hilft nur, sich eine eigene Meinung zu bilden.
02.10.2022, Politik: Analyse zur Versorgungssicherheit im Falle eines Blackouts im Raum Südostbayern

Lesen wir uns zunächst den vom Landratsamt Mühldorf auf Facebook veröffentlichten Text aufmerksam durch:
Die Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a. Inn und Traunstein haben sich zusammengeschlossen und eine Studie zum Thema großflächiger und länger währender Stromausfall in Auftrag gegeben. Fachexperten haben in diesem Rahmen für alle Landkreise eine Kommunale Impact Analyse (KIA) ausgearbeitet. Die bereits vorliegenden Ergebnisse verwenden die Katastrophenschutzbehörden der Landratsämter, um weitere zielgerichtete Maßnahmen präventiv zu treffen. Hier stimmen sich die Landkreise untereinander ab und arbeiten eng mit den Gemeinden, Feuerwehren, Rettungsdiensten und Versorgungsnetzwerken zusammen. So wird die landkreisübergreifende Notfallplanung gemeinsam weiter ausgebaut. Vorrangiges Ziel ist dabei, dass kritische Infrastruktur über einen längeren Zeitraum sichergestellt wird. Dazu gehören unter anderem Kliniken, Rettungsdienste, Pflegeheime, digitale Kommunikation, Wasserversorgung, Behörden, Bezahlsysteme und Logistik. Ein Blackout kann durch Naturkatastrophen, Energieknappheit, Extremwetterereignisse, Sabotageakte und Cyberangriffe hervorgerufen werden. „Wir wollen keine Panik schüren“, sagt Mühldorfs Landrat Max Heimerl. „Aber selbstverständlich hat das Landratsamt als Katastrophenschutzbehörde das Thema Blackout aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen in der Prioritätenliste weit nach oben gesetzt. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass wir im Ernstfall sowohl über Notfallpläne als auch über die nötige Infrastruktur verfügen, um möglichst schnell reagieren können.“ Die Herausforderung könne nicht isoliert auf den eigenen Landkreis betrachtet werden. „Es ist nur logisch und konsequent, dass wir die Planung zusammen mit unseren Nachbarn abstimmen.“ Darüber hinaus müsse sich jede Bürgerin und jeder Bürger auch persönlich mit dem Thema auseinandersetzen, so Heimerl. „Ein gewisses Maß an Vorsorge im privaten Umfeld ist sicher sinnvoll.“
Die KIA-Analyse wäre ein Dokument, das ich mir gerne einmal durchlesen würde. Es hätte aber auch schon gereicht, die Ergebnisse zumindest anzudeuten. Aber wir brauchen nicht besonders viele Fachkenntnisse, um Eins und Eins zusammenzuzählen, um uns vorzustellen, was uns bei einem längeren Stromausfall erwartet.
Zunächst fragen wir uns, wo das Problem ist. Grade eben ist doch das neue Inn-Kraftwerk in Töging in Betrieb gegangen und produziert 117MWh Strom, womit man etwa 200.000 Haushalte versorgen kann. Wir wissen aber, dass es im Landkreis Mühldorf nur etwas mehr als 53.000 Haushalte gibt. Bleiben knappe 75% an Strom für die Industrie und nichtprivate Liegenschaften im Landkreis übrig. Klingt nach einem Plan. Wenn man den etwa gleich strukturierten Landkreis Altötting noch hinzunimmt, sind wir noch bei etwa 50% Energie für private Haushalte und 50% für andere Dinge.
PV-Anlagen überall erhöhen die Masse des erzeugten Stromes. Das AKW Ohu Landshut bleibt ebenfalls in Betrieb. Sind die gebündelten Aktivitäten des Landkreises Mühldorf und seiner Nachbarkreise somit ungerechtfertigt? Keinesfalls. Durch die Globalisierung auf allen Ebenen ist es eben nicht mehr so, dass es uns egal sein kann, ob in China ein Sack Reis umfällt. Frankreich wird in diesem Winter mehr Strom importieren als jemals zuvor. Die Gefahr eines Blackouts ist real.
Telekommunikation: Ohne Strom funktionieren die Mobilfunkmasten nicht mehr. Selbst wenn man diese Masten als kritisch einstuft, wird es sehr schwierig, solche Masten weiterhin mit Strom zu versorgen, während man umliegende Ortsteile abschaltet. Hier hat es Sinn, sich geistig vielleicht doch einmal mit Elon Musks Starlink-System zu beschäftigen. Denn alles, was im Weltraum kreucht und fleucht, versorgt sich per PV-Technologie mit Strom aus Sonnenenergie. Das heißt, dass auch GPS weiterfunktionieren wird. Wer also noch Strom im Mobiltelefon hat, der kann in dieser tristen Blackoutzeit zumindest Wandern gehen ohne die Befürchtung, sich am Ende zu verirren. Mein Homeoffice halte ich im Übrigen auch für relevant, was die Versorgung mit Strom angeht. Ganz ohne Übertreibung: Ein gewisses Spezialwissen führt zu gewissen Alleinstellungsmerkmalen. Und: Zu unseren Kunden gehören auch Krankenhäuser.
Bezahlsysteme: Damit Bezahlsysteme funktionieren, muss eine ganze Litanei an digitaler Infrastruktur weiterfunktionieren. Banken müssen weiter funktionieren. Rechenzentren müssen angeschaltet bleiben. Provider müssen ihre Leitungsinfrastruktur aufrechterhalten. Im Allgemeinen sprechen wir davon, dass Kupfer- und Glasfaserleitungen oder Richtfunkantennen weiter funktionieren müssen. Und zwar mit elektrischem Strom. Anbieter von Cloud-Lösungen müssen ihre Systeme weiterbetreiben können. Hier sehe ich die wenigsten Probleme, weil durch Geo-Redundanz deutsche Cloud-Rechenzentren durchaus wegbrechen können, weil dann in anderen europäischen Ländern redundante Systeme „anspringen“. Soweit die Theorie. Hoffentlich können wir uns auf die Cloud-Anbieter insofern verlassen, dass die einen solchen Super-GAU auch schon einmal getestet haben und bei der Georedundanz nicht grade auf Frankreich mit seinen ausgeschalteten AKWs gesetzt haben.
Wasser: Fließt nur, wenn in den Wasserwerken elektrischer Strom zur Verfügung steht. Nur durch Hangabtriebskraft in den Wasserohren wird die Wasserversorgung sicherlich nicht funktionieren. Ausweg: Wir fangen das Regenwasser, dass sich auf dem Dach sammelt, jetzt schon in einer Tonne auf. Damit lässt sich dann so einiges veranstalten. Aber kann man Regenwasser einfach so trinken? Ich denke: Notfalls ja.
Versorgung: Die Versorgung mit Lebensmitteln funktioniert nur, wenn unsere LKWs Lebensmittel durch die Gegend fahren können. Dafür müssen also auch die Tankstellen weiterbetrieben werden. Während also alle E-Autos in der Garage bleiben müssen, muss die gesamte Produktion für Diesel aufrechterhalten werden. Dafür braucht es wiederum die chemische Industrie als Premium-Stromverbraucher. Und die ganze Grundstoffindustrie als Zulieferer für die chemische Industrie bzw. Raffinerien muss somit auch am Laufen gehalten werden.
Bleiben wir beim Verkehr: Funktioniert er ohne jede Straßenbeleuchtung, ohne Tunnelbeleuchtung – und Entlüftungsanlagen, in Großstädten ohne Ampelsysteme?
Medizinische Versorgung: Klare Sache. Krankenhäuser müssen unter Strom bleiben. Aber auch die Angestellten müssen zu ihren Arbeitsplätzen gelangen können. Also müssen auch der ÖPNV und die Deutsche Bahn funktionieren.
Flugverkehr: Kommt zum Erliegen. Die Flughäfen als gigantische Stromfresser werden abgeschaltet werden müssen. Eventuell lässt man die Drehkreuze Frankfurt, Leipzig und München teilweise in Betrieb, beschränkt sich aber auf Frachtflieger, die überlebenswichtige Güter nach Deutschland bringen oder zwischen FFM, MUC und Leipzig verteilen.
Und bei all diesem Wahnsinn brauchen wir immer noch eine funktionierende Bundeswehr, um Putin irgendwie in Schach zu halten. Auch die Polizei muss in Gänze und vollständig handlungsfähig bleiben. Gerichtsbarkeit, Haftanstalten, Bauhöfe, Rathäuser – auf nichts kann man verzichten. Wasserwerke, Abwasser, Müllabfuhr, Müllverbrennungsanlagen – alles kritische Infrastruktur.
Fazit: Den Landkreis Mühldorf ohne zentrale Stromversorgung am Laufen zu halten, ist eine unglaubliche Herausforderung. Aus meiner Sicht nicht zu bewältigen. Denn als Überbrückung für einen Blackout kommen nur sogenannte USVs, also unterbrechungsfreie Stromversorgungen in Frage. Und dies sind in der Regel Dieselaggregate. Krankenhäuser müssen genau diese Aggregate vorhalten, um den Betrieb 24 Stunden lang aufrecht zu erhalten. Aber Hand aufs Herz. Wie oft werden Dieselaggregate getestet? Wie oft wird das Umschaltszenario getestet. Und auch wenn alles technisch tadellos funktioniert und die Aggregate planmäßig anspringen: Nach spätestens 24 Stunden ist der Diesel aufgebraucht, und man braucht Nachschub. Etwa 2000 Krankenhäuser in ganz Deutschland müssen dann durch Lieferanten schlagartig betankt werden. Sehr pessimistisch gedacht, denn dass der Strom komplett in ganz Deutschland ausfällt, erscheint kaum vorstellbar. Wenn nur Bayern betroffen wäre, müssten Tanklaster aus dem übrigen Deutschland nach Bayern fahren, um Diesel herbeizuschaffen. Gibt es genug Tanklaster? Gibt es genug Fahrer? Gibt es genug Diesel?
Wenn der Strom nach 24 Stunden wiederkommt, dürfte die Last durch die Verbraucher viel stärker sein als vor dem Blackout. Wohnungen werden komplett ausgekühlt sein. Millionen von Heizlüftern gehen in Betrieb. Millionen von Mobiltelefonen und Laptops werden jetzt aufgeladen. Die Stromversorgung bleibt mindestens instabil. Der Inhalt sämtlicher privater Tiefkühltruhen ist zum Teufel. Die Bevorratung geht von vorne los und der Run auf die Supermärkte setzt ein. Mineralwasser wird knapp. Der Nachschub an Lebensmitteln wird zum Problem. Sämtliche Autos werden jetzt vorsichtshalber vollgetankt. An den Tankstellen entstehen lange Schlangen. Ein Anflug von Panik macht sich breit. Niederste menschliche Überlebensimpulse gewinnen die Oberhand. Hamsterkäufe führen zu Streit, zu Schlägereien, zu Tumulten. Mindestens die Diebstahls- wenn nicht die gesamte Kriminalitätsrate steigen schlagartig an. Das ist Apokalypse pur. So oder so ähnlich muss sich der Inhalt der KIA-Analyse lesen. Es gibt aus dem durch ein Blackout entstehendes Chaos kein Entrinnen. Und – machen wir uns nichts vor – schon gar nicht gibt es in so einem Fall ein solidarisches Miteinander.
Was machen wir Deutschen, um dem zu entgehen? Das Falsche. Wir haben es nicht nur nicht geschafft, den Gasverbrauch zu drosseln, oder wenigstens stabil zu halten, sondern haben den Gasverbrauch sogar in die Höhe getrieben. Das schaut nicht gut aus.
Fragt sich jetzt nur noch, was ein „gewisses Maß an privater Vorsorge“ bedeutet. Je einen Kanister Benzin und Diesel in den Keller stellen? Was darf es sein? Fünf Liter? Zwanzig Liter? Oder besser gleich fünfzig Liter? Reicht ein Kasten Mineralwasser oder sollten es besser gleich fünf oder zehn Kästen sein? Die Klopapierfrage möchte ich hier gar nicht erst stellen. Meines Erachtens kann man mit Vorsorge dem Hunger nicht begegnen, weil man kein Brot horten kann. Höchstens Knäckebrot. Ja, so könnte es funktionieren. Mineralwasser, Zwieback und Knäckebrot.
Alles zu pessimistisch gedacht? Den Teufel an die Wand gemalt? Maßlos übertrieben? Hoffentlich. Die Veröffentlichung der Analyseergebnisse könnte zur Beruhigung beitragen. Eine Nichtveröffentlichung bedeutet wohl eher, dass ich recht habe.
30.09.2022, Lokalpolitik: Endgültiges Aus für Mühldorfer Entbindungsstation
Ich hatte dieses Ende schon vorausgesagt, als alle Landratskandidaten im Jahre 2020 noch übereinstimmend als ihr großes Ziel formuliert hatten, dass die Entbindungsstation bleiben müsse. Schon im März 2020 hatte ich ein wenig gelästert, weil kurz nach den Ankündigungen der Kandidaten die Entbindungsstation schloss. Ich stellte damals schon die Frage, wo denn das abgewanderte Personal wieder herkommen soll, und stellte mich damit gewissermaßen an die Seite des damaligen Tögings Bürgermeisters und Verwaltungsratsmitglied des Innklinikums Dr. Tobias Windhorst, der im pnp ausgeführt hatte, dass die Entbindungsstation in Mühldorf weder medizinisch sinnvoll noch wirtschaftlich tragfähig sei. Dafür wurde er von allen Seiten abgewatscht, weil der Prophet ja im eigenen Land nichts zählt. Wer leistet jetzt bei ihm Abbitte?
Zwischenzeitlich hatte ich auf Facebook vorsichtig zu diesem Thema die gleiche Frage gestellt und war – vorsichtig ausgedrückt – auf Unverständnis gestoßen. Dabei versuche ich schon, Meinungsmache zu vermeiden und stelle nur entsprechende Fragen dazu. Ganz zurückhaltend natürlich, weil ich die Diskussionen auf Facebook so überhaupt nicht mag. Natürlich wurde ich niedergemetzelt, wie im Facebook üblich. Ich hätte als Mann nun mal gar keine Ahnung von der Materie. Das mag sein. Aber ich weiß, wie es um die wirtschaftliche Situation unserer Krankenhäuser bestellt wird. Und die wird nicht besser, nur weil die gleiche Anzahl von Kindern in zwei anstatt in einem Krankenhaus geboren werden. Die Krankenhausleitung kann mir weiterhin erzählen, dass es an der Personalsituation liegt. Ich glaube trotzdem an wirtschaftliche Hintergründe.
Heute wird über innsalzach24.de das endgültige Aus bestätigt. Und es kommt noch schlimmer. Bisher waren in Mühldorf wenigstens Kaiserschnitte möglich. Auch hier: Ende. Der politische Wille unseres Landrates reichte nicht aus, das Unvermeidliche zu vermeiden. Gegen fehlendes Geld, fehlendes Personal und die falschen politischen Entscheidungen in den letzten zwanzig Jahren kann auch unser Landrat nichts ausrichten.
Wer eine gute Zusammenfassung über die Probleme der Hebammen lesen will, der geht auf diese BR-Seite. 38 Euro für einen Hausbesuch plus Kilometergeld. Bei dieser Verantwortung ist das ein schlechter Treppenwitz. Aber bei dem kranken, deutschen Krankenkassensystem sind keine Verbesserungen in Sicht. So schön steht alles im Sozialgesetzbuch oder in den Mutterschaftsrichtlinien niedergeschrieben. Und aus dieser Theorie wird in der Praxis der schönste deutsche Murks. Es ist unfassbar. Welches Thema ich auch Tag für Tag betrachte: Keines läuft in die richtige Richtung – im „besten Deutschland aller Zeiten“ (Bundespräsident Walter Steinmeier, 03.10.2020).
29.09.2022, Politik, Übergewinnsteuer: links-rot-grüner Unsinn.
Eine Übergewinnsteuer ist laut Definition eine Steuerart, die Gewinne abschöpft, die über einen definierten Normalgewinn hinausgehen. Was könnte jetzt wiederum ein „definierter Normalgewinn“ sein? Man könnte zum Beispiel den Gewinn eines Krisenjahres mit dem Gewinn aus dem Vorjahr vergleichen und die Differenz entsprechend besteuern. Aber ist es eine gute Idee, Gewinne als normal oder unnormal, bzw. als moralisch oder unmoralisch zu bezeichnen? Für die der Regelungswut zum Opfer gefallenen Grünen jederzeit. Sie haben selbstverständlich die Linken an ihrer Seite, die von der Logik nicht loskommen, dass sich in den Chefetagen die gehassten CEOs breit grinsend – und gemütlich ihre Zigarre paffend – die Taschen füllen, weshalb die Umverteilung von oben nach unten das Gebot der Stunde sei.
Etwas gesunder Menschenverstand genügt jedoch, um die eh nicht vorhandenen Argumente für eine Übergewinnsteuer platt zu machen. Moralisch oder unmoralisch. Große und aktiennotierte Konzerne sind ihren Shareholdern zur Gewinnmaximierung verpflichtet. Und selbst unsere Regierung schielt mit der Aktienrente auf dieses lukrative Modell, damit der Motor des stotternden Rentensystems nicht unvermittelt abstirbt. Geht es aber den Gewinnen an den Kragen, gehen die Aktienkurse nach unten. Die Aktienrente würde an Wert verlieren.
Ein noch schlimmeres Szenario wäre, dass Konzerne das Vertrauen in eine stabile Gesetzgebung verlieren und dies bei zukünftigen Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Wer lässt sich schon gern von plötzlich steigenden Steuern überraschen? Auf Grund der globalen Verflechtung der Konzerne würden außerdem noch mehr Gewinne so lange hin- und hergeschoben, bis sich die Finanzämter überhaupt nicht mehr auskennen und dann nicht nur keine Übergewinnsteuer bekommen, sondern vor Schreck die Vorsteuer zweimal bezahlen – siehe diesen Cum-Ex-Irgendwas-Skandal.
Und wenn schone eine Senkung von Steuern (Benzinsteuer) keine positiven Effekte auf irgendetwas hatte, dann hat eine Erhöhung von Steuern erst recht keinen Sinn. Die Gegner sprechen unisono von Verfassungswidrigkeit. Denn der Blick unseres links-rot-grünen Kartells richtet sich auf die Stromerzeuger. Man will also nur bestimmte Branchen in die Zange nehmen. Das geht ja schon mal gleich gar nicht. Was, wenn es sich um Mischkonzerne handelt. Da braucht es für die Ausgestaltung handwerkliches Geschick, wobei es mir schwerfällt zu glauben, dass man ein bürokratisches Monster hierbei vermeiden kann. Und handwerkliches Geschick zeigt unsere Bundesregierung überhaupt nicht. Wir verfolgen das Vorgehen anhand der geplanten Gasumlage. Hier glaubt die Ampel schon selbst nicht mehr an einen irgendwie gearteten Erfolg. Aber Ideologie schlägt weiterhin die Vernunft.
Als Beispiele für eine geglückte Einführung der Übergewinnsteuer werden andere europäische Länder genannt. Aber nirgends fanden sich Zahlen, wieviel Mehreinnahmen der Staat dadurch erzielt hat.
Fazit: Die Übergewinnsteuer wird nicht kommen. Genauso wie die branchenbezogene Impfpflicht zwar kam, aber keinerlei Wirkung hatte, wie von mir zielgenau vorausgesagt.
25.09.2022, Politik: Von Eigenheimen und Einheimischen-Modellen
Die kostenlose Zeitung „Der Blick“ ist die einzige Zeitung, die noch als Papier im Briefkasten liegt. Gestern wurde uns durch die IG Bau eine interessante Info gegeben. Die Menschen im Landkreis Mühldorf wohnen auf 5,9 Millionen Quadratmetern. Im ersten Moment dachte: Wie kann das bei einer Gesamtfläche des Landkreises von 8,05 Millionen Quadratmetern sein? Antwort: Weil wir ja nicht nur in eingeschossigen Hütten wohnen. Anschaulicher wird die Zahl, wenn wir die 5,9 Mio Quadratmeter Wohnfläche durch die Anzahl von 53.070 Wohnungen im Landkreis dividieren. Die Durchschnittsgröße pro Haus bzw. Wohnung beträgt somit 111 m2. Wenn man die Anzahl der Einwohner (117.606) heranzieht, dann wissen, wir dass jeder Landkreisbewohner durchschnittlich 50 m2 für sich zur Verfügung hat. Das klingt relativ viel, dürfte aber auf die 50+-Generation haargenau passen. Das ist die Generation, die es noch geschafft hat, relativ locker Wohneigentum zu erwerben und deren Kinder schön langsam das Haus verlassen. Damit bleiben zwei Menschen in den Häusern zurück. Wir selbst passen sozusagen exakt ins Raster, fühlen uns aber mit 105 Quadratmetern nicht überversorgt.
Familien mit zwei bzw. drei Kindern müssten gemäß der Statistik durchschnittlich in Wohnungen/Häusern mit 200 bzw. 250 Quadratmetern Wohnfläche wohnen. Das entspricht sicherlich nur sehr selten der Realität. Wie kommt es also zu diesem 50 Quadratmeter-Durchschnitt pro Person? Ganz einfach. Irgendwo muss es – und das nicht zu knapp – Villen und Wohntempel geben, wo sich wenige Bewohner – vielleicht nur noch ein „Übriggebliebener“ – eine überdurchschnittliche Wohnfläche gönnen bzw. gönnt.
Im ovb-online erklärt die Stadt Kolbermoor grade passend und heute in einer „Leerstandskonferenz“, dass das Einheimischenmodell tot sei, und dass man neue Ideen für verwaiste Eigenheime brauche. Mit verwaist meint man eher „halbverwaist“, weil zumindest noch ein Mensch darin wohnt und sich dort auch wohlfühlt – und an keinen anderen Lösungen interessiert ist. Dass aus dem Einfamilienhaus dann ein Keinfamilienhaus wird, interessiert den betagten Bewohner nicht. Uninteressant ist dann auch, dass es heftigen Bedarf an Wohnraum gibt. Die alten Menschen zum Umdenken zu bringen, wird schwierig. Es geht ja auch um Vererbung. Derweil drängt die junge Generation nach und möchte auch die Vorteile eines Einfamilienhauses genießen. Ein Konflikt, der noch zu Tage treten wird.
Einheimischen-Modelle habe ich dagegen schon immer ein wenig kritisch gesehen. Eine junge Familie aus dem Ort einer jungen Familie, die von auswärts zuziehen möchte, finanziell zu bevorzugen und mit günstigerem Bauland zu „versorgen“ – das fand ich noch nie besonders gerecht.
Ich glaube auch nicht, dass in nächster Zeit die Baupläne einzelner Bauwilliger von Stadträten mit Verweis auf die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umdenkens abgeschmettert werden. Das Problem des fehlenden Wohnraumes wird uns in den nächsten Jahren nicht nur begleiten, sondern es wird sich ganz erheblich verschärfen.
24.09.2022, Politik: Digitalpolitik muss „intersektional und feministisch“ sein

Hier hat Misbah Khan (Bündnis 90/Die Grünen), die seit 2021 im Bundestag sitzt, uns aber einmal richtig die Welt der großen Politik erklärt. Denn wir wissen nun, dass nicht einmal die längst fällige Digitalisierung unseres Landes ohne Ideologie vonstattengehen darf, eine Ideologie, die mindestens intersektional aber vor allem eben auch feministisch sein muss.
Wer sich mit IT auskennt, dem fällt es schwer, dem Gedankengang einer feministischen Digitalisierung/Digitalpolitik zu folgen. Denn die Digitalisierung kommt von ‚digit‘. Und hier geht es vor allem um eine logische „1″ oder eine logische „0“, also ‚Strom‘ oder ‚kein Strom‘. Ein solches ‚Digit‘ nennt man Bit. Es ist technisch unheimlich schwierig, einem Bit ein feministisches Antlitz zu geben, denn mit einem einzigen Bit kann man noch nicht einmal einen Buchstaben von links nach rechts übertragen. Dazu braucht es dann schon ein ‚Byte‘, also acht Bits. Aber selbst ein Buchstabe kann noch nicht wirklich in ‚feministisch‘ oder ‚nicht-feministisch‘ unterschieden werden, weil der Informationsgehalt immer noch zu gering ist. Man sieht, wohin die Diskussion führt.
Das klingt jetzt sehr technik-lastig. Die Beschäftigten in der IT sind aber – vom Wesen her – keine technischen Idioten. Sie verbinden mit Digitalisierung sehr wohl solche praktischen Dinge wie schnellere Datenübertragung, mehr Effizienz, geringere Kosten, Papiereinsparung, Verwenden von Faxservern anstatt Papierfaxen, Nutzung von Cloud-Lösungen anstatt On-Premise-Rechenzentren, Nutzung von Call- bzw. Contactcentern für besseren Service, Nutzung von Softphones anstatt Schreibtischtelefonen oder eben auch ganz einfach: Geringere Energiekosten und ein schnelleres Internet, sprich: Technischen Fortschritt.
Um all das zu erreichen, brauchte es bisher nichts weiter als Sachverstand und gute technische Ideen. Es brauchte bis vorgestern keine Ideologie. Nun aber wissen wir durch Frau Khan, dass auch ein moderner DSL-Router am besten feministisch sein sollte. Und wir wissen jetzt auch, warum es mit der Digitalisierung noch hier und da ‚hakt‘. Dass eine feministische Ideologie dafür hermuss, scheint festzustehen. Die Art und Weise der ideologischen Ausgestaltung im Detail ging aus ihrer kurzen Bundestagsrede nicht hervor. Intersektional und feministisch halt. Vielen Dank für die umfangreichen Informationen.
Hier ist der Link zur Bundestagsdebatte zu diesem Thema. Interessant ist, dass schon die Bundestagspräsidentin zu Beginn der Debatte das Wort Gigabit fast nicht hätte aussprechen können. Wir erinnern uns schmunzelnd an Angela Merkel, die in einer Rede 2013 ausführte, dass das Internet „für uns alle Neuland“ ist. Noch heute ist bei der PC-Nutzung Vorsicht geboten, damit man nicht aus Versehen das Internet löscht.
Ab 00:48:20 spricht unsere grüne Bundestagsabgeordnete, die vor Aufregung vergaß, die Bundestagspräsidentin und die Abgeordneten zu begrüßen und sich dafür am Ende eine Belehrung einfing.
Die grüne Tabea Rösner (ein paar Rednerinnen weiter) formulierte zumindest beiläufig das Ziel, dass jeder Haushalt bis 2030 einen Glasfaseranschluss haben soll. Wir möchten das gern glauben. Die 79minütige Debatte ging über Absichtserklärungen aber nicht hinaus. Begrifflichkeiten gab es viele: 18 Leuchtturmprojekte, Elektronische Patientenakte, Führerschein- und Personalausweis digital auf dem Mobiltelefon, Versorgung von 50% aller Haushalte mit Glasfaser (mit „alternativen“ Verlegemethoden), digitaler Glasfaserantrag, Investitionen von 50 Milliarden durch die TK-Branche in den nächsten Jahren, Maßnahmen mit Hebelwirkung, lernender digitaler Staat, mehr Teilhabe. Volker Wissing stellte jedoch am Ende seiner Rede fest, dass man „im Digitalen in vielen Punkten erst am Anfang“ stehe. Man möchte hinzufügen: So wie 2013.
Und deshalb müssen manche von uns ihr Homeoffice in ländlichen Gegenden weiterhin mit kargen Bandbreiten von 16Mb/s bestreiten. Die Ankündigung von Thomas Müller (SPD), sprichwörtlich jede Milchkanne bis 2025 mit Gigabit zu versorgen, erscheint ungeheuer ambitioniert. Es wäre schon ein Anfang, wenn man die Ampel-Gießkanne an das Glasfaser anschließen würde. Dann könnten die Bundesregierung und auch wir online und digital schwarz auf weiß sehen, wie unser Steuergeld im Land und darüber hinaus verteilt wird: Oftmals mit der Gießkanne. Beispiel: 300 Euro Energiegeld, für den gering verdienenden Minijobber genauso wie für den Einkommensmillionär. Durch die Besteuerung ergeben sich natürlich unterschiedliche Nettobeträge. Ich brauche aber auch den Nettobetrag nicht.
23.09.2022, Politik: Russlands Teilmobilmachung
Letztens wurde ich im Facebook gefragt, wie es denn zur Abwechslung einmal mit einem positiven Post wäre. Kein schlechter Einwand. Deshalb habe ich mich sofort gefragt, ob man Russlands Teilmobilmachung im Ukraine-Krieg etwas Positives abgewinnen kann. Die Antwort ist: Ja, man kann. Die Mobilmachung bewirkt, dass der Krieg jetzt in den Wohnzimmern der russischen Familien angekommen ist. Der Krieg ist jetzt nichts Abstraktes mehr, nichts Fernes. Und somit schaut die Welt interessiert auf die Reaktionen der Russen. Und siehe da, die Fassade bröckelt. Plötzlich bilden sich an den Grenzen zu Finnland lange Autoschlangen. Und die Flieger in die Türkei sind ausgebucht. Jetzt müssten sich unsere Medien prompt die Frage stellen, wieso grade die Türkei der letzte Rettungsanker für wehrpflichtige Reservisten ist. Die Antwort liegt bei der EU. Sie hat die Einreisemöglichkeiten von Russen stark begrenzt. Ein Fehler, wie sich jetzt herausstellt. Ich vergleiche es mit dem Verhältnis Westdeutschlands zur „DDR“. Hätten westdeutsche Politiker damals – zum Beispiel nach dem Mauerbau – auf eine hochgradig feindselige und bis an die Oberkante Unterlippe militarisierte „DDR“ mit Abschottung und Einreiseverbot reagiert, gäbe es heute keine deutsche Einheit. Die Menschen hätten sich so stark entfremdet, dass die prowestliche Einstellung der Mehrheit der „DDR“-Bürger verlorengegangen wäre. Politiker wie Hans-Dietrich Genscher und Helmut Kohl wussten das und taten im Sinne der Ostdeutschen alles für ein in alle Richtungen offenes Deutschland. Ein personell ausblutendes Land ist immer noch die beste Idee, ein ganzes Regime loszuwerden.
Diese Weitsicht fehlt sowohl der deutschen Regierung als auch EU-Politikern in Brüssel. Die beschlossen noch Ende August, dass es ein „Weiter so“ nicht mehr geben könne und verschärften für Russen die Visumpflicht. Die EU hat viele Russen damit stark enttäuscht. Denn jetzt zeigt sich, wie wenig sich die Russen mit ihrem Präsidenten Putin identifizieren. Warum sollten sie auch. Er schickt die Familienväter an die Front und gefährdet ihr Leben. Ich sehe Parallelen zu Nazi-Deutschland. Dort hat auch zunächst eine kleine Klicke von Nazis die Deutschen verblendet, um sie dann in einen fürchterlichen Weltkrieg zu verwickeln. Wenn man überlegt, dass der zweite Weltkrieg mit dem Einsteigen der Amerikaner am 7. Dezember 1941 für Deutschland faktisch nicht mehr zu gewinnen war, dann ist es die Folge des Hasses von Hitler auf sein eigenes Land, dass er diesen Krieg noch bis Ende April 1945 fortgesetzt hat – ohne Rücksicht auf die eigenen Verluste. Der D-Day, also der 6. Juni 1944, an dem die Amerikaner in der Normandie anlandeten, wäre die späteste Gelegenheit für Hitler gewesen zu kapitulieren. Millionen Menschen wären nicht gestorben, unsägliches Leiden vermieden worden. Schon am 25. August 1944 wurde Paris befreit. Auch da wusste jeder vernünftig denkende Mensch, dass der Krieg verloren ist. Es ist aber ein historisches Phänomen, dass große Führer zwar vorgeben, alles für ihr Land zu tun, in Wahrheit aber ihr eigenes Land und die Menschen abgrundtief hassen. Putin ist ein weiteres abschreckendes Beispiel. Er kann sich in eine Reihe mit Hitler stellen. Dass europäische Politiker zwanzig Jahre lang nicht wirklich sehen wollten, in welche Richtung sich Putin entwickelt, ist deren größtes Versagen. Ausgerechnet Putin spricht davon, die Ukraine entnazifizieren zu wollen. Ich sage: Bitte nicht von sich auf andere schließen.
20.09.2022, Politik: Habecks Video-Schnipsel

https://twitter.com/i/status/1571726526025965572
Im Video spricht unser Wirtschaftsminister von Massenarbeitslosigkeit, Armut, Menschen ohne Heizung und Benzin, von Lieferengpässen, von Lieferabbrüchen, über Jahre, elende Situation, moralisch nicht schön, das sei „einfach zuzugeben“.
Weil es im Twitter gepostet wird, verstand ich die ersten zwei Sekunden nicht. Und damit verstand ich die ganze Sequenz nicht, so ohne jeden Kontext.
Ich musste mir die Sequenz fünfmal anschauen und begriff immer noch nicht, was ich hier höre. Dann dachte ich mir: Welche verblüffende Ehrlichkeit legt unser Wirtschaftsminister hier plötzlich an den Tag. Ich konnte es gar nicht glauben, dass er die Dinge so klar sieht. Dann konzentrierte ich mich noch einmal auf die ersten zwei Sekunden, und da sagte er „Wenn man den Schalter jetzt umlegt…“ Jetzt schaute ich erstmals auch auf das Datum der Veröffentlichung: März 2022. Und jetzt kamen mir die Aussagen plötzlich auch wieder bekannt vor. Ich hatte schon damals darüber sinniert, ob es denn wirklich wir sind, die entscheiden, wann der Schalter umgelegt wird, sprich: Wann ist der richtige Zeitpunkt, an dem wir aus Russland kein Öl oder Gas mehr beziehen wollen. Und wie befürchtet ist es genau andersherum gekommen. Putin hat den Schalter umgelegt. Und so wie Habeck es beschrieben hat, so wird es jetzt auch eintreten, wenn hier nicht die Reißleine gezogen wird. Und es muss eine Reißleine sein, mit der wir Putin keinen Millimeter entgegenkommen.
Ein erster richtiger Schritt, hier dagegenzuhalten, ist es sicherlich, dass der Staat die Energieversorgung selbst in die Hand nimmt. Das Wirtschaftsmodell, grundlegende Dinge wie Strom und Gas von privater Hand regeln zu lassen, hat ausgedient. Noch schlimmer waren die Entscheidungen, die Verantwortung an ausländische Firmen abzugeben.
In der Tat hilft jetzt nur noch ein Preisdeckel für Strom und Gas, um eine Kettenreaktion von Insolvenzen und den damit verbundenen schmerzlichen Auswirkungen auf uns alle zu verhindern. Preisdeckel haben durchaus etwas Sozialistisches an sich. Sie sind eigentlich abzulehnen. Denn wo auch immer der Staat in die Marktwirtschaft eingreift, läuft sie prompt schief. Mir graut vor dieser Vorstellung. Aber eine andere Idee gibt es nicht. Mit einem Preisdeckel stabilisiert sich die Wirtschaft. Die Differenz zwischen den hohen Einkaufspreisen an internationalen Märkten und den dann festgelegten Verkaufspreisen an die Firmen und privaten Haushalte muss freilich der Staat und somit der Steuerzahler ausgleichen.
Die Frage wird sein, wie der Staat verhindern will, weiter erpresst zu werden. Heute reguliert man Strom und Gas. Morgen geht es um das Wasser. Übermorgen geht es um die Mieten. Am Wochenende sprechen wir dann über die Lebensmittelpreise, nächste Woche dann über Gehälter. Wo fängt man an, wo hört man auf? Alle Branchen geben sich dann bei der Bundesregierung ein Stelldichein. Dann klopft wirklich der Sozialismus in seiner ganzen Abartigkeit an die Tür.
All dies fragte ich mich heute, während ich in Burghausen mit meinem Laptop in einem Bistro saß. Ich hatte mich in ein Eck verzogen, konnte aber trotzdem hören, wie am Nebentisch Cola-Weizen bestellt wurde. Hatte ich richtig gehört? Es gibt nicht nur ungesunde Cola und ungesundes Weizenbier, sondern man kann das auch noch mischen? Beinahe hätte ich meinen grünen Tee wieder hochgewürgt.
19.09.2022, Politik: Wochenbeginn
Nach zweiwöchigem Urlaub in Schweden musste ich auf meinem heutigen Spaziergang zum Bahnhof eine schöne Erfahrung schnellstens wieder abschütteln. Denn in Schweden halten alle Autos an, wenn Fußgänger sich anschicken, eine Straße zu überqueren. Hätte ich heute darauf vertraut, wäre ich fünfmal totgefahren worden.
Natürlich bringt es die technische Ausstattung mit sich, dass unsereins auch im Ausland digital voll einsatzfähig ist. Und so habe ich die politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse auch von Stockholm und vom Binnensee Vänern aus beobachtet. MMNews und Reitschuster sind Standardseiten, die man täglich checken muss. Reitschuster beschäftigt sich noch ein wenig zu oft mit dem toten Pferd Corona. Aber mir gefiel, dass sich Josef Kraus wieder zu Wort gemeldet hat. Und der Lerneffekt geht für mich immer weiter – typisch und nicht ungewöhnlich, wenn man etwas von einem Lehrer liest. Jetzt weiß ich, was „Trigger-Warnungen“ sind. Ich fasse die Erklärung zusammen: Früher hat man ein Buch gelesen und sich mit seinem normalen Menschenverstand ein Bild über den Inhalt gemacht. Falls man noch ein Kind war, ist man zu seiner Mama oder seinem Papa gegangen und hat sie gefragt. Heute hält es unser links-grünes Umerziehungssystem für notwendig, uns schon vorher darauf hinzuweisen, dass uns der Inhalt traumatisieren und Nebenwirkungen verursachen könnte. Man hält vor allem die „Generation Snowflake“, also die „Millenials-Generation“ nicht mehr für stabil genug, selbstverantwortlich Bücher und Filme zu konsumieren und man bietet entsprechende „Führung“ an.
Dabei gehen die Lesefähigkeiten unserer Kinder dramatisch zurück. Meine Mama zeigte sich konsterniert darüber, dass Erstkommunionkinder bei einem Gottesdienst die Fürbitten nur stotternd vortragen konnten. Wir sprechen von einem, maximal zwei Sätzen und von Kindern aus der dritten Klasse. Deren Eltern sind aber schon in Lauerstellung, damit die Kinder in der fünften Klasse endlich ins Gymnasium wechseln können.
Lehrer Kraus spannt dann genüsslich den Bogen zum rot-rot-geführten MDR und seiner Intendantin Karola Wille. Letztere ist ebenfalls auf den Triebwagen des deutschen Umerziehungszuges aufgesprungen. Gräbt man sich in ihre Vergangenheit ein, „gerät“ man auf solche als gefährlich eingestufte Seiten wie www.danisch.de oder https://at.wikimannia.org/Karola_Wille, wo ihr Werdegang eindrucksvoll dargestellt wird. Allzu viel Scharfzüngiges darf man über sie nicht schreiben, denn die Tochter des ehemaligen ZK-Mitgliedes Siegfried Lorenz (im letzten Mauerschützenprozess zur Bewährungsstrafe verurteilt) lässt den MDR schon mal gegen alles und jeden klagen, der sich kritisch äußert. Und so findet Josef Kraus lediglich, dass man den MDR durchaus in MDDR umbenennen könnte.
Derweil sind die Münchner Wiesn gestartet. In Zeiten wie diesen richtet sich der Blick sofort auf den Energieverbrauch des 17tägigen Festes. Es werden stattliche 4GWh Strom und 2GWh an Gas verbraucht. Andererseits machen die Wiesn bei der Betrachtung des Jahresstromverbrauches unserer Landeshauptstadt grade mal 0,6% aus. Die Organisatoren sagen uns weiterhin, dass die Einen auf die Wiesn gehen und die Anderen zum Skifahren. Niemand dürfe seine eigenen Freizeitaktivitäten ausleben und mit Fingern auf andere zeigen. Und außerdem könne eine moderne Großküche 150 Hendl mit der gleichen Energie braten, die ein Haushalt braucht, um zwei Hendl zu braten. Und man müsse sich ja auch mal ablenken dürfen.
Um sich unter den 4GWh etwas vorzustellen, hilft es vielleicht zu wissen, dass sich Neumarkt-Sankt Veit ungefähr 3,5 Monate damit versorgen ließe. Es geht also um eine ganze Menge Energie. Meine Meinung ist, dass es recht schwierig ist, uns Menschen Einsparmaßnahmen wie das Herunterdrehen von Heizung oder Wassertemperatur schmackhaft zu machen. Alle diese Maßnahmen erscheinen nicht zielführend, nicht stimmig.
Auch das Landratsamt Mühldorf spart Energie. Zum Schmunzeln fand ich die Info, dass die LRA-Mitarbeiter teilweise ins Homeoffice gehen. Damit verkehrt sich die Hendl-Theorie ins Gegenteil. Wenn sich 150 Hendl in einem modernen Backofen energieärmer braten lassen – sind dann nicht auch 150 LRA-Mitarbeiter in modernen Bürogebäuden energieeffizienter zu beschäftigen als zu Hause? Ich denke schon und verweise auf unseren um 1/3 höheren Jahresstromverbrauch im Vergleich zum Nachbarn. Der Unterschied ist mein Büro.
Aber: Ich habe die ultimative Lösung für das Problem. Wir machen mehr Urlaub und fahren weg. Das senkt den Energieverbrauch im eigenen Haus beträchtlich. Entscheidet man sich für das Ausland, dann reduziert man zugleich den deutschen Energieverbrauch. Alternative: Wir werden zu Arbeitsnomaden und verlegen das Homeoffice ins Ausland. Die Ideen, Deutschland zu helfen, sind schier grenzenlos.
16.09.2022, Kohlensäure (H2CO3) ist knapp

Man könnte diese neue Nachricht unter der Begrifflichkeit “Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben” abtun und zur Tagesordnung übergehen. Wird schon nicht so schlimm kommen. Wir haken uns laut Scholz einfach alle unter, dann kommen wir – von der Ampel sicher geleitet – durch den Winter.
Und die Brauereien müssen sich halt etwas einfallen lassen. Und in der Tat: Sie reagieren. Erste Idee: Die Produktion von Limonade stoppen. Habe ich kein Problem damit. Limo trinke ich nicht, zu viel Zucker drin. Weg mit diesen Modegetränken, dann leben wir alle gesünder. Zweite Idee: Produktion von Mineralwasser stoppen. Irritiert mich schon eher, habe ich letztlich aber auch kein Problem mit, solange das Wasser noch aus dem Wasserhahn läuft. Dafür braucht es aber elektrischen Strom. Scheinen wir genug zu haben, denn die letzten drei Atomkraftwerke werden planmäßig abgeschaltet. Neumarkt-Sankt Veit trägt mit Photovoltaikanlagen zum Gelingen bei. Also, zumindest am Tage. Und im Sommer. Der von Oktober bis Dezember erzeugte Strom macht bei PV-Anlagen einen Jahresanzahl von 12% aus, der Anteil von Januar bis März liegt bei 17%. In den kalten Monaten liegt der Anteil an der Jahreserzeungung somit nur bei 29%. 71% dagegen werden in den warmen Monaten erzeugt. Kann man sich hier anschauen. Blöd nur, dass sich die Deutschen in ihrem Wahnsinn grade 650.000 elektrische Heizlüfter angeschafft haben. Wehe uns, sie werden im Winter alle eingeschaltet, weil für die Gasheizungen das Gas fehlt. Mit etwas Glück können sich aber diejenigen, die die Heizlüfter gekauft haben, das Einschalten der Selbigen gar nicht mehr leisten. Dann entgehen wir eventuell den von den Schwarzmalern prognostizierten Blackouts.
Zurück zur Kohlensäure. Für den Fall, dass Mineralwasser mit Sprudel knapp wird, haben wir eine Wassersprudelmaschine. Ok, hier beißt sich die Katze dann langsam in den Schwanz. Denn in den Patronen ist… Kohlensäure. Aber: Wenn die Patronen nicht mehr zu kaufen sind, dann trinken wir eben pures Leitungswasser. Leider gibt es aber auch hier die ersten beängstigenden Botschaften. Chlor könnte knapp werden. Ich war mir sicher, dass Trinkwasser generell mit Chlor versehen ist. Etwas Recherche im Internet zeigt aber, dass Chlor relativ wenig eingesetzt wird. Die Gefahr ist scheint gebannt.
Die Brauereien opfern also Limo und Sprudel auf dem Altar der Bierproduktion, die sie unbedingt sicherstellen wollen. Allein für die Münchner Wiesn wurden sieben Millionen Liter Bier gebraut, das in der traditionellen Maß verkauft wird. Die Alkoholkonzentration dieses speziellen Bieres ist so hoch, dass sich in einer einzigen Maß fünf Schnäpse verstecken. Muss der Konsum von Bier wirklich sein? Die WHO empfiehlt den kompletten Verzicht. Schon ein halbes Glas Bier pro Tag erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, um mindestens 10%. Bei dem weltweiten Alkoholkonsum möchte ich gar keine Hochrechnung anstellen. Da wird mir übel. Alkoholfreies Bier ist leider auch kein guter Ersatz, weil wir hier wieder beim Thema Zucker sind. Drei Gramm Zucker pro 100ml sind in solchen Bieren keine Seltenheit. Ein halber Liter alkoholfreies Bier sind dann 15 Gramm Zucker. Die Empfehlung für den Zuckerverbrauch pro Tag liegt bei 24 Gramm. Da wird es rein rechnerisch schon wieder eng.
Aber wer von dem Zellgift bzw. dem Malzzuckerbier nicht lassen kann, dem sage ich: Wohl bekomm’s. Die Lebensfreude darf auch in Kriegszeiten nicht zu kurz kommen. Und wem nach zwei Maß (10 Schnäpse) auf der Wiesn die Lebensfreude abhandenkommt, der legt sich traditionell unter der Bavaria zum Schlafen.
14.09.2022, Politik: Scholz telefoniert mit Putin? Wozu soll das gut sein?

Wenn Scholz in Sachen Ukraine-Krieg eine diplomatische Lösung fordert, dann ist das nichts weiter als eine Worthülse. Zu einer diplomatischen Lösung gehören zwei Parteien, die beide ihre Kriegsziele und damit Forderungen haben und bereit sind, teilweise von ihnen abzurücken. Wenn ich mir Russland und die Ukraine anschaue, dann sind mir nur die Forderungen der Ukraine eingängig. Sie will in Frieden leben, von den Russen in Ruhe gelassen werden und die besetzten russischen Gebiete (inklusive der Krim) zurückhaben. Russlands Forderungen sind dagegen schwammig Zu Beginn wollte man die Ukraine entnazifizieren, die Regierung absetzen, den Donbass einnehmen und sich für immer einverleiben. Der Kriegsverlauf scheint die Ziele aber immer wieder zu relativieren.
Welche Vorstellungen hat jetzt Olaf Scholz, wie bei diesen Forderungen eine diplomatische Lösung zustandekommen könnte? Denn Diplomatie heißt, dass sich die zwei feindlich gegenüberstehenden Parteien nach dem Prinzip des Gebens und Nehmens einander annähern müssten. Jede Seite muss ein kleines Stückchen von seinen eigenen Forderungen abrücken. Aber was könnte das auf der ukrainischen Seite sein? Denn alle Forderungen sind konform der internationalen Standards und im Einklang zu grundlegenden Menschenrechten und den Vereinabrungen für das Zusammenleben beachbarter Staaten. Die Ukraine kann schlicht und einfach von keiner seiner Forderungen abrücken. Somit gibt es überhaupt kein Potenzial für eine diplomatische Lösung. Dazu kommt, dass auch Russland in keinster Weise kompromissbereit zu sein scheint. Dass Scholz genau in einer Zeit mit Putin telefoniert, in der die Ukraine größere Gebiete erfolgreich zurückerobert, muss den Ukrainern wie eine Torpedierung ihrer Bemühungen vorkommen. Meiner Meinung nach handelt Scholz nicht aus Sorge um die Ukraine, sondern aus innenpolitischen Gründen. Ihm dämmert, dass sich Deutschlands Energiekrise nur mit der Hilfe Russlands lösen lässt. Dazu muss aber der Krieg aufhören. Dabei ist es Scholz ziemlich egal, ob die Ukraine am Ende den Kürzeren zieht und Gebiete für immer verliert. Deutschlands Gas-Problem bestimmt das außenpolitische Handeln gegenüber Russland. Russland nahm das Telefonat sehr ernst und griff als Reaktion auch auf die Landverluste heute mit sieben oder acht Marschflugkörpern des Typs CH-22 umgehend eine Staumauer vor der Stadt Krywyj Rih an, die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Scholz wird als Schulbub vorgeführt. Er hätte auch in den Wald hineinrufen können. Wer gibt ihm den tollen Tipp, doch mal mit Putin zu telefonieren. Hat Scholz überhaupt keine vernünftigen Berater in seinem Bundeskanzleramt?
Manchmal ist der Wunsch der Vater des Gedanken. Aber offensichtlich befinden sich die Russen im Rückwärtsgang. Russische Soldaten würden hektisch den Rückzug antreten, alles Equipment stehen und liegen lassen. Ich bin geneigt, diese guten Nachrichten zu glauben. Ich weiß aber auch, dass in jedem Krieg die Wahrheit als Erstes stirbt. Und der Krieg dauert schon ein wenig. Auch die Nachrichten, dass in Russland selbst vorsichtige Kritik laut wird, wäre eine gute Entwicklung. Tatsächlich war der ukrainische Verteidigungsminister heute in einem BBC-Interview anderer Meinung und bezeichnete Russland “through and through” als Agressor, und nicht nur den Kreml. Die Russen ständen weiterhin hinter dem Kreml. In der Bewertung der Situation bleibt somit Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.
12.09.2022, Bauministerin Geywitz setzt auf “serielles Bauen”

Vor einiger Zeit hatte ich hier an gleicher Stelle das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, unter die Lupe genommen und seitdem nichts mehr gehört. Schon gleich gar nicht wäre mir wieder eingefallen, dass die Bundesbauministerin von der SPD kommt und Klara Geywitz heißt. Aber heute, im ARD-Morgenmagazin, machte sie einen neuen Anlauf, uns zu erklären, wie man diese vielen neuen Wohnungen angesichts von zu wenig Fachkräften, den problematischen Lieferketten und dem erhöhten Bedarf wegen der Ukraine-Krise fertigstellen möchte. Nach dem Motto, die Bundesregierung hätte ihre Aufgaben gemacht und Geld für den sozialen Wohnungbau zur Verfügung gestellt, verwies sie auf die Bundesländer, die “ihre Förderung jetzt anpassen” müssten. Mit dem Finger auf andere zeigen, ist schon mal eine Superidee, den schwarzen Peter loszuwerden. Ganz so einfach ist es aber nicht. Frau Geywitz hat zwar drei Gründe genannt, warum die Erreichung des Ziels schwieriger geworden ist – sie hat aber weitere gewichtige Gründe unter den Tisch fallen lassen: Teurer Grund und Boden, hohe Baustoffpreise und eine Bürokratie, die weiterhin behindernd wirkt.
Scheinbar hat Frau Geywitz auch die Hoffnung aufgegeben, der Fachkräftemangel auf dem Bau ließe sich durch Migration beheben. Der Deutschlandfunk hat 2018 in einem Bericht recht nüchtern zusammengefasst, wie die 2015 aufkeimende Euphorie in Ernüchterung endete.
Ihr Zauberwort indes heißt: “Serielles Bauen”. Wobei Zauberwort der falsche Begriff ist. Es ist die letzte Rettung für die ambitionierte Zahl von 400.000 Wohnungen pro Jahr.
Serielles Bauen – das erinnert fatal an die ostdeutschen Plattenbauten. Berlin Marzahn wäre so ein Beispiel, wo die “DDR” ihr Wohnungsproblem in einer besonders üblen Ausprägung des “Seriellen Bauens” bekämpfte. Dort entstanden über 100.000 Wohnungen des Typs “WBS70”.
Anders als der real existierende “DDR”-Sozialismus ist die real existierende Wohnungsnot leider vorhanden, vor allem in größeren Städten. Wo ist also der Schlüssel zur Bekämpfung? Antwort: Im ländlichen bayerischen Raum gibt es ihn schlicht und einfach nicht. In den Städten schaut es besser aus, wobei man eher nicht von seriellem sondern vom modularen Bauen sprechen sollte. Die Nachfrage steigt leicht, aber nicht in der Weise, alsdass es erklecklich wäre.
Aber entscheidend ist doch, dass Frau Geywitz uns nicht sagt, was denn die Bundesregierung bisher geschafft hat. Das Jahr 2022 ist schon acht Monate alt und es wäre von Interesse, wo der Wohnungsbau im Moment steht. Leider kann man die Zahl nicht ergoogeln. Aber Geywitz müsste es wissen.
Wenn man sich einen Bericht der SZ vom 16.07.2022 anschaut, dann muss man feststellen, dass alle Indikatoren nach unten zeigen. Die Bundesländer seien hier in eine “schläfrige Lethargie” verfallen, so Geywitz. Der soziale Wohnungsbau war im Jahre 2021 auf einem Tiefststand. Jetzt könnte man sagen: Nicht die Schuld der Ampel, denn die regiert ja erst seit Dezember 2021. Wenn aber das Problem bei den Bundesländern liegt, dann ist eben auch erwähnenswert, dass in elf von sechzehn Bundesländern die Partei in den Landesregierungen sitzt, der Frau Geywitz selbst angehört: Die SPD.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Ampel wird mit ihrem hochgesteckten Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr kläglich scheitern. Und nur zur Erinnerung: Auch ganz ohne Ampel entstanden in den letzten zehn Jahren Jahr für Jahr zwischen 175.000 und 300.000 Wohnungen. 2021 waren es 293.000 Wohnungen. Das Ziel der Ampel war/ist es somit nicht etwa, die Anzahl der gebauten Wohnungen zu verdoppeln oder zu verdreifachen. Nein. Das Ziel war/ist eine Steigerung um simple 36% auf 136%. Und selbst davon ist die Ampel meilenweit entfernt. Warum? Weil die links-rot-grünen Koalitonäre nur Sozialwohnungen im Kopf haben und damit an der Realität in einer Weise vorbeischrammen, dass es schon fast wehtun müsste. Denn die mit der Förderung des Baus von Sozialwohnungen einhergehenden Mietbindungen sind zeitlich begrenzt. Schon nach fünfzehn Jahren kann diese Deckelung enden, dann dürfen die Investoren die Wohnungen auf dem freien Markt vermieten. Der soziale Wohnungsbau von heute bildet somit die Basis für die Mieten-Probleme der Zukunft.
11.09.2022, Journalistin Ulrike Herrmann refereriert zum Thema „Grüner Kapitalismus“.
Niemals zuvor habe ich eine treffendere Analyse zu den Themen „Ewiges Wachstum“, „Grünes Schrumpfen“ und dem Ende des Kaptialismus gehört. Man muss sich ihren Vortrag in youtube komplett anschauen und die eingeblendete Zwischenkritik zunächst einmal ignorieren, weil hier jemand versucht, Unsauberkeiten in ihrem Vortrag zu entdecken. Hier ist die Rede:
Wir können uns alle ab jetzt den Blick in die Glaskugel sparen. Frau Herrmann bringt die Dinge messerscharf auf den Punkt. Die Argumente kannte ich alle schon. Aber die Fähigkeit, uns die Wahrheit über unsere Zukunft derart unverblümt und stocknüchtern aufzutischen, spricht für sie.
Nachdem wir von ihr eindrucksvoll vermittelt bekommen haben, dass Kaptialismus und Klimaschutz unvereinbar sind, haben wir West-Europäer die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder wir folgen der grünen Ideologie und geben unsere kapitalistische Gesellschaftsform auf, oder wir verfolgen weiterhin den Gedanken der kapitalistischen Marktwirtschaft und heizen somit die Erde in kurzer Zeit so stark auf, dass sie nicht mehr lebensfähig ist.
Deutschland versucht, sich mit einem Mittelweg zu retten. Aus einer kapitalistischen Marktwirtschaft wird eine sozialistische Marktwirtschaft, und aus grüner Ideologie wird eine grade mal nur noch grünlich angehauchte Ideologie. Jetzt haben wir aber grade gelernt, dass der Kaptialismus die einzig funktionierende Form der Gesellschaft ist. Den Kaptialismus zugunsten des Klimaschutzes aufzugeben hieße jedoch, eine neue Form des Zusammenlebens und -Arbeitens zu entwickeln. Die Krux an der Sache ist: Es gibt diese neue Gesellschaftsordnung nicht. Wir Menschen mit unserem Unvermögen und unserem fehlenden Willen zur Veränderung stehen einer jeglichen neuen Gesellschaftsform, die man jetzt entwickeln müsste und die unseren Planeten enventuell noch retten könnte, im Wege. Das heißt im Klartext: Sackgasse.
Ulrike Hermann hatte in ihrem Beitrag nicht genug Zeit, den Weg der Transformation vom Kaptialismus hin zum Klimaschutz aufzuzeigen. Ich sehe diesen Weg bereits schemenhaft vor mir: Dauerhaft hohe Energiepreise führen zur Deindustrialisierung in Deutschland. Konzerne wandern ab. Eine Rezession ungeahnten Ausmaßes setzt ein. Die Arbeitslosigkeit steigt dramatisch. Die sozialen Systeme zerfallen, weil der Staat zahlungsunfähig ist. Die Wirtschaftskrise paart sich mit einer Währungskrise. Banken gehen reihenweise pleite. Die Inflation explodiert. Die EU zerfällt. Die NATO zerfällt. Diktaturen erstarken. Neue Diktatoren verschaffen sich Gehör. Es gibt Kriege um die restlichen Ressourcen wie z.B. Wasser. Wo noch kein Krieg herrscht, macht sich Anarchie breit.
Alles übertrieben? Hoffentlich.
Hatte ich mir vor einigen Wochen noch nicht vorstellen können, dass es in Deutschland Unruhen oder Aufstände geben könnte, so bin ich mir inzwischen nicht mehr ganz so sicher. Wenn die AfD aus Sachsen-Anhalt allen Ernstes Sahra Wagenknecht auf eine Veranstaltung nach Magdeburg einlädt, dann sind das erste Anzeichen für ein Szenario, dass ich schon vorausgesagt habe. Linke und Rechte erkennen ihre Gemeinsamkeiten. Wenn dann noch für Millionen von Menschen die monatliche Nebenkostenabrechnung das Ausmaß einer zweiten Miete annimmt, und somit die pure Existenzangst einsetzt, dann braucht es nicht mehr viel dazu, dass Linke, Rechte und die Verzweifelten gemeinsam auf der Straße gegen den Staat (im Klartext: Gegen eine unfähige Regierung) marschieren. Wobei dann die Sache ziemlich schnell kippt und Begrifflichkeiten wie Regierung und Opposition, Bundestag oder Landtag, Ölmultis oder privat geführte Unternehmen keine Rolle mehr spielen. Denn dann geht es gegen das gesamte „Establishment“, gegen die obere Kaste. Und wer zu dieser Kaste gehört, dass ist dann ein ziemlich dynamischer Prozess. Wir erinnern uns? Die Revolution frisst ihre Kinder.
10.09.2022, Zum Thema Energiekrise stapeln sich die Meinungen
Bei der Energieversorgung geht es um ein wirkliches elementares Thema für unsere Industrie. Ich versuche, mir von allen Plattformen die Argumente zusammenzusuchen, um mir eine Meinung zu bilden. Das gelingt aber nicht mehr. Der zeitliche Aufwand wird einfach zu groß. Die Rede von Olaf Scholz habe ich grade in der ZDF-Mediathek angehört. Das ZDF findet, der Kanzler habe eine emotionale Rede gehalten und in den Angriffsmodus geschaltet. Er hat aber genau die Argumente gebracht, von denen ich nicht überzeugt bin. Deutschland würde sich nicht spalten lassen. Man müsse sich unterhaken. Man müsse mutig und tapfer sein. You’ll never walk alone. Und bei den getroffenen Entscheidungen hinsichtlich des dritten Entlastungspaketes im Wert von 65 Milliarden fehlt mir wie immer die Erklärung, wie dieses Paket gegenfinanziert wird. Man muss bedenken, dass die ersten zwei Entlastungspakete zusammen auch schon 30 Milliarden kosteten. Wo kommt dieses viele Geld her?
Negativ fällt mir bei Olaf Scholz auf, dass er nicht in der Lage war, auf die Rede von Friedrich Merz zu reagieren. Auch die Merz-Rede habe ich mir angehört. Scholz hat ganz andere Dinge angesprochen als Merz. Merz hielt der Bundesregierung vor, sich nicht an die gesetzliche Regelung zu halten, nach der 2% des BIP in die Bundeswehr investiert werden müssen. Meine einfache Logik, dass es mit Hilfe der Mathematik und der Prozentrechnung doch möglich sein müsste, herauszufinden, ob sich die Bundesregierung mit ihrem Haushaltsentwurf an die Gesetze hält oder nicht, greift hier scheinbar zu kurz. Scholz ging auf diesen Vorwurf nicht ein.
Wozu führt diese ganze Meinungsvielfalt? Ganz klar zur Politikverdrossenheit. Während Merz von Geldentwertung, gestörten Lieferketten, substanziellen Problemen der Industrie und der fehlkonstruierten Gasumlage spricht, erzählt uns Scholz, dass die Bundesregierung alle notwendigen Entscheidungen getroffen hätte, damit Deutschland über den Winter kommt. Zum Beispiel gibt es 18 Euro Kindergeld mehr. Das ist weder Fisch noch Fleisch. Armen Familien hilft es nicht weiter. Familien mit höheren Einkommen brauchen diese 18 Euro nicht, werden aber von der Erhöhung auch nicht ausgenommen. Das Gießkannenprinzip lässt grüßen.
Jetzt müsste ich mir noch das 15-Punkte-Programm der CSU genau anschauen. Beim Überfliegen ist mir aber nichts Interessantes aufgefallen. Die CSU hat in den Wahlkampfmodus geschaltet. Im gleichen Moment kommt unser Landrat im ovb in einem Interview zu Wort. Müsste ich mir auch genau anschauen. Was der Habeck bei der Maischberger am Dienstagabend bezüglich der Definition des Begriffes Insolvenz erzählt hat, ist dagegen in den sozialen Plattformen schon hinreichend kommentiert worden. Den „Brief aus Berlin“ unseres Heimatabgeordneten Stephan Mayer müsste ich mir auch anschauen und analysieren.
Ich habe bei dieser immensen Überfrachtung mit politischen Informationen ein echtes Problem damit, eine gefestigte Meinung zu einzelnen Sachverhalten zu entwickeln. Was ich aber sicher sagen kann, ist, dass es keine Veranlassung zum Optimismus gibt. Ich sehe kein bundespolitisches bzw. gesellschaftliches Thema, von dem ich behaupten kann, dass es Deutschland in die richtige Richtung bringt.
Ich habe auch die Begrifflichkeiten Strompreisbremse, Gaspreisdeckel vernommen. Auch über den Abbau der kalten Progression wurde gesprochen. Alle drei Themen müsste man genauer anschauen. Leider keine Zeit.
Eine Abwrackprämie bis zu 100 Euro für Haushaltsgeräte hat die CDU/CSU gefordert. Das erfuhr ich aus der Rede des FDP-Fraktionschefs Christian Dürr. Um diese Forderung für voll daneben zu halten – dafür muss ich mir den Vorschlag gar nicht näher anschauen.
Tatsächlich habe ich mir alle Reden der Fraktionsvorsitzenden bzw. Parteichefs angehört. Aber drei Stunden am Tag mich in die Bundestagsdebatte zu vertiefen – das ist der reinste Wahnsinn. Sah auch der Finanzminister Lindner so, der – wann immer die Kamera ihn erfasste – in sein Mobiltelefon tippte, anstatt zuzuhören.
So, wie die Meinungsvielfalt zunimmt, so stapeln sich auch die deutschen Probleme zu einem immer größeren Berg. Scheinbar gibt es einen direkten Zusammenhang. Vermutlich den, dass durch Reden allein sich überhaupt nichts ändert, geschweige denn verbessert.
Was mir bei den Bundestagssitzungen auffällt, ist die gegenseitige Respektlosigkeit. Zwei von drei von der Kamera eingefangenen Abgeordneteten hören dem Redner nicht zu, weil sie wie von Sinnen in ihre Mobiltelefone tippen. Wenn die Weidel spricht, verlassen die Abgeordneten traditionell in Scharen und aus Protest den Saal, genüsslich eingefangen von der Kamera. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Gebaren nicht auch eine Art Spaltung ist. Verbessern tut sich damit in Deutschland auf jeden Fall überhaupt nichts. Die Fähigkeit und der Wille, dass demokratisch gewählte Abgeordnete einander zuhören – dafür sollte grade der Bundestag ein Vorbild sein.
06.09.2022, Das Fähnchen-Video der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel
Heute fiel mir dieses Video auf: https://reitschuster.de/post/trump-zerlegt-merkel
Wer sich nicht ständig auf den sozialen Medien herumtreibt und/oder eher unpolitisch eingestellt ist, der wird es nie gesehen haben. Das Video stammt aus dem Jahr 2013. Angela Merkel kommt mit ihren Parteikollegen nach dem Wahlsieg bei der Bundestagswahl auf die Bühne, lässt sich feiern und… entreißt dem CSU-Generalsekretär Grohe mit einem bösen Blick und einem Kopfschütteln die Deutschland-Fahne und schafft sie aus dem Bild. Die SZ sprach noch drei Jahre später in einem diesbezüglichen Artikel von einem ganz profanen Grund. Aber auch die SZ traut uns nicht zu, dass wir das Video selbständig interpretieren und zeigt uns nur ein Bild. Man muss schon auf reitschuster.de gehen oder gezielt in youtube suchen, um es sich anzuschauen.
Irritierend ist die Szene auch für einen unvoreingenommen Betrachter allemal. Kritiker würden jetzt sagen: Merkels Mimik bei ihrer „Aktion“ spricht Bände. Angela Merkel, nicht mehr in Amt und Würden, könnte sich endlich einmal dazu äußern, welches Motiv sie damals zu dieser Handlung verleitet hat. Auch Hermann Gröhe könnte eine Erklärung liefern. Tut er nicht. Der im Jahre 2016 aktive damalige Generalsekretär Peter Tauber hatte Merkel dazu befragt, rückt aber mit der Antwort auch nicht raus. Als aktueller Bundestagsabgeordneter ist er immer noch nicht weit genug von der Materie entfernt, um den Sachverhalt aufzuklären.
Wer also nichts von Angela Merkel als Bundeskanzlerin gehalten hat, dem spielt das Video und das Schweigen der CDU zusätzlich in die Hände. Seit neun Jahren schaut man tatenlos zu, wie die AfD das Video immer wieder für ihre Zwecke nutzt.
Die SZ befasste sich in ihrem Artikel zu 90% mit der Frage, wie man solche Videos und seine Folgen verhindern kann. Nur zu 10% ging die SZ der Frage nach, was Angela Merkel damals antrieb. Eine umgekehrte Gewichtung wäre richtig gewesen. Denn ein Video, das einmal da ist, lässt sich aus dem Internet nie wieder entfernen. Jeder diesbezügliche Versuch misslingt. Das ist mathematisch sicher.
29.08.2022, Politik, BfE: „Mittelständische Unternehmen rasen ungebremst in die Insolvenz“, Strompreise verzehnfacht. Verzehnfacht?

Wenn, wie gestern in der ARD-Tagesschau behauptet, die Umfrageergebnisse für die Grünen gut sind, dann bedeutet das nichts anderes, als dass die Energiekrise bei den Wählern immer noch nicht angekommen sein kann. Die Preissteigerungen, die Inflation, die Energiekrise – das alles lasten die Wähler nicht den Grünen an, sondern scheinbar eher der SPD. Und scheinbar gehören die Grünen zu den Besserverdienenden, die die Preise, die auf uns zukommen, abfangen können. Das beweist auch diese Wahlumfrage, laut der die Grünen in Baden-Württemberg immer noch bei 28% liegen. Offensichtlich wird beim Daimler für ordentlich Geld geschafft, sodass es finanziell einigermaßen leichtfällt, grünen Ideologien nachzuhängen. Welche Auswirkungen die grüne Politik hat, kann man in diesem Artikel unter achgut.com gut sehen, in dem mittelständische Unternehmen über ihren Verband BfE (Bündnis Faire Energiewende) auf die horrenden Energiepreise und die Folgen aufmerksam machen. Ich bin weit davon entfernt, die Aussagen als pure Übertreibung abzutun. Wenn man ein wenig hinter die Kulissen schaut und recherchiert, wer die entscheidenden politischen Köpfe hinter der fatal verlaufenden deutschen Energiewende sind, dann kommt man ganz unweigerlich an einem Namen nicht vorbei: Rainer Baake. Seine Vita wird vom Dresdner Hayek-Verein in diesem Artikel durch Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel (NAEB e.V. Stromverbraucherschutz) schonungslos offengelegt. Als Baake 2018 als Staatssekretär im Wirtschaftsminister seinen Rückzug bekanntgab, kommentierte das der sächsiche Ministerpräsident Michael Kretzschmer mit nur zwei Worten: „Sehr gut“.
Man sieht, wie ich bei bestimmten Recherchen zur deutschen Politik der letzten zwanzig Jahre von einem Artikel zum anderen springe. Alle sind mega-interessant, sodass ich ganze Nachmittage dafür verwende, um mich zu bestimmten Themen zu erhellen. Ich bin auch immer wieder überrascht, was für tolle Internetseiten es gibt. Da steckt überall eine Wahnsinns-Administrationsarbeit dahinter. Respekt vor allen Betreibern. Aber zum großen Teil muss damit auch Geld verdient werden. Bei mir nicht.
Strompreise verzehnfacht?
Schon gestern las ich bei mmnews.de die verstörende Meldung, dass sich die Strompreise an den Strombörsen auf 1095% verzehnfacht hätten. Im ersten Moment dachte ich, das müsse ein Tippfehler sein. Denn grade am Wochenende flatterte von EON ein Brief herein, der den neuen monatlichen Abschlag von 114 Euro auf 146 Euro erhöht. Irgendwann waren es einmal ungefähr 100 Euro. Das ist nun eben nicht eine Verzehnfachung, sondern „nur“ das 1,5fache. Mit dieser Irritation las ich im ovb heute die gleiche Nachricht. Und mir fiel wieder eine Statistik von gestern ein, wonach sich der Strompreis für Privatverbraucher innerhalb eines Jahres von 24 Cent auf 37 Cent erhöht hat. Selbst wenn wir großzügig auf 40 Cent aufrunden, ist das noch nicht einmal eine Verdoppelung der Preise. In beiden Artikeln fehlt die Erklärung zu diesem offensichtlichen Widerspruch, den ich jetzt liefere.
Man muss den Strompreis für eine kWh von 24 Cent korrekt aufteilen, und zwar in 1,3 Cent für den eigentlichen Strom und 22,7 Cent für die „Nebenkosten“, die die Vertriebsunternehmen auffahren (einschließlich der Kosten für die Firmenwägen der Vorstandsetagen und die Margen). Wenn sich jetzt – ein Jahr später – diese Nebenkosten leicht erhöht haben – sagen wir mal von 22,7 Cent auf 24 Cent -, der Strompreis von 1,3 Cent sich aber verzehnfacht hat, dann sind wir bei Kosten von 24 Cent + (10 x 1,3 Cent) = 37 Cent. Einfache Mathematik. Nur so lässt sich das erklären.
Was der „Spiegel“ da zusammengerechnet hat, ist mir schleierhaft. 5000 Euro Kosten pro Jahr für einen durchschnittlichen Haushalt würden 416,66 pro Monat bedeuten. Bei einem Verbrauch von 4.000kWh pro Jahr reden wir über 333,33kWh pro Monat. Der Preis pro kWh müsste somit auf über einen Euro steigen. Wann dieses über uns schwebende Damokles-Schwert zuschlägt, kommt aus dem Artikel nicht heraus. Der Original-Artikel im „Spiegel“ befindet sich hinter einer Bezahlschranke. Eine vertiefende Auswertung ist somit nicht möglich.
28.08.2022, Politik und Wochenrückblick: Madagaskar als Paradebeispiel für eine missglückte Entwicklungshilfe

Ich hatte versprochen, einen weiteren Stromverbraucher in meinem Haus dauerhaft abzuschalten: Die Auerswald-TK-Anlage. Gestern war es so weit. Als ich die notwendigen Umrangierungen in meinem HVT erledigte, fühlte ich mich um 25 bis 32 Jahre zurückversetzt. Damals war das mein tägliches Brot. Ich war voll in meinem Element. Als ich dann googelte, wieviel kWh ich denn jetzt einsparen werde, war ich zunächst ein wenig enttäuscht. Die Auerswald 5010 verbraucht nur zwischen 5 und 30 Watt. Klingt wenig. Klingt nach nichts. Nehmen wir als Mittel 15 Watt an, dann spare ich 15 Wattstunden. Nach 66,6 Stunden ist eine kWh verbraucht. Wenn das Jahr 8760 Stunden hat, dann sparen wir 131,53 kWh. Wenn ich richtig gerechnet habe, ist das dann doch ganz ordentlich.
Ich realisiere diese Strom-Einsparung nur bedingt für den eigenen Geldbeutel. Ich tue es für unsere Umwelt, unser Land, sogar ein wenig für Robert Habeck und heute insbesondere auch für das arme Madagaskar. Die Organisation WFP (World Food Program) bittet im Moment inständig um Spenden für Süd-Madagaskar. Sofort entwickelt sich auf den sozialen Plattformen eine Kommentarschlacht. Durchgängiger Tenor ist, dass Madagaskar an seiner Situation doch eigentlich selbst schuld ist. Überbevölkerung, Korruption, instabile politische Situation, fehlgeleitete, versickerte bzw. versandete Entwicklungshilfe. Man ist geneigt, alldem zuzustimmen. Forderungen, die Franzosen als ehemalige Kolonialmacht sollen sich gefälligst um das Land kümmern, sind auch nicht von der Hand zu weisen.
Dazu kommt, dass die Holzmafia schon 90% der ursprünglichen Wälder gerodet hat. Während die Welt Harthölzer wie Ebenholz, Palisander und Rosenholz schon längst ausgerottet hat, sind diese Holzarten in Madagaskar noch zu haben. Die Welt fordert es, Madagaskar liefert. Dass man auf dem besten Wege ist, sich selbst auszurotten, interessiert nicht. Bereits im Jahre 2070 könnte Madagaskar waldlos sein. Anhand der Osterinsel wissen wir, wozu das führt: Kein Wald, kein Leben.
Beim deutschen Lieblingsthema, der weltweiten Überbevölkerung, müssen wir ein wenig relativieren. Deutschland hat 232 Einwohner pro qkm, Madagaskar gerade mal 48. Deutschland ist um 1/3 kleiner als Madagaskar, hat aber 83 Millionen Einwohner, Madagaskar nur 28 Millionen. Daraus resultiert, rein theoretisch: Mehr Platz, mehr Ackerbau, mehr Luft zum Atmen, mehr Natur, mehr Touristen, mehr Einnahmen.
Leider schaut es laut einem Bericht des Deutschlandfunks aus 2017 anders aus: Eine der höchsten Geburtenraten der Welt. Da halfen auch Milliarden Euro an Entwicklungshilfe nichts.
Deutschland hat dreimal so viele Einwohner wie Madagaskar, verbraucht aber das 500fache an Energie. Auch nicht grade beispielhaft. Aber an dem Problem bin ich dran.
Bei der Korruption schaut es so aus: 22 Familien teilen sich Einfluss und Macht.
Also: Spenden oder nicht Spenden? Klar kann ich drei Euro spenden und damit ein Kind eine Woche vor dem Hungertod bewahren. Was machen wir mit dem Nachbarkind? Ok, das sind dann halt sechs Euro pro Woche. Wenn ich das ein Jahr durchziehe, muss ich 50 x 6 = 300 Euro spenden. Auch das ist kein Problem. Aber: Was machen wir mir mit den Kindern, die zwei Häuser weiter wohnen?
Im Moment sprechen wir von 850 Millionen Menschen weltweit, die von Hunger bedroht sind.
Damit finanziell alles im Rahmen bleibt, muss ich links sparen, damit ich rechts spenden kann. Da ist der finale Zusammenhang zur gestrigen Abschaltung meiner Telefonanlage zu finden. Der Verkauf der Anlage wird leider nicht viel bringen. Ich erinnere mich dunkel, dafür mindestens 400 Euro ausgegeben zu haben. Im Ebay werden sie jetzt für nicht einmal 50 Euro gehandelt. Was für ein Werteverfall.
Nach einem guten und trotz des Hungers in der Welt dennoch ohne schlechtes Gewissen…

…eingenommenen Frühstück ging ich am Vormittag zum Joggen und war mit 00:53:09 für meine 7,2km nicht schlecht unterwegs. Laufen statt Saufen ist das Motto in Zeiten des Mühldorfer Volksfest, wo die Besucher sicherlich ausführlich die Probleme der Welt und insbesondere Madagaskars diskutieren und sich etwas einfallen lassen werden.
Laut einem Bericht der Welt vom 21.08.2022 könnten bald 60% der Haushalte nicht mehr in der Lage sein zu sparen. Diese Menschen kommen für Spendenaktionen dann wohl eher nicht mehr in Frage. Ich empfehle, dass sich die Volksfestbesucher zunächst einmal korrekt aufteilen. Die 40% Menschen, die noch sparen können, nehmen im vorderen Teil des Volksfestzeltes Platz, allen anderen werden die hinteren Bänke zugewiesen.
Ich würde mich selbstbewusst in die vorderen Bänke setzen. Wobei die Unterscheidung fragwürdig ist und für Bayern nicht gelten kann. Wenn die Menschen allein bei den Genossenschaftsbanken Einlagen in Höhe von 838 Milliarden Euro liegen haben (3,3% mehr als 2021), dann frage ich mich grade, wo eigentlich das Problem ist. Ich verorte diese 40/60-Logik eher in Bremen, Meck-Pomm oder Berlin. Dennoch fordern die Grünen sofort und reflexartig weitere Reglementierungen, wie zum Beispiel einen Zinsdeckel beim Dispokredit. Warum auf dem Weg zum links-grünen Sozialismus nicht gleich alle Banken verstaatlichen?
Apropos Reglementierungen: Wenn es um die Kritik an sprachlicher Bevormundung geht, dann verfolgt man am besten die Schriftsätze von Josef Kraus, wie hier auf reitschuster.de.
Boris Reitschuster muss ich ab sofort ein wenig unterstützen. Facebook hat ihn einfach für 30 Tage gesperrt. Ausschluss aus der Bundespressekonferenz, Sperren im Facebook, im Fadenkreuz der sogenannten „Faktenchecker“, in die rechte Ecke gerückt, überzogen mit Strafanzeigen. Und das alles nur, weil er sich gegen die Einheitsmedien und -Meinungen stemmt und Corona kritisch begleitet.
Das ist eine sehr bedenkliche Entwicklung. Hier wird die Meinungsfreiheit geschleift. Oder geschliffen?
Was macht man, wenn einen eine verletzte Meise mit einem kaputten Auge und einseitig zerfetztem Gefieder so anschaut?

26.08.2022, Politik: Änderung bei der Gasumlage, die brandneue Verordnung zum Engeriesparen, und was das alles mit Volksfesten zu tun hat

Wenn die Esken (SPD-Vorsitzende) unserem Wirtschaftsminister Habeck im TV-Sender WELT mit dem Scheitern der Gasumlage droht, dann fragt man sich grade, wer hier in der Regierung und wer in der Opposition ist. Wie tief sitzt die Unfähigkeit, wenn die SPD-Chefin als jemand, der doch in die Politik und die Entscheidungen der Bundesregierung tief integriert sein sollte, das geschaffene Regelwerk schläfrig an sich vorbeiziehen lässt, um dann – ganz am Ende – die „geht ja gar nicht“-Keule zu schwingen. Urplötzlich wird sie zum Bedenkenträger und will die Gasumlage im Bundestag scheitern lassen. Für Habeck kommt der Dolchstoß aus dem Hinterhalt und faktisch aus den eigenen Reihen. Und dann dauert es keine 24 Stunden, bis auch er begreift, dass trittbrettfahrende Firmen, die gar nicht in Not sind, von der Gasumlage profitieren könnten. Um das auszuschließen, brauche man einen „wasserundurchlässigen“ Gesetzestext.
Ich muss ihn in Schutz nehmen. Dass es in Deutschland unmoralisch agierende Firmen gibt und eine „Legion“ von Juristen – das war nicht vorauszusehen. Zum Googeln hat er auch keine Zeit. Sonst hätte er mit einem einzigen Suchbegriff herausbekommen, dass in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise 100 Milliarden Euro an Steuern hinterzogen werden. Von 110.000 Beschäftigten in 600 Finanzämtern hätten ihm sicherlich 100.000 Beschäftigte aus dem Stand heraus erklären können, worauf er zu achten hat, wenn er bei einem Gesetz Missbrauch verhindern möchte.
In Grünwald zum Beispiel gibt es mittlerweile fast genauso viele Firmen wie Einwohner. Grünwald kann es sich leisten, weniger Gewerbesteuer zu verlangen als andere Städte. Also macht sich flugs ein findiger Dienstleister ans Werk, der Firmensitze in Grünwald vermittelt und auch den Service dazu liefert. Schließlich müssen die Post und andere Dinge zu den eigentlichen Firmensitzen umgeleitet werden. Lässt sich im Internet alles mit wenigen Klicks nachlesen. Panama-Papers, Cum-Ex-Skandal – all das hätte Habeck sensiblisieren müssen. Er wäre dann ziemlich schnell drauf gekommen, dass überall dort, wo der Staat mit Geld aushilft, die Betrüger nicht weit sind. Und während also jetzt die Änderungen kommen, ist der Gaspreis heute auf ein historisches Hoch von 340 Euro pro MWh gestiegen, oder besser gesagt: Hat sich im Vergleich zu den gewohnten normalen Preisen verdreifacht.
Finde ich nicht schlecht, dass es mit uns die Generation an Menschen selbst trifft, die den Schlamassel verursacht hat. Denn sonst sind wir schnell dabei, der nächsten und übernächsten Generation viel Glück bei der Bewältigung ihrer Energieprobleme und beim Abbau der von uns hinterlassenen Schulden zu wünschen, während sie auf einem Planeten leben müssen, der dem Ende entgegensieht, weil schamlos durch uns ausgebeutet. Hallo verivox, Aufwachen. Mit der Geiz-ist-Geil-Strategie ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
Vervox hat aber in Sachen Gaspreisentwicklung einen wunderbaren Ratschlag parat: Man solle die Gaspreise vergleichen und Verträge mit Garantiepreisen abschließen. Wenn das der Putin liest, fällt er vo seinem prädialen Schemel und hält sich – unter seinem langen weißen Präsentationstisch liegend – den Bauch vor Lachen.
Hier die neueste Verordnung für kurfristige Energiesparmaßnahmen, die schon am 1. September in kraft tritt. Insbesondere die Abkürzung EnSikuMaV hat es mir angetan.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Unternehmen,
um den Eintritt einer Notfallsituation aufgrund der reduzierten Gasliefermengen aus Russland zu vermeiden, hat die Bundesregierung verpflichtende Vorgaben zur Energieeinsparung auf den Weg gebracht. Diese werden bereits mit einer Gültigkeit von sechs Monaten zum 01. September 2022 in Kraft treten. Die Maßnahmen für Unternehmen im Einzelnen:
Maßnahmen der Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung durch kurzfristig wirksame Maßnahmen (EnSikuMaV)
Diese Verordnung umfasst Maßnahmen, die sehr kurzfristig umgesetzt werden müssen. Sie zielen auf Einsparungen ab, die bereits in dieser Heizsaison zur Verringerung des Energiebedarfs beitragen können. Die Verordnung hat eine Gültigkeit von sechs Monaten.
Ladentüren und Eingangssysteme im Einzelhandel
In beheizten Geschäftsräumen des Einzelhandels ist das dauerhafte Offenhalten von Ladentüren und Eingangssystemen, bei deren Öffnung ein Verlust von Heizwärme auftritt, untersagt, sofern das Offenhalten nicht für die Funktion des Ein- oder Ausganges als Fluchtweg erforderlich ist.
Nutzungseinschränkung beleuchteter Werbeanlagen
Der Betrieb beleuchteter oder lichtemittierender Werbeanlagen ist von 22 Uhr bis 16 Uhr des Folgetages untersagt. Dies gilt nicht, wenn die Beleuchtung zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit oder zur Abwehr anderer Gefahren erforderlich ist und nicht kurzfristig durch andere Maßnahmen ersetzt werden kann. Ausgenommen sind daher regelmäßig beleuchtete Werbeträger an Fahrgastunterständen (oder Wartehallen), Haltepunkten und Bahnunterführungen, die aus Gründen der Betriebssicherheit und öffentlichen Ordnung wie Straßenbeleuchtung zu behandeln sind.
Mindestwerte der Lufttemperatur für Arbeitsräume in Arbeitsstätten
Für Arbeitsräume in Nichtwohngebäuden werden folgende Mindesttemperaturen gelten:
1. für körperlich leichte und überwiegend sitzende Tätigkeit 19 °C
2. für körperlich leichte Tätigkeit überwiegend im Stehen oder Gehen 18 °C
3. für mittelschwere und überwiegend sitzende Tätigkeit 17 °C
4. für mittelschwere Tätigkeit überwiegend im Stehen oder Gehen 16 °C und
5. für körperlich schwere Tätigkeit 12 °C.
Damit wird keine Verringerung der Raumtemperatur vorgeschrieben, sondern es soll den Arbeitgebern ermöglicht werden, auf freiwilliger Basis rechtssicher weniger zu heizen. Für Arbeitsräume in öffentlichen Gebäuden (Behörden) gelten diese Werte jeweils als Höchsttemperatur.
Beleuchtung von Gebäuden oder Baudenkmälern
Die Beleuchtung von Gebäuden oder Baudenkmälern von außen – mit Ausnahme von Sicherheits- und Notbeleuchtung – ist untersagt. Ausgenommen sind kurzzeitige Beleuchtungen bei Kulturveranstaltungen und Volksfesten sowie allgemein alle Fälle, in denen die Beleuchtung zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit oder zur Abwehr anderer Gefahren erforderlich ist und nicht kurzfristig durch andere Maßnahmen ersetzt werden kann.
Wenn ich diesen schwammig formulierten Quatsch mit Begriffen wie „überwiegend“ lese, dann kann ich mir schon munter vorstellen, wie sich „Legionen“ von Anwälten in Bereitschaft versetzen. Bereit zum Geldverdienen? Wenn Sie es sind. Und die deutsche Gerichtsbarkeit lässt den nächsten Ächzer los, vor lauter Überlastung.
Warum diese Verordnung nur sechs Monate gelten soll, erschließt sich mir nicht. Glaubt irgendjemand, dass in sechs Monaten auf dieser Welt irgendetwas besser funktionieren wird als heute? Glaubt jemand, dass die Erderwärmung in sechs Monaten gestoppt ist oder dass die Inflation nachlässt? Glaubt jemand, dass die Anzahl der weltweit geführten Kriege in sechs Monaten schlagartig abnimmt? Glaubt jemand, dass die Menge der weltweit zur Verfügung stehenden Rohstoffe schlagartig zunimmt?
Und dann kommt unsere Regierung und will die Aktienrente einführen, ein Konzept, das auf ewiges Wachstum ausgelegt ist, wobei sich unsere Erdkugel schon jetzt kein Wachstum mehr erlauben dürfte. Man setzt auf die wundersame ewige Geldvermehrung. Das wird kolossal schiefgehen.
Wir tun so, als seien wir in einer temporär schlechten Lage. Nur vereinzelt gibt es die von der Masse ungehörten Zeitgenossen, die warnend den Finger heben.
Aber bei dem Lärm, der in den Volksfestzelten herrscht, müssen diese Warnungen untergehen. Wenn ich mir überlege, wieviele Volksfeste es gibt und wieviel Energie dort zur Durchführung benötigt wird, dann frage ich mich, ob man nicht auf solche Feste verzichten müsste. Der Begriff “Fest” hat mit “Feiern” zu tun. Gibt es Gründe zum Feiern? Ich glaube nicht.
24.08.2022, Sport, European Championship in München, der Erfolg hat einen Namen: Marion Schöne

Als Zuseher am Fernseher war man wie berauscht von dem elftägigen Sportfest. Die Stimmung unter den Sportlern und den Zuschauern vor Ort war bestens. Es war ein fröhliches Fest. Man möchte der Welt zurufen: Lasst doch solche Großveranstaltungen einfach immer in Deutschland stattfinden. Deutschland kann WM. Deutschland kann EM. Und Deutschland könnte auch Olympische Spiele. Und es funktioniert nachhaltig. Der 50jährige Olympiapark in München hat nichts von seinem Glanz eingebüßt. Für die Sportveranstaltungen musste faktisch nichts neu gebaut werden. Die Veranstaltung war beispielhaft.
Aber irgendwo muss es eine ausgeklügelte Organisation geben. Und ganz oben steht jemand, der das Ganze zu verantworten hat. In Sachen EM war es eine Frau, was mich überhaupt nicht wundert. Ihr Name ist Marion Schöne. Sie ist Chefin der OMG (Olympiapark München GmbH) und sie hat einen Superjob gemacht. SZ hat mit einem Bericht und einem Interview richtig tief hinter die Kulissen geschaut. Ihre offenen Aussagen, mit denen sie die Widerstände beschreibt, die sie bei der Organisation des Events erlebte, lassen tief blicken. Zum Beispiel erklärt sie eine Irritation, die auch mir aufgefallen ist: Warum war die Schwimm-EM in Rom und nicht Teil der Münchner EM? Kaum war das Interview in der SZ veröffentlicht, begann schon das Nachkarten. Die kritisierten Verbände gingen sofort zum Gegenschlag über. So ist es halt, wenn es eben doch nicht in erster Linie um den Sport geht, sondern um Geld.
23.08.2022, Politik: Der Junge Winnetou – Cancel Culture leistet ganze Arbeit und stoppt Buchveröffentlichung
Heute Mittag aß ich in meinem Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an und war sofort auf Habachtstellung, als ich hörte, dass wegen Kritik aus dem Internet ein Buch nicht mehr veröffentlicht wird. Ich vergaß vor Schreck, meine Nudeln weiterzuessen. Denn plötzlich brach eine Welt für mich zusammen.
Als Kind war ich absoluter Fan der Karl-May-Bücher. Old Shatterhand und Winnetou waren Ikonen in meinem noch jungen Leben. Mein Leben als Wunsch-Indianer lief in drei Phasen ab. Zunächst musste mir meine Mama die Bücher vorlesen, weil ich des Lesens noch nicht mächtig war. Später konnte ich dann lesen. Als ich dann aber die Bücher selbst lesen wollte, hatte ich wiederum Pech, bzw. meine Mama. Denn die Bücher waren in altdeutscher Sprache geschrieben. Sie musste also weiterhin die Vorleserin spielen. Aber nicht lange. In Phase 2 brachte sie mir das Lesen der altdeutschen Sprache bei. Erst dann war sie erlöst, und ich „fraß“ die Bücher faktisch auf (Phase 3). Die Erinnerungen daran könnten immer noch schön sein.
Doch der Bericht im Mittagsmagazin rief mein Recherche-Gen hervor. Auf reitschuster.de fand ich sofort den klassischen „Ist Deutschland noch zu retten?“-Kommentar. Die Quelle im Internet ist jedoch dieser Bericht, der meine Kindheit jetzt in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Anlässlich des Erscheinens des Kinderbuchs „Der junge Winnetou“ erntete der Ravensburger-Verlag im Instagram harsche Kritik. Der Stoff würde rassistische Stereotype wiedergeben, die ihren Ursprung im Kolonialismus hätten.
Der Verlag machte daraufhin einen Kniefall, bezeichnete die Auslieferung „ganz klar“ als Fehler und stoppt nun die Auslieferung.
Für mich bedeutet das, dass ich realisieren muss, schon in meiner frühesten Kindheit rassistische Bücher gelesen zu haben. Kein Wunder, dass aus mir nichts geworden ist. Falsche Prägung von Kindheit an. Karl Mays literarische Idylle? Falsch verstanden. Den Genozid an den indigenen Völkern? Ignoriert. Romantisierung des Völkermordes? Ich fühle mich mitschuldig. Aber auch meine Mama muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ihre Rolle als „Sensibility Reader“ nicht wahrgenommen zu haben.
Was heißt das jetzt für die Zukunft? Wir werden zu Weihnachten nie wieder Winnetou-Filme sehen. Aus und vorbei. Vielen Dank an die Cancel-Culture-Bewegung, wer immer das auch ist.
Ich sehe aber noch weitere dramatische Auswirkungen. Was, wenn sich die links-grüne Cancel-Culture-Internetgemeinde meinen Lieblingsfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ vorknöpft. Immerhin zieht sich Aschenbrödel in einer Waldszene eine burschikose Kleidung an und verniedlicht somit die Diversität in gröbster Weise. Noch schlimmer ist, dass in einer Szene ein Greifvogel mit Pfeil und Bogen vom Himmel geschossen wird. Romantisierter Tiermord, mir graut vor dir.
Das heutige Mittagsmagazin veröffentlichte sogleich die Ergebnisse einer Umfrage. 94% sprachen sich dafür aus, das Buch zu veröffentlichen. Nur 3% waren gegen die Veröffentlichung. Umgelegt auf unsere Medienlandschaft heißt das nichts Anderes, als dass eine minimale Minderheit den medialen Kurs in Deutschland bestimmt. Jetzt müssen wir uns mit Begrifflichkeiten wie „kultureller Aneignung“ beschäftigen.
Interessant war auch, dass die „Schwäbische“ die Kommentarfunktion ihres Berichtes ausgeschaltet hat. Man wusste wohl, was da für ein Shitstorm auf deren Internet-Plattform zukommt und entledigte sich des Problems gleich dadurch, dass man Kritik an dem „Bücherverbot“ von vornherein unterbunden hat.
Ich frage mich, warum der Film im Kino unkritisiert weiterläuft, während das Buch zurückgezogen wird.
Deutschland steht geistig offensichtlich vor dem Ende. Ich fordere:

16.08.2022, Politik, change.org: Periodenarmut. Periodenarmut?
Change.org ist eine Plattform, wo jeder Mensch, der Ideen hat, um die Gesellschaft zu verbessern, eine Unterschriftenaktion und damit eine Petition starten kann.
Ein aktueller Vorschlag ist zum Beispiel: „Mindestlohn für Fußballerinnen“. Mein Kommentar: Braucht es nicht, gibt es schon. 12 Euro werden es ab Oktober 2022 sein. So lange können die Damen jetzt auch noch warten. Aber im Ernst: Bei durchschnittlich unter 1.000 Zuschauern bei Bundesligaspielen sind die Gelder nun mal begrenzt. Da hilft die beste Forderung nichts. Erst muss Geld in die Kassen kommen, dann kann man es als Gehälter wieder auszahlen. Inwieweit hier eine Petition weiterhelfen kann, erschließt sich mir nicht.
„Verkürzung der Wartezeiten auf Psychotherapieplätze“ klingt auch nicht schlecht. Mit einer Petition werden ganz einfach – quasi per Handumdrehen – Tausende Psychotherapeuten ausgebildet, die, wenn sie denn dann einmal da wären, durch wen bezahlt werden? Durch die gesetzlichen Krankenkassen? Na dann viel Glück mit den sich erhöhenden Krankenversicherungsbeiträgen.
„Zehn Tage Sonderurlaub für Pflegende“. Habe ich in der Tat volles Verständnis. Pflegende machen einen Wahnsinns-Job. Aber wie jeder ähnliche Vorschlag muss er finanziert werden. Hier kämen die Arbeitgeber wohl eher nicht in Frage, sondern viel mehr die Pflegeversicherung. Will heißen, dass wir neben den Preiserhöhungen aller Art auch hier mehr zahlen müssten. Ich weiß nicht, ob bei den Menschen der Gewöhnungseffekt für höhere Steuern, Abgaben und Preise schon eingesetzt hat. Lässt sich somit zusätzlich auch eine Anpassung der Pflegeversicherung kritiklos durchsetzen? Wie hoch die Kosten insgesamt wären, wird uns in der Petition nicht erklärt. Das ist ein Manko, dass ich bei vielen Petitionen sehe: Es werden keine Kosten aufgezeigt. Das lässt viele Petitionen wie eine Art Wunschkonzert ausschauen – ohne Chance auf Umsetzung.
„Bahn- und Busfahren für einen Euro am Tag.“ Die beste Idee, die ich je gehört habe. Man fordert auch gleich noch eine höhere Taktrate. Die Initiatoren können sich ja mal mit dem Status der Taktung und dem Ausbau der Strecke München-Mühldorf-Freilassing beschäftigen. Dann werden sie sehen, dass ein 365Euro-Jahresticket keinen einzigen Schienenkilometer verlegt. Nicht einmal die jetzige Taktrate kann wirklich eingehalten werden. Die Züge haben fast immer fünf Minuten Verspätung. Ich denke, dass die vielen Ein- und Aussteigenden zu längeren Haltezeiten führen, was die Verspätung verursacht. Fazit: Bevor mir niemand die Gewinn- und Verlustrechnung für die drei Monate vorlegt, in denen wir das 9Euro-Ticket nutzen, wäre ich vorsichtig, gleich weitere Forderungen zu stellen. Denn dreißig Euro pro Monat wären nur eine leichte Erhöhung gegenüber den 9Euro. Damit kann sich der ÖPNV nicht finanzieren. Und er kann schon gleich gar nicht investieren. Also wäre hier wieder der Staat mit uns als Steuerzahlern im Schlepptau gefragt. Wir Steuerzahler fühlen schon die zusätzliche Last auf unseren Schultern… Nur zum Vergleich: Eine reguläre BahnCard1000, mit der man kostenlos durchs Land fahren kann, kostet 4.144 Euro. Das ist das Geld, dass allein die Bahn benötigt, um sich finanzieren zu können. 365 Euro für Bahn UND Bus sind da ziemlich weit weg.
Aber jetzt kommen wir zum Vorschlag des Tages: „Kostenlose Menstruationsartikel an allen Schulen und Universitäten deutschlandweit.“ Wenn es ein Thema gibt, wo ich mich überhaupt nicht auskenne, dann – befürchte ich – ist es dieses. Das bestätigte sich beim Durchlesen des Forderungskataloges. Begrifflichkeiten wie „Menstruierende Obdachlose“ oder „Periodenarmut“ haben mich vollständig verwirrt zurückgelassen. Bei dem Begriff „Menstruationstasse“ war ich komplett überfordert. Meine Vorstellungskraft reichte einfach nicht aus, um mir unter diesem Begriff etwas vorzustellen. Zum Glück gibt es google.
Insgesamt bin ich wahrscheinlich viel zu altmodisch, aber bei der Problematik des fehlenden Zugangs von Schülerinnen zu Menstruationsartikeln möchte ich den betroffenen Schülerinnen den Tipp geben, doch bei ihren Eltern einfach die eigentlich selbstverständliche Fürsorgepflicht (sprich: Geld) einzufordern.
Manchmal denke ich, dass sich ein viel zu großer Teil der Deutschen einen Sozialstaat wünscht, der sogar die frühere „DDR“ vollständig in den Schatten stellt, in dem man sie schwungvoll rechts überholen möchte. Ich kann aber sagen, dass es auch in der „DDR“ manchmal Situationen gab, wo man sich eigenverantwortlich und ohne Staatshilfe um etwas selbst kümmern musste. Ich kann mich schwach erinnern, dass Hygiene-Artikel dazugehörten.
Hier kommt der ganze Hintergrund zu dieser skurrilen Forderung auf change.org: Petition · #EndPeriodPoverty Kostenlose Periodenprodukte an Schulen und Universitäten · Change.org
Ich bleibe auf jeden Fall an der Sache dran, denn bei unserer Regierung kann man nicht mehr voraussagen, ob Dinge, die bei mir im hohen Bogen in der Mülltonne für geistigen Schwachsinn landen, nicht doch Gehör finden und tatsächlich ernsthaft angegangen werden.
Zum Abschluss noch der Lacher des Tages: Psychotests für Mitglieder des Bundeskabinettes. Tipp an Change.org: Klasse statt Masse.
15.08.2022, Politik: Der größte europäische Wanderzirkus ist das EU-Parlament.

Die Logik, dass Monat für Monat geschätzte Fünftausend Menschen für vier Sitzungen des EU-Parlaments von Brüssel in das 400km entfernte Straßburg umziehen, ist insbesondere in Zeiten, wo wir alle zum Sparen und Verzichten aufgefordert werden, völlig aus der Zeit. Daniel Freund, Ein EU-Parlamentarier der Grünen, hat deshalb heute einen erneuten, und vermutlich wieder erfolglosen, Vorstoß unternommen, mit diesem Wahnsinn aufzuhören. Neben der Tatsache, dass tonnenweise Akten Monat für Monat per LKW von Brüssel nach Straßburg und wieder zurück transportiert werden müssen, spielt natürlich auch der Umweltschutz eine Rolle, der eben aber hier auf Grund des EU-Vertrages von 1992 keine Rolle spielt. Frankreich besteht auf Straßburg als eigentlichen Sitz des EU-Parlamentes. Ändern kann man das nur einstimmig. Und Frankreich spielt nicht mit. Also geht es für die EU-Verwaltung jeden Monat auf die gleiche langweilige Klassenfahrt, während die EU-Parlamentarier natürlich aus dem Wochenende direkt anreisen. Der ganze Spaß kostet pro Jahr laut Die Presse mehr als 110 Millionen Euro, nur um einem Statut gerecht zu werden, das in die Mottenkiste gehört. Tatsächlich sprechen wir aber von Umzugskisten, wo jede Menge Papier und Akten hineinkommen. Der Begriff der Digitalisierung ist in der EU offensichtlich noch nicht angekommen.
Übrigens sprach der Focus in seiner Ausgabe von 2014 von 180 Millionen verbrannten Euro. Die Presse in ihrem Artikel aus 2020 nur von 110 Millionen. Kann es eine solche Kostenreduzierung tatsächlich gegeben haben? Ich tendiere eher zu den 180 Mio, auch wenn die Zahl älter ist.
Die EU gönnt sich noch einen weiteren Luxus. Denn die Parlaments-Verwaltung ist weder in Brüssel noch in Straßburg. Sie ist in Luxemburg. Die EU unterhält somit drei Standorte. Pure Verschwendung. Fast Dreiviertel der Parlamentarier sprachen sich in einer Umfrage für Brüssel als einzigen Tagungsort aus. Das letzte Viertel waren vermutlich Franzosen. Aber ändern wird sich so und so nichts, Umweltschutz und Sinnlosigkeit hin oder her.
Dass ich mittlerweile meinen Plan umgesetzt habe und in meinem Homeoffice-Büro eine der zwei 36Watt-Neon-Röhren rausgedreht habe, ist somit Aktionismus in seiner reinsten Ausprägung. Die Gefahr, bei der Aktion von der Staffelei zu fallen, muss um einiges höher eingeschätzt werden, als der Effekt auf unsere Umwelt. Aber wie hätte mein Papa jetzt gesagt: Kleinvieh macht auch Mist.
Zurück zur Gasumlage: Bundesfinanzminister Lindner will den Super-Gau verhindern, indem er bei der EU nach einer Ausnahme für die Mehrwertsteuer anfragt, mit dem Ziel, auf die Erhebung zu verzichten. Das ist das Mindeste, was er tun muss, damit nicht der Eindruck erweckt wird, der Staat würde sich an der Gasumlage auch noch bereichern. Das tut er durch die gestiegenen Preise schon zur Genüge. Wie immer können wir uns aber sicher sein, dass kein einziger Euro in den Abbau der Schulden investiert wird.
Wenn Lindner also nach einer Ausnahme fragt, dann scheinen die Regeln in anderen europäischen Ländern anders zu sein. Und in der Tat gibt es die Gasumlage nur in Deutschland. In anderen Ländern gibt es einen Preisdeckel. Die Regierungen legen Preisobergrenzen fest und übernehmen die Differenz zum Marktpreis. Für mich ist auch das ein kontraproduktives Vorgehen. Sobald Marktteilnehmer merken, dass Staaten sich an der Finanzierung von Produkten beteiligen, werden die Marktpreise zum Zwecke der Gewinnmaximierung künstlich oben gehalten. Wer zahlt die Zeche in diesen Ländern? Der Steuerzahler im Allgemeinen. Oder für den Fall, dass man diesen Wahnsinn mit neuen Schulden kompensiert, die zukünftigen Steuerzahler. Mich wundert in diesem Zusammenhang, dass der Euro noch nicht auf Talfahrt gegangen ist.
Dass das Bundesfinanzministerium auch gestern noch nicht wusste, ob die für heute angekündigte Umlage 1,5 oder doch eher 5 Cent betragen wird, verwirrt mich ein wenig. Denn ebenfalls Focus berichtet heute darüber, dass Shell kein Geld aus der Gasumlage fordern will. RWE sei noch am „Abwägen“. Müsste RWE jetzt nicht ziemlich schnell „abwägen“? Denn so ein großes Unternehmen ist doch sicherlich relevant für die Berechnung der Gasumlage. Und diese Berechnung soll heute abgeschlossen sein.
Was hier geschaffen wird, ist ein finanzmathematisches Monster. Ehrlicherweise könne man es Steuererhöhung nennen. Aber die Politik ist immer wieder innovativ genug, bestimmte, negativ besetzte Begriffe intelligent zu vermeiden. Schon die Mehrausgaben bei der Bundeswehr wurden als „Sondervermögen“ getarnt, um die Sache nicht beim Namen nennen zu müssen: Aufnahme neuer Schulden.
12.08.2022, Politik: Dienstwagenprivileg steht in der Kritik

Die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs (auf Deutsch: Das grenzenlose Privatfahren mit einem Firmenwagen) zu fordern, ist leicht dahingesagt und ist von Politikern vermehrt zu hören. Beim Googeln war ich gespannt darauf zu lesen, welche Vorschläge man zu bieten hat. Was finde ich? Nichts. Und nichts anderes hatte ich erwartet. Denn die Materie ist mehr als schwierig.
Und die Wogen gehen nach oben. Unter www.firmenauto.de gibt es das erwartete Plädoyer pro Firmenwagen. Im Jahr 2020 habe es doch nur fünf Millionen gewerblich zugelassene PKW gegeben, vernachlässigbare 10% des gesamten Bestandes. Kein Grund, die Firmenwagenfahrer zu kriminalisieren.
Max Hägeler von der SZ nutzt in seinem Kommentar gegen die Firmenwagen ebenfalls Zahlen – ganz in seinem Sinne natürlich. Er argumentiert, dass im Jahr 2020 etwa 63% aller neuen PKW gewerblich zugelassen wurden, davon wiederum die Hälfte im gewerblichen Flottenbetrieb. Also doch nix vernachlässigbar?
Von 1993 bis 2011 fuhr ich Firmenwagen. Und das waren keine schlechten. Der Letzte, ein 318er BMW, hatte einen eingebauten Fernseher. Das hatte ich mir als Zusatzfeature damals gegönnt.
Ich kenne somit alle Vor- und Nachteile. Und um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt fast keine Nachteile. Zumindest wenn das Gehalt passte und die Entfernung vom Wohnort zum Arbeitsplatz nicht zu groß war. Denn dann waren die monatlich immer gleichen Kosten verkraftbar, und dann konnte die Freude am Fahren beginnen.
Und das ist genau der Vorteil. Es gibt keine außergewöhnlichen Kosten durch beispielsweise die Beschaffung von Reifen. Reparaturen belasten den eigenen Geldbeutel nicht. Versicherungen, Steuern – geht alles spurlos an einem vorüber. Unfälle? Passieren, ohne finanzielle Auswirkungen auf den eigenen Geldbeutel. 1993 habe ich auf der Autobahn A92 nach Deggendorf alleinbeteiligt einen VW Passat geschrottet. Dreifacher Überschlag nach Sekundenschlaf. Aus dem Kundentermin am Nachmittag wurde es nichts mehr… Immerhin stieg ich ohne jeden Kratzer aus dem Auto und sammelte in aller Seelenruhe mein Werkzeug aus den nahen Büschen. Ich hatte mich aber während des „Fluges“ so angespannt, dass mir zwei Wochen lang jeder Muskel meines Körpers schmerzte. Wahrscheinlich hat genau diese extreme Anspannung vom Nacken bis in die Zehenspitzen und dieses Festkrallen am Lenkrad während der Flugeinlage Schlimmeres verhindert.
Ausgestattet mit der europaweit gültigen Tankkarte (das Routex-Symbol war bei Auslandsreisen von Vorteil) wurde keine Fahrt ausgelassen. Beim Tankvorgang lächelte man still in sich hinein. Das ging so weit, dass ich in dieser Zeit die Benzinpreise nicht kannte. Ich würdigte die Preistafeln keines Blickes. Es interessierte mich nicht. Der Zustand fühlte sich gut an. Privilegiert – um auf den Begriff zurückzukommen, um den es geht.
Die Logik bot keinerlei Anreize, auf die eine oder andere Fahrt zu verzichten. Will heißen, dass sie so gar nicht in die Jetzt-Zeit passt, wo es doch darum geht, den CO2-Ausstoß und den Verbrauch fossiler Energien einzudämmen. Also ist die einfache und doch so schwierige Forderung: Weg mit dem Privileg des unbegrenzten Privatfahrens mit dem Firmenwagen.
Leider fehlt jedes Konzept für die praktische Umsetzung. Und mir ist auch klar, warum. Es gibt keins. Freilich gäbe es die theoretische Lösung, dass Firmen die etwa drei Milliarden Euro an Steuern, die sie im Moment pro Jahr sparen, in Zukunft bezahlen. Denn faktisch sind die drei Milliarden Euro eine indirekte Subvention für Deutschlands Premiummarken, also Mercedes, BMW und Audi. Ich schätze, dass wenigstens die Hälfte aller von BMW verkauften Autos der 5er Reihe zunächst als Firmenwagen durch das Land fahren und erst anschließend den privaten Markt erreichen. Wer also am Firmenwagenprivileg rüttelt, legt sich mit der Autolobby an.
Sollte die Regierung wider Erwarten die Steuerschraube in Sachen Dienstwagen anziehen, ist das Problem lange noch nicht gelöst. Denn Firmenwagen wird es weiterhin geben. Und damit auch das Problem des geldwerten Vorteils für die Privatnutzung. Und spätestens hier gibt es keine praktikable Lösung der Trennung zwischen Dienst- und Privatfahrten. Gesetzlich festzulegen, dass Firmenwagen nicht mehr privat gefahren werden dürfen, wäre Blödsinn. Dass Vertriebsmitarbeiter am frühen Morgen in die Firma fahren, um nach Umstieg vom Privat- in den Dienstwagen zum Kunden zu fahren, der vielleicht noch in der Nähe des eigenen Wohnortes zu finden ist, wäre umweltpolitischer Nonsens. Auch die arbeitsvertragliche Umstellung des Arbeitsplatzes vom Büro in die eigenen vier Wände hilft nicht weiter. Dieser Ansatz senkt den Anreiz für private Vielfahrerei nicht, weil weiterhin die Firmentankkarte hinter der Sonnenblende im Auto klemmt. Fahrtenbuch und daraus resultierend eine mögliche Zusatzbesteuerung privat gefahrener Kilometer? Ein bürokratisches Monster. Lückenlose GPS-Überwachung und Einsatz von künstlicher Intelligenz, um zwischen Firmen- und Privatfahrten zu unterscheiden? Orwell 1984 lässt grüßen. Technisch würde Huawei das vermutlich hinbekommen. Aber wollen wir chinesische Verhältnisse? Eine Besteuerung auf Basis der einfachen Annahme, dass ein Drittel jedes gefahrenen Kilometers privat ist? Rechtlich niemals durchsetzbar. Besteuerung nach CO2-Emissionen? Löst das Problem des vielen Privatfahrens auch nicht.
Ich bin mir sehr sicher, dass sich an der jetzigen Regelung rein gar nichts ändern wird. Im Gegenteil. Man entlastet sogar die Firmenwagenfahrer durch die 0,5%-Regelung. Wer ein Hybridfahrzeug fährt, senkt die 1%-Regelung auf die Hälfte. Das Geld nimmt man gerne mit, wenn auch das Fahrzeug niemals eine Steckdose sehen wird.
Fazit: Das Unterfangen, an den Pfründen zu rütteln, erscheint mir mehr als aussichtslos. Schade für unsere Umwelt.
Weine ich der Tatsache, dass ich meinen Firmenwagen gegen mein Homeoffice getauscht habe, eine Träne nach? Definitives Nein. Jede Epoche hat ihre Herausforderung. Früher war es gut, einen Firmenwagen zu haben. Jetzt möchte ich um alles in der Welt keinen mehr haben.
08.08.2022, Politik: Facebook blockiert meinen Taiwan-Post

In meinem gestrigen Artikel hatte ich noch darüber fabuliert, ob das, was ich auf meiner Homepage bzw. den sozialen Plattformen kundtue, von irgendeiner Relevanz ist und war zu der Ansicht gelangt: Eher nicht. Fünf Minuten später kannte ich die gegenteilige Antwort. Denn ich konnte plötzlich meine Homepage auf Facebook nicht öffentlich bewerben. Der Text „Finger weg von Taiwan.“ wurde von Facebook teil-blockiert. Ich konnte den Post nur an „Freunde“ schicken, aber nicht in die ganze Welt pusten.
Ist es möglich, dass es gegen die Gemeinschaftsstandards verstößt, wenn ich mit vier Wörtern Position für Taiwan beziehe? Offensichtlich ja. Ich habe mir daraufhin die Gemeinschaftsstandards angeschaut. Ich konnte hier keinen Bezug zu Taiwan finden und halte die Logarithmen, die Facebook hier nutzt, für undurchschaubar. Der Satz in der Einleitung, dass es zu den Standards gehöre, seine Meinung frei zu äußern, nutzte mir hier offensichtlich wenig.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ein simpler Satz wie „Finger weg von Taiwan.“ ein Paradebeispiel für Meinungsfreiheit ist. Hat hier bereits der lange Arm Chinas zugeschlagen?
Weitere Tests haben ergeben, dass ich temporär blockiert war. Ich konnte nicht mal mehr ein Bild von Neumarkt-Sankt Veit öffentlich posten (für Posts an „Freunde“ gab es dagegen keine Einschränkungen). Facebook hatte mir faktisch einen Denkzettel verpasst. Heute funktioniert es wieder. Die Möglichkeit, dass es ein technisches Problem gab, ist nicht ganz auszuschließen. Aber diese Art von Fehler war mir bisher unbekannt.
So gesehen bin ich froh, dass ich eine plattform-unabhängige Homepage betreibe. Was aber, wenn Facebook die Hosting-Plattform WordPress über Nacht kauft und die Gemeinschaftsstandards auch auf Homepages ausweitet? Dann könnte ich auch hier mit meiner Seite in Schwierigkeiten kommen. Und was, wenn man mit seiner Seite Geld und seinen Lebensunterhalt verdient und nicht wie ich die Sache ohne jeden gewerblichen Hintergrund betreibt? Dann ist man schnell in einer moralischen Zwickmühle.
Ich habe ein sehr ungutes Gefühl, wenn systemrelevante Plattformen wie Facebook die Auslegung des deutschen Strafgesetzbuches selbst übernehmen – vorbei an Staatsanwälten und der Gerichtsbarkeit. Man kann natürlich sagen: Meta ist eine Privatfirma, sie können tun und lassen, was sie wollen. Aber bei einem Konstrukt mit 94 Firmen un ein paar Milliarden Nutzern in Facebook, Whatsapp und Instagram sehe ich das etwas anders.
Hier die Gemeinschaftsstandards, gegen die ich verstoßen haben soll: https://transparency.fb.com/de-de/policies/community-standards/
06.08.2022, Presse: Forderung nach Förderung der „Zustell-Infrastruktur“

Nach den Brauereien positioniert sich in Sachen „Förderung“ die nächste Branche und fordert mit dem Argument der „Systemrelevanz“ Geld von der Bundesregierung: Die Presse-Verlage. Im Beitrag des „Blick“ vom 20.07.2022 waren sich die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht und der Geschäftsführer der OVB-Media-Gruppe Bernd Stawiarski einig wie nie, dass der Griff in Deutschlands Steuerkasse selbstverständlich und mehr als gerechtfertigt sei, wenn es um die Aufrechterhaltung des Zustellnetzes geht.
Wir sprechen im Zeitalter der Digitalisierung von diesen antiquierten Prozeduren, wo sich Menschen für wenig Geld früh um 4.00 Uhr auf die Suche nach Briefkästen von Abonnenten machen, die zum Frühstück immer noch die analoge Papierzeitung aufschlagen möchten. 24 Stunden später liegt die nächste Zeitung im Briefkasten und das vor 24 Stunden bezogene Produkt wandert mit einer schwungvollen Bewegung nachhaltig in der blauen Tonne. Produktnutzungszeit: 1 Stunde, mit anschließender Entsorgung. Das finden Presseverlage und Politiker super. Letztere möchten jetzt mit Freude noch mehr Geld in dieses System pumpen. Deutschlands Spitzenplatz beim Import und Export von Papier muss schließlich verteidigt werden. Auch beim Verbrauch von Papier liegt Deutschland mit 227kg pro Kopf (2019) beinahe unübertroffen weit vorn.
Die Begründungen für die Forderung nach Förderung sind natürlich stichhaltig. Die Presseverlage geben den Politikern gleich die richtigen Argumente mit auf den Weg, wenn sie davon sprechen, dass die Kostenentlastung ein „Demokratieverstärker“ sein könne. Möglichkeiten bei der Entlastung seien direkte Förderungen und/oder die Senkung der Mehrwertsteuer. Sieben Prozent ist aber auch eine wahnsinnige Belastung. Kaum zu schultern. Das schreit regelrecht danach, neue Forderungen aufzustellen. Schließlich stehe ja schon im Koalitionsvertrag, dass man die flächendeckende Versorgung mit periodischen Presserzeugnissen gewährleisten wolle. Und natürlich ist unsere FDP-Politikerin dafür, die Plattformen zu „regulieren“, um die „kommunikative Chancengleichheit“ zu erhalten. Dass auch die FDP mittlerweile dem allgemeinen deutschen Regulierungswahnsinn nachhängt, der im Grunde demokratieschädlich und eben eher nicht demokratiefördernd ist, ist enttäuschend. Die Zeiten, dass ich als CSU-Mitglied auch ab und an bei der Zweitsteimme die FDP gewählt habe, dürften vorbei sein.
Chancengleichheit sehe ich auch eher dann, wenn alle die gleiche Plattform nutzen, nämlich die digitale. Bubendorfer-Licht spricht von einer kurzen Dauer, bis die Sache im Bundestag durchgesetzt sei. Sie verkennt aus meiner Sicht den Sprengstoff, den eine staatliche Förderung von Medien mit sich bringt. Wir sprechen immer so gern und abwertend von staatseigenen Medien in aus unserer Sicht autokratisch regierten Ländern, schicken uns aber an, den gleichen Weg zu beschreiten.
Die Förderung zu kaschieren, in dem man sagt, dass sich diese ja nur auf das Zustellnetz beziehe, ist reichlich schwach. Kritiker werden jetzt um so mehr von „System-Presse“ und „Main-Stream“ sprechen. Die gleiche Regierung, die den Mindestlohn sukzessive auf 12 und 14 Euro erhöht und damit den wirtschaftlichen Druck eben auch auf die Finanzierung des Zustellnetzes verstärkt, möchte genau diesen Druck jetzt durch entsprechende Förderungen ausgleichen? Da beißt sich doch die Katze schmerzhaft in den eigenen Schwanz. Es ist der völlig untaugliche Versuch, an alten Traditionen festzuhalten. Aus IT-Sicht ist es völlig schwachsinnig, Daten, die elektronisch jedem (kostenlos oder kostenpflichtig) zur Verfügung stehen, zusätzlich auszudrucken.
Das Argument, dass 42 Millionen Bürger von gedruckten Zeitungen nicht bereit seien, auf eine elektronische Ausgabe umzustellen, ist völlig aus der Zeit. Warum sollten Bürger nicht bereit sein, durch Umstellung auf die digitale Version 15 Euro pro Monat einzusparen? Für mich schaut das eher danach aus, dass sich die Presse-Verlage mit dem Erhalt der Zustellnetze einen Wettbewerbsvorteil bei der älteren Kundschaft erhalten möchten. Aber selbst meine 78jährige Mama liest die Süddeutsche digital.
Bleibt noch das Argument, es gäbe nicht flächendeckend und ausreichend Internet. Aber da sprach der Herr Stawiarski ja mit der Richtigen. Sie ist indirekt an jener Ampel-Koalition beteiligt, die Glasfaser in jedes Haus bringen möchte. Oder sieht der ovb-Verlag die Gefahr, eher pleite zu sein, als dass das „Glasfaser für alle“-Projekt umgesetzt ist?
Natürlich sehen die Zeitungsverlage ihre Felle davon schwimmen. Die private finanzielle Situation verschlechtert sich bei einem Teil der Deutschen. Aus meiner Sicht ist es genau der Teil, der kein abgezahltes Wohneigentum hat und somit einen Kredit oder eine Miete zu stemmen hat. Für alle anderen gibt es keinen Grund zum Jammern. Da ist der Spielraum für höhere Lebenshaltungskosten noch locker vorhanden.
Was tun also Familien, um höhere Kosten abzufedern. Sie überprüfen nicht die Einnahmeseite, weil sich da oft nichts machen lässt. Sie blicken auf die Ausgabenseite. Sie halten ihr Geld zusammen. Ganz oben auf der Liste möglicher Einsparungen stehen die monatlichen Abos. Auf eine Zeitung, Sky oder Amazon Prime kann man in angespannten Zeiten eher verzichten als auf Essen, das Auto, Strom oder Heizung. Die Zeitungen sollten daher schnell auf Digitalisierung setzen und alte Zöpfe abschneiden. Auch im Sinne der Umwelt. Und erzähle mir niemand, dass wir bei dem Arbeitskräftemangel in Deutschland auf die Arbeitsplätze schauen müssen, wenn wir aus Umweltschutzgründen die Druckereien nacheinander abschalten. Deutschland hat kein Problem mit der Arbeitslosigkeit. Deutschland hat ein Problem mit dem fehlenden Willen zur Veränderung.
02.08.2022, Energiepolitik: Schluss mit lustig – jetzt wird gespart.

Wenn ganz Deutschland – und insbesondere die Bundesregierung – zum Energiesparen animiert, dann kann ich unmöglich ’nein‘ sagen. Dann nehme ich die Herausforderung an und steige in den Wettkampf ein.
Zunächst hatte ich die Idee, Energie nicht direkt zu sparen, sondern für den Eigenverbrauch selbst zu produzieren. Also ließ ich den Elektro-Tandler (so ähnlich heißt er in der Tat) kommen, um die Möglichkeiten auszuloten, auf dem Dach eine PV-Anlage einzurichten. Der Techniker war pünktlich da und hatte sehr viele wichtige Informationen parat. Ich fühlte mich sehr gut beraten. Bezüglich eines Angebotes war er sich nicht ganz sicher. Die Dachfläche ist bei unserem Mittelhaus nicht überragend groß.
Mein Hinweis, dass ich keine ROI-Berechnung erwarte, sondern wir einfach im Sinne des Umweltschutzes Geld investieren möchten, hat letztlich nichts genutzt. Im Tennis würde man jetzt sagen, dass ich den ersten Satz glatt verloren habe, denn die Absage kam zwei Wochen später. Die Lösung sei nicht effizient. Es brächte nichts. Ein Angebot gäbe es keines. Da nutzte es nichts, dass ich mir vorher das Solarpotenzialkataster unseres Landkreises angeschaut hatte, gemäß dem unsere Dachfläche im kräftigen Grün als geeignet ausgewiesen wird. Eventuell hat das LRA gemäß Flurstücknummer beurteilt und dabei übersehen, dass sich in unserem Fall drei Eigentümer im Dreispänner tummeln.
Ich bin echt enttäuscht, dass wir hier nicht weiterkommen. Selbst wenn sich unsere monatliche Stromrechnung nur um 10 oder 15% gesenkt und sich die Investition niemals amortisiert hätte, hätten wir sie getätigt. Fazit: Außer Spesen (20 Euro Trinkgeld für die Beratung) nichts gewesen.
Weil aber ein Tennismatch aus mehreren Sätzen besteht, geht der Kampf weiter, der sich im nächsten Stepp nun gegen die eigene Stromrechnung richtet. Dass der Nachbar bei gleicher Fläche und gleicher Personenanzahl ein Drittel weniger Strom verbraucht, kann so nicht hingenommen werden. Kann das Homeofficebüro dafür alleinverantwortlich sein? Ich würde sagen, nicht ganz. Aber im Wesentlichen. Was also tun, wenn das Homeoffice in seiner Funktionalität ein wesentlicher Faktor für den eigenen Lebensstandard ist?
Nun, was für Deutschland im Allgemeinen gilt, gilt auch für die eigenen vier Wänden. Eine Ansammlung von Kleinst- und kleinen Maßnahmen führt auch zu einem Effekt, und sei es nur ein moralischer Effekt. Wobei ich die seltsame Logik, uns den Kauf von E-Autos zu empfehlen, während man jetzt darüber nachdenkt, ob man das Brandenburger Tor nachts weiterhin beleuchten will, außer Acht lasse.
Auch auf die zweite und dritte Säule der Mobilität, E-Bikes und E-Scooter, möchte ich hier nicht weiter eingehen. Beides sind Fehlentwicklungen, die man lieber wieder rückgängig machen sollte. E-Scooter sollten von der Idee her Autofahrten ersetzen, so die großen Verleiher. Das tun sie aber nicht. Stattdessen landen die Dinger als Wohlstandsmüll viel zu schnell im Elektroschrott. Von den benötigten Rohstoffen ganz zu schweigen. Insbesondere die Bereitstellung von Kobalt für die Akkus gestaltet sich immer schwieriger. Aber der Zug ist abgefahren. Deutschland versucht den unmöglichen Spagat zwischen E-Mobilität und Energieeinsparung.
Dümmliche Aussagen wie die, dass man kein Strom- sondern ein Gas- bzw. Wärmeproblem habe, zeigen nur die ideologische Fehlstellung einiger Politiker. Wir haben ein massives Energiebeschaffungsproblem auf allen Ebenen. Windkraft sehe ich nicht als Lösung. Die Verschandelung der Natur widerstrebt mir. Die Lösung muss Photovoltaik sein, auch nachts. Die Welt muss sich elektrisch besser vernetzen. Wenn es bei uns dunkel ist, scheint in anderen Teilen der Welt die Sonne. Leider steht dieser Vernetzung ein technischer Aspekt im Wege. Verlust durch elektrischen Widerstand. Beim Recherchieren war ich aber überrascht, dass bei einer Hochspannungsleitung von 380kV über eine Distanz von 800km der Verlust bei unter 10% liegt. Es erscheint somit möglich, Strom über lange Strecken zu transportieren. Aber „lang“ ist vielleicht nicht lang genug. Wir müssten den Strom nachts von der anderen Seite der Erdkugel holen. Und daran scheiterte zum Beispiel das Projekt Desertec. An den enormen Kosten für Hochspannungsleitungen.
Wo fange ich denn nun zu sparen an? Zumindest schalte ich mittlerweile die drei Bildschirme aus, wenn ich mein Büro verlassen. Ich glaube nicht, dass sich der Einsparungseffekt lediglich auf die drei Mini-LEDs an den Frontseiten beschränkt. Der Drucker bleibt grundsätzlich ausgeschaltet und wird nur noch bei Bedarf – also gefühlt einmal im Monat – zum Leben erweckt. Sind wir unterwegs, wird mit einem einzigen „Steckerziehen“ das ganze Büro „platt“ gemacht. Die Neon-Beleuchtung im Büro habe ich halbiert. Es leuchtet nur noch eine statt zwei Röhren. Einsparungseffekt: 36 Watt.
Wenn ich etwas Zeit habe, werde ich die Auerswald-TK-Anlage abschalten. Früher hatte sie mal ihren Sinn. In jedem Raum ein Telefon, angeschlossenes Faxgerät, usw. Ich war stolz auf den Ausstattungsgrad. Heute bietet die Fritzbox, z.B. mit der fritz!fon-App, so viele Möglichkeiten, dass der Betrieb einer eigenen Telefonanlage ein wenig „überzogen“ wirkt. Also weg damit.
Bei den Einstellungen für die Heizung bezüglich der Wassererhitzung nähern wir uns der optimalen Temperatur an. Bei der Stereoanlage bin ich mir nicht sicher, ob der große Anbieter mit den zwei Buchstaben und einem kaufmännischen ‚Und‘ dazwischen vor fünfzehn Jahren schon an den Stromverbrauch im Standby-Betrieb gedacht hat. Also schalte ich diesen technischen Dinosaurier immer öfter komplett aus. Aber das geht immer nur mit Stecker-Ziehen. Dann pfeifen die Orgelpfeifen eben aus dem letzten Loch (klassischer Insider).
Viele Geräte verfügen – aus meiner Sicht aus Kostengründen – über keinen harten Ausschalter. Das ist ein Manko, was mir sehr oft auffällt. Wen interessiert die Uhrzeit an der Kaffeemaschine? Folglich: Ausschalten mittels Stecker ziehen. Denn ein Ausschalter fehlt.
Der zweite Satz in meinem privaten Tennismatch besteht somit darin, den Jahresverbrauch an elektrischem Strom unter 4.000 KWh zu drücken. Eine Grundidee könnte auch darin bestehen, öfter in den Urlaub zu fahren. Das reduziert den Stromverbrauch zu Hause um einiges…
Unser Landrat Maximilian Heimerl bläst beim Energieverbrauch ins gleiche Horn. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, sei eine gute Kilowattstunde. Zwei Dinge spricht er in seinen Statements aber nicht an. Die Bahnnutzung und das Autofahren. Beim Autofahren ist mir die CSU-Initiative „Tempolimit – nein Danke“ weiterhin ein Dorn im Auge.
Es hätte auch nichts dagegengesprochen, eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket zu fordern. Der Preis muss aus meiner Sicht aber deutlich höher ausfallen. Ich denke an 49 Euro. Neun Euro ist viel zu billig. Der ÖPNV darf nicht als billiger Jakob dargestellt werden. Ich bin auf die Abrechnung zwischen Bundesregierung und den Verkehrsunternehmen wie Bahn und Bus gespannt. Da sind für die drei 9-Euro-Ticket-Monate Milliarden fällig. Unsere Steuermilliarden.
24.07.2022, Politik: Staat steigt bei Uniper ein

Bundeskanzler Scholz hat es uns vorgestern in seiner einschläfernden Art ganz einfach erklärt und ich gebe es sinngemäß weiter:
- Uniper hat langfristige Verträge für die Gaslieferungen mit seinen Kunden einzuhalten.
- Uniper hat dafür Verträge für den Bezug von Gas mit Russland bis in die Mitte der 30er Jahre abgeschlossen.
- Wenn man aber links nicht mehr das bekommt, was man rechts verkaufen möchte, dann gerät das Finanzkonstrukt ins Wanken.
- Weil Uniper als Energieunternehmen im Jahre 2021 über 160 Milliarden Umsatz machte, ist das Unternehmen systemrelevant und darf nicht pleitegehen.
- Daraus folgt, dass der deutsche Staat helfend eingreifen muss.
So weit, so gut. Kling einfach, klingt logisch, klingt scholzig. Wir könnten das Buch jetzt zuklappen und in der Gewissheit, dass es der Staat schon richten wird, zum Alltag übergehen. Aber ein wenig in die Historie müssen wir dennoch schauen, um zu verstehen, warum jetzt unbedingt bis zu 15 Milliarden deutsches Steuergeld an Uniper gehen müssen.
Uniper ist ein Mega-Unternehmen. In seinem Besitz sind 70 Wasserkraftwerke in Schweden. Die Tochter Unipro betreibt/betrieb in Russland fünf Gas- und Kohlekraftwerke und deckt/deckte damit 5% des russischen Strombedarfes ab. Uniper betreibt riesige Gasspeicher in Deutschland, Österreich und Großbritannien, sowie ein Gaskraftwerk in Ungarn. Uniper handelt mit Gas, Kohle, Fracht, LNG und Emissionsrechten. Belief sich der Umsatz im Jahr 2020 noch auf bescheidene knapp 51 Milliarden Euro, so explodierte er im Jahr 2021 auf mehr als 160 Milliarden Euro. Damit steht Uniper auf Platz 2 im Ranking der Firmen in Deutschland.
Und jetzt kommt also die Quasi-Pleite. Aber es beteiligt sich nicht etwa Finnland an der Rettung. Denn Uniper befindet sich zu über 75% im Besitz der finnischen Firma Fortum. Nein, diese Geschichte muss Deutschland allein stemmen. Denn Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren – das ist für die großen Firmen immer noch ein probates und funktionierendes Mittel. Denn natürlich ist Uniper börsennotiert. Abkassieren bis zum letzten Moment, und anschließend den Staat fragen. Und die Bundesregierung beteiligt sich mit der Übernahme von 30% der Aktien so ganz nebenbei an den schwedischen Kernkraftwerken Forsmark und Oskarshamm. Und siehe da: Angesichts der Rettungsaktion gehen die Aktienkurse von Uniper wieder nach oben. Wäre ich der Staat, würde ich der Beteiligung nur zustimmen, wenn Vorstand, Aufsichtsrat und Gewerkschaftsbosse komplett ausgetauscht werden. Seit 2001 ist klar, welche unguten Signale Putin aussendet. Was macht Deutschland? Politisch vorsichtig schimpfen, 2014 ein paar sinnlose Sanktionen verhängen, wirtschaftlich aber so weitermachen, als wäre nichts. Aber: Eine Krähe hackt der anderen Krähe nun mal kein Auge aus. Und die Eon/Uniper-Bosse werden sich gedacht haben: Wenn der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen Freund Wladimir als lupenreinen Demokraten bezeichnet, dann ist doch alles gut. Warum sich bei den Millionen-Gehältern Sorgen machen.
Uniper war auch an der Finanzierung der 1.224km langen Nord Stream II beteiligt. Die 700 Millionen Euro, die man der Pipeline-Firma als Kredit gegeben hatte, hat man schon im März abgeschrieben. Die erwarteten 100 Millionen Euro an Zinsen pro Jahr kann man auch vergessen. Wobei der Zinssatz irritierend ist: 14% effektiver Jahreszins ist heftig und für unsereins gar nicht nachvollziehbar. Uniper nennt es Rendite. Oder jetzt eher: Entgangene Rendite. Denn die Pipeline totelt jetzt so vor sich hin. Rost wird sie so schnell nicht ansetzen. Die auf dem Meeresboden direkt neben Nord Stream 1 liegenden Rohre sind mit Beton ummantelt, damit hier ordentlich Gewicht ins Spiel kommt. Nicht dass die Rohre Auftrieb bekommen und irgendwann auftauchen…
Deutschlands industrielle und private Gasverbraucher wünschen sich zwar nichts mehr, als dass das Gas weiter aus Russland kommt, aber seltsamerweise eben nicht aus der eigens für diesen Zweck errichteten Nord Stream 2 – Pipeline. Das verstehe, wer will. Ich nicht. Wenn ich eine alte und eine neue Pipeline habe, dann nehme ich doch eigentlich die neue her, oder? Zumal die neue Pipeline gut neun Milliarden Euro gekostet hat. Neueste Technik, effizient, wartungsarm.
Die ganze rot-grün-links-soziale Ideologie liegt ja schon ohne dem Uniper-Thema in Scherben. Und zu allem Unglück ist man jetzt auch noch Anteilseigner an zwei schwedischen Atomkraftwerken. Das geschieht, während man in Deutschland in Sachen Laufzeitverlängerung der drei noch laufenden AKWs nicht mit sich reden dafür aber die Braunkohletagebaue neu aufleben lässt. Wobei ich hier mit der Bundesregierung einer Meinung bin. Laufzeiten bei AKWs verlängern, bedeutet unter Umständen, dass neue Brennstäbe benötigt werden. Und woher bekommen wir die? Zu 40% aus Russland. Die Katze beißt sich somit in den Schwanz.
Noch im Januar führte der NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) aus, dass Deutschland auch künftig Atomstrom aus der EU importieren werde, um die Energiestabilität zu gewährleisten. Als er diese Aussage tätigte, hatte der Ukraine-Krieg noch nicht einmal begonnen. Und er machte damals klar, dass ein Verzicht auf importierten Atomstrom mit dem Bau sauberer Gaskraftwerke einhergehen müsse.
Die Situation ist jetzt, im Juli, zehnmal komplizierter. Somit gilt die Aussage heute nach wie vor und hat noch mehr Bedeutung.
Somit müssen wir uns beim Import von Atomstrom weiterhin auf die Franzosen verlassen. Bei denen sind aber die Hälfte der 56 Reaktoren abgeschaltet. Weitere Reaktoren laufen gedrosselt. Denn AKWs sind bei der Kühlung auf Kühlwasser angewiesen. Und das Wasser in Frankreich ist wegen der anhaltenden Hitze nicht mehr so kühl und in solchen Mengen vorhanden, wie man es bräuchte. Nein. Atomkraftwerke sind keine Zukunftslösung.
Hätte ich früher, bei unserer Deutsch-Lehrerin Frau Gärtner, in der fünften Klasse einen Aufsatz geschrieben, der so konfus gewesen wäre, wie die deutsche und die europäische Energiepolitik heute – ich hätte die Höchststrafe bekommen. Damals war das ein Fünfer.
18.07.2022, Politik: ABS38, ein typisch deutsches Langzeitprojekt

Jeder Politiker zwischen München und Burghausen kennt den Begriff ABS38. Die Abkürzung steht nicht etwa für Antiblockiersystem, sondern für Ausbaustrecke. Es geht um den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing. Und die 38 ist ein Synonym für das Fertigstellungsjahr 2038. Das ist zumindest meine Interpretation. Zunächst hatten sich Politik und Bahn das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Ausbau bis 2030 über die Bühne zu bringen. Niemand konnte daran ernsthaft glauben. Dafür mahlen Deutschlands Mühlen viel zu langsam. Und tatsächlich kam vor zwei Monaten der finale, offizielle Rückschlag. Grund ist das Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz. Es trat zwar schon am 1. April 2020 in Kraft, doch hat man sich schon zwei Jahre später so eingehend mit dem Gesetzestext beschäftigt, dass man draufgekommen ist, dass sich der ursprünglich gewünschte Effekt, Baumaßnahmen zu straffen, in diesem Fall doch tatsächlich ins Gegenteil verkehrt hat und planungsverzögernd wirkt. Kurz zusammengefasst dürfen Planungsschritte nicht mehr parallel erfolgen, sondern müssen aufeinander aufbauen – laienhaft ausgedrückt. Eine Riesenüberraschung für alle Beteiligten. Ein handwerklicher Fehler war es allemal, dass laufende Projekte von dem tollen Gesetz nicht einfach ausgeschlossen wurden.
Weitere Seltsamkeiten kommen noch hinzu. Da gab es doch glatt diesen Ministerbeschluss, als Andreas Scheuer als damaliger Bundesverkehrsminister dem Willen des Mühldorfer Kreistages folgte und festlegte, dass Weidenbach – offensichtlich aus Lärmschutzgründen – einen Tunnel bekommt. Alexander Pawlik, der neue Gesamtleiter des Projektes und Nachfolger von Klaus-Dieter Zellmer, der sich nach sechs Jahren offensichtlich entnervt zum Bauunternehmen Hochtief verzupft hat, führte sinngemäß aus, dass genau diese Entscheidung nun ein echter Hemmschuh sei, weil das nicht geplant gewesen sei. Das Thema der Tieferlegung der Gleise in Dorfen kommt noch hinzu.
Mir völlig unverständlich ist die Planänderung, die Strecke plötzlich für Tempo 200 auszulegen. Die Planung basierte früher einmal auf einem maximalen Tempo von 160km/h. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Entscheidung die Bauzeit verkürzt oder die Kosten reduziert. Ich würde es vorziehen, 2038 mit 160km/h nach München gebracht zu werden, als 2045 mit Tempo 200. Die Kosten betragen laut www.bahnausbau-muenchen.de 2,3 Milliarden Euro. Ich hasse allerdings Internetseiten, in denen Beiträge ohne Erscheinungsdatum zu sehen sind. Somit kann die Zahl ein Jahr oder auch fünf Jahre alt sein. Ist aber egal. Rechnen wir einfach mit fünf Milliarden Euro. Finde ich nicht dramatisch. Deutschland gab in der letzten Zeit eine Milliarde Euro für Corona-Tests aus – pro Monat.
Die Aussagen des neuen Projektleiters Pawliks hören sich derweil schon an wie Durchhalteparolen: Diskussion mit den betroffenen Kommunen intensivieren, Meinung der Bürgerschaft einholen, Forderungen gegenüber dem Machbaren abgrenzen, Dialogforum, Flagge zeigen, Infowagentour. Mein Eindruck ist, dass man bei dem Versuch, die 150jährige, eingleisige Strecke zweigleisig und elektrifiziert zu gestalten, noch ziemlich am Anfang steht.
17.07.2022, Brauereien über sich selbst: „Sind von Relevanz“
Zwar verbirgt sich der Spiegel-Artikel mit dieser Pointe hinter der Bezahlschranke, doch sind die entscheidenden Aussagen auf andere Plattformen durchgesickert. In seinem Beitrag sinniert Georg Schneider, Chef der bayerischen Privatbrauerei Schneider Weisse und Präsident des Bayerischen Brauerbunds über die Bierpreise. Den ungefähren Inhalt kann man sich hier durchlesen. Die entscheidenden zwei Sätze aber sind, dass auch Brauereien eine Relevanz hätten, weil sie für „Auszeiten“ stünden. Der Mensch könne nicht 24 Stunden lang im Krisenmodus leben.
Diese zwei Sätze, bei der sich die deutschen Brauereibetriebe beim Kampf um Energie offensichtlich in Position bringen, musste ich mir mehrmals durchlesen, weil mich der Verdacht beschlich, sie könnten mit einem Augenzwinkern formuliert worden sein. Weil den Firmen in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation der Sinn nach Satire vermutlich aber eher nicht steht, muss ich fast annehmen, dass das Gesagte ernstgemeint ist. „Auszeiten“ verbindet Herr Schneider also ganz automatisch mit seinem Produkt.
Herr Schneider, ich möchte Ihnen kurz aufzeigen, wie falsch man liegen kann, wenn man „Auszeiten“ mit „Bier“ verknüpft.
Unsere Familie macht das mit den Auszeiten so: Wir nehmen uns an einem Freitag einen Gleitzeit-, und der Zweitgeborene einen Urlaubstag. Dann fahren wir nach Waidring in Österreich, preschen für 10 Euro die Mautstraße nach oben, um vom Wanderparkplatz aus…

…bei leichter Bewölkung zur Steinplatte hochzuwandern. Kirchen…

…hat es überall. Und die Landschaft…



… ist einfach beeindruckend. Etwas Mut gehört dazu, wenn man auf der…

…ausgesetzten Aussichtsplattform über die Scheibe geht. Technik kann versagen. Ich habe mich lieber festgehalten… Für Kinder…


…ist im Triassic-Park richtig was geboten. Luis musste unbedingt…

…nach oben joggen. Da fällt mir ein, dass ich seine Laufleistung beim 10km-Sport-Scheck-Lauf in München Anfang Juli noch nicht gewürdigt habe. Mit einer Zeit von 00:43:27 belegte er den 55. Platz von 1.275 Startern. Rechnet man die 981 Starterinnen noch dazu, dann wurde er 60. von 2.256 laufenden Menschen. Das Erreichen…

…des Gipfelkreuzes ist ein schöner Lohn für einen schweißtreibenden Aufstieg. Selbst bei solch einem vergleichsweise einfachen Gipfel gibt es Todesopfer.

Die Reservebecken für die Pistenbeschneiungssysteme brauchen keine Baden-Verboten-Schilder. Viel zu kalt.

Rückzu ließen wir uns auf einer Alm…


…gemütlich nieder, wo im Winter täglich geschätzte 50mal so viele Menschen sind, wie im Sommer. Bei der Fahrt zur Pension schob ich dann der österreichischen Tankstelle noch einen soliden Betrag über den Tresen. Auszeiten sind nun mal nicht zum Nulltarif zu haben.

Am Abend spazierten wir durch Reit im Winkel und hörten uns im Kurpark ein paar Lieder des…

…ansässigen Männergesangsvereins an. Der Chef glänzte mit einem Kuhglockenspiel. Hier in Neumarkt-Sankt Veit brauche ich das vermutlich nicht, was andere wohl auch so sehen, weshalb sich die Neumarkter Liedertafel als Verein aufgelöst hat. Aber im Urlaub trägt Gesang zur Entspannung bei.

Nein, Herr Schneider, unsere Auszeit ist noch nicht zu Ende. Am nächsten Tag, also gestern, stand die Wanderung auf das Dürrnbachhorn auf dem Programm. Bei deutlich weniger Wolken und prächtigem Ausblick…





…erreichten wir nach Überwindung von 550 Höhenmeter den 1.776m hohen Gipfel. Auf dem Rückweg kehrten wir in der Wirtschaft an der Bergstation der Dürrnbachbahn ein. Dort passierte uns das Gleiche, wie am Vorabend in Reit. Die Rechnung stimmte nicht, natürlich zu unseren Ungunsten. Es kostet immer ein wenig Überwindung, diesen Sachverhalt zu monieren. Am Vorabend ging es um vier Euro, auf der Alm um zwei Euro. Wir geben großzügig Trinkgeld, weil wir die Servicekräfte von heute auch morgen wieder antreffen möchten. Das versetzt uns moralisch sehr wohl in die Position, die Bedienung anzusprechen. Es bleibt auch immer das dumpfe Gefühl zurück, dass sie uns Kunden für dumm genug halten, die Ungenauigkeit nicht zu erkennen. Das ist bei einer Bilanzbuchhalterin im eigenen Haus jedoch ausgeschlossen. In beiden Fällen bekamen wir den Differenzbetrag zurück. Mit der…

…Nostalgiebahn zur Winklmoosalm zurückzuschweben, war keine Option. Für den Abstieg nahmen wir aber einen anderen Weg und kamen wohl an der urigsten aller Almhütten vorbei, der Finsterbachalm:

Und weil der Tag noch einen würdigen Abschluss brauchte, fuhren wir zum Baden an den Chiemsee.


Es handelt sich um einen Geheimtipp, den ich hiermit aber preisgebe:

Herr Schneider, so interpretieren WIR den Begriff „Auszeiten“. Haben Sie irgendwo in meinem Ausflugsbericht den Zusammenhang mit Bier feststellen können? Haben Sie überhaupt irgendetwas von Krisenmodus erkennen können? Seien Sie versichert: Fehlendes Bier stürzt mich nicht in die Krise. Es grüßt Sie herzlichst…

10.07.2022, Deutschland hat wieder eine Antidiskriminierungsbeauftragte

Seit 2018 war die Stelle, die dem Bundesfamilienministerium angegliedert ist, unbesetzt. Seitdem habe ich mir um Deutschland echte Sorgen gemacht. Jeden Tag habe ich gehofft, dass dieses ziel- und wahllose Diskriminieren auf allen Medien/Plattformen im Modus `Jeder gegen Jeden` endlich aufhört, denn insbesondere ‚alte weiße Männer‘ müssen als ‚Biodeutsche‘ so einiges ertragen. Das wurde es Zeit, dass Ordnung in den deutschen Laden kommt.
Weil aber wir Deutschen so ein klagewilliges Völkchen sind, war es wegen Konkurrentenklagen nicht länger möglich, diese sicherlich gut dotiere Stelle per Ernennung durch den Minister zu besetzen. Also muss es neuerdings eine Bundestagsentscheidung sein. Die fiel Ende letzter Woche äußerst knapp aus. Sieben Ja-Stimmen weniger, und Ataman hätte nicht einmal die rechnerische Mehrheit bekommen. Gewählt wäre sie trotzdem gewesen, denn es fehlten bei der Abstimmung über 100 Abgeordnete. Trotzdem ist das Ergebnis mies. Da konnte sie in den letzten Tagen ihre angeblich provokanten Twitter-Einträge löschen, wie sie wollte. Das Internet vergisst nichts. Ich habe mir die Spiegel-Kolumne, in der sie die Bezeichnung „Kartoffeln“ für Deutsche ohne Migrationshintergrund angeblich als „nicht diskriminierend“ verteidigte, gar nicht durchgelesen. Warum nicht? Ich nehme mir generell nur zwei Minuten Zeit, um Aussagen im Internet zu finden. Gelingt mir das nicht, gilt für mich die Aussage als nicht getätigt. Und es ist mir nicht gelungen. Ist aber auch egal. Entscheidend ist doch die Frage: Warum steht sie nicht zu dem, was sie auf Twitter jahrelang geschrieben hat? Was soll diese Löschaktion von angeblich über 10.000 Nachrichten? Geistige Läuterung angesichts der Bedeutung des neuen Amtes? Nicht ganz. Der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad geißelte in einem offenen Brief an Bundeskanzler Scholz die Ernennung Atamans. Sie gehöre zu einem Kartell privilegierter Migrantenkinder, die auf Kosten des Schuldkomplexes der Deutschen Karriere machten und Fördergelder erwerben würden. Sie halte schon die Diskussion über Clan-Kriminalität für diskriminierend. So schreibt es die Plattform „Junge Freiheit“. Kannte ich nicht. Ich musste erst einmal googeln, wo ich diese Seite einzuordnen habe. Von Politikwissenschaftlern wird sie in einem „Grenzbereich zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“ eingeordnet und als „Sprachrohr der neuen Rechten“ bezeichnet. Ich konnte beim Überfliegen der Berichte und Kommentare nichts Rechtsradikales feststellen. Die Grünen-Chefin Ricarda Lang wird in die Mangel genommen, ok. Aber ist das schon rechtsradikal?
War die Ernennung des Queer-Beauftragten Sven Lehmann, der für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zuständig ist, vor ein paar Monaten schon ein extrem wichtiger Schritt in die Zukunft Deutschlands, kommt jetzt die neue Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman hinzu. Richtig und wichtig. Man kann sich das gesellschaftliche Leben in Deutschland ohne diese zwei Posten kaum vorstellen. Die Bundesregierung hat einfach das richtige Gespür, Prioritäten zu setzen.
Wofür unser Steuergeld ausgegeben wird, kann man unter rassismusmonitor.de nachlesen. Da muss sich meine Generation anhören, dass wir – natürlich als Ergebnis repräsentativer Umfragen – zu dem Teil der Bevölkerung gehören, die eine kritische Auseinandersetzung mit Rassismus abwehren. Das seien die rassistischen Realitäten. Wir dummen, alten, weißen Männer.
Deutschland als sprudelnder Quell von lauter Rassisten. Zum Glück haben wir Sven Lehmann und jetzt Ferda Ataman. Jetzt wird alles besser. Vielleicht wird es aber bei den Beiden so, wie bei der Greenpeace-International-Personalie Jennifer Lee Morgan, die im März von Baerbock zur Staatssekretärin im Auswärtigen Amt und zur Sonderbeauftragten für internationale Klimazusammenarbeit ernannt wurde. Von ihr hat man bis heute nichts mehr gehört. Wahrscheinlich erholt sie sich noch von dem angenehmen Schock, dass es sich als Teil eines Regierungsapparates doch ziemlich gut leben lässt.
Schweifen wir zu Deutschlands größter Gasfirma ab. De Konzern hat die Regierung um finanzielle Hilfe gebeten. Wundert mich nicht. Von 83 Millionen Deutschen bitten gefühlte 80 Millionen ständig den Staat wie selbstverständlich um Hilfe. Nur wenn andersherum der Staat den Bürgern gegenüber eine gewisse Erwartungshaltung aufbaut, dann ist der Teufel los. Dann muss man montags demonstrieren gehen, zur AfD wechseln, Pegida gründen, Querdenker oder gleich Reichsbürger werden, Verschwörungstheorien verbreiten bzw. glauben, den Politikern bei Wahlen Denkzettel verpassen, die eigene Steuererklärung frisieren, usw., usf. Die Bundesregierung schnürt derweil ein Hilfspaket nach dem anderen. Hoffentlich gehen in unserer Mangelgesellschaft nicht die Schnüre aus.
Deutschland geht schweren Zeiten entgegen. Man könnte auch sagen: …den Bach runter. Aber dafür braucht es Wasser. Das verbrauchen wir auch grade bis zum letzten Tropfen. Die Redewendung wird bald einen faden Beigeschmack haben.
30.06.2022, Politik: Josef Kraus schreibt auf reitschuster.de

In Vilsbiburg und weit darüber ist Josef Kraus (73) bestens bekannt. Er war Präsident des deutschen Lehrerverbandes und leitete auch das Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg. Unser Erstgeborener hat dort sein Abitur gemacht. Somit kenne ich Josef Kraus flüchtig. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Ihm wurde 2018 der Deutsche Sprachpreis zugesprochen. Seit 2015 ist er im Ruhestand, was ihn aber – gewissermaßen als ewiger Freigeist – nicht veranlasst hat, mit der Veröffentlichung kritischer Beiträge aufzuhören.
Überrascht hat mich sein Gastbeitrag auf reitschuster.de zum Thema „Woke Generanalyse als Demokratie-Gouvernante“ dennoch, denn die Seite steht unter besonderer Beobachtung. Und zwar genau von den Medien, über die Kraus schreibt und die er kritisiert.
Im Blick hat er bei seinem Gastbeitrag die Plattform gegneranalyse.de, die auf ihrer Homepage mit dem Ziel aufwartet, dass man sich kritisch mit Kanälen auseinandersetze, die in Opposition zur bestehenden Medienöffentlichkeit stehen. Man möchte uns zeigen, wie „systemoppositionelle Gegenmedien zu einer Radikalisierungsmaschine“ werden. Die Begriffsbestimmung, was systemoppositionell und radikal ist, liefert die Plattform freilich gleich selbst.
Auch die SZ hatte Kraus mit einem ausführlichen Beitrag im Blick, als er in den Ruhestand ging
Eine ähnliche „Fakten-Checker“-Plattform wie gegneranalyse.de ist zum Beispiel die Seite volksverpetzer.de, die sich in einer Art Doktorarbeit ausführlichst mit reitschuster.de beschäftigt hat und festgestellt wissen will, dass Reitschusters Seite nicht seriös ist und „regelmäßig aus einer rechtsgerichteten politischen Perspektive“ berichtet.
Mein Eindruck hingegen ist, dass viele Kritikpunkte unserer Volksverpetzer relativ konstruiert ausschauen. Die „Blogger des Jahres 2020“ ärgern sich maßlos über die gewiefte Schreibweise von Boris Reitschuster, die dazu führt, dass er nicht so wirklich angreifbar ist. Zumindest das geben sie zähneknirschend zu.
Josef Kraus schreibt nach dem Faktencheck von volksverpetzer.de somit auf einer Seite voller „Manipulationstechniken“ und „Desinformationen“. Unsere Volksverpetzer kommen zu dem Schluss, dass allein schon der Umstand, dass es so viele Faktenschecks über Reitschuster gibt, zum Nachdenken anregen müsse. Wir merken uns also: Je mehr Plattformen sich im Internet finden, die eine andere Plattform gemeinsam kritisieren, um so eher kann man davon ausgehen, dass die kritisierte Plattform falsche Informationen verbreitet. Das ist eine sehr gewagte These, bedeutet sie doch nichts anderes, als dass an der Begrifflichkeit Mainstream als Leitmedien etwas dran ist und alternative Medien von vornherein und reflexartig unter Beschuss zu nehmen sind. In ihrer Verstocktheit merken diese Plattformen nicht, dass genau dieses Vorgehen den Menschen zum Halse heraushängt.
Und jetzt kommt also unser honoriger Josef Kraus, schreibt genau auf dieser kritisierten Reitschuster-Plattform und führt die Logik unserer Volksverpetzer ad absurdum. Interessiert, wie ich bin, habe ich mir einen Volksverpetzer-Beitrag durchgelesen (hier)… und nicht verstanden. Mein Faktencheck ergab: Inhaltlicher und formaler Schwachsinn. Nur, dass da was geschrieben wurde.
27.06.2022, Politik: §219a endlich abgeschafft

Besagter Paragraph verbot es Ärzten, Werbung für Schwangerschaftsabbrüche zu machen. Er wurde jetzt durch den Bundestag abgeschafft.
Jetzt ist „Werbung“ natürlich ein dehnbarer Begriff. Aber der Gesetzestext war so eng ausgelegt, dass sich Ärzte und Krankenhäuser überhaupt nicht mehr trauten, darüber zu informieren, dass man Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Wer es doch tat, lief Gefahr, zu einer Geldstrafe verurteilt zu werden. Radikale Abtreibungsgegner kannten diesbezüglich keine Gnade.
Jetzt wissen wir aber alle, dass es den Abtreibungsparagraphen §218a gibt, der Abtreibung zwar grundsätzlich verbietet, aber über den §218a Ausnahmen zulässt. Wie also sollten schwangere Frauen, die unter die Ausnahmeregelungen fielen, sich darüber informieren, wo man eine Schwangerschaft abbrechen kann, wenn sich kein Arzt oder Krankenhaus traute, sich zu outen. Somit biss sich die Katze in den Schwanz, sodass die Abschaffung des Paragraphen 219a längst fällig war.
Genügend Berufsehre traue ich den Ärzten und Krankenhäusern zu, um davon überzeugt zu sein, dass jetzt nicht an jeder Straßenecke mit bunten Flyern oder als Briefkasten-Wurfsendungen für Abbrüche geworben wird. Andererseits ist bekannt, unter welchem finanziellen Druck Ärzte und insbesondere Krankenhäuser stehen. Wir werden erleben, wie sich die Einrichtungen jetzt aufstellen, um dieses zusätzliche Geschäftsfeld zu beackern. Ich hoffe defensiv. Eine Situation wie in der „DDR“, wo Ende der 80er Jahre jede dritte Schwangerschaft abgebrochen wurde, erwarte ich nicht.
Die Rednerin der Linksfraktion, Heidi Reichinnik, sponn dann den Faden gleich weiter, bezeichnete die Abschaffung des §219a als ersten Schritt und forderte gleich direkt die Abschaffung des §218. Wessen Geistes Kind sie ist, bestätigte sie gleich noch selbst, in dem sie an die Regelungen in der „DDR“ erinnerte. Und genau solche Meinungen beflügeln Abtreibungsgegner. Sie sehen jetzt alle Dämme brechen und haben in dieser Hinsicht nicht ganz Unrecht. Denn die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), die die Entscheidung des Bundestages einen „Triumph“ nannte, hat angekündigt, eine Kommission zur Diskussion über den §218 einzurichten. Triumph hat etwas mit triumphieren zu tun. Wer oder was triumphiert hier über wen oder was? Feierlaune ist nicht unbedingt angesagt. Ein zwölf Wochen alter Fötus ist immerhin so groß wie eine Pflaume. Bilder im Internet zeigen, dass das schon sehr, sehr knapp davor, ist, nach Mensch auszuschauen.
In Bayern haben es abbruchwillige Schwangere besonders schwer, einen Arzt zu finden. Es gibt für sie in ganz Bayern nicht einmal 80 Anlaufstellen. In Schwaben, Niederbayern und der Oberpfalz gibt es laut br.de überhaupt keine Klinik. Zwei Drittel der Ärzte und Krankenhäuser befinden sich im Großraum München, die anderen in Franken. Viele Krankenhäuser haben kirchliche Träger. Schwangerschaftsabbrüche sind hier von vornherein ausgeschlossen.
Überrascht war ich, dass man sich ganz einfach ein paar Abtreibungstabletten zuschicken lassen kann. Berliner Ärzte begleiten den Vorgang über Telemedizin. Hört sich einfach an. Aber auch hier glaube ich, dass Schwangere sich die Entscheidung niemals leicht machen. Ich will und kann nicht glauben, dass die Abbruchraten wegen der geänderten Gesetzeslage in die Höhe schießen werden. Das bayerische Gesundheitsministerium kann in Sachen Telemedizin intervenieren und mit dem Gesetzestext wedeln, wie es möchte. Die ganze Thematik hat Fahrt aufgenommen – in eine andere Richtung. Wir werden uns nächstes Jahr die Statisken genau anschauen.
26.06.2022, Politik: WikiLeaks-Gründer Julian Assange droht die Abschiebung in die USA

Gut, dass grade der G7-Gipfel stattfindet. Unsere Außenministerin Annalena Baerbock kann ihre Forderung aus der Zeit, als sie noch Kanzlerkandidatin war, persönlich an Joe Biden und Boris Johnson überbringen. Denn dazumals forderte sie die sofortige Freilassung von Assange. Ich schlage vor, sie hockt sich in Ellmau mit dem Joe in die Sauna und lässt es auf eine kleine hitzige Debatte ankommen. Zwischenmenschlich ist bei diesem Saunagang nichts zu befürchten. Biden ist doppelt so alt wie sie und wird nicht mehr recht wissen, um was es da geht.
Wichtig wäre allerdings, dass die Annalena dem Joe (in der Sauna) und dem Boris (dann doch vorzugsweise auf der Terrasse mit Blick auf die Berge, denn bei sechs Kindern mit drei verschiedenen Frauen ist er eher im Bilde) klar macht, dass deren Demokratieverständnis nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist. Auch aus praktischen Erwägungen heraus wäre eine Verurteilung von Julian Assange zu 175 Jahren nicht recht zielführend, weil der sich schwertun wird, die 175 Jahre tatsächlich abzusitzen. Und überhaupt müssten sich beide noch einmal überlegen, ob Pressefreiheit nicht doch ein hohes Gut ist, dass es zu schützen gilt. Denn Assange hätte nun doch eigentlich nur seinen Job erledigt. Wenn dann für die USA bittere Wahrheiten zu Morden an Zivilisten ans Tageslicht kommen, dann wäre es doch eigentlich eine gute Idee, dass sich die amerikanische Rechtsprechung doch eher einmal darum kümmert, als einen Journalisten als Staatsfeind Nummer Eins festzulegen. Und sie könnte noch hinzufügen, dass das Signal an den Rest der Welt verheerend sei. Man könne nämlich nicht die eigenen demokratischen Werte auf die ganze Welt verteilen wollen, wenn man sich selbst nicht an die Spielregeln halte.
Was beim G7-Gipfel auch gut ankäme, wäre es, einen schönen Gruß an Schweden zu schicken, die es zugelassen haben, Assange 2010 mit sexuellen Missbrauchsvorwürfen zu überziehen. Klar spielten solche konstruierten Vorwürfe den schwedischen Behörden in die Hände, weil das zur gewünschten Vorverurteilung führte und damit die Entscheidungen erleichterte. Assange wiederum wusste sich nicht mehr zu helfen und suchte Asyl in der kolumbianischen Botschaft in London. Die Schweden mussten dann 2019 kleinlaut zugeben, dass die Beweislage dann doch relativ schwach war, und ließen ihre Anklage fallen. Aber das Problem hatten sie zumindest gelöst. Einmal aufatmen. Der Mann war weg. Und das war ziemlich gut für die schwedisch-amerikanischen Beziehungen. Denn die Amerikaner verstehen es ganz gut, im richtigen Moment den richtigen Druck auszuüben. Kolumbien wiederum wählte irgendwann einen neuen Präsidenten. Der hatte andere Dinge zu tun, als den unschuldigen Assange weiterhin zu schützen. Assange musste die Botschaft verlassen und kam in britische Auslieferungshaft. Die alte britische Demokratie hätte nun wiederum die Chance gehabt, Assange vor den Amerikanern zu schützen. Aber der Fall Assange kostet den britischen Steuerzahler so viele Pfund, dass sich die Innenministerin schweren Herzens für die Auslieferung entschied, selbstverständlich gegen ihr eigenes demokratisches Grundverständnis. Aber was soll man machen. Kosten, der schon erwähnte Druck der Amerikaner. Da muss die Pressefreiheit leider, leider zurückstehen. Aber man vertraue natürlich vollumfänglich dem amerikanischen Rechtsstaat. Wir erinnern uns, dass sogar Doppelmörder freigesprochen werden, wie damals O.J. Simpson 1994. So funktioniert ein vernünftiger Rechtsstaat. Da müssen wir uns um Assange nun wirklich keine Sorgen machen. Dass Assange in den letzten fünfzehn Jahren seine Gesundheit komplett eingebüßt hat, wird sich sicherlich strafmildernd auswirken.
25.06.2022, Politik: Willkommen in der Mangelgesellschaft

Wieder wurde es dem Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck überlassen, uns die schlechten Nachrichten zu überbringen. Er hat die zweite Gaskrisenstufe ausgerufen – von drei möglichen. Er nimmt zum Glück auch kein Blatt mehr vor den Mund und schwört uns auf einige harte Jahre ein. Es sind die Jahre, die Deutschland braucht, um sich endgültig von russischem Gas loszusagen. Wobei Deutschland hier nicht der eigentliche Akteur ist. Putin bestimmt im Moment, wo es in Deutschland langgeht. Für Deutschland heißt es: Götterdämmerung. Für die Verbraucher heißt das, dass ihre Gasverträge wertlos sind. Der neue Paragraf 24 des Energiesicherungsgesetzes macht es Gaslieferanten möglich, mit einem geringen Vorlauf von nur einer Woche die Preise „anzupassen“ (schönes Vertriebsdeutsch). Die Logik dahinter klingt durchaus nachvollziehbar. Stadtwerke beispielsweise würden bankrottgehen, wenn sie gezwungen wären, Gas unter Wert zu liefern. Es nützt niemanden, wenn man auf Verträge pocht, der Lieferant aber daraufhin Konkurs anmeldet. Die Wahl zwischen Pest (teures Gas) oder Cholera (gar kein Gas) sollte somit in Richtung Pest ausschlagen. Das klingt vernünftig.
Die üblichen Reflexe der Deutschen, knapper werdende Güter einfach zu horten und im Keller zu bunkern, funktionieren bei Gas nicht. Jetzt könnte unsereins frohlocken und sagen: Glück gehabt, wir brauchen privat kein Gas. Aber der Effekt fehlenden Gases trifft uns alle. Meine Firma beispielsweise hat einen Kunden, der Spezialglas herstellt. Würde man ihm das Gas abdrehen, dann geht das an seine Existenz. In seiner Not würde er uns sicherlich den Wartungsvertrag kündigen. Was ich damit sagen will: Deutschland schlittert in eine Rezession. Politik und Wirtschaft haben das bereits erkannt, das einfache Volk eher noch nicht. Aber zwischen Erkennen und Umsteuern liegt für Deutschland ein langer Weg mit bitteren Erkenntnissen.
Die Gewerkschaften indes interessiert die Problematik nicht. Auf ihrer dgb-Seite empfiehlt die IG-Metall eine Tarifforderung von 7 bis 8 Prozent. Die Begründungen sind so einfach wie grotesk. Der Branche gehe es gut. Die hohe Inflation solle doch wenigstens halbwegs ausgeglichen werden. Klingt nach einer nachvollziehbaren Forderung, womit man aber den Grundstein für eine sich immer weiterdrehende Lohn-Preis-Spirale legt. Pech für diejenigen, die nicht grade in der Metallbranche arbeiten. Sie bekommen die jetzigen und auch die zukünftigen Preissteigerungsraten ungebremst ab, ohne dass sie diese durch entsprechende Gehaltssteigerungen ausgleichen können. Die Ungerechtigkeit nimmt ihren unabwendbaren Lauf.
In der „Tarifrunde Leiharbeit 2022“ soll es in drei Stufen um 24% nach oben gehen. Im Januar 2024 will man dann bei 13,50 Euro Stundenlohn angekommen sein. Tatsächlich sind auch 13.50 Euro nicht grade der Hit. Bei 160 Stunden pro Monat komme ich auf 2.268 Euro Monatsgehalt. Das ist wenig. Aus meiner Sicht müsste das ganze frühkapitalistisch erscheinende Leiharbeitssystem abgeschafft werden. Vielleicht ist das ein Thema für die am 4. Juli geplante „Konzertiere Aktion“ des Bundeskanzlers. Ganz nach dem Motto „Und wenn du nicht mehr weiterweißt, dann bilde einen Arbeitskreis“ möchte er Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern ins Gewissen reden und Vorschläge unterbreiten, wie man die dauerhafte Inflationsspirale aufhalten kann. Aber der Zug ist bereits abgefahren. Wer weiß, wie lang der Bremsweg ist, wenn ein ICE bei einem Höchsttempo von 350km/h eine Vollbremsung hinlegt (3000m), der weiß auch, wie schwierig es ist, Deutschland zum Umdenken und zu einem anderen Handeln zu bewegen. Jedenfalls kann es als Ergebnis dieser „konzertierten Aktion“ bestenfalls Absichtserklärungen geben. Tarifautonomie ist im Grundgesetz verankert. Dabei ist die Antwort doch so einfach: Der ausufernde Sozialstaat muss eingedämmt werden. Dass Coronatests bald drei Euro kosten sollen, ist ein Anfang. Denn der Staat gibt dafür eine Milliarde Euro aus – pro Monat.
Andererseits ist eine Inflationsrate von 7,9% nichts, was Deutschland umhauen sollte. Und sie kommt schon gleich gar nicht überraschend. Wer ein wenig die Entwicklung auf dieser Welt verfolgt hat, dem muss doch klar sein, dass Rohstoffe und Energie weltweit knapper werden. Was dachten wir Deutschen denn, wozu das letztlich führt? Zu noch geringeren Preisen im Supermarkt? Sicherlich nicht. Wohlstandssicherung und Wohlstandsmehrung liegen in der Natur jedes Einzelnen von uns. Ein einfaches „Weiter so“ gefällt uns natürlich viel besser als Aufrufe, den Gürtel enger zu schnallen. Wer akzeptiert schon freiwillig einen sinkenden Lebensstandard? Aber alle Signale gehen in diese Richtung. Ein sinkender Lebensstandard ist es sicherlich – wenn auch auf hohem Niveau -, dass in NRW auf den dortigen Flughäfen zum Ferienbeginn das blanke Chaos ausgebrochen ist. Familien kommen vier Stunden vor Abflug zum Flughafen und verpassen dennoch ihren Flug. Das ist ein maximales Ärgernis, und dies mit Ansage. In Corona-Zeiten wurde Flughafenpersonal abgebaut, das der Branche scheinbar nun für immer den Rücken gekehrt hat. Ich frage mich, wo das Personal hingegangen ist. In die Gastronomie eher nicht. Sie ächzt genauso unter der Personalnot. Arbeitet das abgewanderte Personal als Zugführer? LKW-Fahrer? Busfahrer? Im Einzelhandel? Als Erntehelfer? Bademeister? Erzieher? Alten- und Krankenpfleger? Nein, nein, und immer wieder ein. Wo sind sie alle hin?
Das Institut der deutschen Wirtschaft prognostiziert bis 2031 fünf Millionen fehlende Arbeitskräfte, mit verheerenden Folgen. Unser Bundeskanzler dagegen sieht es als ein Ziel an, dass die deutsche Wirtschaft „aus dem Wandel gestärkt hervorgehe und nicht weniger, sondern mehr Arbeitsplätze“ habe. Was, bitte schön, wollen wir denn mit mehr Arbeitsplätzen anfangen, wenn wir sie nicht besetzen können? Mir schwant Böses. Mein erklärtes Ziel, am 1. März 2029, nach dann immerhin 45 Beitragsjahren zur Rente, hinzuschmeißen, löst sich grade in Luft auf. Was für eine bittere Erkenntnis. Denn wenn Jahr für Jahr 300.000 bis 700.000 mehr Menschen in Rente gehen als nachkommen, dann wackelt nicht nur mein Rentenbeginn. Dann wackelt das ganze Rentensystem. Und zwar bedenklich. Grade hatte ich noch den ausufernden Sozialstaat gegeißelt. Jetzt frage ich mich grade, ob das Rentensystem ein Teil des Sozialstaates ist und ich akzeptieren muss, dass – als Teil der Eindämmung des Sozialstaates – auch die Höhe der Rente kontinuierlich abnimmt. Ich sehe leider gar keinen anderen Ausweg. Seltsamerweise ist aber die Rente grade wieder kräftig am Steigen. Und spätestens hier setzt mein Sachverstand aus. Jetzt sind wir wieder bei dem „Weiter so“, das wir uns eigentlich gar nicht leisten können. Denn allein die Zinslast des Staates für seine Schulden (oder besser gesagt: für die Schulden der nächsten Generationen) wird bald von vier auf dreißig Milliarden Euro steigen.
18.06.2022, Politik: „Weiße Frauen haben hier nichts zu suchen“ Flashmob am Gardasee
Schon am 02. Juni verabredeten sich etwa 2.000 Nordafrikaner zu einem Flashmob in Peschiera am Gardasee. Jeder kennt den Nachbarort Sirmione, das friedliche Örtchen am südlichen Ende des Sees. Wer wäre nicht schon abends, bei einem lauen Lüftchen, durch die engen Gassen flaniert, um sich die toll präsentierten Eistheken anzuschauen. Und jetzt kam es zu diesem irritierenden Zwischenfall am italienischen Nationalfeiertag, nur 10km weiter (Sirmione wurde vermutlich verschont, weil es keinen Bahnhof hat). Wie immer durchstreifte ich das Internet, um mir eine fundierte Meinung zu bilden. Ich stellte fest, dass sich die Presse relativ stark zurücknimmt. Ich zähle einfach auf, was ich auf den verschiedenen Kanälen gelesen bzw. gehört habe:
Afrika-Party, „L’Africa a Peschiera“ („Afrika in Peschiera“), teils betrunkene Jugendliche, die aufeinander losgingen, mehrere Dutzend zettelten Schlägereien an, Tumulte, Alkoholexzesse, sprangen auf Autos, großteils männliche Jugendliche, mit Migrationshintergrund, vor allem Söhne marokkanischer Einwanderer, weitestgehend italienische Staatsbürger, zweite Generation, aus Mailand, Brescia, Bergamo, verabredet über tik-tok zu einem Flashmob, 1.500 bis 2.000 Personen, 2.500 Personen, Autos und Schaufenster wurden demoliert, Situation eskalierte, Schlägereien, Diebstähle, Touristen wurden belästigt, Partymob fällt über junge Frauen her, Jugendliche stürmen Party-Bus, Randale-Mob begrabscht Frauen, Messerstechereien, Polizei wurde mit Steinen und Flaschen beworfen, „das hier ist Afrika“, „Weiße Frauen haben hier nichts zu suchen“, sexuelle Belästigung Minderjähriger im völlig überfüllten Regionalzug von vom Gardasee Richtung Mailand, 30 Täter werden gesucht, Videos werden ausgewertet, Erinnerungen an die Silvesternacht in Mailand und an die Domplatte in Köln. Vorankündigung: „Peschiera war nur der Vorgeschmack, wir sehen uns in Riccione“, Peschiera ist Afrika, Riccione ist Marokko“.
Wenn sich die Meinungen gar zu sehr überschlagen und BILD scheinbar das Kommando übernimmt, dann greife ich doch sehr gerne auf bewährte Medien zurück. Interessant sind zunächst die Veröffentlichungszeitpunkte der Zeitungen. Die Stuttgarter Nachrichten und BILD berichteten am 14.06. darüber, also zwölf Tage später. Focus berichtet am 17.06. Wie hat die sonst so zuverlässige SZ berichtet? Überraschung: Ich suchte einen Bericht über diesen Vorfall vergeblich. Klarer Minuspunkt. Immerhin ist der Gardasee der Deutschen liebstes Kind. Wenigstens eine dpa-Meldung hätte man veröffentlichen können, wenn man sich schon eventuell entscheidet, die Vorkommnisse nicht bewerten zu wollen. Wobei es für mich logisch wäre, dass es von Kommentaren doch grade zu wimmeln muss. Denn Deutschland hat seine eigenen Beispiele: Silvesternacht in Köln 2015, Stuttgart 2020. Und immer das gleiche Muster. Und immer berichtet die Presse zögerlich. Man möchte das heiße Eisen „Integrationsprobleme“ und daraus resultierende „Sicherheitsprobleme“ nicht sehen. Es kommen auch nirgendwo deutsche Touristen zu Wort, die über die Geschehnisse als Augenzeugen berichten.
Anstatt aber ob solcher Ausschreitungen ins Grübeln zu kommen, denkt sich die Innenministerin Faeser (SPD) ein Gesetzespaket aus, das das Aufenthaltsrecht für Migranten in Deutschland erleichtert. Migranten müssten „gut integriert“ sein, die deutsche Sprache beherrschen und ihren Lebensunterhalt sichern können. Da sind sie wieder – die Gummiparagrafen. Angesichts von 3,5 Mio Hartz-IV-Empfängern, die alle ihren Lebensunterhalt nicht sichern können, wird das wieder ein schöner rot-grüner Ampelsalat werden. 13,4 Mio Menschen in Deutschland leben in Armut. Niemand käme auf die Idee, diese Menschen anzusprechen und zu fordern, doch nun endlich mal durch Eigeninitiative ihre Armut zu beenden und ihren Lebensunterhalt vernünftig zu sichern. Aber bei Einwanderern, die zu uns kommen, wollen wir genau das tun? Passt nicht zusammen. Funktioniert nicht. Wenn jemand zu uns kommt, sich fünf Jahre lang gut integriert, dann ein Aufenthaltsrecht bekommt und sich anschließend in die soziale Hängematte fallen lässt – was wollen wir dann tun?
Die Union in Person von Alexander Throm, dem innenpolitischen Sprecher der Unionsfraktion, kritisierte auf SPIEGEL Faesers Vorstoß umgehend. Das Gesetzespaket schaffe in einer „krisengeschüttelten Zeit zusätzliche Anreize für illegale Migration nach Deutschland“. Den Rest der Kritik kann jeder selbst lesen.
Aber ich sehe es so ähnlich. Die Hoffnung, dass die Ampel über den Kriegs- und Energieproblemen Begrifflichkeiten wie „Chancen-Aufenthaltsrecht“ einfach vergisst, zerfällt grade im Staub. Sie zieht ihre ideologisch motivierten Sozialreformen hin zu einer linksorientierten Gesellschaft scheinbar auf Gedeih und Verderb durch.
Fazit: Wollen wir beten, dass so ein nordafrikanischer Flash-Mob über tiktok nicht den neu sanierten Stadtplatz in Neumarkt-Sankt Veit als Lokation festlegt. Der Gredstreifen ist nicht fest verfugt. Das gäbe ein enormes Potenzial an Pflastersteinen. Wenn dann schlechte Laune aufkommt… Ungefähr 100.000 Marokkaner leben übrigens in Deutschland, die meisten in Düsseldorf im Maghreb-Viertel in der Nähe des Bahnhofes. Man nennt es auch „Klein-Marokko“. Mit dem 9-Euro-Ticket wäre es ein Leichtes, mal einen Ausflug nach Oberbayern zu unternehmen. Ok, die Fahrt dauert ein wenig länger als im ICE. Aber wenn die Jungs ihre Wasserpfeifen dabeihaben, werden sie die Reisezeit schon irgendwie überbrücken. Alles nur graue Theorie? Ein Scherz? Schauen wir nach Sylt, wo jede Menge Punker in Westerland gestrandet sind und sich um Wilhelmine scharen, dem bekannten Brunnen im Zentrum. Sie nennen es „Feiern“. Aber das ist ja nun ein dehnbarer Begriff. Sylt ächzt bereits, und dies unter nur 150 Punks. Zum Mitrechnen: Wenn in Italien etwa 400.000 Marokkaner leben, von denen 2.000 einen Flashmob organisieren können, dann kämen in Deutschland bei 100.000 Marokkanern etwa 500 Flashmob-Willige zusammen. 500 schlecht gelaunte Nordafrikaner auf einem Platz? Da möchte ich nicht unbedingt dabei sein.
05.06.2022, Politik: Boris Johnson bleibt Premierminister in UK
Boris Johnson überstand am Abend ein Misstrauensvotum der eigenen Partei. 148 Abgeordnete stimmten gegen ihn, 211 für ihn. In Lockdownzeiten hatte es wohl einige Partys am Regierungssitz gegeben, während die Menschen unter den Maßnahmen litten. Natürlich musste er diesen Sachverhalt so lange leugnen, wie es irgendwie geht. Aber der Druck wurde zu groß. Jetzt hat er die Abstimmung gewonnen und versteht das als Chance.
Eine weitere solche Abstimmung darf es innerhalb des nächsten Jahres bei den Tory nicht mehr geben. Ist nicht erlaubt. Denn ein Premier muss auch mal in Ruhe regieren dürfen. Für uns Deutsche kommt er immer ein wenig trottelig daher. Die Haare durcheinander und in der Farbe verdächtig ähnlich der Haarfarbe von Donald Trump. Das schafft schon mal überhaupt keine Symphatie. Die meisten von uns hätten sich gefreut, wenn wir ihn heute hätten loswerden können. Jetzt aber bleibt er uns erhalten. Wir können uns getrost wieder um unsere eigenen Politik-Versager kümmern. Es gibt zwar nicht genug Lokführer, nicht genug Busfahrer, nicht genügend Truckerfahrer, nicht genügend Kinderzieher, nicht genügend Hebammen, nicht genügend Fachkräfte im Allgemeinen. Ist aber alles nicht wichtig. Wichtig ist der Bundestagsbeschluss zum 12-Euro-Mindestlohn, eine 6,1%ige Rentenerhöhung, einen Haushalt von fast einer halben Billion Euro, ein widersinniges Energiegeld von 300 Euro. Nichts davon bezeichne ich als nachhaltige Finanzpolitik. Womit Finanzminister Christian Lindner in den Blickpunkt rückt, der mir mittlerweile doch ein wenig unsymphatisch geworden ist. Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine soll er laut der Online-Plattform Cicero ein Gespräch mit dem ukrainischen Außenminister Melnyk gehabt haben, das letzterem die Tränen in die Augen getrieben haben soll. Denn Christian Lindner soll mit einem höflichen Lächeln gesagt haben, dass der Ukraine nur wenige Stunden blieben. Und man müsse jetzt nach vorn schauen. Indirekt war das der Ratschlag, so schlussfolgert das Politmagazin Cicero, dass die Ukraine aufgeben solle. Typisch deutsche und unglückselige Appeasement-Tradition, gespeist von deutscher Befindlichkeit. Und dem ist überhaut nichts hinzuzufügen.
03.06.2022, Politik: Tankrabatt weiterhin nicht spürbar

Vorgestern hatte sich an den Neumarkter Tanksäulen in Sachen Tankrabatt noch nichts getan. Gestern Abend wiederholte ich den Check. Die Preise waren beim Diesel unverändert, faktisch in Stein gemeißelt. Das ist verwunderlich, weil der ovb einen Preischeck für eine Agip-Tankstelle in Gauting ins Feld führt, wo der Spritpreis um 29 Cent nach unten gegangen war. Warum tut sich in Neumarkt nichts? Nichts ist übertrieben. Die eine Tankstelle ist jetzt wieder um den traditionellen einen Cent günstiger. Die Mineralölkonzerne haben bei der Marge scheinbar eine Menge Spielmasse und würfeln offenbar die Preise aus.
Die Tankrabatt-Geschichte erweist sich als politischer Rohrkrepierer. Als ob man mit einer solchen verzweifelten staatlichen Hilfsaktion den Lauf der Dinge aufhalten kann. Und das sind nun mal steigende Preise auf allen Gebieten, und dies, so weit das Auge reicht.
Noch seltsamer war, dass ich beim Edeka bar bezahlen musste. Das Thema mit dem abgelaufenen Zertifikat für die Bezahlterminals eines amerikanischen Herstellers ist jetzt auch schon wieder eine Woche alt. Ist angesichts dieses viel zu lang andauernden Debakels da draußen noch jemand, der unbedingt das Bargeld abschaffen möchte? Antwort: Ich. Aber die Technik muss natürlich mitspielen. Aber sie spielt nur mit, wenn der Mensch mitspielt. Und menschliches Versagen kann man weder jetzt noch in Zukunft ausschließen.
01.06.2022, Politik: Tankrabatt? Ohne Effekt.
Wie angekündigt wollte ich es gestern Abend und heute früh ganz genau wissen, wie sich die Steuersenkung auf die Preise auswirkt. So schaute es bei der Agip gestern und heute aus:

Und so schaute es bei der B-Tank gestern bzw. heute aus:

Bei Steuersenkungen um 35 bzw. 17 Cent konstatiere ich, dass sich eher wenig (Agip) bzw. gar nichts (B-Tank) getan hat. Signifikant verbessert hat sich nur das Wetter.
Der Agip-Konzern hielt es zumindest für angebracht, die psychologisch wichtige Marke von zwei Euro zu unterschreiten, wenn auch nur beim Diesel. Unsere zweite Tankstelle hat das ganze Steuertheater überhaupt nicht interessiert. Wobei die Tankstellenbetreiber in Schutz zu nehmen sind. Ich denke, dass die Preise an den Zapfsäulen von den Konzernen diktiert werden. Die Tankstellenbetreiber bekommen – nach meinen Recherchen – eine feste Provision pro verkauftem Liter. Sie partizipieren also nicht einmal prozentual an steigenden Preisen, dürfen sich dafür aber den Frust der Kunden anhören.
In den letzten zwei Tagen hatte uns der Mainstream schon darauf vorbereitet, dass wohl eher nicht sehr viel passieren wird. Das war wirklich eine glänzende Idee, uns im letzten Moment zu erzählen, dass ja heute immer noch die „Lagerware“ von gestern verkauft wird, auf die die alten Steuersätze gelten. Somit können die Mineralölkonzerne leider, leider heute keine signifikanten Preisreduzierungen vornehmen, oder eben gar keine. Dafür haben wir vollstes Verständnis. Es zeugt aber von handwerklichem Ungeschick aller Beteiligten, beim Verbraucher seit Wochen für den heutigen Tag eine Erwartungshaltung aufgebaut zu haben, die nicht eingetreten ist. Somit: Vielen Dank für nichts.
30.05.2022, Politik: Erhöhen die Mineralölkonzerne klammheinlich die Spritpreise?
Ein Focus-Bericht erhebt exakt diesen Vorwurf. Wie kann man als Mineralölkonzern beim Tankrabatt mitverdienen? Man erhöht die Spritpreise Schritt für Schritt schon Wochen vorher, um nach der Steuersenkung wieder auf das gewünschte Niveau zurückfallen zu können. Ab Mittwoch früh ab 00.01 Uhr kann man dann die erwarteten Steuer-Nachlässe an den Tanksäulen zeigen, ohne sich der Kritik auszusetzen, die Steuersenkungen nicht vollständig weitergegeben zu haben. Diese Probe auf’s Exempel möchte ich natürlich machen. Am Dienstag Abend werden ich die Preise an der Tankstelle fotografieren, um am Mittwoch früh überprüfen zu können, ob die Spritpreise um die erwarteten 35 Cent und die Dieselpreise um 17 Cent gefallen sind. Das wird wohl nun ungefähr so eintreten. Die Frage ist, ob der vom Gesetzgeber gewünschte Preisverringerungsffekt nicht dennoch mindestens teilweise verpufft. Merke: Der Staat will schlau sein, aber die Konzerne sind immer noch ein wenig schlauer. Und wir sind – wie so oft – die Dummen…
29.05.2022, Politik: Zensus 2022, Gebäude- und Wohnraumzählung

Gestern steckte der Brief des Bayerischen Landesamtes für Statistik im Briefkasten. Statistiken sind notwendig und aufschlussreich. Ich selbst nutze bei meinen Recherchen gerne statista.com. Die Beantwortung der Fragen zu den eigenen vier Wänden erfolgt ausschließlich online. Ein richtiger Schritt in Richtung Digitalisierung. Bitte jetzt nicht mit der alten Leier kommen, dass „die Oma kein Internet“ hat….
Noch schöner wäre es gewesen, wenn man sich den Brief (drei Seiten, doppelt beschrieben) gespart und stattdessen meine Digitalisierungsfortschritte (de-Mail) honoriert hätte. Die Belehrung über die Vorteile des Online-Ausfüllens kann man sich im Jahr 2022 wirklich sparen. Hallo, Zeitalter der Digitalisierung, Umweltschutz, Papier- und Porto-Ersparnis, Aufbruch, Umbruch, Transormation. Wissen wir doch alles.
Ich hatte darüber berichtet, wie ich mir Ende Januar unter Aufbietung aller geistigen Kräfte eine de-Mail-Adresse zugelegt habe. Während ich aber seit vier Monaten noch keine einzige Behördenpost elektronisch bekommen habe, steckt sie weiterhin als Papier im Briefkasten. Nun, ich setze auf weitere Fortschritte, im Jahrzent der Digitalisierung. Unsere blaue Papiertonne fristet nur noch ein positiv-jämmerliches Dasein, seitdem wir die Papierausgabe unserer Tageszeitung eingespart haben. Zum Abholzeitpunkt war sie nicht mal mehr zu einem Drittel gefüllt. Aber es geht noch besser. Ich denke zum Beispiel an die Vodafone-Rechnung, die ich als Papier einfach nicht losbekomme.

Zurück zum Zensus: Die Abfrage wird mit zehn Minuten angesetzt, tatsächlich dauerte sie nur fünf Minuten. Man muss auch keine Akten wälzen. Die Fragen beantwortet man alle ohne Hilfsmittel, denn die Anzahl der Räume und die Quadratmeteranzahl sind Dinge, die man weiß. Ich verstehe, dass die Art der Heizung von Interesse ist. Ich verstehe aber nicht, dass man nicht nach der Geschwindigkeit des Internets fragt – in Zeiten der Digitalisierung.
Die Sendebestätigung sollte man sich als Ausführungsnachweis auf alle Fälle speichern. Sich dem Zensus verweigern, kann übrigens teuer werden. 300 Euro für ein Zwangsgeld sollte man beiseite legen, falls man sich dazu entschließt, die Abgabefrist zu ignorieren. Falschangaben können bis zu 5.000 Euro kosten. Aber wie ich immer sage: Wir geben so viele Daten von uns im Internet preis – da kommt es auf die zehn Fragen auch nicht mehr an.
24.05.2022, Politik: DGB setzt zum „großen Schluck aus der Pulle“ an.
Die politische Landschaft wird immer seltsamer. DGB und Union nehmen bei den finanziellen Entlastungen besonders die Rentner und Studenten in den Blick. Eine ungewohnte Verbrüderung, wie ich finde. Selbstverständlich müssten auch diese Bevölkerungsteile die Energiepauschale von 300 Euro bekommen. Weil 300 Euro ja auch die Rettung für 18,3 Millionen Rentner und knappe drei Millionen Studenten bedeuten. Mal ehrlich: Bei Einmalzahlungen handelt es sich niemals um nachhaltige Lösungen.
SPD und DGB machen sich wiederum für höhere Löhne stark. Die neue DGB-Chefin Yasmin Fahimi geht davon aus, dass man sich einen „ordentlichen Schluck aus der Pulle“ genehmigen kann. Die IG Metall konkretisiert das Ganze mit einer Gehaltsforderung von mehr als 8%. Jeder fordert lustig Entlastungen, bzw. immer noch mehr Geld. Aber niemand zeigt auf, wie dieses Geld erwirtschaftet werden kann.
Die Logik, der Staat würde durch höhere Preise und Löhne ungerechtfertigt viel Steuern einnehmen, ist angesichts der massiven Geldausgaben eine schwache Begründung dafür, Steuersenkungen und Entlastungen zu fordern. Völlig vergessen wird der Schuldenberg, den Deutschland in Richtung nächste Generation vor sich herschiebt. Im Moment stehen wir bei 2,38 Billionen Euro. Es kommen pro Sekunde etwa 5.000 Euro hinzu. Ich plane, die Schuldenuhr auf meiner Webseite einzubinden. Klappt aber noch nicht. Meine Idee, die Lohn-Preisspirale irgendwie zu durchbrechen, wird mit der Befürchtung gekontert, in Deutschland könnte es zur Verelendung kommen, wenn die Inflationsraten nicht durch entsprechende Lohnsteigerungen ausgeglichen werden.
Die CSU hat bezüglich Kostendrosselung aufgegeben. Ich habe mir den neuesten Brief aus Berlin unseres Heimatabgeordneten Stephan Mayer durchgelesen. Auch hier liest man nichts als finanzielle Forderungen gegenüber dem Staat. Über dringend notwendige Einsparungen erfahren wir nichts.
Während Mayers Homepage eher brach liegt, kommen seine Newsletter regelmäßig, obwohl er nach übereinstimmenden Angaben auf seiner Homepage und auch von unserem Landrat Maximilian Heimerl erkrankt ist. Laut seiner Homepage befindet er sich mit einer Herzerkrankung in einem kardiologischen Krankenhaus. Im Newsletter verliert er kein Wort über sich selbst. Dafür gibt es jede Menge finanzielle Forderungen an die Bundesregierung.
Wohneigentumsförderung ist ein Beispiel. Es werden das Baukindergeld und ein Freibetrag bei der Grunderwerbssteuer genannt. Dabei gibt es erste Verdachtsmomente, dass die Zeiten für ständig steigende Grundstückspreise vorbei sein könnten. Zum Beispiel rückt die Reform der Grundsteuer näher. Über deren Auswirkungen lese ich im Internet widersprüchliche Dinge. Bis aber die neue Grundsteuer ab dem Jahr 2025 wirkt, ist noch ein wenig Zeit.
Planungs- und Genehmigungsverfahren dauerten viel zu lange, ganz so, als ob die CSU nicht die letzten 16 Jahre in der Regierungsverantwortung gewesen wäre und somit Gelegenheiten genug gehabt hätte, bürokratische Hürden abzubauen.
Die CSU möchte die Ernährungssicherheit stärken und richtet entsprechende Forderungen an die Bundesregierung. Zumindest ist man jetzt doch auf den Trichter gekommen, dass es effektiver ist, wenn Feldfrüchte direkt im menschlichen Magen landet, anstatt über den Umweg eines tierischen Magens.
Auch möchte man E-Autos fördern. Das scheint mir eine absolut falsche Idee zu sein. Richtig wäre es, jeden verfügbaren Euro in die Deutsche Bahn zu investieren. Ich bin sogar für Verstaatlichung. Die Deutsche Bahn ist das Herzstück für unsere Mobilität in der Zukunft.
Grade hörte ich im Fernsehen bei Plasberg, dass die Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel gefordert wird. Glaubt jemand ernsthaft, dass diese 7% sich preismildernd auf die Nahrungsmittel auswirken? Ich denke eher, dass sich die Preisschraube maximal etwas weniger schnell dreht. Mehr wird nicht passieren. Alles überbietet sich dabei, geringe Steuern und Abgaben zu fordern.
Mit steuerlichen Hilfsmaßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise geht es seitens der CSU weiter. Mit dem „siebten Gesetz zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes“ soll der Steuerzahler um weitere 3,7 Milliarden geschröpft werden. Es geht auch um die Zuschüsse des Bundes an die Länder, z.B. bezüglich des Neun-Euro-Tickets. Eigentlich handle ich nach dem Prinzip: Schritt Eins vor Schritt Zwei. Ich müsste mich zunächst mit dem 1. bis 6. Änderungsgesetz beschäftigen, bevor wir zum 7. Änderungsgesetz kommen. Aber der Tag hat nur 24 Stunden.
Die tollste Logik der DGB-Chefin ist, dass die gegenwärtige Krise nicht auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden dürfe. Auf wen denn dann? Auf Kinder, Schüler, Studenten, Hausfrauen oder jetzt doch die Rentner? Offensichtlich zielt ihre Bemerkung auf den Staat, der es gefälligst zur richten hat. Auch wahrscheinlich ist, dass sie als SPD-Mitglied die alte Leier bedient, dass man die Reichen zur Kasse bitten müsse. Die bekannte Neiddebatte.
Derweil scheitert in Schleswig-Holstein eine Neuauflage der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP. Wieso kann in diesem kleinen Bundesland nicht das funktionieren, was in Berlin scheinbar ganz gut klappt? Antwort: Weil die Grünen sich querstellen. Die normale Reaktion des CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther müsste doch jetzt eigentlich sein, sich von den Grünen abzuwenden, um mit der FDP weiterzusprechen. Falsch gedacht. Jetzt strebt Günther eine schwarz-grüne Koalition an. Wider besseres Wissen. Aber offensichtlich ist schwarz-grün gesellschaftlich gewünscht und taktisch für die CDU die beste Zukunftsoption. So nach dem Motto: Wir kommen an den Grünen nicht vorbei, also nehmen wir sie mit ins Boot. In den Nachrichten wurde nur berichtet, dass die Grünen die FDP ablehnen, nicht aber warum. Im ersten Moment findet man auch im Internet keine Begründung. Ich würde ganz einfach auf Futterneid tippen. Wenn drei Partner an einer Regierung beteiligt sind, muss man die Ministerposten unter drei Parteien aufteilen. Die Grünen, die grade nicht wissen, wohin mit ihrer Kraft, werden sich gedacht haben: Wozu müssen wir hier die FDP mit durchfüttern? Da nutzen wir doch die Chance, den ungeliebten Kubicki auf die Oppositionsbank zu schicken und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe.
Quo vadis, Deutschland.
11.05.2022, Gedanken zum Tag: Stille Post
Zu Beginn gab es den Plan. Dann kamen die Annahmen. Und die Annahmen waren ohne Plan. Der Plan wiederum war ohne Substanz. Die Arbeiter blickten düster drein. Sie diskutierten: „Das ist alles Scheiße und es stinkt“. Die Arbeiter gingen zu Ihren Capos und sagten: „Es ist ein Container voll mit Exkrementen. Es stinkt. Es ist unerträglich.“ Die Capos gingen zu ihren Managern und sagten: „Es ist wie ein Haufen Kompost und wir können mit dem Gestank nicht leben.“ Die Manager gingen zu ihren Direktoren und sagten: „Es ist wie eine Ladung von Düngemitteln und niemand kann den Geruch ertragen“. Die Direktoren bildeten einen Arbeitskreis und kamen zum Ergebnis, dass der Inahlt des Containers Dinge enthält, die das Blumenwachstum anregen. Die Direktoren gingen zum Vice-CEO und sagten: „Es fördert das Wachstum und es ist sehr stark“. Der Vice-CEO entwarf eine Planung, ging zum Präsidenten und sagte: „Dieser neue Plan wird mit wirkunvollen Effekten aktiv das Wachstum und die Stärke unserer Firma unterstützen. Der Präsident sah auf den Plan und befand, dass er gut war. Der Plan wurde die Vorgabe. Und schon war die Kacke am Dampfen.
10.05.2022, Politik: Schleswig-Holstein hat gewählt
Am Sonntag gewann die CDU haushoch die Landtags-Wahl. Nach der Prognose von 43% versuchte ich schon kurz nach 18.00 Uhr zu berechnen, ob eine absolute Mehrheit an Landtagssitzen möglich ist. Ganz so falsch lag ich mit meiner Euphorie nicht. Laut amtlichem Endergebnis fehlt der CDU ein einziger Sitz zur absoluten Mehrheit. Interessant sind die Ergebnisse der AFD und der Linken. Die AfD ist erstmals aus einem Landtag wieder herausgewählt worden. Die Linken waren nicht im Landtag, haben sich weiter verzwergt und sind es natürlich wieder nicht. Sie haben nichts mehr anzubieten. Nur ewig Gestrige wählen sie noch. Dafür, dass man bei der Bundestagswahl im letzten Herbst noch von der Regierungsbeteiligung träumte, sind die jetzigen 1,7% doch ein signifikanter Absturz ins Bodenlose.
Der alte und neue Ministerpräsident Daniel Günther hat bei der Suche nach einem Koalitionspartner die Qual der Wahl. Alle jetzt noch im Landtag befindlichen Parteien kommen in Frage: SPD, FDP, Die Grünen und die SSW (Südschleswiger Wählerverein). Das Pendel dürfte (hoffentlich) wohl Richtung FDP ausschlagen. Die SPD dagegen muss sich überlegen, warum der Kanzlerbonus nicht gewirkt hat. Oder wurde der Kanzlerbonus zum Kanzlermalus? Mit 16% ist die einstige Volkspartei in SH nur noch drittstärkste Kraft.
Im Hinblick auf die NRW-Wahl dürfte sich die CDU in dieser Woche mit Koalitionsaussagen zurückhalten, um ja keine Wähler in NRW zu verprellen. Ich hätte jetzt auch keinen Ratschlag parat, welche politische Aussage aus SH Richtung NRW für die CDU am hilfreichsten wäre. Zurückhaltung scheint mir in der Tat angebracht. Am Ende ist aber auf die Deutschen Verlass. Sie wählen grundsätzlich gegenläufig. Ist im Bund die CDU am Ruder, gewinnt die SPD die Landtagswahlen – und umgekehrt.
09.05.2022, Bier, Bier, immer wieder Bier
Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer Deutscher Brauerbund, hat über ruhr24.de zu Protokoll gegeben, dass faktisch alle Zutaten, die man zum Bierbrauchen braucht, im Vergleich zum Vorjahr drastisch teurer werden. Als Beispiele werden angeführt:
- Braumalz: um 70% teurer
- Europaletten: um 150 Prozent teurer
- Strom: 250% teurer
Wenn es so gemeint ist, wie es geschrieben wurde, dann übersetze ich die Werte in ein besser verständliches Deutsch:
- Braumalz: Preissteigerung auf das 1,7-fache
- Europaletten: Preissteigerung auf das 2,5-fache
- Strom: Preissteigerung auf das 3,5-fache
Das sind extreme beunruhigende Zahlen, vor allem deshalb, weil mit Europaletten ja auch mein Pfefferminztee transportiert werden muss. Und mit elektrischem Strom muss ich den Tee immerhin kochen. Seltsam ist, dass der Strompreis bei Bierbrauern auf das 3,5-fache steigt, während unser privater Strompreis nur um das 1,1-fache gestiegen ist. Dass es bei den Preiserhöhungen eine solche Schere zwischen Strom für die Industrie und Strom für private Haushalte geben soll, ist für mich ein Rätsel. Kann ich nicht nachvollziehen. Muss ich googeln.
Ein weiteres Rätsel ist die Voraussage, dass die Bierpreise um 30% steigen könnten. Wie passt das zusammen? Wenn alle Zutaten so erheblich teurer werden – also viel teurer als nur um 30% – wie kann dann Bier nur so moderat steigen? Die einzige Erklärung lautet, dass die Zutaten für Bier am finalen Bierpreis nur einen geringen Prozentsatz ausmachen. Scheinbar sind andere Kosten wie Hopfen, Wasser und Personalkosten weitestgehend stabil geblieben. Sonst wäre es völlig undenkbar, dass Bier nur um 30% steigt, während davon gesprochen wird, dass die Preissteigerungen „alle Dimensionen sprengen“.
Woher nehmen die Brauereien ihre finanziellen Reserven, wenn Holger Eichele uns mitteilt, dass die Preiserhöhungen erst gegen Ende des Jahres greifen werden? Sitzen die Brauereien auf prallgefüllten Bankkonten, die sie jetzt für unsere „leidenschaftlichen“ (O-Ton ovb) Biertrinker leerräumen, bevor sie zum letzten Mittel der Preiserhöhungen greifen?
Der Preis von Braumalz wiederum interessiert mich eher nicht so sehr. Der kann sich auch verdreifachen. Alles was den Konsum von Zellgift einschränkt, ist eine gute Sache. Am besten klappt dies über den Geldbeutel.
08.05.2022, Politik: ZDF-Magazin Royale (Update vom 25.06.2022)
Wie schon letztens erwähnt sind am Freitag zwei politische Satire-Fernsehsendungen Pflicht: Die Wochenshow und anschließend der Böhmermann. Die Themen könnten von meiner Homepage stammen, auf der ich schon mehrmals die Wohnungsproblematik angesprochen habe und auch erst neulich das deutsche Ausbeutungsprinzip ärmerer Länder anprangerte. Prompt berichtete Jan Böhmermann von zwei deutschen Superhelden, die sich in Corona-Zeiten im Stile großer Politiker mit der Produktion von Masken beschäftigten, um bei dem Thema mitzuverdienen. Das Ganze lässt sich auf der Böhmermann’schen Sonder-Homepage hier nachvollziehen. Bangladesch war als billiger Produktionsstandort grade recht, um an das ganz große Geld zu kommen. Weil diese deutsche Ausbeutungstaktik nicht neu ist, drohte ich grade, meiner Handysucht zu erliegen und vom Thema abzuschweifen. Aber dann kam ein Satz von ihm, den ich so nicht stehen lassen kann. Er sprach davon, dass die beiden Jungunternehmer die Masken für 43Cent (oder so ähnlich) einkauften, um sie dann für 93Cent (oder so ähnlich) zu verkaufen, und dies seien „mehr als 100% Marge“. Herr Böhmermann, was jetzt folgt, ist eine kurze Belehrung zur korrekten Margenberechnung, die ich mir zutraue (Mathe-Einser und täglich mit der Materie beschäftig):
- Die Marge auf ein verkauftes Produkt kann niemals mehr als 100% sein.
- Im unwahrscheinlichen Idealfall kann man ein Produkt für 0,00 Euro einkaufen und für einen beliebigen Preis verkaufen. Die Marge ist dann immer exakt 100%, egal, welchen Verkaufspreis ich festlege.
- Im eher wahrscheinlichen Fall, dass mich auch der Einkauf von Produkten Geld kostet, mache ich die Beispielrechnung auf, dass ich ein Produkt für 100 Euro einkaufe und mit einer Marge von 35% weiterveräußern möchte:
- falsch wäre diese Rechnung: 100€ x 1,35 = 135,00 Euro
- korrekt ist diese Rechnung: 100€ / 0,65 = 153,85 Euro
- Bei 100 Euro Einstandskosten und einem Weiterverkauf mit 50% Marge sieht es wie folgt aus:
- falsch wäre diese Rechnung: 100€ x 1,5 = 150,00 Euro
- korrekt ist diese Rechnung: 100€ / 0,5 = 200,00 Euro
w.z.b.w. Was zu beweisen war.
Update vom 25.06.2022: Die Reue unseres Kliemannsland-Helden hat nicht lange angehalten. Hier kommt seine Wutrede, nach der alle anderen Schuld sind, nur nicht er:
05.05.2022, Politik: Indexmietverträge? Deutschland verirrt sich.
In Großstädten setzt sich ein Trend durch, der gleichermaßen bemerkenswert wie besorgniserregend ist. Es geht um Index-Mietverträge. Klingt zunächst nach einem Plan. Vermieter und Mieter streiten nicht länger über Mieterhöhungen. Stattdessen unterschreibt der Mieter bei Einzug in die Wohnung einen Mietvertrag, dessen Miethöhe an die Inflation gekoppelt ist. Niedrige Inflation, verkraftbare Mieterhöhungen. Einmal im Jahr darf der Vermieter die Mieten anpassen. Jetzt haben wir jedoch grade aktuell eine Inflation von 7%. Selbst eine solche Mieterhöhung wäre noch erklärbar. Denn auch Vermieter führen ein Leben und müssen die höheren Lebenshaltungskosten stemmen. Warum also nicht diese Inflation über das eigene Kapital, die eigene, vermietete Wohnung, an den Mieter weitergeben? Der Mieter wiederum denkt so ähnlich. Geld drucken kann er nicht, also meldet er sich dort, wo unser aller Geld herkommt. Beim Arbeitgeber, wo er sein Kapital – seine Arbeitskraft – teurer verkauft. Über den Druck der Gewerkschaften werden dann jährlich die Löhne und Gehälter erhöht. Der Arbeitgeber wiederum kann überraschenderweise auch kein Geld drucken, sondern muss dieses über den Verkauf von Produkten verdienen. Also gehen hier die Preise nach oben. Damit ist der Nährboden für die nächste maßgebliche Inflationsrate bestellt. Und so dreht sich Deutschland im Kreis, und man fragt sich, wohin die Reise geht. Preise und Löhne bewegen sich im gleichen Takt nach oben. Nutzen? Keiner. Der seit Jahren von Deutschland praktizierte Ausweg aus diesem seltsamen Schneeballsystem ist: Ausbeutung. Wir holen uns günstige Produkte aus ärmeren Ländern, wo Menschen mit unfassbar niedrigen Löhnen die seltenen Erden aus der Erde kratzen. Oder wir freuen uns über die günstigen Kreuzfahrtreisen, wohlwissend, dass das Schiffspersonal – Offiziere und Management ausgenommen – unakzeptabel schlecht bezahlt werden.
Zurück zu den Mieten, die in München schon einmal in Richtung 3.000 Euro gehen können, was eine unfassbare Zahl ist. Im zugrundeliegenden Beispiel geht es um eine 4-Zimmerwohnung mit 100m2, vergleichbar somit mit unserem eigenen RMH. 7% Mieterhöhung bei 3.000 Euro sind eben auch gleich einmal 210,00 Euro. Jetzt könnte man auf die Idee kommen zu sagen, dass das Pendel auch einmal in die andere Richtung ausschlagen könnte. Aber hat jemand in den letzten Jahren jemals etwas von Deflation gehört?
Der komplette Immobilienmarkt ist eine höchst fragwürdige Sache. Wie immer kommt Geld zu Geld. Wenn man das Geld hat, eine Immobilie zu besitzen, die man vermieten kann, dann wird halt aus Geld noch mehr Geld. Den besten Mietpreis erzielt man zudem, wenn man eine Mietwohnung versteigert. Besonders bitter wird die Sache, wenn institutionelle Anleger mit ihren börsennotierten Unternehmen ins Spiel kommen. Die Not der Mieter trifft dann auf Finanzhaie. Das ist Potenzial für soziale Unruhen. Denn der Moment wird kommen, an dem Staat nicht mehr jede finanzielle Belastung seiner Bürger abfedern kann.
04.05.2022, Politik: Gedanken zum Tag
Bezüglich des Rücktritts von Stephan Mayer als CSU-Generalsekretär denke ich an meine Einlassungen zum Rücktritt von Familienministerin Spiegel. Wenn eine derart mächtige und gefährliche mediale Walze auf mich zurollt, was würde ich in diesem Moment tun? Doch bestimmt nicht im emotionalen Zustand den Journalisten früh und abends anrufen und mit Vernichtung drohen.
Es kann nicht sein, dass unseren Politikern die goldene 24-Stunden-Regel, im emotionalen Zustand mit nichts und niemandem – und schon gleich gar nicht mit Gegnern bzw. politischen Feinden – zu kommunizieren, nicht bekannt ist. In so einer Situation würde ich überlegen, wo meine Freunde sind. Als heimischer CSU-Politiker, der Mayer trotz aller seiner Funktionen ja ist, hätte ich Marcel Huber und Maximilian Heimerl kontaktiert und nach dem Motto „Houston, ich habe ein Problem“ um Rat gefragt und um ein Brainstorming gebeten. Man bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man gemeinsam mit Freunden eine prekäre Situation bespricht und eine Vorwärtsstrategie entwickelt. Dafür ist es auch nie zu spät. Aber jetzt ist es zu spät. Mir fehlt grade die Fantasie zu erkennen, wie es mit seiner politischen Karriere weitergeht. Mir fällt dazu immer wieder das gleiche Statement ein: Spitzenpolitiker sind – obwohl sie täglich im Rampenlicht stehen – offenbar höchst vereinsamt.
Und wieder ist ein Stück Vertrauen in die deutsche Politik und in deutsche Politiker verlorengegangen.
Für den kommenden Freitag empfehle ich diese drei Sendungen, beginnend um 22.30 Uhr: Die Wochenshow mit Oliver Welke, anschließend das ZDF-Magazin Royale mit Jan Böhmermann und anschließend: Aspekte. Diese Informationssendung rückt grade in meinen Fokus, genauso wie TTT (Titel, Thesen, Temperamente). Sehr informativ, sehr kurzweilig. Als fünfte Sendung im Bunde fällt mir noch Extra3 ein. Danach wird es im deutschen Fernsehen mit sehenswerten Sendungen allerdings schon dünn. In Polit-Diskussionen wie Sandra Maischberger oder Maybrit Illner vermisse ich immer mehr die Fähigkeit, sich gegenseitig ausreden zu lassen. Andererseits werden manche Politiker mit ihren Antworten nicht fertig. Sie reden und reden und reden und denken sich offensichtlich dabei: Je länger ich spreche, desto weniger unbequeme Fragen kann man mir stellen.
Ukraine-Krieg: Aus „Pest oder Cholera“ ist jetzt leider „Putin oder Corona“ geworden. Die Medien können es sich aussuchen, wo sie ihre Schwerpunkte setzen. Für mich ist Corona medientechnisch erledigt. Wenn man sich dagegen die russische Kriegspropaganda anschaut, dann deutet einiges auf einen dritten Weltkrieg hin. Russlands neueste Drohung ist der Einsatz der Unterwasserdrohne Poseidon, ein etwa 20m langer Torpedo, der einen Atom-Tsunami auslösen kann. Die Meinungen über die Sprengkraft gehen weit auseinander. Ich kann mir zwar unter der Bandbreite 2 Megatonnen bis 100 Megatonnen nichts vorstellen, aber es beruhigt mich in keinster Weise, wenn Russland von einer Bestückung mit 100 Megatonnen spricht, Experten dies aber für weit übertrieben halten und nur von 2 Megatonnen sprechen. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte 13 Kilotonnen. Dann sind 2 Megatonnen – nach Adam Ries – ungefähr die 150fache Sprengkraft? Und Russland hatte im Jahr 2021 etwa 6.250 dieser atomaren Sprengköpfe. Es gibt nichts, was mich im Moment stärker beunruhigt als die Gefahr eines Atomkrieges.
03.05.2022, Stephan Mayer zurückgetreten
Nach nicht einmal zehn Wochen ist unser Heimatabgeordneter Stephan Mayer als CSU-Generalsekretär heute zurückgetreten. BR24 führt zwei Gründe an: Gesundheit und ein misslungenes Interview mit einem Journalisten der Bunten. Möglicherweise hat er eine Wortwahl genutzt, die rückblickend wohl nicht als angemessen bezeichnet werden kann. Laut BILD drohte er einem Burda-Reporter mit „Vernichtung“. Die Bunte, die zum Burda-Verlag gehört, hatte sehr private Dinge über das Leben Stephan Mayers berichtet. Zum Bunte-Artikel hier klicken.
So bleibt der Parteitag vom Wochenende sein erster und sein letzter Parteitag, den er als Generalsekretär eröffnen und leiten durfte. Man muss kein Prophet sein, um ihm schwere Zeiten vorauszusagen.
01.05.2022, 1. Mai, Kampf- und Feiertag der Werktätigen.
Und jährlich grüßt das Murmeltier. Weil ich diese Begrifflichkeit des Öfteren verwende, hielt ich es für angebracht zu checken, woher diese Redensart kommt. Also schaute ich mir letztens den doch recht witzigen Film dazu an.
Zurück zum heutigen Tag, an dem die Links-Proleten wieder nicht müde werden, soziale Gerechtigkeit zu fordern. Bundeskanzler Scholz trat in Düsseldorf auf einer DGB-Kundgebung auf und befeuerte mit alten Forderungen das Klischee: Mindestlohn rauf auf zwölf Euro, gerechte Renten, Kindergrundsicherung und bezahlbares Wohnen. Auf diesen Unsinn brauchen wir eigentlich gar nicht eingehen, denn dann grüßt gleich wieder das Murmeltier. Seit 1998, also seit 24 Jahren ist die SPD – mit nur dreijähriger Unterbrechung – stets an der Regierung beteiligt. In 21 Jahren Regierungsbeteiligung hätte man so manches bewegen können.
Bei der Kindergrundsicherung geht es darum, bis zu 150 familienpolitische Leistungen zu bündeln. Wenn bündeln = vereinfachen bedeutet und deshalb auf uns Steuerzahler keine Mehrbelastung zukommt, dann bin ich sogar bereit, mich zehn Minuten mit der Idee zu beschäftigen. Die Kindergrundsicherung soll auf zwei Säulen basieren: bedingungsloser Garantiebetrag und ein bedingter Zusatzbetrag. Das Armutsrisiko für Kinder soll abgefangen werden. Die Logik, dass die Eltern der Kinder für dieses Risiko verantwortlich sind, wird ausgeblendet. Stattdessen stellt man fest, dass das Armutsrisiko für Kinder umso mehr steigt, je weniger die Eltern arbeiten. Potzblitz. Was für ein starkes Argument, welches die Ampelkoalition zum Handeln verleitet. Aber ausgerechnet unter einem SPD-Kanzler sprechen die Tafeln von einer nie dagewesenen angespannten Situation. Eine beginnende Hungersnot für Teile der deutschen Bevölkerung? Eher nein.
Hier ein paar statistische Zahlen, die mir eher das Gefühl geben, dass wir in Deutschland von einer Krise weit weg sind:
- 22 Milliarden Euro an Ausgaben für Tabakprodukte
- 14 Milliarden Euro an Ausgaben für Alkohol
- 57 Milliarden Euro an direkten und indirekten Kosten infolge von Alkoholkonsum
Könnten wir diese 93 Milliarden vernünftiger einsetzen, wären wir in Deutschland schon wieder ein Stück weiter. Die Ampelbegriffe wie Aufbruch, Umbruch und Transformation – das sind durchaus Begriffe, die jeder Einzelne von uns mit Leben erfüllen kann.
23.04.2022, Politik: Mehrwertsteuersenkung bei Lebensmitteln auf 0 Prozent?
Wenn die Deutsche Diabetes Gesellschaft solch eine Forderung aufstellt, sollte sie eigentlich sofort die Finanzierungsfrage stellen. So weit reicht aber die Weitsicht der deutschen Verbände nicht. Das Unlogische an einer solchen Forderung ist außerdem die Tatsache, dass die Diabetes Gesellschaft mit dieser Forderung auch Menschen unterstützt, die gar kein Diabetes haben. Und die Besserverdienenden würden – ohne jede Not – ebenfalls profitieren. Mit solchen Forderungen lässt sich soziale Gerechtigkeit niemals herstellen. Denn so bleibt arm arm und reich reich. Das Bundesumweltamt zeigt uns indes auf, wie verschwenderisch wir mit Lebensmitteln umgehen. Ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen. Das sind insgesamt 12 Millionen Tonnen „Frischmasse“ bzw. 75kg pro Kopf pro Jahr (2015). Es kann niemals richtig sein, das Wegwerfverhalten von uns Deutschen auch noch mit Steuersenkungen zu honorieren. Unser Verbraucherverhalten ist derart erschreckend, dass der WWF im Jahre 2016 den Tag der Lebensmittelverschwendung einführte. Das ist jedes Jahr der 2. Mai. Bis dahin treten wir mal eben weitere 328.000 Tonnen Lebensmittel in die Tonne.
22.04.2022, Politik: Rücktritt hier, Rücktritt da, Rücktritt überall
Die jetzt zurückgetretene Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow war mir weder als Mensch noch als Politikerin sympathisch. Bei ihrer Kollegin Janine Wissler geht es mir nicht anders. Ich habe nie verstanden, warum die Linke zwei solche Amateurinnen an ihre Spitze beorderte. Beide tragen die Hauptschuld für den Niedergang ihrer eigenen Partei. Insofern sage ich Danke für die positive Entwicklung. Die Begründung für Hennig-Wellsows Rücktritt klingt interessant. Drei Gründe führte sie an. Den ersten Grund habe ich vergessen. Das zweite Argument, das „die Familie braucht mich“-Syndrom, wiederholt sich hierbei. Kannten wir schon von Anne Spiegel. Der Sexismus-Vorwurf an die eigene Partei ist indes neu. Und schon habe ich die große Freude, den nächsten Rücktritt vorauszusagen, nämlich den der zweiten Linken-Chefin: Janine Wissler. In ihre Zeit als Fraktionsvorsitzende der Linken im hessischen Landtag fallen die Missbrauchsvorwürfe. Und ausgerechnet ihr damaliger Lebenspartner ist laut SPIEGEL darin verwickelt. Damit ist sie durch. Aus, vorbei, Rücktritt. Typische Karriere: Hörsaal, Plenarsaal, Schicksal.
Auch für Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wird es langsam ernst. Die Klima- und Umweltstiftung in MV droht zum Stolperstein zu werden. Ist aber auch nicht einfach, die 20 Millionen Euro von Gazprom so zu verwalten und auszugeben, dass die mit Sanktionen drohenden Amerikaner nichts mitbekommen. Denn einziger Zweck der Stiftung war es wohl, sicherzustellen, dass Nordstream2 zu Ende gebaut wird. Meine Aversionen gegen deutsche gemeinnützige Stiftungen werden jetzt alles andere als geringer. Sollte Schwesig es schaffen, im Amt zu bleiben, dann sähe ich große Parallelen zu Olaf Scholz. Auch der erlaubte sich – als Oberbürgermeister in Hamburg – mit dem Steuererlass für die Warburg-Bank einen Skandal, den er bis heute einfach aussitzt. Schafft Schwesig dieses Kunststück auch, dann sehe ich sie als potenzielle Nachfolgerin von Olaf Scholz.
Gestern Abend habe ich mir erstmals die Sendung „extra3“ mit Christian Ehring angeschaut, der auf den Irrsinn der Woche zurückblickte. Er zeigte den Weg Putins vom KGB-Ganoven zum Ganoven-Präsidenten detailliert auf. Zum Fremdschämen, wie es bei Putins Rede im Bundestag am 25.09.2001 Standing Ovations gab. Den Satz „Der kalte Krieg ist vorbei“, interpretierten die ahnungslosen Bundestagsabgeordneten als Beginn einer wohligen Friedensphase. Gemeint hatte Putin aber etwas anderes. „Der kalte Krieg ist vorbei, der heiße Krieg ist in Vorbereitung“.
Deutschland setzt dem Krieg in der Ukraine zwar keine Konzepte, aber dafür neue Begrifflichkeiten entgegen: „Ringtausch“ ist die neueste Errungenschaft. Slowenien liefert Waffen an die Ukraine und wir liefern Waffen an Slowenien. Das Kalkül ist klar. Putin durchschaut diesen Schachzug ganz sicher nicht und wird in seinem geistigen Durcheinander – so die deutsche Hoffnung – zur Vergeltung möglichst zunächst Slowenien überfallen und eher nicht Deutschland. Bei uns muss er halt noch ein wenig Geduld aufbringen. Wir müssen erst noch schnell 100 Milliarden Euro in neue Waffen investieren, damit wir ein ebenbürtiger Gegner sind. Aber Putin ist erst 70 Jahre alt. Das kann er jetzt auch noch abwarten. Inzwischen kann er seine neue atomwaffenfähige Rakete vom Typ Sarmat weiter verfeinern lassen, die weltweit jedes Ziel erreichen kann. Für diesen Wahnsinn hat die Nato dieser Waffe gleich den richtigen Codenamen gegeben: SS-X30 Satan 2. Dabei beruhigt es mich ungemein, dass Russland gemäß des New-Start-Abrüstungsvertrages Washington über den Testflug ordnungsgemäß informiert hat. Andererseits frage ich mich grade, was die Entwicklung einer Waffe mit einer solchen Reichweite mit „Abrüstung“ zu tun haben soll. Ich hoffe inständig, dass die Amerikaner in dieser Beziehung etwas Gleichwertiges aufzubieten haben.
12.04.2022, Politik: Gedanken zum Tag
Den Rücktritt von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel hatte ich punktgenau vorausgesagt. Die Details, die jetzt alle ans Tageslicht gekommen sind, kannte ich nicht. Aber vor dem Hintergrund, dass sie vier kleine Kinder hat und einen Mann, der vor Jahren einen Schlaganfall erlitten hat, stellt sich die Frage, die ich schon gestellt habe, um so dringender: Wie konnten die Grünen sie zur Ministerin küren? Wie konnte Bundeskanzler Scholz sie als Ministerin akzeptieren? Wie konnte sich Anne Spiegel den Job selbst aufbürden? Zumindest die letzte Frage kann ich beantworten: Karriere-Geilheit. Politiker können nicht zurückstecken. Sie wollen jede Gunst der Stunde nutzen. Politiker betrachten es als Niederlage, wenn sie trotz besseren Wissens irgendeinen angebotenen Job ablehnen. Sie glauben, ein „Nein“ wird als karriere-beendende Schwäche ausgelegt. Sie halten alle Probleme für lösbar. Auf dem Weg nach ganz oben beginnen sie, sich selbst zu überschätzen. Und wenn das alles nicht so klappt, wie gewünscht, und man in Erklärungsnot kommt, dann beginnen die kleinen Schummeleien. Natürlich war sie in ihrem vierwöchigen Urlaub ständig mit ihrem Ministerium in Kontakt und selbstverständlich hat sie sich auch per Videokonferenz mindestens zu einer Kabinettssitzung der rheinland-pfälzischen Landesregierung zugeschaltet. Wenn man diese Falschaussage jedoch revidieren muss, dann ist das für gewöhnlich das Ende. Eine glatte Lüge lässt sich nicht wieder gut machen. Eine Ministerin kann sich doch sicherlich eine Nanny leisten. Die Logik wäre gewesen, auf jeden Fall drei Stunden pro Urlaubstag für den Job freizuschaufeln, sich in einem eigenen Hotelzimmer einzuschließen und an den wichtigen Sitzungen per Video teilzunehmen.
Damals, kurz nach der Flutkatastrophe, wäre die Sache relativ einfach gewesen: Entsprechend des Mottos ‚Familie geht vor‘ meldet sie sich aus persönlichen Gründen vom Dienst ab und macht eine vernünftige Übergabe an ihre Stellvertreterin. Eine erklärende Pressenotiz mit den gleichen Details, wie sie sie uns jetzt über ihre Familie präsentierte, hätte genügt. Eine Welle der Kritik wäre auch damals unvermeidlich gewesen, doch hätte sie weiterhin erhobenen Hauptes in den Spiegel schauen können. Aber offenbar ist die Politikerkaste auch beratungsresistent. Es muss doch im Dunstkreis der Grünen, oder innerhalb des Ministeriums, oder innerhalb der Landesregierung Menschen geben, die damals den Finger gehoben haben, um ihr klarzumachen, was die Konsequenzen ihres Handelns sein könnten. Da holt man sich doch die engsten Vertrauten an einen Tisch, lässt die Schwarmintelligenz kreisen und findet gemeinsam eine akzeptable Lösung. Aber offensichtlich betrachten sich die Politiker selbst auch dann bereits als schwach, wenn sie sich selbst Hilfe suchen. Auf keinen Fall Schwäche zeigen, koste es, was es wolle.
11.04.2022, Politik: Tempolimit auf Autobahnen
Laut ADAC würde eine Beschränkung auf 130 km/h zu einem um 1,5 Mio. Tonnen geringeren CO₂-Ausstoß führen bzw. zu einer Einsparung von rund 600 Mio. Liter Kraftstoff pro Jahr. Das Einsparpotenzial bezogen auf den Kraftstoffgesamtverbrauch von Pkw und Kombi läge in der Größenordnung von zwei Prozent bzw. 600 Millionen Liter.
Ich glaube, es ist angesichts der Energiedebatte eine gute Idee, die Diskussion wieder neu zu eröffnen. Leider spricht der ADAC aus Rücksicht auf seine vielen Mitglieder keine Empfehlung in Richtung Politik aus. Die CSU hatte über die Seite https://www.csu.de/tempolimit-nein-danke/ eine Gegen-Aktion ins Leben gerufen, von der ich gehofft hatte, dass die Seite mittlerweile still und leise aus dem Internet verschwunden ist. Ist sie aber nicht. Das Totschlagsargument, dass ein Tempolimit nicht substanziell die Klimabilanz verbessern würde, sollte vor der letzten Bundestagswahl die Menschen mobilisieren. Ist nicht gelungen. Die CSU findet sich seitdem in Berlin auf den Oppositionsbänken wieder. Warum. Weil die Diskussion zu billig ist. Keine einzige Einzelmaßnahme trägt substanziell zu einer Verbesserung bei. Ich kann mich vor jedes einzelne Windrad stellen und hinaufrufen, dass genau dieses Windrad die Welt nicht aufhält und die Situation nicht verbessert. Es ist immer ein Bündel von Maßnahmen.
Die FDP ist auch gegen ein Tempolimit, sitzt aber in der Regierung. Würde sie ihre Meinung endlich ändern, wäre der Weg sofort frei. Die Ampel könnte bei einem Projekt erstmals Geschlossenheit zeigen. Natürlich kann man argumentieren, dass sich angesichts der Spritpreise sowieso schon 2/3 der Autofahrer auf Autobahnen an die Richtgeschwindigkeit von 130 halten. Aber es bleibt dann halt immer noch ein Drittel Autofahrer übrig, bei denen der Spritpreis angesichts der dicken Brieftasche kein Problem darstellt. Und es gibt noch etwa fünf Millionen Firmenfahrzeuge. Deren Fahrer müssen sich um die Spritpreise nicht kümmern, weil sie an der Tankstelle etwas mitleidig auf andere Autofahrer herabblicken, um dann ihre Firmentankkarte im Bezahlterminal zu versenken. Diese fünf Millionen Fahrer würde man mit einem Tempolimit endlich einfangen.
Im Hinblick auf die hohen Spritpreise hat die Ampel die Absenkung der Steuern auf Kraftstoffe für drei Monate auf das europäische Mindestmaß beschlossen. Somit wieder das Gießkannenprinzip. Die Gutbetuchten sagen danke und drücken noch kräftiger auf das Gaspedal. Dabei hatte Olaf Scholz Mitte des letzten Jahres im Wahlkampf von den sozial Schwachen gesprochen, die es auf Grund steigender Benzinpreise zu schützen gilt. War alles Wahlkampfgetöse.
Tempolimit? Ja, bitte.
10.04.2022, Untersuchungsausschuss: Politische Marathon-Sitzung in Rheinland-Pfalz
Am Freitag tagte in Rheinland-Pfalz der Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der verheerenden Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal am 14. und 15. Juli 2021. Die Sitzung dauerte unglaubliche fünfzehn Stunden. Wie kann man an einem Freitag, wo alle Beteiligten bereits vier Arbeitstage hinter sich haben, fünfzehn Stunden konzentriert bleiben? Das ist höchst respektabel. Denn ich kann das nicht. Oder besser gesagt: Ich kann das nicht mehr. Als ich jünger war, war das kein Problem, sechzehn Stunden hintereinander zu arbeiten, um Ericssons MD110 zum Laufen zu bringen. Da war ich im Flow. Aber die Zeiten sind vorbei. Spätestens um 1900 bin ich jeden Arbeitstag total fertig. Ein Arbeiten bis Mitternacht ist – offensichtlich altersbedingt – nicht mehr möglich, obwohl ich ja „nur“ am PC sitze und mit Zahlen und E-Mails jongliere. Deswegen finde ich es völlig überzogen, dass man die Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat als ich, kurz vor Mitternacht im Ausschuss als Zeugin aussagen lässt. Wir wissen doch, dass sie gesundheitlich schwer angeschlagen ist. 1995 wurde bei ihr MS diagnostiziert. Mittlerweile ist sie schon phasenweise auf einen Rollstuhl angewiesen. Ich bleibe dabei. Wer die ganze Woche hart gearbeitet hat, der kann an einem späten Freitagabend nicht mehr leistungsfähig sein. Der Ausschuss hätte spätestens um 1800 Schluss machen sollen. Das wäre zielführender gewesen.
Nach dem Rücktritt der NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im letzten Jahr steht sogleich der nächste Rücktritt an. Die damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) soll trotz der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal zehn Tage nach dem Ereignis zu einem vierwöchigen Urlaub aufgebrochen sein. Hier ist einem Teil unserer Politiker das Gespür für das Richtige komplett abhandengekommen. Wenn sich Spiegel einen Tag nach der Katastrophe als Erstes um ihre eigene Außendarstellung gekümmert hat, dann sind das genau die Informationen, die die Medien brauchen, um erfolgreich an ihrem Stuhl zu sägen. Und noch schlimmer ist, dass es Anne Spiegel – obwohl absehbar war, dass sich da etwas zusammenbraut – als neue Familienministerin ins Bundeskabinett geschafft hat. Olaf Scholz hätte bei der Zusammenstellung seiner Regierung auf solche Themen achten müssen.
Ich hatte hier an gleicher Stelle schon einmal ausgeführt, dass ich Politikerinnen für nicht ganz so machtbesessen halte, wie ihre männlichen Kollegen. Aber diese Meinung bröckelt jetzt ein wenig. Wie kommt man darauf, einfach in den Urlaub abzudüsen, wo Deutschland wegen der Katastrophe grade Kopf steht? Das zeigt den maximalen geistigen Abstand zwischen Politikern und den Menschen, die sie gewählt haben. Sie wähnen sich in ihrer eigenen, unantastbaren Welt. Im Moment kommt nur unser Wirtschaftsminister Habeck wirklich authentisch rüber. Ihm nehme ich seine Sorgenfalten ab.
09.04.2022, Länderübergreifende Viehtransporte
Viehtransporte sind eine üble Sache. Das dachte sich auch die EU, als sie vor zwei Jahren einen Untersuchungsausschuss ins Leben rief, um sich die Sache einmal genauer anzuschauen. Denn der Verdacht lautete, dass die Nichteinhaltung von Tierschutzbestimmungen bei Tiertransporten wohl eher die Regel als die Ausnahme ist. In dem Abschlussbericht wird dann auch von „systematischen Gesetzesverstößen“ gesprochen. Bestehende Gesetze würden in den EU-Ländern sehr unterschiedlich und völlig unzureichend umgesetzt.
Wie reagierte die EU Ende Januar auf den dramatischen Bericht? Antwort: Wie immer mit völlig unzureichenden Gegenmaßnahmen. Die Transportzeit für Schlachttiere wird auf acht Stunden begrenzt, was aber nicht für Zuchttiere gilt. Folge: Die zu transportierenden Tiere für geplante Transporte, die über acht Stunden dauern werden, werden kurzerhand als Zuchttiere deklariert. Und sofort kann man die Tiere 29 Stunden auf die Straße schicken. Sollte es im Empfängerland dann völlig überraschend doch nicht zur Züchtung kommen, dann ist das halt dumm gelaufen. Da können der deutsche Verkäufer und auch das Transportunternehmen natürlich dann aber auch überhaupt nichts dafür.
Der Forderung, Kälber nicht schon in einem Alter von 28 Tagen zu transportieren, sondern erst mit 35 Tagen – dazu konnte sich das Parlament nicht durchringen. Dabei ist es schwierig, im Internet zu ergoogeln, welche Motivation die EU hatte, nicht einmal dieser geringfügigen Verbesserung zuzustimmen.
Jetzt kann man vielleicht noch annehmen, dass innerdeutsche Transporte noch halbwegs vernünftig ablaufen. Für Kälber, die bis zu 120kg wiegen, muss ein LKW pro Tier 0,55 qm zur Verfügung stellen. Ein Kalb hat damit Anspruch auf eine sagenhafte Fläche von 100cm mal 55 cm. Bei schwereren Tieren sind es 0,7 qm, also 1m mal 70cm. Außerdem sollen Tiefsttemperaturen von 5 Grad gelten. Ist es kälter, dürfen Tiere nicht transportiert werden. Tolle Vorgaben. Wie kann es dann im Winter Exportgenehmigungen nach Russland geben? Und selbst wenn Veterinärämter tatsächlich einen Export verbieten, dann klagen die Transportunternehmen und bekommen auch noch Recht. Und wenn deutsche Gerichte dann tatsächlich einmal im Sinne des Tierwohls urteilen, dann werden die Tiere einfach über Dritt-Länder an ihr Ziel gebracht. Irgendwann verliert sich die Spur, Schwamm drüber. Und was in Ländern wie Bulgarien, der Türkei, Usbekistan, Kasachstan und im Nahen Osten passiert, das wollen wir gar nicht wissen. Wir erinnern uns an ein Video aus Ägypten, wo ein Kran ein Rind an einem Bein in die Höhe hebt und von einem Schiff direkt ins Meer entsorgt. In dem Video bitte bei 03:04 auf Pause drücken und auf sich wirken lassen.
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, der die richtige Auffassung zu diesem Thema hat, bedauert die Entscheidungen des EU-Parlamentes. Offensichtlich seien wirtschaftliche Erwägungen wichtiger als Tierschutz. Es geht ja auch um einen Umsatz von neun Milliarden Euro (im Jahr 2018). Die Politik gibt hier gewissermaßen auf. Das Durchbrechen der teilweise mafiösen Netzwerke und ihren Lobbyisten ist nichts für Politiker, die nur von einer Wahl zur nächsten denken. Für die Politik und die Wirtschaft steht Geld über allem. Zwei Millionen Nutztiere werden jeden Tag für Geld ermordet. Nutztiere sind für die Transportunternehmen nur eine Ware, ohne jede Wertschätzung. Tiere zu transportieren, nur um deren Leben nach dem Transport zu beenden – das ist eine unfassbar schlechte Idee. Noch schlimmer: Der Fleischkonsum steigt weltweit immer noch an.
Selbst jetzt – mitten im Krieg der Russen gegen die Ukraine und in einer Zeit, wo alles im Zeichen von Sanktionen gegen Russland steht – stellt die Tierschutzorganisation Peta auf ihrer Homepage fest, dass Niedersachsen zwar Mitte März Rinder- und Schweinetransporte nach Russland ausgesetzt hat, den Export von lebendem Geflügel aber weiterhin zulässt. Das verstehe ich im Sinne der scharfen Sanktionspolitik gegen Russland nicht, und ich verstehe auch nicht, dass man lebendem Geflügel die lange Reise eher zutraut als Schweinen und Rindern. Ich nenne das Verlogenheit von vorn bis hinten.
Hier ein interessanter Radio-Bericht zum Thema: https://www.swr.de/swr2/doku-und-feature/frachtgut-tier-doku-ueber-laenderuebergreifende-viehtransporte-100.html
Gott sei Dank habe ich als Vegetarier mit diesem Wahnsinn rein gar nichts zu tun.
27.03.2022, Saarland-Wahl, Abstimmung für den Schuldenstaat: The Sky Is The Limit.
Bei der Betrachtung des Wahlergebnisses mit einer sich abzeichnenden absoluten Mehrheit an Sitzen für die SPD wird deutlich, dass die Menschen ihren Schuldenstaat nicht nur unbedingt beibehalten, sondern auch noch ausweiten möchten. Nichts ist dem Wähler wichtiger, als sich selbst vor dem kleinsten Wohlstandverlust zu bewahren. Schon die Vorstellung daran, dass man einen solchen ertragen müsste, treibt die Wähler in eine innere Panik und damit in eine links-soziale Stimmung. Und weil das Prinzip des Schulden-Machens völlig kritiklos zu einer deutschen Selbstverständlichkeit avanciert ist, gibt es eine recht oberflächliche „Der Staat wird es schon richten“-Mentalität. Man wählt gleich nach dem Motto: Eine Koalition, wo es vielleicht einen Juniorpartner gibt, der ab und an den Finger hebt, brauchen wir nicht. Beim Schuldenstaat braucht es gleich absolute Mehrheiten, damit alles kontroversefrei funktioniert. Bei den Schulden regiert das Prinzip: The sky is the limit. Grüne und SPD befeuern dieses Prinzip. CDU und CSU haben dem nicht entgegenzusetzen und in den letzten 16 Jahren in der GroKo keine entsprechenden Stop-Signale gesetzt. Die FDP hat sich – seitdem sie Teil der Regierung ist – vollständig vereinnahmen lassen. Von Wolfgang Kubicki, dem scheinbar letzten aufrechten Kämpfer in der FDP – hört man nichts mehr.
Der Zug der Marktwirtschaft ist abgefahren, ohne uns. Die Schuldenspirale gerät außer Kontrolle. Wer glaubt schon daran, dass die Schuldenbremse im Jahr 2023 wieder in Gang gesetzt wird. Alles, wirklich alles, läuft hier in die falsche Richtung, scheinbar auch in den Köpfen der Menschen. Deutschland funktioniert nicht mehr. Deutschland verliert den Verstand. Aber es sind nicht alle davon betroffen. Hier gibt es eine sehr gute Beschreibung der Situation. Unemotional, nüchtern, viel Hintergrundwissen. Natürlich musste ich mir (Formalitäten gehen vor Inhalt) zunächst anschauen, wer Folker Hellmeyer ist. Sein Werdegang kann sich sehen lassen. Finanzprofi, Top-Banker, Devisenhändler, Chefanalyst von so manchem Finanz-Unternehmen. Hier seine Analyse zur Situation bezüglich Öl und Gas:
25.03.2022, Politik: Scholz beruhigt uns beim Thema Gas und Öl aus Russland. „Steht im Vertrag und…. das gilt“
Bundeskanzler Scholz hatte gestern eine überraschend einfach gestrickte Antwort auf die Ankündigung Putins parat, uns russisches Gas und Öl nur noch gegen Rubel zu verkaufen. Es war fast ein Scholzomatischer Geistesblitz. Er wies auf geltende Verträge hin, und da stünde ja nun man drin, dass die Währung, mit der wir bezahlen, Euro und Dollar sind, und wörtlich fügte er hinzu: „Das gilt.“ Allerdings konnte er sich bei dieser Aussage ein leicht hilflos wirkendes Grinsen nicht verkneifen, so nach dem Motto: ‚Eigentlich weiß ich ja, dass ich eben großen Nonsens erzählt habe, aber etwas Schlaueres fiel mir grade nicht ein. Sorry, ich bin zwar Kanzler, aber eben auch nur ein Mensch.‘ Wenn Putin dem Scholz aus seinem Moskauer Bunker heraus zugehört haben sollte, dann dürfte er glatt vom Stuhl gefallen sein – vor Lachen. Für ihn vielleicht eine willkommene Abwechslung zu einem Krieg, der für ihn offensichtlich nicht ganz so läuft, wie er sich das vorgestellt hatte. Auch wenn jede Art von Kriegsberichterstattung (auch die westliche) mit Vorsicht zu genießen ist, dann sehe ich doch ein paar Puzzleteilchen, die diese Theorie unterstützen. Absetzen von Generälen, ein Verteidigungminister, der nicht mehr zu sehen ist, außer auf einem scheinbar durch die Russen manipuliertem Video, das Putin bei einer Videokonferenz vor einem riesigen Bildschirm zeigt. Berichte über Nachschubprobleme. Ein in Brand geratenes russisches Schiff in einem ukrainischen Hafen. Man möchte gern alles glauben. Aber schon die Hälfte genügt, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass der Blitzkrieg mit einem angestrebten schnellen russischen Sieg nicht zu funktionieren scheint. Worüber mir viel zu wenig berichtet wird, ist das Thema Gefangene. Offensichtlich werden in diesem Krieg keine Gefangenen gemacht. Man hört und sieht nichts darüber. Seltsam.
Zurück zu den heutigen Beschlüssen. Ich gebe zwar einem Linken-Politiker wie Dietmar Bartsch nur ungern recht. Aber diese 300 Euro Energiepauschale, die jeder mit seinem Gehalt bekommen soll, sind Ausdruck einer völlig fehlgeleiteten Denkweise, die sich im Wahlkampf der Grünen vor wenigen Monaten noch ganz anders darstellte. Da wollte man die große Umverteilung von oben nach unten. Jetzt verteilt man per Gießkannenprinzip Geld, das die Großverdiener gar nicht brauchen. Man hätte doch zumindest Besserverdienende von dieser Zahlung ausnehmen müssen. Gut, dass wir genau 300 Euro an die Ukraine gespendet haben. Dadurch ist das Geld dort gelandet, wo es im Moment hingehört. Denn wir brauchen keinen Einmalbetrag von 300 Euro vom Staat, oder besser gesagt sogar von 2 x 300 Euro. Offensichtlich geht es ohnehin um Bruttobeträge, die zu versteuern sind.
Ich kann mit diesem warmen Regen, der sich auch noch als Bürokratiemonster entpuppen wird, nichts anfangen. Wer kommt denn überhaupt auf die Idee, dass wir Geld bräuchten? Und sollte das Geld wirklich knapp werden – und das kann ich mir nur bei dauerhaften Inflationsraten von 30 bis 50% und zusätzlicher Arbeitslosigkeit vorstellen – dann sind wir immer noch eine große Familie, machen gemeinsam einen Kassensturz und werden schon irgendwie über die Runden kommen. Sich um uns Sorgen zu machen, ist völlig fehl am Platze. Die Ampel regiert an den wahren Problemen unserer Gesellschaft vorbei und ist so weit weg von der Realität, dass einem angst und bange werden kann. Keine Verdienstobergrenze einzuziehen, ist ein unverzeihlicher handwerklicher Fehler – vielleicht dem Handlungsdruck geschuldet. Aber ich erwarte, dass eine gewählte Regierung auch in Krisenzeiten rational und weitestgehend fehlerfrei agiert. Dazu gehört es, an Rentner mit geringen Renten zu denken. Dieser Idee hätte ich noch etwas abgewinnen können. Und was ist mit den vielen Studenten in ihren WG’s? Haben wir sie jetzt vergessen? Hier die heutigen Ampel-Beschlüsse im Überblick:
- Auszahlung einer einmaligen Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro als Zuschuss zum Gehalt
- Auf drei Monate befristete Absenkung der Energiesteuer auf das europäische Mindestmaß (Anmerkung: Das soll das Benzin um 30 und den Diesel um 14 Cent vergünstigen)
- 100 Euro Einmalbonus on Top auf das Kindergeld für jedes Kind
- Sozialleistungsempfänger: Sie erhalten, zusätzlich zur bereits beschlossenen Einmalzahlung von 100 Euro, weitere 100 Euro. Der einmalige Heizkostenzuschuss steigt auf 270 Euro.
- Einführung eines 9 Euro-Ticket im ÖPNV pro Monat, befristet für 90 Tage
- Gebäudeenergiegesetz: Bei Neubauten wird ab dem 01.01.2023 der Effizienzstandard 55 verbindlich festgelegt.
- Ab dem 01.01.2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. (Anmerkung: Möglichst? Das riecht förmlich nach einem wachsweichen Gesetzestext.)
- Eigentümer sollen verpflichtet werden, über 20 Jahre alte Heizungen auszutauschen.
Der letzte Punkt ist der Hammer. Wieviel Geld haben wir seit 20 Jahren in die Wartung unserer Öl-Heizung investiert, um deren Leben zu verlängern und durch Nichtaustausch die Ressourcen dieser Welt und letztlich unseren Geldbeutel zu schonen? Scheinbar hätten wir uns das sparen können. Der Heizungsmonteur und auch der Schornsteinfeger bescheinigen uns Jahr für Jahr Bestwerte bei den Emissionen. Ein gesetzlicher Zwang, eine tadelsfrei funktionierende Heizung verschrotten zu müssen, kann umweltpolitisch niemals richtig sein. Die Energiebilanz für die Herstellung, den Einbau der neuen und die fachgerechte Entsorgung der alten Heizung – diese Berechnung würde ich gern sehen. Im Excel bitte, damit ich die Formeln nachvollziehen kann. Außerdem glaube ich, dass die vielen Heizungsbauer, die den Austausch bewerkstelligen müssen, noch geboren werden müssen. Hier die Rechnung laut dena (Deutsche Energie-Agentur) und bdew, was Deutschland bezüglich Heizungstausch bevorsteht:
Deutschland:
- Anzahl Haushalte: 40.000.000
- Wohngebäude mit Ölheizung: 21%
- Anzahl Ölheizungen: 5.426.000
- davon älter als 20 Jahre: rund 50%
- somit auszutauschende Ölheizungen: 2.713.000
Bayern:
- Anzahl Wohngebäude: 3.000.000
- Wohngebäude mit Ölheizung: 39%
- Anzahl Ölheizungen: 1.197.000
- davon älter als 20 Jahre: etwa 50%
- Anzahl der auszutauschenden Heizungen: 585.500
Die Daten sind aus den Jahren 2015/2018 bzw. 2019. Die Werte werden jetzt etwas anders sein.
Fazit: Auch wenn es 2025 beim nächsten Tankvorgang kein bezahlbares Öl mehr geben wird. Ich rechne mit synthetischem Heizöl. Solange also meine Heizung tadellos funktioniert, werde ich sie nicht austauschen. Da lege ich lieber einen Batzen Geld als Bußgeld zur Seite.
22.03.2022, Politik: Ich habe einen neuen Freund in der EU. Es ist ein Rumäne. Lehrstunde.
Wenn man an Rumänien denkt, denkt man an bittere Armut. Aussichtlose Situation. Keine Fortschritte trotz EU-Zugehörigkeit seit 2004. Aber jetzt tut sich am Ende des Tunnels ein Licht auf. Dieser Mann schlägt in die gleiche Kerbe wie ich, denkt wie ich. Er ist emotional, man glaubt, was er sagt. Mit ihm würde ich einen grünen Tee trinken.
Wir sprechen von dem rumänischen EU-Abgeordneteten Cristian Terheș, der vor dem EU-Parlament die Dinge mächtig auf den Punkt bringt. Obwohl es hier um Verträge zwischen der Pharmazeutischen Industrie und der EU bezüglich bezüglich Corona geht, veröffentliche ich diesen Beitrag nicht auf der Corona-Seite. Warum nicht? Hier wird ein Grundproblem angesprochen, nämlich der Verlust von Vertrauen in handelnde politische Personen in der EU. Und das ist ganz, ganz schlecht für Europa. Cristian Terheș zitiert am Ende seiner Rede einen früheren US-Präsidenten. Dieses Zitat ist so fundamental wichtig, dass ich es hier komplett wiedergebe:
Freedom is never more than one generation away from extinction. We didn’t pass it to our children in the bloodstream. It must be fought for, protected, and handed on for them to do the same. Ronald Reagan
Ich übersetze es in eigenen Worten: Die Freiheit ist immer nur eine Generation entfernt davon, auszusterben. Wir geben die Freiheit nicht mit unserem Blut an unsere Kinder weiter. Für sie (die Freiheit) muss gekämft werden, sie muss gesichert werden und sie muss an die Kinder weitergegeben werden, damit sie das Gleiche tun.
Für die Seite https://www.brainyquote.com/ muss ich hier direkt Werbung machen. Es ist eine Zitatesammlung berühmter Menschen, von Nelson Mandela bis Albert Einstein.
17.03.2022, Wasser. Bis zum letzten Tropfen.
Der gleichnamige Film von gestern mit der anschließenden Doku haben mich schwer zum Nachdenken gebracht. Dass Deutschland immer trockener wird und wir in ein mittelschweres Wasserversorgungsproblem geraten werden, war mir schon klar. Die Dokumentation hat die Situation aber drastisch und schonungslos gezeigt. Neumarkt-Sank Veit ist hier keine Insel der Glückseligen. Schauen wir uns hierzu den Vorbericht zum Haushalt 2022 an, wobei ich nicht genau weiß, warum es ein „Vorbericht“ ist. Gibt es bald einen finalen Bericht? Im Vorbericht geht der Bürgermeister an zwei Stellen auf die Wasserthematik ein. An einer Stelle heißt es, dass die Erschließung weiterer Anwesen im Außenbereich erfolgen wird, da die örtlich vorhandenen Brunnen nicht mehr leistungsfähig seien. An anderer Stelle lesen wir, dass die Brunnen im Außenbereich immer weniger Wasser bringen, und dass dieses Problem in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Die Erklärung dafür fehlt, liegt aber auf der Hand: Zu wenig Regen, zu viel Wasserverbrauch und in der Folge ein absackender Grundwasserspiegel. Das wiederum führt zu trockenen Wäldern, damit Borkenkäferbefall und Abholzung. Allein diese Kettenreaktion mit dem Ergebnis eines umweltpolitischen Desasters müsste Anlass zu großer Sorge sein. Aber wer denkt im Moment schon an Umweltschutz, wenn das Sonnenblumenöl in den Regalen fehlt? Wer denkt an Wassersparen, wenn der Krieg immer näher rückt? Diese verschiedenen Krisen-Stränge, die im Moment mit ungewissem Ausgang auf uns einwirken, sind ein unguter, gefährlicher Mix. Überall Kettenreaktionen. Entsprechend habe ich ein ungutes Gefühl, was die Zukunft angeht.
16.03.2022, Politik: Energiepreise
Die kleine Tabelle zeigt unsere eigene 1y-Verbrauchsabrechnung. Während energieintensive Firmen unter den Energiepreisen ächzen, finde ich, dass 3,34 Euro pro Tag für eine stabile Stromversorgung nicht zu viel sind. Auch die jetzt fällige moderate Vorauszahlungserhöhung von 104 auf 113 Euro pro Monat ist nichts, was unseren Haushalt aus dem Gleichgewicht bringt. Wir bleiben weiterhin unter vier Euro Kosten pro Tag. Angeblich kostet schon eine Schachtel Zigaretten um die sieben Euro. Ein Samstagsfrüh-Semmel-Einkauf bei unserem Bäcker ist schon teurer als die Energieversorgung für einen ganzen Tag. Womit ich nicht sagen möchte, dass Backwaren zu teuer sind. Ich finde eher die Stromkosten noch zu niedrig. Zu gunsten der Firmen, die mit den Engergiekosten zu kämpfen haben, würde ich Privathaushalte stärker belasten, um Firmen zu entlasten.
Eigentlich wäre in diesen unruhigen Zeiten Energiesparen angesagt. Aber das haben wir nicht geschafft. Unser Stromverbrauch stieg von 3.461 auf 3.592 kWh. Ich sehe jedoch fast keine Einsparmöglichkeiten.
Die CSU spricht über galoppierende Energiepreise, aber in Sachen Strompreis kann ich das so jetzt nicht bestätigen. „Energiepreisbreme – Jetzt“ ist ein schöner Aufmacher. Doch wie immer vermisse ich die Gegenfinanzierung. Es reicht nicht, einfach nur in den Raum zu werfen, dass eine warme Wohnung, Strom und ein voller Tank kein Luxus sind und bezahlbar bleiben müssen. Es müssen auch Lösungen zur Finanzierung her. Einfach die Mehrwertsteuer senken, gleichzeitig aber unseren ausufernden Sozialstaat am Leben halten – wie soll das bitte funktionieren? Die Forderung nach „sozialer Gerechtigkeit“ ist eine typische SPD-Forderung. Dass die CSU diesen Begriff jetzt auf ihrer Seite http://www.energiepreisbreme-jetzt.de platt übernimmt ohne zu erklären, wie es gehen soll, ist irritierend. Es brauche eine schnelle, unbürokratische und spürbare Entlastung der Verbraucher und Verbraucherinnen. Unbürokratisch? Das hätte es ja in Deutschland noch nie gegeben. Spürbare Entlastung? Nein, braucht es nicht, zumindest nicht für alle. Wir müssen uns von Begrifflichkeiten wie „Entlastung“ verabschieden und uns stattdessen auf stärkere „Belastungen“ einstellen. Alles andere ist reine Augenwischerei.
Wenn es überhaupt etwas zu „entlasten“ gibt, dann ist es unser Staat, der sich von unnötigen Sozialleistungen an uns Bürger entlasten sollte.
Was wir im Moment nicht gebrauchen können, ist Wahlkampfgetöse.
13.03.2022, Politik: ovb-Presseschau, Leserbriefe
Ein Leserbrief hatte es mir gestern besonders angetan. Ein Sport-Skeptiker aus Mühldorf hält Rennrodeln und Biathlon für Steuerverschwendung, Olympia-Medaillen für Langläufer für ‚Blechtaler an der Schnur‘ und das Betreiben von vier Kunsteisrodelbahnen für Steuerverschwendung.
Wie immer gilt: Formale Betrachtung geht vor inhaltlicher Betrachtung. Wer also ist der knurrige, alte Mann aus Mühldorf? Wir sprechen von jemandem, der schon 56 Jahre in der SPD ist, also immer auf der politischen Verliererseite. In der gleichen Partei wie die Loser Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine. Ein hartes Schicksal, was die Verbitterung erklären könnte.
Jedenfalls schafft es Wolfgang S. aus Mühldorf mit seinem diffusen Unsinn bis auf die Leserbriefseite, wo er das große Thema von Steuer- und Energieverschwendung aufmacht und dann ausgerechnet bei der Lieblingssportart aller Deutschen, dem Biathlon, hängenbleibt. Dabei hätten Steuer- und Energieverschwendung in Deutschland mehr Betrachtungsraum verdient. Aber hier ist der Horizont des Schreibers zu beengt.
Ein Neumarkter beschäftigt sich mit der nachlassenden Impfwirkung bei Corona. Wissen wir doch alles. Zielführender wäre es, zwischen einer nachlassenden Impfwirkung bezüglich der ‚Ansteckungsgefahr trotz Impfung‘ und der ‚Ansteckung trotz Impfung und anschließendem schweren Verlauf‘ zu unterscheiden. Und hier bin ich weiterhin der Meinung, dass die Impfung vor schweren Verläufen schützt. Natürlich wiederum nicht alle. Das Trinken von Alkohol (Zellgift), das Rauchen von Zigaretten (200 Giftstoffe pro Lungenzug), Übergewicht, und eine No-Sport-Strategie sind schon ohne Corona lebensverkürzende Faktoren. Wer also durch falsche Lebensweise für den eigenen frühen Tod sorgt, für den ist Corona nur eine weitere Randerscheinung in der länger werdenden Krankenakte.
Bezüglich der Ukraine gibt es einen leichten Hang zur Relativierung, so nach dem Motto: Die Amerikaner sind auch nicht besser. Europa hat ebenfalls Fehler gemacht, Deutschland macht sowieso nur Fehler. Auch das Treiben der Ukrainer wird kritisch beleuchtet. Die Nato hat ihre Versprechen nicht einghalten. Russland hat berechtigte Sicherheitsinteressen, einseitige Berichterstattung gegen Russland, usw., usf.
Scheinbar wirkt die russische Lügenpropaganda bis in unseren Landkreis hinein. Und immer noch denken die Menschen, der Krieg sei weit von uns entfernt. Ich sehe zwischen dem Krieg und uns nur Polen und zwischen uns einem atomaren Weltkrieg nur Putins roten Knopf. Und so ein „Button“ ist immer in Putins Reichweite.
Zwar sprechen so einige Medien schon von einer drohenden Versorgungskrise, unsere Zeitung tut aber zum Beispiel das Weizenproblem mit dem lapidaren Satz ab, dass wir Selbstversorger seien. Es mag technisch richtig sein, dass wir in Deutschland so viel Weizen produzieren, wie wir selbst benötigen. Doch ist die Sache dann doch ein wenig vielschichtiger. Denn tatsächlich importierten wir in den Jahren 2009 bis 2021 jährlich zwischen 3 und 5 Millionen Tonnen Weizen. Und schon ist die Sache alles andere als einfach. Vielleicht wird es auch in Zukunft genug Weizen geben, aber zu welchem Preis? Wir brauchen uns gar nicht erst der Hoffnung hingeben, dass die deutschen Weizen-Erzeuger und die dahinterstehenden Vertriebsgesellschaften als heilige Samariter auftreten, den Export (sieben Millionen Tonnen Weizen im Jahre 2021) einstellen, um unser hungrigen Mäuler mit günstigem einheimischen Weizen zu stopfen. Stattdessen werden Sie ihre Preise dem internationalen Niveau anpassen. Wenn ich mich auch mit Preisen nicht auskenne und gestern an der Lidl-Kasse über die Milchpreise überrascht war – ich kenne durch wöchenliche Besuche zumindest die Preise unserer zwei Neumarkter Bäcker.
Wir dürfen uns auf gehörige Inflationsraten einstellen. So viele Steuersenkungen kann sich der Staat gar nicht leisten, wie es bräuchte, die Preissteigerungen auf allen Gebieten für uns einigermaßen erträglich zu gestalten. Es wird keine Preisstabilität mehr geben. Das wird sich insbesondere beim Ausschreibungsgeschäft bemerkbar machen. Preisbindungen von drei bis fünf Jahren gehören der Vergangenheit an. Kein seriöser Anbieter lässt sich für mehr als einen Monat auf Preise festnageln. Wenn sich Auftraggeber und Auftragnehmer auf längere Preisbindungen einlassen, lügen sich die Beteiligten selbst in die Tasche.
Kümmern wir uns um etwas Schönes. Eine eigene…
…Terrasse und die göttliche Stille sind unbezahlbar. Gimpel…
..und…
Co. geben sich ein Stelldichein. Und beim Beobachten von Vögeln sah ich auch ein Greifvogel-Pärchen über unserem Wald schweben. Das sieht man in unserer krähen-gefährdeten Gegend besonders gern. Man möchte den zweien zurufen: Bleibt bei uns, wir kümmern uns um euch, nur: Haltet uns die Krähen vom Leibe.
12.03.2022, Politik: Erhöhung des Kinderzuschlages für Arme und Armutsgefährdete
Auf Grund der weltweit angespannten Lage sollte man meinen, dass die Bundesregierung damit beginnt, unser Geld zusammenzuhalten. Weit gefehlt. Die Bundesregierung schafft immer wieder das Unmögliche und verteilt aus einer leeren Gießkanne Geld.
Heute macht die Nachricht die Runde, dass die Ampelregierung den Kinderzuschlag für arme und armutsgefährdete Kinder um 20 Euro pro Monat erhöht. Bei angegebenen 2,7 Millionen betroffenen Kindern ergibt das monatliche Mehrausgaben für uns Steuerzahler in Höhe von 54 Millionen. Auf das Jahr gerechnet sprechen wir von 648 Millionen Euro, bei zehn Jahren bereits von schlappen 6,4 Milliarden Euro. Leider erklärt mir niemand, wann ein Kind als arm bzw. armutsgefährdet gilt. Dabei bringt diese Verteillogik nach dem Gießkannenprinzip überhaupt nichts. Echte Investitionen in Kinder- und Jugendheime bzw. Frauenhäuser oder in unsere Schulen wären viel zielführender. Und trotz Recherche konnte ich nicht herausarbeiten, was die Definition von armen und armutsgefährdeten Kindern ist. Angesichts des unfassbaren Elends von Kindern in vielen Teilen Asiens und Afrikas scheint es zumindest keine weltweit geltende Formel dafür zu geben, an die sich deutsche Regierungen bei ihren finanziellen Entscheidungen halten.
Ich kann aber anhand eines weiteren Beispiels erklären, wie sinnlos der Staat seinen Bürgern das Geld hinterherschießt. Ich kenne zufällig einen jungen Mann, der eine abgeschlossene Berufsausbildung hat und jetzt ein duales Studium durchläuft. Er hat einen festen Arbeitgeber und ein nicht zu üppiges, aber tragfähiges Monatsgehalt, was logisch ist, wenn man im Wechsel von Praxis- und Studienphasen seinem Arbeitgeber nur sechs Monate im Jahr zur Verfügung steht – und dies nicht als voll einsetzbare Arbeitskraft sondern eher als Newbie. Dieser junge Mann steht trotz Studiums finanziell fast auf eigenen Füßen, hätte aber bei Bedarf noch Eltern, die ihn jederzeit unterstützen würden. Dennoch überweist das Finanzamt 219 Euro Kindergeld, pro Monat. Dann kenne ich zufällig noch eine Bilanzbuchhalterin, die das gar nicht glauben konnte. Alle Angaben wurden der Kindergeldstelle korrekt übermittelt. Das Geld fließt.
04.03.2022, Rekordpreise für Benzin und Diesel
Dass der Dieselpreis an einer deutschen Tankstelle die Zwei-Euro-Marke erreicht, das hat die Welt noch nicht gesehen. Noch verrückter ist, dass Diesel, obwohl subventioniert, teurer als Benzin ist. Woran liegt das? Antwort: An uns Verbrauchern. Heizöl und Diesel werden in den Raffinerien im gleichen Prozess hergestellt. Weil wegen des Ukraine-Krieges und auch der relativ kalten Temperaturen die Nachfrage nach Heizöl in die Höhe geschnellt ist, spielt sich hier eine parallele Entwicklung ab. Beide Preise schießen in die Höhe. Als ich Anfang Februar bei unserem Neumarkter Lieblings-Öl-Lieferanten unseres Vertrauens Heizöl bestellte, war Evi noch leicht skeptisch. Für mich ist es jedoch eine mathematische Gewissheit, dass der Preis für eine lange Zeit nicht mehr sinken wird. Preissteigerungen auf breiter Front sind eine Realität, an die wir uns gewöhnen müssen. Der Dax hat im Vergleich zu gestern um 4,41% nachgelassen. En Barrel Öl kostete heute 114 Euro, 3,6% mehr als gestern. Hier die atemberaubende Kurve beim Heizöl, pro 100Liter:
Wer im April Gas haben möchte, musste heute 20% mehr bezahlen als gestern. Zwischendurch gab es heute ein Allzeithoch von 212 Euro pro Megawattstunde Gas. Es heißt immer, dass die wirtschaftlichen Folgen des russischen Krieges in der Ukraine nicht vorhersehbar seien. Meines Erachtens sind die Auswirkungen sehr wohl vorhersehbar: Weitere gravierende Preissteigerungen in allen Lebensbereichen. Schwächung der Wirtschaft, natürlich auch durch die unvermeidbaren Sanktionen gegen Russland, die uns selbst treffen. Steigende Arbeitslosigkeit. Neumarkt-Sankt Veit darf ganz unbedarft weiter über einen Boccia-Platz diskutieren und sich darauf freuen. Die Probleme werden bald ganz andere sein.
Zurück zum Heizöl: Also hieß es, in den sauren Apfel zu beißen und die Bestellung Ende Januar aufgeben. Am 9. Februar stand das ÖMV-Auto vor der Tür, wie alle vier Jahre wieder. Es passten 3.820 Liter in den Tank, bei einem Fassungsvermögen von 4.500 Liter. Ein ¾-Jahr hätten wir noch warten können. Aber in Sachen Rohstoffe wird weltweit nichts besser. Mir muss man von wirtschaftlicher Erholung und gestörten Lieferketten nichts erzählen. Mittlerweile habe ich mir von meiner besseren Hälfte für diese Aktion ein Lob abholen dürfen. Und wir müssen froh und dankbar sein, dass wir hier in unserem kleinen Reihenmittelhaus von links und rechts warm eingepackt sind. Es soll Häuser geben, die etwas älter und schlechter gedämmt sind, die jedes Jahr das Tankauto vorfahren lassen müssen. Das ist bitter. Hier die Preisentwicklung seit 1999 anhand unserer eigenen Rechnungen:
Warum ging in der letzten Periode der Verbrauch in die Höhe? Nun, Corona brachte es mit sich, dass eine lange Zeit zwei Menschen im Homeoffice waren. Außerdem haben wir unseren Kachelofen nicht so oft genutzt. Die Heizung haben wir in den letzten Jahren aus Wohlfühlgründen ein wenig höher eingestellt. Das alles hat den Tankrhythmus von vier auf drei Jahre verkürzt.
Es wäre heutzutage nicht mehr vorstellbar, dass ein Reihenmittelhaus einfach neu und fertig dasteht und es monatelang keinen Käufer dafür gibt. 1998 passierte genau dieses. Ich glaube, wir haben damals nicht einmal eine Woche Bedenkzeit gebraucht, um das richtige zu tun: Kaufen. Eine der besten Entscheidungen unseres Lebens. Ich unterhielt mich nicht lange nach dem Kauf mit einem Neumarkter Ureinwohner, der mir sagte, dass kein Alteingesessener freiwillig in ein Reihenmittelhaus ziehen würde. Der Ur-Bayer brauche ein freistehendes Haus, alles andere zähle nicht. Und ich füge hinzu, dass er dafür auch die doppelten Heizkosten bezahlt.
Wir jedenfalls waren/sind hier super zufrieden. Der Hauskauf läutete keine Phase der finanziellen Entbehrungen ein, sondern war der Startschuss für unseren relativen Wohlstand. Schade für die junge Generation, die es ungleich schwerer bei dem Versuch hat als wir, zu den eigenen vier Wänden zu kommen.
20.02.2022, Rentenfalle Minijob
Die Ampelregierung setzt mit der Erhöhung der Verdienstgrenze von 450 Euro auf 520 Euro das falsche Signal. Richtig wäre es, diese Verdienstmöglichkeit komplett abzuschaffen. Denn Minijobber sorgen wissentlich für die eigene Altersarmut. Arbeitgeber zahlen pauschal 15%, was bei 520 Euro grade mal 78 Euro ausmacht. Der Eigenbeitrag von 3,6% beträgt 18,76 Euro. Insgesamt sind das 96,76 Euro, wobei sich 80% der Minijobber zu allem Unglück von der eigenen Versicherungspflicht befreien lassen. Es bleibt für viele somit bei 78 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Ich bezahle ein Vielfaches davon und halte meine berechnete Rente für nicht besonders ausschweifend. Die Frage, ob ich mit Abschlägen eher als mit 67 in Rente gehen kann – was mein erklärtes Ziel ist – ist lange noch nicht entschieden.
Das Prekäre für unseren ausufernden Sozialstaat ist, dass die Armutsrentner – von Medien und großen Teilen der Gesellschaft unterstützt – wie selbstverständlich vom Staat eine Aufstockung erwarten. Das Argument, man müsse doch als Rentner in einem so reichen Land wie Deutschland im Alter ein „menschenwürdiges“ Leben führen dürfen, ist natürlich ein Argument, das auf die Tränendrüse drückt. Wer aber 45 Jahre lang volle Kanne in die Rentenversicherung eingezahlt hat, sollte auch volle Kanne mehr Rente bekommen als jene, die in jungen Jahren absichtlich mit Minijobs Sozialversicherungsabgaben vermieden haben. Alles andere wäre zutiefst ungerecht. Aber es ist mittlerweile ein Wesensmerkmal unseres Landes, dass gebetsmühlenartig soziale Gerechtigkeit gefordert wird. Alle Maßnahmen und Gesetze, die für mehr soziale Gerechtigkeit ergriffen bzw. verabschiedet werden, stellen aber in Wahrheit eine immer größer werdende soziale Ungerechtigkeit dar. Im günstigsten Fall sind die Segnungen des Sozialstaates ein Fall für die Gelddruckmaschinen und damit für die nach uns kommende Generation. In diesem Fall steht zu befürchten, dass unsere Enkel auf unserem Sterbebett mit Fingern auf uns zeigen und wir uns von ihnen fragen lassen müssen, warum wir unseren Wohlstand auf deren Kosten ausgelebt haben. Für diesen Fall möchte ich ein paar Argumente parat haben, die für mich sprechen. Ein Argument wäre dann, dass ich das soziale System als Ganzes, aber auch jeden Teilbereich im Einzelnen, für grundsätzlich verfehlt halte, aber leider nicht die Mittel hatte, daran etwas zu ändern.
16.02.2022, Alptraumschiff Global Dream droht Verschrottung
Bundeswirtschaftsminister Habeck fühlte sich merklich unwohl, als er vorgestern die Warnow-Werft in Wismar besuchte. Wohlweislich hatte er seinen Hals mit einem dicken Schal verdeckt für den Fall, dass er beim Anblick der ‚Global Dream‘, einem zu 75% fertigen Kreuzfahrtschiff, einen Ausschlag am Hals bekommt. Für einen grünen Minister muss der Anblick eines solchen Ungetüms, das für 9.500 Passagiere konzipiert ist, der reinste Horror sein. Was für eine Verschwendung von Rohstoffen. Was für eine Dekadenz. Was für eine grottenschlechte Klimabilanz während des Baus und des Betriebes. Solch ein Schiff torpediert jede grüne Idee von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Und was sage ich dazu? Ich hätte Habeck recht gegeben – wenn er denn ausgesprochen hätte, was er sich beim Anblick des Schiffes zwangsläufig gedacht haben muss.
Die MV-Werften gehören der Firma Genting in Hong Kong. Ihr Tochterunternehmen heißt Dream Cruises und ist der Auftraggeber für das monströse Schiff. Jetzt, wo die Mutter- und auch die Tochtergesellschaft Insolvenz angemeldet haben, sorgt dieses Konstrukt natürlich für einige Schwierigkeiten. Man braucht jetzt baldigst einen neuen Käufer für das 1.5 Milliarden Euro teure Schiff. Und leider bleiben im Moment Zulieferer auf Rechnungen in Höhe von 40 bis 50 Millionen Euro sitzen.
Noch 2018 kreuzte der malaysische Milliardär Lim Kok Thay in Stralsund auf und ließ sich für seine Aussage, er werde jedes Jahr ein Megaschiff und ein kleineres Luxuskreuzfahrtschiff bauen, feiern und hofieren. Der jetzt hinterlassene Scherbenhaufen kann größer nicht sein. Denn neben dem unfertigen Megaschiff Global I gibt es auch noch die Global II, dass seit zwei Jahren in Warnemünde als Rohbau eingemottet ist. Kaum beachtet wird, dass der Bau der Schiffe laut Wikipedia schon im März 2020 ausgesetzt wurde, wegen Corona, versteht sich.
Schon für die Crystal Endeavour – das einzige Schiff, was unter asiatischer Führung tatsächlich je vom Stapel lief – musste Deutschland der Firma Genting einen Notkredit in Höhe von 193 Millionen Euro gewähren. Der Kredit kam von der KfW-Bank, die mit dem Slogan „Förderung heute für Lösungen von morgen – in Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft“ aufwartet. Die KfW fördert somit ein Unternehmen mit Sitz auf den Bermudas, das Luxus-Kreuzfahrtschiffe mit 9.500 Passagieren und 2.500 Besatzungsmitgliedern für den asiatischen Markt baut, um den reichen Chinesen das Geld beim Glücksspiel aus der Tasche zu ziehen. Wofür soll das die Lösung von morgen sein?
Die Bermudas sind übrigens ein schönes Fleckchen Erde. Im Jahr 2002 war ich dort, mit der Firma. Das teuerste Exemplar in meinem Eulenregal stammt von dort. Die 4cm große Eule kostete mehr als 50 US-Dollar. Ich war wegen dieser Investition damals schwer am überlegen. Heute bin froh, dass ich sie habe, auch wenn ich sie in jedem anderen Souvenir-Shop weltweit für fünf Euro bekommen hätte. Bermuda ist das teuerste Pflaster, das man sich vorstellen kann.
Zurück zum Thema. Als die MV-Werften 2016 in eine Sinn- und Finanzkrise schlitterten, hätte man sie lieber verstaatlichen sollen, als nach Malaysia zu verkaufen. Das wäre günstiger gewesen als das, was als Finanzdebakel jetzt zu erwarten ist. Allein Mecklenburg-Vorpommern ist Bürge für einen Kredit in Höhe von 300 Millionen Euro. Zweistellige Millionenbeträge werden fällig, um die Transfergesellschaft für etwa 2000 Beschäftigte zu finanzieren. Die ganze Sache wird für Deutschland ein Minusgeschäft sonders gleichen. Und Genting lässt seine Werft nicht nur im Regen stehen, sondern hat Mecklenburg-Vorpommern auch noch wegen der Nichteinhaltung von Verträgen verklagt. Die Posse geht auf allen Ebenen weiter.
Noch im Mai 2021 hatte MP Schwesig – natürlich mitten im Wahlkampf – die Botschaft ausgesandt, dass auch in Zukunft Kreuzfahrtschiffe gebraucht werden. Da stimme ich ihr voll zu. Denn bisher waren schätzungsweise keine zehn Prozent der Deutschen je auf einem Kreuzfahrtschiff. Die Kreuzfahrtindustrie möchte diesen Prozentsatz in die Höhe schrauben. Denn schließlich soll sich jeder Deutsche persönlich von den abschmelzenden Polkappen verabschieden dürfen.
Zum Glück hat die deutsche Bundesregierung mit der grünen Claudia Müller eine ganz offizielle „Maritime Koordinatorin“. Sie könnte es zweifellos richten und die Karre aus dem Dreck ziehen, muss aber vorher noch ein kleines internes Problem lösen. Ein Mitarbeiter in ihrem Bundestagsbüro arbeitet nebenerwerblich als Lobbyist für Portugal mit dem Ziel, Reeder davon zu überzeugen, ihre Schiffe in der Sonderwirtschaftszone Madeira anzumelden. Das passt so gar nicht zum Koalitionsvertrag der Ampelregierung, in dem das Ziel festgelegt ist, mehr Schiffe unter deutscher Flagge fahren zu lassen. Der Mitarbeiter wird laut ‚Handelsblatt‘ vermutlich seinen Job bei der European Mar GmbH aufgeben. Aber wessen Geistes Kind ist ein Mitarbeiter in einem Bundestagsbüro einer Bundestagsabgeordneten der Grünen, der in einer solchen Position gegen die Interessen der Bundesrepublik Deutschland arbeitet? Jedenfalls muss sich Frau Müller beeilen und loslegen, sonst droht Verschrottung. Oder man lässt das Schiff als größte Industrieruine und als Mahnmal für Unfähigkeit einfach stehen. Museum draus machen, fünf Euro Eintritt verlangen. Das ist die einzige Chance, mit diesem Projekt Geld zu verdienen. Oder man könnte es zu Ende bauen, vom Stapel laufen lassen, im Hamburger Hafen an exponierter Stelle festmachen und die 4000 Kabinen als Einzimmer-Appartments an Studenten vermieten. 500 Euro Miete sind nicht zu viel verlangt, macht Monatseinnahmen in Höhe zwei Milionen Euro. Im Jahr 24 Millionen. In fünzig Jahren hätte man 1,2 Milliarden Euro eingenommen. Hm, reicht nicht. Ok, dann die Hälfte der Kabinen als Appartments verkaufen und zusätzlich noch – wie geplant – ein paar Spielcasinos betreiben. Geschäfte könnte man auch noch vermieten. Quasi eine schwimmende Kleinstadt. Und einmal im Jahr, als Riesenattraktion, legt der Dampfer ab, schippert Richtung Nordsee und kehrt wieder um. Hammervorstellung.
Fazit: Egal mit welchem politischen Thema ich mich eingehender beschäftige – es tut sich immer ein knietiefer Sumpf auf.
14.02.2022, Preisschock bei Lebensmittelpreisen im Jahr 2022 erwartet
Vor drei Tagen habe ich diese Meldung erstmals gesehen und verfolge seitdem die Medien bezüglich ihrer Berichterstattung. Ich muss konstatieren, dass ich irritiert bin. Denn fast alle Online- wie Printmedien übernehmen den afp-Artikel mit seinem originalen Text. Und weil die Artikel der Presseagenturen ziemlich nüchtern und kurz formuliert sind, verliert sich ein Artikel, dem ich wesentlich mehr Raum geben würde, in unserem ovb auf Seite 29 ganz links unten. Niemand unterfüttert ihn mit Kommentaren bzw. analysiert ihn.
In meiner Firma versuche ich den Grundsatz umzusetzen, dass eine Information in unserem Unternehmen nur einmal vorhanden sein sollte. Strukturiert und leicht wieder auffindbar. Im Internet kommt genau dieser Artikel Dutzende Male im gleichen Wortlaut vor. Ich springe – ohne jeglichen Erkenntnisgewinn – von einer Seite zur anderen und verschwende meine Lebenszeit. Kein Medium tut sich hervor und macht es besser als das andere.
Bei der inhaltlichen Analyse fällt auf, dass drei Protagonisten ihre Einschätzung abgeben.
Das Ifo-Institut spricht davon, dass 2/3 aller Nahrungsmittelhersteller weitere Preisanhebungen planen, wodurch die Inflationsrate in Deutschland für das Jahr 2022 auf 4% hochgestuft werde. Im Umkehrschluss muss das Ifo-Institut vorher einen geringeren Wert angenommen haben. Das wundert mich, denn dass die Energie- und Treibstoffpreise in die Höhe gehen – und dies gefühlt um mehr als vier Prozent – muss doch auch dem Ifo-Institut aufgefallen sein. Bei einer Betrachtung nur der Lebensmittel wären es sogar 7%. Ebenso weltfremd. Auch die Begründung, ursächlich für die Steigerung seien stark steigendende Kosten der Erzeuger, klingt unlogisch. Wenn schon die Erzeugerkosten stark steigen, man dazu aber noch die Transport- und Verteilkosten hinzurechnet, dann halte ich 7 Prozent für viel zu wenig, es sei denn, in der ganzen Kette würden irgendwo die Margen abgeschmolzen werden, um die Preisanstiege einzudämmen, oder der Gesetzgeber verringert die Mehrwertsteuer. Letzteres könnte ich mir in unserem Sozialstaat allerdings gut vorstellen. Wenn dann allein die Preissprünge für Düngemittel und Treibstoffe beim Ackerbau zu einer Steigerung der Produktionskosten von 20 bis 30% zur Folge haben (hier kommt der zweite ich-weiß-was-Protagonist, nämlich der Deutsche Bauernverband ins Spiel), dann überlege ich grade weiter, wie sich die 7% halten lassen können. Aus meiner Sicht kann das nur deshalb funktionieren, weil wir Lebensmittel in beträchtlichem Ausmaß importieren und offenbar davon ausgehen, dass die Preissprünge importierter Lebensmittel weit unter 7% bleiben. Können wir davon ausgehen? Ich glaube das nicht. Das sieht wohl auch die Beratergesellschaft E&Y (Ernst & Young) so, die einen Preisschock für uns Deutsche prognostiziert. Kann man eine Steigerung der Lebensmittelpreise, die sich im Jahresmittel bei 7% einpendelt, als Preisschock bezeichnen? Aus meiner Sicht nicht wirklich. Ein Preisschock beginnt vielleicht höchstens bei 25%, eher noch darüber. Aber E&Y wächst in seiner Analyse über sich hinaus, wenn es einen Bezug von steigenden Erzeuger- zu steigenden Verbraucherpreisen herstellt. Was für eine überraschende Schlussfolgerung.
Machen wir das Drohszenario aber an zwei Beispielen fest.
Beispiel Raps: Der Preis ist um 68% gestiegen, weil Raps eben nicht nur als Nahrungsmittel taugt, sondern auch für die Energiegewinnung. Nun, wir lieben Deutschen: Welches Schweindl hätten wir denn gern? Ah ja, wir möchten beides. Niedrige Energiepreise und niedrige Lebensmittelpreise. Deutschland versucht sich somit grade an der Quadratur des Kreises.
Beispiel Getreide: In Russlands Zeiten des eisernen Vorhanges gab es, abstellend auf die dortige Mangelwirtschaft, den folgenden Best-Seller-Witz:
Anfrage an Radio Erewan: Stimmt es, dass in Russlands Kornkammer das Getreide wie Telegrafen-Masten wächst? Antwort: Im Prinzip ja. Nicht ganz so hoch, nicht ganz so breit. Aber die Abstände stimmen.
Tatsächlich schaut es in der Ukraine wesentlich besser aus. Etwa 75 Millionen Tonnen Getreide und Hülsenfrüchte werden auf einer Fläche von rund 15 Millionen Hektar geerntet. Deutschland verbraucht etwa 7 Millionen Tonnen Getreide. Das sind etwa 84kg pro Kopf. Nehmen wir an, dass der Prokopfverbrauch in Europa überall ungefähr gleich ist, dann (und jetzt kommt mein Mathe-Einser zum Tragen) produziert die Ukraine Getreide für etwa 900 Millionen Menschen. Zum Vergleich: In Europa leben etwa 342 Millionen Menschen.
Wieviel bleibt von den 75 Mio Tonnen Getreide übrig, wenn es in der Ukraine zum Krieg kommt? Was dann kommt, wäre ein echter Preisschock und nicht etwa die avisierten sieben Prozent. Dann müsste sich auch Deutschland schön langsam überlegen, ob es nicht mehr Sinn hat, Getreide zu essen, anstatt über die Hälfte davon an Nutztiere zu verfüttern. Das wird aber nicht passieren, solange die Kosten der Nahrungsbeschaffung nur 15% der Einkommen ausmachen. Erst bei 30 bis 35% ist ein Umdenken erwartbar.
11.02.2022, Politik: Energiepreise explodieren
Zwischen 1993 und 2011 fuhr ich die verschiedensten Firmenwagen. Aber das Zubehör war immer gleich: Es gab mindestens eine in ganz Europa funktionierende Tankkarte dazu. Das war sehr bequem, trotz Eigenanteil und der Versteuerung des geldwerten Vorteils für das Auto letztlich kostenschonend und führte dazu, dass ich mir den Blick auf die Preise an der Tankstelle komplett abgewöhnt hatte. Weil man mit alten Traditionen nicht einfach so bricht, behielt ich diese Angewohnheit auch dann noch eisern bei, als es beim Tanken an den eigenen Geldbeutel ging. Ich hielt es immer für proletenhaft, wegen zwei Cent Preisunterschied bestimmte Tankstellen anzufahren. Noch seltsamer fand und finde ich die Preistafeln bezüglich der dritten Stelle hinter dem Komma. Ich habe nie verstanden, warum es diese dritte Stelle gibt. Ich verstehe das heute immer noch nicht.
Jedenfalls wurde ich letztens etwas unsanft aus meinen spritpreise-interessieren-mich-nicht-Tagträumen gerissen, als der Zweitgeborene verkündete, er hätte den Tankvorgang bei neunzig Euro abgebrochen. Moment. Wie? Was? 90 Euro = 180 DM? Und der Tank ist nicht voll? Ich habe ihn gleich noch einmal hingeschickt, um auch noch die letzte Luft aus dem Tank zu lassen. Wenn schon, denn schon.
Aber jetzt mal ernsthaft. Das Energieproblem verfolgte mich weiter, und zwar beim Thema Heizöl. Bei solch relativ hohen Einmalbeträgen wie beim Heizöltanken spürt man die Problematik natürlich deutlich. Was aber tun, wenn dich aus den drei Tanks heraus nur noch 700 Liter anschauen und die Welt angesichts des Ukraine-Konfliktes immer unruhiger wird? Also hieß es auch hier: Augen zu, Luft aus den Tanks herauslassen, 3.820 Liter tanken und dafür 3.400 Euro hinlegen (Literpreis 74,30 Cent plus 19% MwSt.). Zum Glück wiederholt sich dieser Vorgang nicht alle zwei Jahre, weil wir hier in unserem RMH ziemlich warm eingepackt sind. Aber ich habe mir von wirklich krassen Beispielen berichten lassen, wo Hauseigentümer mal eben 2.000 bis 2.500 Liter Heizöl pro Jahr benötigen. Das ist dann aber richtig bitter. Umsteigen von Heizöl auf Gas ist aber wohl auch keine Option. Ich erinnere an Russland. Von diesem Land, dass in seinem Machtanspruch China in nichts nachsteht, ist Deutschland in Sachen Gas abhängig. Zu abhängig. Beispiel zur Preissteigerung gefällig: Der laufende Vertrag mit 4,75 Cent pro kwh läuft aus, der Anschlussvertrag beim gleichen Anbieter hätte 15,4 Cent gekostet. Ein Anbieter fand sich dann zu einem Preis von 12,4 Cent. Gas klingt somit nicht grade nach einem Schnäppchen.
Kommen wir zum elektrischen Strom. Auch hier muss ich zugeben, unsere gegenwärtigen Kosten nicht zu kennen. Aber ich beginne, mich damit zu beschäftigen. Mit etwa 3.400 kwh an Stromverbrauch pro Jahr sind wir vermutlich Mittelmaß. Ich sehe hier so etwa 36,7 ct pro kwh. Bei den Bayernwerken kann man sich die Jahresstatistiken gut anschauen. Wir haben es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft, den Verbrauch zu senken. Ich sehe nur eine Lösung: Weniger zu Hause sein. Evi, bitte den nächsten Urlaub planen. Ach, schon erledigt? Bestens.
08.02.2022, Politik: Olympische Spiele in China
Die olympischen Spiele sind in vollem Gange, und auch als ausgemachter China-Skeptiker kann ich mich dem Ganzen nicht vollständig entziehen. Dabei gäbe es gute Argumente, dem Event geistig fernzubleiben und den Fernseher demonstrativ ausgeschaltet zu lassen. Aber Christian Neureuther hatte völlig Recht, als er auf die Frage von Frank Plasberg in der Talkshow ‚Hart aber Fair‘, ob man angesichts der Menschenrechtsverletzungen in China die olympischen Spiele als Zuschauer boykottieren sollte, antwortete, dass man sich die Olympischen Spiele unbedingt anschauen sollte, weil doch hier unsere deutschen Sportler um Medaillen kämpfen.
Die Spiele nach Peking zu geben, war ein Riesenfehler des IOC. Was aber tun, wenn es mit Kasachstan und China nur zwei potentielle Ausrichter gab, während zum Beispiel München und Garmisch-Partenkirchen per Bürgerbefragung dankend abgelehnt hatten und auch Stockholm und die Region Graubünden in der Schweiz nicht die nötige Unterstützung aus der Bevölkerung bekamen? Wäre ich Garmischer, hätte ich auch abgelehnt. Wer will schon diesen Wahnsinn im eigenen Ort haben. Aber nach dem krassen Beispiel Peking wird sich der IOC in Sachen Vergabe etwas überlegen müssen: Mein Vorschlag: Winterspiele müssen dahin, wo die notwendigen Sportanlagen schon vorhanden sind und wo es vernünftig Schnee gibt. Während Peking an Wasserknappheit leidet und in den Hochhäusern der Wasserdruck nur bis zum dritten Stock reicht, wurde in den Austragungsorten Kunstschnee ohne Ende produziert. Das ist eine umweltpolitische Sünde ohnegleichen. Die olympischen Spiele müssen viel nachhaltiger werden. Da hat der ehemalige Vierschanzentourneesieger und ARD-Co-Kommentator Sven Hannawald, dessen Analysen manchmal reichlich Einschlafpotential haben, schon recht, wenn er die USA, Kanada und die Alpenländer nennt. Was spricht denn dagegen, wenn Italien, Frankreich, die Schweiz, Österreich und Deutschland die Spiele gemeinsam organisieren? Keine Schanze, keine Halle und keine Rodelbahn müsste neu gebaut werden. Und wenn die Holländer das Mekka der Eisschnelläufer sind, dann sollte man diese Disziplin halt dorthin auslagern. Wo ist in dieser digitalisierten Welt das Problem? Das Prinzip der Vierschanzentournee ist ebenfalls olympiatauglich. Würde ich sofort übernehmen.
In Länder, die das Freiheitsprinzip für ihre Menschen nicht verstanden haben, dürfen die Spiele nie wieder gehen. Menschenverachtender als China geht nicht. Auch die olympische Idee wird mit Füßen getreten, wenn Journalisten nicht einmal die harmlosesten Interviews mit Chinesen führen dürfen. Jede Kontaktaufnahme wird rigoros unterbunden.
Wenn man sich eine Siegerehrung anschaut, denkt man, dass man in eine Militärparade geraten ist. Im Stechschritt bringen Soldaten in ihren Hochglanzuniformen die Sieger-Fahnen zu den Fahnenmasten. Da möchte man am liebsten zur Fernbedienung greifen und ausschalten.
Wenn jeder Sportler und jeder Journalist bei der Einreise zwangsweise eine Überwachungs-App auf sein Mobiltelefon installiert bekommt, damit er lückenlos überwacht werden kann, dann wäre es jetzt interessant zu wissen, was das Heer der deutschen Datenschützer zu sagen hat, wenn alle Deutschen aus China mit dieser App wieder nach Deutschland einreisen. Plädieren sie direkt für Verschrottung der Mobiltelefone oder kann man wenigstens darauf hoffen, mit einem Werks-Reset die Schnüffel-Software wieder loszuwerden?
Die Entwicklung, dass nur noch Diktaturen die Spiele stemmen wollen und können, muss gestoppt werden. Mit den Sommerspielen 2024 in Paris und den Winterspielen 2026 in Mailand/Cortina läuft die Sache in den nächsten Jahren zum Glück erst einmal in die richtige Richtung. Ich freue mich auf die nächsten Olympischen Spiele. Vielleicht hat der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach bis dahin abgedankt. Das würde die Sache weiter verschönern. Das minikleine olympische Feuer, die zur Eröffnungsfeier entzündet wurde, zeigt, wie klein die olympische Idee geworden ist.
29.01.2022, Politik: AfD und Grüne im Gleichklang zu neuen Chefs
Jörg Meuthen ist als AfD-Sprecher zurückgetreten. Er hatte den Posten seit 2015 inne und wird die Partei verlassen. Alle seine Versuche, die Partei irgendwie und halbwegs in der wählbaren Mitte der Gesellschaft zu halten, schlugen fehl. Höcke und Co. haben die Partei auf einen extrem rechten Weg geführt. Meuthen gibt zu Protokoll, die AfD sei dabei, eine ostdeutsche Regionalpartei zu werden. Das sehe ich ähnlich. Mit jedem gemäßigten Politiker, der die AfD verlässt, wird die Akzeptanz, insbesondere in Westdeutschland, sinken.
Im Bundestag wird es jetzt noch ein wenig „bunter“. Alice Weidel mit ihrer Lebenspartnerin kann sich mit Ricarda Lang so richtig fetzen. Hauptthema wird sein: Frauenpolitik. Sollten Weidel und Lang gar nicht miteinander klarkommen, können Sie beim schwulen Queer-Beauftragten Sven Lehmann um Hilfe rufen.
Lang ist 28 Jahre alt, hat keinen Beruf, kein abgeschlossenes Studium, zog zur letzten Wahl neu in den Bundestag ein und wechselte so mal eben vom Hörsaal in den Plenarsaal. Dort hätte ich sie jetzt als typische Hinterbänkler bezeichnet. Aber weit gefehlt. Wer bei der letzten Wahl Grün und somit Annalena Baerbock und Robert Habeck gewählt hat, bekommt jetzt als Grünenchefin eine offen Bisexuelle. Eine Partei mit 28 Jahren führen? Da habe ich bei diesem Sortiment an Politikern so meine Bedenken. Dass sich die alten Haudegen Claudia Roth, Jürgen Trittin und Anton Hofreiter von ihr etwas sagen lassen werden, darf bezweifelt werden.
Lang ist verwickelt in die Affäre um den Corona-Bonus Ende letzten Jahres, als sich der Bundesvorstand der Grünen pro Person 1.500 Euro aus der Parteikasse als Corona-Bonus genehmigte. Müssen sich Bundestagsgeordnete, die ein monatliches Gehalt von 9.541,74 Euro plus einer Aufwandsentschädigung von 4.318,00 Euro für einen Zweitwohnsitz und ihr Wahlkreisbüro bekommen, wirklich diesen Extraschluck aus der Parteipulle genehmigen? Fehlendes Fingerspitzengefühl darf hier allemal als Kritik ins Feld geführt werden. Lang steht auch wegen einer zweiten Geschichte unter Beschuss. Sie ist corona-positiv und die Corona-Skeptiker mutmaßen, dass sie bereits bei ihrem Auftritt im Bundestag in dieser Woche positiv war.
21.01.2022, Politik: Krankenhausfusion, im Blickpunkt: Mühldorfer Geburtshilfe-Station
Tögings Bürgermeister und Verwaltungsratsmitglied des Innklinikums Dr. Tobias Windhorst hatte vor drei Tagen in der PNP (Passauer Neue Presse) kundgetan, dass die Geburtshilfe in Mühldorf weder medizinisch sinnvoll noch wirtschaftlich tragfähig sei. Weil Windhorst auch Mitglied des Klinik-Verwaltungsrates ist, hat die Aussage Gewicht. Die Replik unseres Landrates Maximilian Heimerl kam prompt und fiel aus meiner Sicht ein wenig zu drastisch aus. Wenn wir die leichte Rhetorik außen vorlassen und die Fakten in den Mittelpunkt stellen, dann kommen wir zu einigen Tatsachen, die uns Maximilian Heimerl mitteilt.
Wenn es ‚unter anderem‘ der Corona-Pandemie geschuldet sei, dass die Wiederöffnung schwierig ist, dann heißt das im Umkehrschluss eben auch, dass man das Personal nicht zusammenbekommt und vor allem, dass die Geburtshilfe eine defizitäre Abteilung ist, wie der Landrat selbst schreibt. Es nutzt auch nichts und zu sagen, dass die Geburtshilfe „kaum“ zum Defizit der Kliniken beitrage. Dieses „kaum“ kann von uns nicht wirklich bewertet sein. Alles ist relativ: Ein Defizit von beispielsweise 50.000 Euro würde ein kleines Unternehmen eher als „massiv“ betrachten. Spricht man aber von 12,9 Millionen Euro Defizit – und das ist der aktuelle Wert aus 2020 – kann man das Wort „kaum“ sicherlich benutzen. Es scheint die Quadratur des Kreises zu sein, bei einem 12Mio-Defizit darauf zu pochen, eine weitere defizitäre Abteilung eröffnen zu wollen. Nur mit dem Hinweis auf Verträge lässt sich das Problem nicht wegdiskutieren. Auch der Verweis auf das vereinbarte medizinische Konzept ist kein echtes Argument. Medizinische Konzepte kann man ändern, was das Klinikum beim Corona-Ausbruch selbst bewiesen hat. Strategische Schwerpunkte sollte man intern diskutieren? Also wenn die Geburtshilfe ein strategischer Schwerpunkt ist, dann hätte sie nie geschlossen werden dürfen. Auch als krankheitsbedingt drei von sechs Hebammen ausfielen, hätte man im Sinne der Strategie eine Lösung finden müssen. Man kann auch nicht monieren, dass der eine Landkreis dem anderen Landkreis Ratschläge gibt. Windhorst ist sowohl Politiker als auch Verwalter. Töging und Mühldorf grenzen unmittelbar aneinander. Er hat jedes Recht, seine Meinung zu äußern. Dies gleich als ein „Gegeneinander“ zu bezeichnen, wird dem nicht gerecht.
Es mangelt dem Statement auch an Fakten. Nur durch Oder de Mufti wird die Abteilung nicht wieder zum Leben erweckt. Wie viele Hebammen, Ärzte und Pflegekräfte braucht man, wieviele davon hat man „beisammen“?
Wir müssen aber ganz kurz bei den Defiziten bleiben. Im Jahr 2018 wiesen die beiden Kliniken Altötting/Burghausen ein Defizit von 7,44 Millionen Euro aus. Im Jahre 2020 trugen beide Kliniken – inzwischen Teil des Innklinikums – 8,1 Millionen Euro zum Defizit bei. Was hat die Fusion somit finanziell gebracht? Nichts. Das Defizit ist gestiegen. Nur weil man die zwei defizitären Krankenhäuser im Landkreis Mühldorf und die zwei defizitären Krankenhäuser des Landkreises Altötting zusammenschmeißt, entsteht noch lange kein gewinnbringendes Gebilde. Man darf auch nicht jede Entwicklung mit Corona entschuldigen.
Für einen stabilen 24×7-Betrieb benötigt man mindestens sieben Hebammen, eher acht. Wo wären sie denn grade übrig? Ich sage voraus: Die Mühldorfer Geburtsstation hat ganz schlechte Karten.
15.01.2022, Presseschau: Strom wird teurer, eine Mühldorfer Firma verschwindet
Wie aufgebracht die Zeitungen doch über den sich verteuernden Strom berichten. Auf Seite 25 der gestrigen ovb-Ausgabe wird uns erklärt, dass Strom eine Preisspirale in Gang setze. Nun ja, Strom setzt eher elektrische Geräte in Gang. Korrektes Deutsch wäre gewesen: Die Verteuerung von Strom setzt eine Preisspirale in Gang. Wir wissen aber, was gemeint ist.
Dabei ist die Logik völlig klar. Atomkraftwerke wurden gebaut, um Deutschland stabil mit günstigem Strom zu versorgen. Angesichts der Katastrophe in Fukushima entschied der Bundestag im Juni 2011, die Atomkraftwerke abzuschalten. Unser Land hatte somit zehn Jahre Zeit, sich auf unausweichliche Preiserhöhungen einzustellen. Eine zu kurze Zeit für den schweren und trägen Tanker Deutschland, um sich in einen sicheren Energie-Hafen zu manövrieren.
Tanker ist ein gutes Beispiel. Der Bremsweg eines schweren 400m langen Schiffes mit voller Fahrt voraus kann bis zu 8km betragen. Und wer energiepolitisch im Nebel stochert, der sieht aus 8km Entfernung das nahende Ufer nicht. Wer also zu spät bremst, verliert. Deutschland hat überhaupt nicht gebremst. Man hat die Menschen nicht nur nicht auf höhere Preise eingestellt. Man hat Ende der 90er Jahre sogar sehenden Auges durch die Liberalisierung des Strommarktes die jetzige Situation praktisch absichtlich herbeigeführt.
Schauen wir uns drei Zahlen an: Anfang 2022 gab es etwa 1.150 Stromanbieter. Im Jahr 2021 gab es 872 Stromnetzbetreiber und im Jahre 2016 etwa 2.400 Energieversorgungsunternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Macht mal eben rund 4.400 Firmen, alle von dem Wunsch beseelt, Geld zu verdienen.
Der Plan war, dass mehr Wettbewerb auch zu günstigeren Preisen führt, was die Möglichkeiten des Geldverdienens eigentlich eher einschränkt. Egal. Geldverdienen hat temporär auch irgendwie funktioniert, wenngleich das Ganze doch eher an ein Schneeballsystem erinnert. Die Geiz-ist-Geil-Strategie sorgte dafür, dass die Deutschen auf der Jagd nach Einsparmöglichkeiten und Neukundenboni wie Schneebälle zwischen den Anbietern wechselten. Anbieter übrigens, von denen die meisten reine Vertriebsgesellschaften waren und sind, faktisch nichts besaßen bzw. besitzen, keinen Mehrwert für unser Land lieferten und liefern und auf der Jagd nach dem schnöden Mammon einfach nur auf den Zug aufsprangen, denn bei 45 Millionen Stromkunden muss doch irgendwie ein Geld zu verdienen sein. Das klappte auch so halbwegs. Bis vor kurzem. Denn Schneeballsysteme haben es nun mal an sich, irgendwann zusammenzubrechen.
Und jetzt freut es mich als Stammkunde, der seinen Stromanbieter niemals gewechselt hat, eben nicht in vollem Maße von den Strompreiserhöhungen betroffen zu sein, denn es gilt: Leben und leben lassen. Wenn man aber davon liest, dass Kunden, deren Stromanbieter Insolvenz angemeldet haben, bei ihrem Grundversorger als Neukunden jetzt ordentlich zur Kasse gebeten werden, macht sich in meinem Gesicht ein leichtes Grinsen breit. Pfennigfuchser haben es verdient, auch mal das kürzere Ende zu ziehen.
Den Kürzeren hat scheinbar auch die Mühldorfer Firma „Regionale Energie GmbH & Co. KG“ (kurz: Reg-EN) gezogen. Eine kurze, schmallippige Notiz in der gestrigen ovb-Ausgabe ließ mich aufhorchen: Der Neumarkter Finanz- und Verwaltungsausschuss befasst sich in seiner nächsten Sitzung mit der Auflösung der Firma.
Als Kommanditist hält Neumarkt einen eher symbolischen Anteil von 1.000 Euro. Der Geschäftsführer ist/war ein Neumarkter. Die Firma startete 2010, hatte sich dem Bau von PV-Anlagen verschrieben und hierfür 2,3 Millionen Euro an Krediten aufgenommen (laut innsalzach24.de vom 16.11.2010). Damals wurden acht bzw. neun Anlagen konzipiert und gebaut. Im Jahre 2019 waren es laut Photovoltaik-Anlagen-Monitoring immer noch neun Anlagen. Expansionspolitik bzw. wirtschaftliches Wachstum würde ich das nicht nennen, obwohl der damalige Landrat Georg Huber im ovb vom 17.07.2010 verlauten ließ, auch auf Liegenschaften, die sich nicht im Eigentum des Landkreises befinden, Fotovoltaik-Anlagen errichten und betreiben zu wollen bzw. den Betrieb für die von Kommunen errichteten PV-Anlagen auf deren Wunsch hin zu übernehmen. Diesbezüglich waren die Wünsche der Kommunen offensichtlich nicht besonders ausgeprägt. Keine einzige Kommune ist dieser Idee seit 2010 gefolgt.
Im Juni 2020 ging als offensichtlich letzte Investition die PV-Anlage in der Mülldeponie Schachenwald in Betrieb. Trifft sich gut. In der Mülldeponie gärt es, weshalb der Landkreis Mühldorf in seinem Amtsblatt vom 13.01.21 ankündigte, eine Deponiegasfackel zu errichten. Das Fackelfeuer erzeugt Licht. Wenn man die Fackel günstig deponiert, kann vielleicht die Leistung der PV-Anlage erhöht werden. Win-Win-Situation, sozusagen.
Aber was veranlasst jetzt die Protagonisten, die Reg-En aufzulösen? Die letzte Bilanz, die das Landratsamt 2019 veröffentlichte, zeigt Bankverbindlichkeiten in Höhe von 1.122.122,11 Euro. Wir werden verfolgen, welcher Schlussakkord hier angestimmt wird.
Ein interessantes Detail ist, dass der Landkreis Mühldorf als 100%iger Eigentümer der ‚Landkreis Mühldorf Energie-Verwaltungs-GmbH‘, die wiederum Eigentümer der ‚Reg-EN‘ ist, die Dachflächen seiner Liegenschaften für 7.634,12€ Netto pro Jahr an eben diese Reg-En verpachtet hat. Um es abzukürzen: Man hat die Dachflächen an sich selbst verpachtet. Warum? Weil genau um diesen Betrag die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gesteigert werden, womit das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wiederum genau um diesen Betrag sinkt und infolgedessen für die Reg-En weniger Steuern anfallen. Taktisch einwandfrei.
Zurück zum Strom. Während also auf Seite 25 vor der Preisspirale bei elektrischem Strom gewarnt wird, setzt der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing von der FDP – ungeachtet dieser Warnung – voll auf den Elektroantrieb. Nur um Irritationen vorzubeugen: Der elektrische Strom, der aus unserer heimischen Steckdose kommt, ist üblicherweise der gleiche, der aus den Ladesäulen gezogen wird (außer, dass Autobatterien natürlich mit Gleichstrom geladen werden, während aus unseren Steckdosen Wechselstrom kommt). Es gibt hier nicht etwa verschiedene autarke Systeme, so nach dem Motto: Der Strom für die E-Autos bleibt günstig, und der Strom für die heimische Steckdose und die Industrie wird teurer.
Anstatt uns aber jetzt zu erklären, welche Preisentwicklung wir als zukünfige E-Auto-Fahrer zu erwarten haben, spricht er – wiederum die Preisspirale bei Strom auf Seite 25 in unserem ovb ignorierend – lediglich davon, dass fossile Energie teurer wird, um sich dann sofort mit dem Thema Tempo-30 in unseren Innenstädten zu befassen. Herr Wissing, zum Mitschreiben: Wir brauchen weder Ihre Warnungen, noch die sich wiederholenden Zeitungsartikel über Teuerungsraten, um zu wissen, dass bei zu Ende gehenden Rohstoffen, Chipmangel, gestörten Lieferketten, ausufernden Sozialleistungen, Fachkräftemangel, überboardender Bürokratie, Nullzinspolitik, einem instabilen Rentensystem, einem defizitären Gesundheitssystem, einem steigenden Mindestlohn und einer nicht in den Griff zu bekommenden Corona-Pandemie alles, ich wiederhole, alles teurer werden wird. Der Trend ist unumkehrbar.
11.01.2022, Gedanken zum Tag
Wie angekündigt lag am letzten Samstag der Neumarkter Anzeiger das letzte Mal in Printform in unserem Briefkasten. Seit gestern heißt es: Elektronisch lesen. Die gesparten fünfzehn Euro pro Monat haben wir direkt in ein SZ-Plus-Abo investiert, wo der Erstgeborene zusammen mit drei Kollegen einen ausführlichen wissenschaftlichen Artikel zum Corona-Virus veröffentlicht hat. SZ-Plus ist ein Muss.
Hat dieser Minibeitrag zum Umweltschutz (eine gesparte Zeitung) irgendeinen Sinn? Die SZ verwies letztens auf eine Studie, nach der sich der Fleischkonsum bis 2050 verdoppeln wird. Dabei verdoppelt sich bis dahin aber nicht etwa die Weltbevölkerung. Im Moment haben wir 7,78 Milliarden Menschen, im Jahr 2050 sollen es 9,74 Milliarden sein. Wie passt das zusammen? Es kann ja nur so sein, dass sich afrikanische und asiatische Entwicklungsländer anschicken, uns beim Fleischkonsum zu überholen. Für unseren Erdball sind das Horrornachrichten. Unsere individuellen Versuche, irgendwie zum Klimaschutz beizutragen, wirken geradezu lächerlich.
Was macht unsere Ampelregierung? Sie leistet beim Thema Atomenergie ihren Offenbarungseid. Grüne Aktivisten müssten Sturm laufen gegen den Plan der EU, Atomenergie als nachhaltig einzustufen. Der Vorbehalt, dass die Entsorgung geklärt sein muss, ist lachhaft. Atommüll lässt sich nicht aufarbeiten, der Rest strahlt mindestens 200.000 Jahre. Der Drang, das Zeug Erdreich zu versenken und der Vergessenheit anheim zu geben, ist übermächtig. Weltweit gibt es 300.000 Tonnen Atommüll. Und die schmeißt man nicht einfach in einen Castor und verschließt diesen. Man muss den atomaren Müll mit Glas verschmelzen und in Edelstahl gießen. Das ganze Castor-Monstrum ist dann noch 400 Grad heiß und muss jahrelang an der Erdoberfläche erkalten, bevor man dann an eine Endlagerung denken kann. In den Augen der EU ist das nachhaltig.
Was macht unsere Regierung? Sie will gegen den Plan stimmen, verweist aber gleichzeitig auf die Mehrheitsverhältnisse. So ein Pech aber auch. Der größte EU-Nettozahler erweist sich beim Umweltschutz als zahnloser Tiger. Klasse.
08.01.2022, Mühldorfer Entbindungsstation weiterhin geschlossen
Ich hatte am 08.03.2020 (hier an gleicher Stelle, siehe weiter unten) ein wenig über die damaligen sechs Landratskandidaten gelästert, die in ihrem Wahlkampf vehement der Meinung gewesen waren, dass die Entbindungsstation elementar wichtig ist und erhalten werden muss. Weil aber die Realität so manchem Politiker den Spiegel vorhält, wurde die Entbindungsstation justament Anfang März 2020 geschlossen, wobei die Kommunalwahl damals noch bevorstand. Ich hatte schon damals gewitzelt, dass man aufpassen müsse, dass aus der krankheitsbedingten Schließung kein Dauerzustand wird. Als hätte ich es gewusst, ist genau dieser Zustand eingetreten, was mittlerweile auch dem ovb aufgefallen ist, weshalb es heute einen entsprechenden Artikel auf der Mühldorfer Lokalseite gab. Von fünf der damals sechs besorgten Kommunalpolitiker habe ich zu diesem Thema nie wieder etwas gehört. Landrat Maximilian Heimerl hatte dagegen immer wieder angekündigt, dass die Station wieder öffnet. Hat aber bisher nicht funktioniert, wobei Heimerl auch die Erwartungen heute gewaltig dämpft, wenn er davon spricht, dass eine Öffnung auch von der „Gestaltung der Rahmenbedingungen nach der Corona-Pandemie“ abhängt, womit die Öffnung aus meiner Sicht in weite Ferne rückt und zur Frage aller Fragen führt: Wann endet die Corona-Pandemie?
05.01.2022, Politik: Fachkräftemangel, Teil I
Der DIHK-Präsident Peter Adrian warnte vorgestern im ovb vor einem sich verschärfenden Fachkräftemangel, während Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger diese Aussage sofort mit der Forderung nach qualifizierter Zuwanderung verknüpfte. Wie könnte man das umsetzen? Aus seiner Sicht sollen Interessierte in ihrem Heimatland einfach zur deutschen Botschaft gehen können und (platt ausgedrückt) sagen dürfen: Hier bin ich, ich bin qualifiziert, ich will nach Deutschland, was muss ich tun? Die korrekte Antwort wäre: Ohren spitzen. Denn da wiehert der deutsche Amtsschimmel in den zentralen Amtsstuben unseres Landes so laut, dass er bis in alle Botschaften dieser Welt zu hören ist.
Denn mit dieser Logik wird grade einmal ein Schritt von fünfzig notwendigen Schritten beschrieben. Der erste Schritt wäre für mich die Beantwortung einiger Fragen.
In welchen Ländern auf dieser Welt gibt es einen Überhang von Fachkräften? Denn schließlich wollen wir doch (hoffentlich) nicht anderen Ländern Fachkräfte entziehen, die sie selbst dringend brauchen. Das wäre unsozial.
Sollten ausländische Fachkräfte Deutsch sprechen müssen? Ich würde sagen ja. Wir sprechen hier ja nicht von der Besetzung von Chefetagen, wo man eben mal locker ins Englische wechseln kann. Facharbeiter müssen in Teams arbeiten, mit Fachbegriffen umgehen und sich mit Kunden besprechen können, usw. Deutsch als Voraussetzung scheint mir angebracht zu sein. Was wäre somit die Empfehlung? Deutsch im Heimatland lernen oder bei uns?
Werden deren Ausbildungsberufe anerkannt? Ist ein deutscher Ausbildungsberuf mit dem gleichen Ausbildungsberuf in Vietnam vergleichbar? Denn man kann den vietnamesischen Elektriker nicht mal eben zum Probearbeiten nach Deutschland einfliegen lassen, um dann festzustellen, dass es mit den Fachkenntnissen doch nicht so weit her ist. Und wie beurteilen wir die Fachkenntnisse von Amerikanern, denen unser deutsches Ausbildungssystem komplett fremd ist? Ok, die Frage war rein rhetorisch. Als Fan der Vereinigten Staaten und im Wissen um deren Interpretation von Freiheit glaube ich, dass die Anzahl der Fachkräfte, die gern in Deutschland arbeiten würde, gegen Null geht.
Sprechen wir denn überhaupt über weltweite Zuwanderung oder denken wir an EU-internen Zuzug? Bei letzterem erinnere ich an die EU-Osterweiterung. Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Lettland und Litauen traten der EU 2004 bei und erwarben die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit am 01.05.2011. Bulgarien, Rumänien, Kroatien folgten am 01.07.2015. Man sollte annehmen, dass die osteuropäischen Arbeitskollegen seit 2015 pandemieartig den deutschen Arbeitsmarkt geflutet haben, um unseren Fachkräftemangel abzumildern. Nichts dergleichen scheint passiert zu sein.
Der ovb hätte somit den Verbandspräsidenten die Frage stellen können, was unsere deutschen Arbeitsplätze offensichtlich unattraktiv macht? Geringfügige Beschäftigungen vielleicht? Befristete Arbeitsverträge? Die von der Industrie so geschätzten Zeitarbeitsfirmen, um sich der eigenen Verantwortung zu entziehen?
Wie gehen wir bei arbeitsbedingter Zuwanderung mit dem sich verstärkenden Druck auf unseren Wohnungsmarkt um? Ok, den Einwand ziehe ich zurück. Ab sofort baut die Ampelregierung jährlich 400.000 neue Wohnungen. Das Problem fehlender Wohnungen und zu hoher Mieten sollte sich somit bald erledigen.
Befristen wir die Aufenthaltsberechtigung? Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Ingo Kramer denkt hier sofort an den Zuzug samt Familie, um allen eine „gute Zukunft“ zu ermöglichen. Also keine Befristung. Die Familie kommt mit. Das erscheint mir logisch. Aber: Die dafür notwendige Infrastruktur haben bzw. schaffen wir? Kita-Plätze, Schulen, Horte für Nachmittagsbetreuung usw.?
Der gestrige ovb-Beitrag geht mit keiner Silbe darauf ein, wie sich seit 2015 der Zuzug von Asylbewerbern auf die Ausbildungssituation ausgewirkt hat. Offensichtlich gar nicht. Dabei stellt die BA (Bundesagentur für Arbeit) in Ihrem Bericht „Auswirkungen der Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt“ schon in der Einleitung auf Seite 5 fest, dass die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes zunehmend von der Migration beeinflusst werde. Warum wird dieser Umstand im ovb-Bericht von keinem der zu Wort kommenden Verbandspräsidenten gewürdigt? Antwort: Weil die BA die Problematik gleich selbst erklärt und von „fehlenden Sprachkenntnissen und formalen Qualifikationen“ spricht. Dazu passen auch die Arbeitslosen- bzw. HartzIV-Zahlen aus dem Oktober 2020 (Quelle: Seite 17 des BA-Berichtes):
Die unteren zwei Werte für die Gruppe der Menschen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern sind natürlich eine bittere Pille und Wasser auf die Mühlen der Migrationsgegner. Insofern muss ich die Bundesanstalt für Arbeit in ihrer Einschätzung etwas korrigieren. Nicht die Entwicklung des Arbeitsmarktes wird von der Migration bestimmt, sondern eher die Entwicklung des Arbeitslosenmarktes.
04.01.2022, Politik: „Eigenverantwortung“ ist Floskel des Jahres
Das von den Journalisten und Sprachkritikern Udo Stiel und Sebastian Pertsch im Jahre 2014 gegründete Netzprojekt Floskelwolke hat am 01. Januar dem Begriff „Eigenverantwortung“ den Preis „Floskel des Jahres“ verliehen.
Wie kann einem gesellschaftlich so wichtigen Begriff eine derartige Geringschätzung zu teil werden? Weil ich das nicht verstehe, habe ich im Internet recherchiert, um mir diese Frage beantworten zu lassen. Tatsächlich berichten alle großen Plattformen und Medien über den Sachverhalt. Einen Kommentar dazu findet man aber erst bei der Leipziger Volkszeitung, hier aber leider hinter einer Bezahlschranke. Fazit: Alle drucken den gleichen dpa-Artikel ab, aber (fast) niemand hinterfragt bzw. kritisiert die Entscheidung. Niemand bricht eine Lanze für eine Begrifflichkeit, die aus meiner Sicht der Nährboden unserer Gesellschaft ist.
Eine Erklärung könnte sein, dass es eben doch nicht ganz so wichtig ist, was uns zwei Journalisten zur Begründung zu sagen haben, nämlich, dass ein legitimer Begriff von hoher gesellschaftlicher Bedeutung ausgehöhlt werde und als Schlagwort von politisch Verantwortlichen ende, die der Pandemie inkonsequent entgegenwirkten, „fehlgedeutet als Synonym für soziale Verantwortung und gekapert von Impfgegnerinnen und Impfgegnern als Rechtfertigung für Egoismus“.
Ich glaube nicht, dass unsere Freunde aus Dorfchemnitz diese doch sehr hochgestochene Begründung unterschreiben würden, während ich nicht verstehe, wer diesen Begriff zu welchem Zwecke „ausgehöhlert“ haben soll, noch wieso er als Schlagwort endet. Nur, weil aus journalistischer Sicht die falschen politisch Verantwortlichen den Begriff benutzen, wird aus ‚Eigenverantwortung‘ nicht zwangsläufig eine Floskel. Und wenn man schon den Begriff ‚Eigenverantwortung‘ mit den ‚egoistischen Impfgegnern‘ verknüpft, dann ist es auch keine Floskel mehr, sondern eher ein Kampfbegriff. Denn die Spannungen zwischen den Corona-Demonstranten/Spaziergängern auf der einen Seite und Staat/Polizei auf der anderen Seite nehmen in bedenklichem Maße zu. Der ganzen Anti-Corona-Bewegung fehlt nur noch eine martialische, charismatische Führungsfigur. Dann hätten wir den Salat und ähnliche Verhältnisse wie 1968, als unser Land von der Studentenbewegung aufgemischt wurde.
Anwendung und Diskreditierung des Begriffs „Eigenverantwortung“ als Rechtfertigung für Egoismus? Starker Tobak. Passt aber zur derzeitigen Entwicklung: Der Ruf nach einem starken Staat, der sich um alles kümmert und alles bezahlt, was umgekehrt den Drang zur Eigenverantwortung tatsächlich limitiert. Eine bedenkliche Entwicklung.
02.01.2022, Politik: Beim Datenschutz hui, beim Umweltschutz pfui
Der Datenschutz ist der Deutschen liebstes Kind. Ich spreche hierbei nicht vom einfachen Volk, sondern von den deutschen Datenschützern, von denen es so viele gibt, dass man glauben könnte, es gibt sie so häufig wie Sand am Meer. Unsereins dagegen gibt so viele Daten im Internet preis, dass es kaum noch gesund ist. Wir überschütten die Internetfirmen freiwillig derart mit Informationen über uns, dass man fast die Hoffnung haben könnte, dass Facebook & Co irgendwann nicht mehr wissen, wohin damit. Noch aber ist ihr Bestreben, uns personalisierte Werbung zukommen zu lassen, ungebremst. Und schon sind wir beim Thema des Tages. Während wir also bei unserer Google-Nutzung stets und ständig Cookies erlauben, und so die Werbemaschinerie am Laufen halten, lassen wir es zu, dass jährlich etwa eine Million Tonnen Papier in Form von Werbung in unseren Briefkästen landet. Weil wir ja alle die alte Regierung nicht mehr haben wollten und stattdessen die grüne Fortschrittsregierung gewählt haben, wissen wir natürlich, dass für die Produktion dieser Papiermenge etwa 42 Milliarden Liter Wasser benötigt werden. Nur um dieser Zahl einen realen Bezug zu geben: 42 Milliarden Liter Wasser entsprechen einem Volumen von 42 km3. Der Chiemsee hat beispielsweise grade einmal ein Volumen von 2,05 km3. Man müsste ihn 21 Mal leerpumpen, nur damit mit dem Wasser in Deutschland unsere Werbebroschüren gedruckt bekommt. Ich stelle mir das grade weltweit vor und rechne die Zahlen geistig hoch auf alle Zeitungsprodukte dieser Welt. Und Pappkartons… Ich erinnere an unser Schachtelgrab im eigenen Keller. Schändlich. Ein Wahnsinn.
Als Ablenkungsmannöver möchte ich daher zwei weitere Kennzahlen bei unserer deutschen Werbebroschüren-Druckerei zum Besten geben: Für die Produktion werden laut change.org 4,3 Milliarden kWh Energie und 1,6 Millionen Tonnen Holz von über 1,1 Millionen Bäumen verbraucht. Tolle Bilanz für etwas, was Deutschland überhaupt nicht braucht. Ich korrigiere: Was Deutschland in dieser Form nicht braucht. Denn gegen Werbung z.B. per E-Mail spricht nichts. Natürlich stehen auch hinter dieser Technologie Serverfarmen, die Strom brauchen. Und auch die Server wurden irgendwann einmal produziert und verbrauchten Ressourcen. Aber mit Virtualisierungstechnologien, wie z.B. VMware und Cloud-Technologien ist der IT-Sektor auf keinem schlechten Wege, die Serverflut einigermaßen zu begrenzen. Gegen den massiven Stromverbrauch spricht ja ohnehin nichts. Schließlich möchte man den gesamten deutschen Fuhrpark auf elektrisch umstellen. Was bedeuten da schon ein paar Cloud-Farmen, die vielleicht ja auch noch in den USA stehen, also weit weg von unseren Umweltideen.
Zurück zur unerwünschten Briefkastenwerbung. Die Amsterdamer haben das Problem mittels des Opt-In-Verfahrens (abgeschaut aus der IT-Welt) bereits gelöst. Davon ausgehend, dass viele Menschen zu faul sind, einen „Werbung – nein, danke“-Aufkleber auf den eigenen Briefkasten zu pappen, dreht das Opt-In-Verfahren die Sache um. Nur, wer einen „Werbung – ja, bitte“-Aufkleber proaktiv auf den Briefkasten klebt, darf Werbung bekommen.
Diese Logik hätte bei uns sofort die erwünschte Wirkung: Völliger Zusamenbruch dieser Art von Werbung. Man müsste sich dann aber noch um das Thema Tageszeitung kümmern. Denn die „Werbung – nein, danke“-Aufkleber werden elegant umgangen, in dem die Tageszeitung immer dicker wird, weil die Werbebroschüren einfach dort eingelegt werden. Deshalb denken wir ernsthaft darüber nach, die Zeitung als Papier abzuschaffen und nur noch elektronisch zu lesen. Genügend „Anzeigegeräte“ sind, wie man sich leicht vorstellen kann, in unserem Haushalt vorhanden. Ein Anruf beim ovb ist somit ein Aktionspunkt für nächste Woche.
Wir dürfen jedoch auch nicht naiv sein. Im Jahre 2020 arbeiteten fast 450.000 Menschen in der Werbebranche bzw. im Marketing. Wenn wir Werbung in Frage stellen – und wer A sagt, muss auch B sagen, also müssten wir die gesamte Werbeindustrie auf den Prüfstand stellen – der rüttelt an Existenzen und an den Geschäftsmodellen solcher Giganten wie Facebook. Und: Wie hoch wären die GEZ-Gebühren, wenn den Sendern die Werbung verboten würde? Also klebe ich auf meinen Fernseher mal lieber keinen „Werbung – nein, Danke“-Aufkleber…
01.01.2022, Politik: Gedanken zum (ersten) Tag
Wir verlebten den letzten Tag des Jahres in…
…Landshut. Die Laserstrahlen waren über der ganzen…
…Innenstadt zu sehen. Leider waren – sicherlich corona-bedingt – geschätzte zwei…
…von drei Gaststätten geschlossen. Dennoch waren einige Leute unterwegs. Mal weniger…
…mal mehr.
Insider wissen natürlich, dass es sich bei dieser Lokalität…
…um die Polizeidienststelle in den Eberhoferkrimis handelt. Um Mitternacht waren wir wieder in Neumarkt, wo eigentlich wie überall das Böllerverkaufsverbot hätte wirken sollen. Aber ein paar Unentwegte hatten wohl doch noch etwas Munition gelagert bzw. einen Abstecher nach Österreich gemacht.
Aber vielleicht waren auch einige…
Blindgänger dabei. Ich muss aber gegen dieses Bild, das der Nürnberger AfDler und Bundestagsabgeordnete Martin Sichert auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat, in der fünf Spitzenpolitiker unseres Landes als Blindgänger bezeichnet werden, und das jetzt in den sozialen Medien die Runde macht, in aller Form protestieren, denn: Christian Lindner ist kein Blindgänger.
Aber jetzt im Ernst: Als Bundestagsabgeordneter sollte man diese Art der Öffentlichkeitsarbeit überdenken. Denn man sieht sich immer zweimal im Leben. Man begegnet sich im Bundestag, sitzt in Ausschüssen nebeneinander, trifft sich im Flieger und auf diversen Veranstaltungen. Da kommt es nicht gut, wenn man den politischen Gegner herabwürdigt. Ich denke auch an solche Begrifflichkeiten wie Vorbildwirkung, Außendarstellung bzw. political correctness.
31.12.2021, Politik: Gedanken zum (letzten) Tag
Strukturiert, wie ich bin, notiere ich meine Arbeitszeiten und muss jetzt resümieren, dass ich noch niemals in meinem Leben so viel gearbeitet habe, wie in diesem Jahr. Weil nicht davon auszugehen ist, dass sich die Situation im nächsten Jahr bessert, muss ich weiter an der Effektivitätsschraube drehen. Deshalb hatte ich die spontane Idee, an die Dockingstation meines Laptops einen dritten Monitor anzuschließen. Die Auflösungen gerieten zunächst ein wenig durcheinander, aber nach getaner Arbeit muss ich sagen, dass das eine sehr coole Sache ist. Der Hauptbildschirm war bisher der linke. Ich muss mich jetzt daran gewöhnen, dass der mittlere Bildschirm der Hauptbildschirm ist. Mit einer leicht autistischen Grundtendenz, die mir von anderen angelastet wird, ist die Umgewöhnung gar nicht so einfach. Natürlich soll das Bild auch zeigen, dass ich in der Lage bin aufzuräumen, was von anderer Seite durchaus bestritten wird.
Als ich in der heutigen Ausgabe des ovb die Überschrift „CSU fordert Rente für Alleinerziehende“ las, dachte ich an einen Tippfehler. Solches links-soziale Gedankengut verorte ich normalerweise bei den Linken, den Grünen oder der SPD. Die Überschrift ist an sich schon vollständig unlogisch, weil man Alleinerziehende unterteilen muss in nichtarbeitende Alleinerziehende und erwerbstätige Alleinerziehende. Erstere erwerben einen regulären Rentenanspruch, Zweitere nicht. Diese und ähnliche CSU-Forderungen, selbstverständlich alle mit Steuermitteln finanziert, sind ein unheilvolles Signal an das Volk. Die arbeitenden Menschen, die einen möglichst unterbrechungsfreien Rentenverlauf anstreben, fragen sich, ob Arbeiten für die eigene Rente überhaupt notwendig ist, und ob es nicht besser wäre, sich auf den Staat zu verlassen. Die, die nicht arbeiten und sich wenig Sorgen um ihre Rente machen, fühlen sich in ihrem Ansatz bestärkt, dass es der Staat schon richten wird.
Als vierte Säule der Rentenfinanzierung fordert die CSU, dass der Staat für jeden Menschen pro Monat 100 Euro einzahlen soll, was man „Generationenfonds“ nennt. Traurig, dass jetzt ausgerechnet die CSU von allen marktwirtschaftlichen Prinzipien abrückt, scheinbar bereits wieder in den Wahlkampfmodus umgeschaltet hat und diese Ideen hat, die unsereins als himmelschreiende Ungerechtigkeit empfindet. Dazu kommt, dass die Jugend beim Thema Rente „schwarz“ sieht. Das Rentenniveau (Verhältnis von Standardrente zum Durchschnittslohn) beträgt im Moment 48%. Eine Senkung auf 46% bis 2034 prognostizierte die Bundesregierung schon Anfang des Jahres. Hier bahnt sich ein Generationenkonflikt erster Güte an. Die CSU muss sich fragen lassen, warum sie die Idee der „Rente für Alleinerziehende“, in den letzten sechzehn Jahren nicht umgesetzt hat. Da war sie an der Macht, da hatte sie alle Möglichkeiten. Jetzt hört sich das Ganze nur noch wie Wahlkampfgetöse an.
Die nächste unlogische Überschrift in der heutigen Zeitung ist die, dass „die Kaufkraft wieder ansteigt“. „Wieder ansteigen“ heißt im Umkehrschluss, dass die Kaufkraft stagnierte, bzw. rückläufig war. Kaufkraft hat etwas mit Inflation zu tun. Die Inflation lag laut Statista im November 2021 bei 5,2%, verglichen mit November 2020 (-0,3%). Für 2022 soll die Inflationsrate bei 2,5% liegen. Daraus zieht unsere Zeitung den Schluss, dass die Inflation zurückgeht, was aber falsch ist. Die Inflation wird weiter steigen und steigen und steigen – was übrigens politisch gewollt ist. Die Zeitung ignoriert den Unterschied zwischen Inflation und Inflationsrate. Es bleibt auch im Verborgenen, wieso die Kaufkraft im Jahre 2022 nominal um 4,3% steigen soll, wo doch alle Rohstoff- und Energiepreise in die Höhe gehen. Nur mit dem Anstieg des Mindestlohnes von 9,60 Euro auf 10,45 Euro – und dies noch in zwei Schritten – lässt sich das nicht erklären. Und wenn es tatsächlich eine Kaufkraftsteigerung gibt, dann ist es das Ergebnis einer ungerechten Verteilung. Die Rentner sollen im Juli 4,4% mehr Rente bekommen. Angesichts der demografischen Entwicklung und der schon jetzt für jeden Laien erkennbaren Schieflage des Systems ist das einfach absurd.
Auf der Leserbriefseite waren gleich zwei coronakritische Leserbriefverfasser der Meinung, man könnte die Leserschaft einfach duzen. In Zeiten von Corona fallen scheinbar alle Etikette.
Diesmal findet sich auch ein Leserbrief, der die Fehleranfälligkeit des ovb anspricht. In einem Bericht über Strompreise hatte man Megawatt mit Kilowatt verwechselt. Herr Fuchs aus Bad Aibling zieht hier den richtigen Schluss: Eine solche Fehleranfälligkeit senkt das Vertrauen.
Dass die letzte Lokalseite des Jahres zur Hälfte mit Informationen über Notdienste gefüllt ist, ist ein trauriger Umstand. Es ist aber schön zu sehen, dass die Baufirma bei der Renovierung der Genossenschaft in den letzten Zügen ist. Man könnte die freien Kapazitäten nutzen, und die Bauutensilien einfach 100 m weiter in die Birkenstraße transportieren. Gleich das erste Gebäude – es als Schandfleck zu bezeichnen, wäre sicherlich auch kein Fehler – würde sich hervorragend für eine umfassende Sanierung eignen. Ich erinnere an das Grundgesetz Artikel 14, Absatz 2: Eigentum verpflichtet.
Jetzt wünsche ich allen Lesern (meiner Seite) einen guten Rutsch. Ein glückliches neues Jahr 2022 zu wünschen, widerstrebt mir. Dafür sind die Aussichten zu düster. Wie düster, das sieht man schon an unserem Keller. Das Bild ist die unglückliche Verkettung von drei Tatbeständen: eine übervolle blaue Tonne, Weihnachten, und ein Wertstoffhof, der heute Nachmittag verständlicherweise vermutlich geschlossen ist.
Wir verabschieden uns von Weihnachten in der Gewissheit, dass auch in unruhigen Zeiten an alten Traditionen nicht gerüttelt wird. Dazu gehört, dass…
‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ ausschließlich zu Weihnachten angeschaut wird und Pyramiden weiterhin durch Kerzen angetrieben werden und nicht ewa durch neumodische Teelichter. Kampf dem Stilbruch. Zum Video
28.12.2021, Politik: Bundesverfassungsgericht entscheidet zur Triage
Das Bundesverfassungsgericht hat heute entschieden, dass Bundesregierung und Bundestag zügig ein Gesetz verabschieden muss, mit dem die Diskriminierung von Behinderten im Falle einer Triage ausgeschlossen wird. Alle Politiker reagieren positiv, was mich ein wenig wundert, weil es so klingt, als hätte das BVG erst jetzt den Weg für ein entsprechendes Gesetz freigemacht. Das ist aber keineswegs so. Der Bundestag hatte gefühlte vierzig Jahre Zeit, um Ärzten in Extremsituationen ihre Entscheidung darüber zu erleichtern, wessen Leben sie im Zweifelsfall retten und wer sterben muss. Warum gibt es solch ein Gesetz somit nicht schon längst? Ganz einfach: Man hat sich an dieses unbequeme, schwierige Thema einfach nicht herangetraut. Bei einem moralisch so hochgehängten Thema müssen Politiker Farbe bekennen und ihren Sachverstand bemühen. Da wird es schwierig. Bei diesem Gesetz geht es nicht um Wirtschaft und auch nicht um Geld. Somit sind keine Lobbyisten in Sicht, die helfen könnten, den Gesetzestext zu schreiben. Und mit solch einem Gesetz setzt man sich auch automatisch dem Vorwurf aus, das Gesundheitswesen nicht so justiert zu haben, dass das ganze Gesetz überflüssig ist. Das latente Versagen schwingt mit.
Bei näherer Analyse bin ich mir indes nicht ganz sicher, ob das Gesetz überhaupt eine gute Idee ist. Wie soll es ausschauen, wenn nicht gespickt mit lauter Gummiparagraphen? Ein solches Gesetz wäre den Ärzten aber keine Hilfe. Denn wo ein Gesetz, da auch eine Gerichtsbarkeit mit Staatsanwälten, Rechtsanwälten, Richtern und Verteidigern. Die Aussicht darauf könnten viele Ärzte als ungemütlich empfinden. Auch besteht so ein Gesetz nicht aus zehn bis fünfzehn Seiten, die sich ein Arzt zwischen zwei Corona-Schichten eben mal schnell „reinzieht“, um anschließend gewappnet zu sein. Der Gesetzestext dürfte ein umfassender Schriftsatz sein, der von Rechtanwaltskanzleien geprüft und interpretiert werden muss. Daraus resultieren dann weitere Handlungsempfehlungen, damit Ärzte in ihrem Tun auf der sicheren Seite sind. Und schon hat sich der Kreis geschlossen. Denn von den Fachverbanden gibt es diese Handlungsempfehlungen bereits. Auch wenn der Triage-Begriff erst in Corona-Zeiten stärker in den Fokus gerückt ist – es gab ihn schon früher. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass das Thema in den Medien großartig thematisiert worden wäre, was im Umkehrschluss bedeutet, dass unsere Ärzte ihren Job sehr gut erledigen. Ich hätte auch ohne Gesetz vollstes Vertrauen in ihre Entscheidungen.
21.12.2021, EU-Kommission: Darf es etwas mehr Kernkraft sein?
Die EU hat sich die Einführung eines Klassifizierungssystems in den Kopf gesetzt. Der Fachbegriff ist „Taxonomie“. Ziel ist es, alle Wirtschaftsbereiche zu klassifizieren. Das hat Einfluss auf Kredite, auf Aktienfonds, Öko-Finanz-Produkte, EU-Gelder, usw. Die Absicht ist nachvollziehbar. Das sogenannte Green-Washing soll unterbunden werden. Firmen deklarieren hierbei sich selbst und ihre Produkte grüner, als sie oder die Produkte es sind und verschaffen sich somit Wettbewerbsvorteile.
Die Geister scheiden sich insbesondere beim Thema Atomkraft. Tatsächlich gibt es ein großes Lager in der EU, das Atomkraftwerke gerne als nachhaltige Energieform klassifiziert haben möchten, angeführt von Frankreich.
Man kann nur den Kopf schütteln. Nachhaltig ist höchstens, wie lange abgebrannte Brennstäbe weiter strahlen: Bis zu 1.000.000 Jahre. Nachhaltig ist, wie die Atomschrotthaufen in Tschernobyl und Fukushima weiter vor sich hin strahlen. Nachhaltig ist auch die seit Jahrzehnten erfolglose Diskussion, die Deutschland führt, um endlich ein Atomendlager zu finden. Weitere nachhaltige Punkte sehe ich nicht.
Sollte sich die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von der Atomlobby breitschlagen lassen und zu Kompromissen bereit sein, wird sie sich wohl baldigst auf der Abschussliste der neuen deutschen Ampel-Regierung wiederfinden. Und womit? Mit Recht.
Morgen soll die Entscheidung fallen. Und wie immer, wenn es um das Fortbestehen unserer Welt und gleichzeitig um viel Geld geht, wird es ein fauler Kompromiss sein. Ich tippe auf die Einstufung der Atomkraftwerke als nachhaltige Energieform für eine Übergangszeit.
In dem Fall wird Deutschlands Ampelregierung angesichts steigender Energiepreise unter Druck geraten und automatisch vor die Frage gestellt sein, ob man von der EU-Einschätzung abweicht und die noch laufenden Atomkraftwerke trotzdem abschaltet. Tut man es nicht, verlieren die Grünen jede Glaubwürdigkeit. Aber auch hier tippe ich auf einen faulen Kompromiss: Abschaltung und gleichzeitige Stabilisierung der Energiepreise durch Abschaffung der CO2-Steuer und durch Steuergelder.
Bundeskanzler Scholz hat in seiner bekannten Art, Fragen ausweichend bzw. gar nicht zu beantworten, schon einmal vorgearbeitet, die Diskussion relativiert und gesagt, dass die Frage der Einstufung der Atomkraft „überbewertet“ sei. Ich nenne das „Wegducken“ und denke, dass er nur damit nur eine Übergangszeit durchkommt, maximal vier Jahre.
18.12.2021, Unterwegs im Erzgebirge, heute: Seiffen und Dorfchemnitz
Weihnachten und Bergbau. Nirgendwo sind zwei Traditionen so eng miteinander verknüpft wie im Erzgebirge. Und nirgendwo wird diese Kombination intensiver ausgelebt als in Seiffen. Über allem schwebt dort…
…der Schwibbogen als Symbol des Bergwerks. Das Standardmotiv zeigt rechts neben den zwei Bergleuten die Klöppelfrau, ein traditionelles Handwerk, das meine Mama sich als erwachsene Frau angeeignet hat. Auf dem Klöppelsack entstand mit vielen Klöppeln und Fäden und mit viel Geduld so manches kleine Tischdeckchen. Links ist ein Schnitzer abgebildet. Der Bogen symbolisiert das Mundloch, den Eingang des Stollens, in dem die Bergarbeiter zu Schichtbeginn verschwanden und in dem sie nach Silber und anderen Erzen suchten. Auch der beliebte Weihnachtsstollen hat seinen Namen aus dem gleichen Grund. In Seiffen hat man sich voll und ganz der Tradition und den Touristen verschrieben. Großzügige Parkplätze lassen vermuten, was in Hochzeiten in Seiffen los ist. Die Bergkirche…
…in Seiffen ist eines der wichtigsten Motive für jede Art von Holzprodukten. Der Pfarrer war bei unserem Besuch gut drauf. Er ist gleichzeitig der Organist und erzählte mir mit einem Augenzwinkern, dass seine Kirche Ähnlichkeiten mit der Dresdner Frauenkirche habe. Video hier. In Seiffen reiht sich dann…
Geschäft…
an Geschäft, wobei…
…sich die Schwibbögen zu wahren 3D-Kunstwerken entwickelt haben…
…unterstützt durch LED-Technik und…
…den tollsten Ideen…
…mit Preisen, die manchmal die 4.000 Euro übertreffen, während die klassischen…
…Nussknacker ein wenig in den Hintergrund getreten sind. Man muss sagen, dass die angebotenen Kunstwerke kaum kitschig wirken. Man kann sich des Glanzes der angebotenen Produkte nicht ganz entziehen…
…wobei ich aber monieren muss, dass ich den Wechsel von Pyramidenkerzen…
…zu Teelichtern für Stilbruch halte. Das gab es in meiner Kindheit nicht. Dafür gab es früher echte Weihnachtsmärkte. Und heute? Nur noch vereinzelte Stände.
Auf der Rückfahrt von Seiffen kommt man durch Dorfchemnitz, einer AfD-Hochburg. Schauen wir ein wenig genauer hin. Zuerst die Dorfchemnitzer Statistik zur Bundestagswahl, dann der Versuch einer Erklärung:
- Wahlberechtigte: 729
- abgegebene Stimmen: 459
- gültige Stimmen: 448
- AfD-Stimmen: 252 (56,25%)
Zunächst ist das ein unglaublicher Stimmenanteil. Erreicht wurde er durch Carolin Bachmann, die aus Dorfchemnitz stammt, beziehungsweise dort aufgewachsen ist. Logisch bekommt man aus seinem eigenen Heimatort ordentlichen Rückenwind. Wenn man weiterhin liest, dass sie ihre Aktivtäten für die AfD beruflich in Bedrängnis brachten, wodurch sie 2019 ihren Job in Freiberg aufgeben musste, dann musste das ja gradezu zu der jetzt-wählen-wir-sie-erst-recht-Reaktion führen. Ich wiederhole gebetsmühlenartig, dass Ausgrenzung und Stigmatisierung insbesondere von AfD-Kommunalpolitikern auf allen politischen Ebenen mit Auswirkung bis in die Arbeitsverhältnisse hinein der falsche Weg sind. Damit bringt man keinen AfD-Anhänger dazu, die AfD nicht mehr zu wählen. Damit bringt man auch keinen AfD-Politiker dazu, seine Positionen aufzugeben. Im Gegenteil: Die Fronten verhärten sich. Die Spaltung nimmt ihren Lauf. Politische Inhalte interessieren fast nicht mehr. Den AfD-Anhängern geht es nur darum, die ausgemachten Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft an der Wahlurne durch Abwahl der Altparteien zu bestrafen. Zu diesen Altparteien gehören auch die Grünen, die in Dorfchemnitz – von 729 möglichen – ganze zwei Stimmen bekamen. Die Frage, wie man aus solchen Wahlergebnissen den Anspruch ableitet, einen Um- und Aufbruch und eine Transformation für das ganze Land abzuleiten, hatte ich schon einmal gestellt. Dorfchemnitz wird bei diesen Plänen wohl eher das gallische Dorf bleiben.
13.12.2021, Corona: Impfpflicht und Auffrischungsimpfung
Ich hatte die Theorie aufgestellt, dass das Bundesverfassungsgericht eine Impfplicht niemals durchwinken wird. Mittlerweile bin ich mir unsicher. Nicht auf dem Zettel hatte ich den Schachzug, ab März eine sektorbezogene Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen einzuführen.
Kritiker sprechen davon, dass es einen weiteren Personalschwund geben wird. Verteidiger des Gesetzes fragen, wo denn die Pflegekräfte im Falle ihrer Kündigung hingehen würden, so nach dem Motto: Sie können ja nichts anderes tun, als in der Pflegebranche zu bleiben.
Ich denke, dass der deutsche Arbeitsmarkt sehr wohl Alternativen für Quereinsteiger jeder Art hergibt. Und gut ausgebildete deutsche Pflegekräfte dürften in der ganzen Welt begehrt sein. Junge Leute könnten ihre Sachen packen und ins Ausland gehen.
Außerdem sehe ich weitere Tricksereien auf uns zu kommen. Es wird eine Schwemme ärztlicher Atteste geben, die Impfunwilligen eine Kontraindikation bescheinigen. Das ist aus zwei Gründen zu erwarten: Erstens haben sich die Impfverweigerer in eine Ecke manövriert, aus der sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr herauskommen. Zweitens gibt es einige Ärzte, die selbst Impfskeptiker sind. Gleich und gleich gesellt sich gern. Diese Personengruppen werden zueinander finden. Ergebnis: Atteste ohne Ende.
Eine zweite Lösung ist, sich einfach krankschreiben zu lassen. Ich kenne ein Beispiel aus dem Landkreis Altötting, wo sich ein Mitarbeiter, der sich nicht testen lassen wollte, einfach hat vier Wochen krankschreiben lassen. Ich verstehe hier den Arzt nicht. Vom Fleck weg einem Simulanten vier Wochen Freizeit verschaffen? Der Arbeitnehmer und der Arzt seines Vertrauens – sie müssen bei den Krankschreibungen nur darauf achten, dass immer andere Krankheiten angegeben werden. So stellt man sicher, dass der Arbeitnehmer nicht aus der Lohnfortzahlung herausfällt. Arbeitgeber, die auf eine solche Kombination von Mitarbeiter und Arzt treffen, haben fast keine Handhabe, dem Spuk ein Ende zu machen.
Zurück zum Hauptthema: Jedes einzelne Prozent, mit der die Anzahl der Pflegekräfte sinkt, ist schmerzlich. Ich hätte nicht gedacht, dass die Politik sich traut, diesen Schritt zu gehen.
So wie es ausschaut, unterscheidet das Gesetz nicht zwischen Mitarbeitern mit direktem Patientenkontakt und zum Beispiel einer Buchhalterin. Auf die detaillierten Regelungen bin ich gespannt. Oder müssen wieder Gerichte entscheiden, wie das Gesetz im Einzelfall auszulegen ist?
Warum die Linken keine Meinung entwickeln konnten und sich bei der namentlichen Abstimmung fast komplett enthalten haben, wundert mich ein wenig. Ich investiere aber keine 30s, um das herauszubekommen. Ist egal.
Ich war heute Nachmittag in Mühldorf im Impfzentrum. Die Sitzordnung im Warteraum habe ich nicht verstanden, aber nach einer Viertelstunde Wartezeit war ich dran und hatte BioNTech im linken Oberarm. Die anschließenden zehn Minuten Ruhezeit nutzte ich, um das Zertifikat für die dritte Impfung auf das Mobiltelefon zu bekommen. Bezüglich der Langzeitwirkung der Impfung habe ich keine Illusionen. In sechs Monaten bin ich wieder dort.
08.12.2021, Bundeskanzler Scholz: „Kann unserer Gesellschaft keine Spaltung unterstellen“
So einen Satz kann nur ein Politiker sagen, der der Realität weit entrückt ist und nur jemand, der nicht wie ich, beim Friseur sitzend, jemals versucht hat, einer Friseurin von der Corona-Impfung zu überzeugen und dabei kläglich gescheitert ist.
Auch am Beispiel der Anti-Corona-Demonstrationen in Freiberg in Sachsen (kommt mir bekannt vor) wird deutlich, dass das Land sehr wohl gespalten ist. Und diese Spaltung wird von echter Wut begleitet. Wie von Sinnen wird in die Mikrofone der anwesenden Journalisten gebrüllt. Man sieht hasserfüllte Augen, die es bis in die Nachrichtensendungen schaffen. Das soll keine Spaltung sein?
Bei einer Durchimpfungsrate von nur knapp 70% gibt es ein Potenzial mit jeder Menge Menschen, die offen für Verschwörungstheorien sind. Die geplante Impfpflicht wird die Spaltung weiter verschärfen. Das Scholz’sche Kanzlerdasein beginnt mit einer eklatanten Fehleinschätzung.
Die zweite Fehleinschätzung ist, dass sich alle Menschen nach einem Aufbruch sehnen würden. Ich kann diese Sehnsucht nicht erkennen. Jetzt mag mein Beobachtungshorizont durch mein Leben im Kellerverlies begrenzt sein, aber allein im Internet gibt es eine derartige Menge regierungs- und corona-kritischer Plattformen, dass sich die Begrifflichkeiten Aufbruch, Transformation und Spaltung diametral und feindlich gegenüberstehen.
Auch historisch gesehen lag Scholz schon einige Male gründlich daneben. 2017 gab er als Hamburger Bürgermeister für das G20-Gipfeltreffen ein Sicherheitsversprechen. Die Zitate kann man hier nachgoogeln. Wie das Schanzenviertel dann gebrannt hat, kann man ebenfalls recherchieren. Pünktlich zur Kanzlerwahl sind diese alten Geschichten alle vergessen.
Falls es je eine Anfangseuphorie geben wird, wird sie schnell verflogen sein.
07.12.2021, Gedanken zum Tag
Der Schweinswal ist Tier des Jahres 2021. Wir sollten noch einmal richtig feiern, denn von dieser Tierart gibt es in der Ostsee (und es gibt sie nur dort) noch ungefähr 500 Individuen. Noch ein paar Netze mehr ausgeschmissen, etwas mehr Nitrat als Gülleprodukt über die Flüsse in die Ostsee geleitet, und dann hätten wir auch dieser Tierart den Garaus gemacht. Ob der langhaarige Anton Hofreiter als designierter aber letztlich nicht zum Zuge gekommener Landwirtschaftsminister an der Nitratbelastung unserer Böden hätte etwas ändern können? Schwer zu glauben. Zumindest hätte ich mir den neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in einer anderen Position viel besser vorstellen können, nämlich als Außenminister. Dort finden wir aber jetzt Annalena Baerbock, die auf der großen Weltbühne mitmischen möchte. Sie tritt in die Fußstapfen solch genialer Politiker wie Hans-Dietrich Genscher (Heiko Maas überspringen wir wegen seiner historischen Bedeutungslosigkeit in diesem Amt geflissentlich). Ich wünsche ihr, dass sie überhaupt ernstgenommen wird.
Die große Unbekannte in der neuen Regierung ist der neue Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er hat das Zeug zu einem Staatsmann.
Ein Glücksumstand ist es derweil, dass wir Politikerinnen wie Katrin Göhring-Eckart und Claudia Roth im Kabinett nicht finden. Ich kann das nicht einmal richtig begründen. Aber ich kann mit Frau Roth nichts anfangen.
Der 58jährige Karl Lauterbach als Gesundheitsminister mag nur durch Corona in den Fokus gerückt sein. Aber seine Vita auf Wikipedia ist beeindruckend. Studium der Humanmedizin in Aachen, Düsseldorf und San Antonio, Texas. Studium der Gesundheitspolitik und Management und Epidemiologie in Harvard, Boston. Und so geht das lustig weiter. Der Posten als Gesundheitsminister ist nur folgerichtig.
Vom neuen Finanzminister Christian Lindner erwarte ich, dass er der EZB mit ihrer beabsichtigten Inflationspolitik die Stirn bietet. Wenn er Beratung braucht, sollte er das neue Buch „Die wundersame Geldvermehrung“ von Professor Hans-Werner Sinn lesen, und ihn danach gleich fragen, ob er nicht Chef der Bundesbank werden möchte. Der Posten wäre grade zu vergeben, weil der Amtsinhaber Jens Weidmann zurückgetreten ist, Unser Zweigeborener ist leider noch nicht ganz so weit…
Kommen wir noch eben zum neuen Kanzler selbst. Wir werden wohl nie erfahren, warum er der Privatbank Warburg im Zuge der fragwürdigen Cum-Ex-Geschäfte als Hamburgs erster Bürgermeister 47 Millionen an Steuern erlassen hat. Im laufenden Untersuchungsausschuss sprach die ermittelnde Kölner Oberstaatsanwältin indes Klartext. Sie stellte dem Hamburger Fiskus ein schlechtes Zeugnis aus. Trotz eindeutiger Erkenntnisse verzichtete Hamburgs Finanzbehörde auf Steuerforderungen. Der Steuerfall lief keineswegs an Scholz in weitem Bogen vorbei. Er selbst hatte sich laut SZ wiederholt mit dem Warburg-Bankier Christian Olearius getroffen, sich dessen Klagen über ungerechtfertigte Steuerforderungen angehört und die Sache an den Finanzsenator weitergereicht. Der wiederum dürfte auch ohne Worte verstanden haben, was die Scholzsche Idee war. Hätte der Scholz mal auf das gehört, was meine Mama in so einem Fall immer sagt: Wer barmt, der hat es verdient, noch mehr weggenommen zu bekommen. Jürgen Möllemann (FDP) musste 1993 als Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister zurücktreten, weil er falsches Briefpapier benutzt hatte. Heute wird man Kanzler, auch wenn dem Staat auf ungeklärte Weise 47 Millionen Euro fehlen.
04.12.2021, Presseschau: Wird das Bundesverfassungsgericht kaltgestellt?
Beim Lesen dieses Artikels auf Seite 1 des ovb schrillten bei mir alle Alarmglocken. Um ein eingeleitetes Vertragsverletzungsverfahren und eine daraus folgende Klage des Europäischen Gerichtshofes gegen Deutschland abzuwenden, hat die Bundesregierung gegenüber der EU zugesagt, in Zukunft alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um weitere Entscheidungen des BVG zu vermeiden, die die Kompetenzen der EU-Organe in Frage stellen.
Background: Das BVG hatte 2020 entschieden, dass die EZB beim Thema Anleihekäufe ihre Kompetenzen überschritten hat.
Die jetzige Aussage der Bundesregierung versetzt mich in eine gewisse Sprachlosigkeit. Bei einer zukünftigen links-grün-sozialistischen Regierung hätte ich eine solche Aussage für möglich gehalten. Aber die Aussage kommt von der jetzigen Bundesregierung. Das ist ein Generalangriff auf unsere Demokratie, ein Faustschlag mitten ins Gesicht des Bundesverfassungsgerichtes. Die Beschädigung dieses anerkannten höchsten deutschen Gerichtes ist jetzt schon beispiellos. Mir fällt dazu nichts mehr ein. Die von den Grünen beschlossene Transformierung unseres Landes scheint bereits durch die alte Regierung eingeleitet zu werden und macht nun offensichtlich auch vor bewährten rechtlichen Strukturen nicht halt. Aber Sprachlosigkeit kann jetzt nicht das richtige Mittel sein. Es bedarf eines Aufschreis des Entsetzens, um diese versuchte Einflussnahme auf die verfassungsmäßig garantierte richterliche Unabhängigkeit zu stoppen, bevor sie richtig begonnen hat.
Hatte nicht Deutschland wegen eines ähnlichen Deliktes vor wenigen Wochen Polen an den Pranger gestellt und das Thema durch alle Medien gejagt? Ich bin gespannt, ob die Medien in dieser Angelegenheit jetzt ähnlich reagieren.
Ich bin in höchstem Maße alarmiert. Das Bundesverfassungsgericht ist die letzte Bastion in unserem Rechtsstaat. Oder muss ich schon umformulieren in „war die letzte Bastion“?
02.12.2021, Politik: Die Grüne Sandra Detzer erzählt uns was
Mit ihrem Post in den sozialen Netzwerken am 20. November 2021 lässt die grüne Bundestagsabgeordnete Sandra Detzer ihre politische Haltung durchblicken. Es ist ein Vorgeschmack dessen, was wir von einer Regierung mit grüner Beteiligung erwarten dürfen. Schauen wir aber zunächst, wer uns hier die Welt erklärt. 1980 geboren, nach dem Abitur 1999 Studium bis 2005, danach Promotion und dann… nein, kein Job in der Wirtschaft, sondern direkt als Berufspolitikern die Karriere gestartet. Seit 2021 im Bundestag. Frau Detzer, die bisher eher wenig zum Bruttosozialprodukt beigetragen hat, hat einige Statements bezüglich ihrer eigenen Partei und der Regierungsarbeit für uns parat.
Die Grünen wöllten Innovationsmotor sein, gut regieren und die wichtigen Debatten führen.“ Klingt zunächst mal unverbindlich und damit ungefährlich.
Das Modell Deutschland habe schockierende Mängel. Die „schockierenden Mängel“ beschreibt sie nicht im Detail. Dennoch frage ich mich, welche negativen Superlative sie für Länder wie Russland, China, Rumänien und all die vielen Länder parat hat, die in Sachen Demokratie und Wohlstand weit, weit hinter uns liegen. Ich gehe so weit mit, dass ich sage, dass Deutschland so seine Probleme hat. Aber die Begrifflichkeit „schockierend“ zu benutzen, halte ich für verfehlt.
Es wäre jetzt wichtig schlau zu regieren. Nach Detzers Meinung ist das offensichtlich ein Alleinstellungsmerkmal der Grünen.
Weiter schreibt sie, dass die FDP in ihrem verständlichen Übermut wird wieder zurückstecken müssen. Also ich habe Christian Lindner noch nie übermütig gesehen, Wolfgang Kubicki erst recht nicht.
Die FDP bekäme das Finanzministerium nur, wenn im Koalitionsvertrag sichergestellt sei, dass die in Zukunft von Grünen und SPD gesteuerten Transformationsministerien die nötigen Finanzmittel bekämen, um eine echte Wende zur Klimaneutralität vollziehen zu können. Blöd gelaufen, denn genau die Frage, wo die nötigen Finanzmittel herkommen, ist bis heute offen.
Jetzt werden wir hellhörig, denn die Grünen würde in der Regierung anschließend nichts mehr aufhalten und sie würden mit allen ihnen dann zur Verfügung stehenden Macht gestalten und vorangehen. Jetzt macht sie mir doch ein wenig Angst. Aber diese forsche Art war erwartbar. Die Grünen spüren die Macht in ihren Händen. Insbesondere die zweite Reihe.
Man werde mit aller Kraft reformieren, bis man die Grünen entweder wieder abwähle oder – warum nicht? – zum Dank auf den Thron hebe. Mit dem Kopf durch die Wand – so kommt man überall hin, nur nicht auf den Thron.
Sie spricht von einer „neuen Rohstoffpolitik“ Klingt interessant bei einem Land, das kaum über Rohstoffe verfügt, außer der verhassten Braunkohle.
Für die großen Baustellen des Klimaschutzes hätten die Grünen und die wichtigsten Öko-Think-Tanks der Republik klare Konzepte bis hin zu den alltäglichen Handlungsrichtlinien der Ministerialbeamten erarbeitet. Alles läge griffbereit in der Schublade. Anmerkung: Bitte diese Handlungsrichtlinien zügig veröffentlichen. Sonst bin ich hier der ungläubige Thomas.
Wenn die Grünen an die Schalthebel der Macht kämen, werde man endlich die faulen Kompromisse der Vergangenheit aufdecken können. Man werde nicht mehr verhandeln, welche Dörfer noch für den Braunkohleabbau verschwinden sollten und welche nicht. Stattdessen werde der Irrsinn enden. Endlich könne man loslegen. Ökologisch gesehen gehe ich mit dem „Irrsinn“ konform, der in der Lausitz stattfand und noch stattfindet. Finanziell gesehen ist der Irrsinn aber noch größer, den Braunkohleabbau bis 2030 zu stoppen. Selbst im Koalitionsvertrag steht „idealerweise bis 2030“. Irgendwo sind sie, die Zweifler.
Eines nicht so fernen Tages würden deutsche Züge wieder pünktlich fahren. So dramatisch ist die Lage nicht. Anfang 2021 veröffentlichte die DB eine Statistik, nach der 81,8% der Fernverkehrszüge pünktlich waren. Die Statistik verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 6%.
Man werde unter einem Kanzler Olaf Scholz die überfällige europäische Bankenunion vollenden. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wer stand diesem Unterfangen im Wege, als er noch Finanzminister war? Die Bundeskanzlerin? Was heißt Bankenunion im Detail? Dazu habe ich einen Blick in den Koalitionsvertrag geworfen. Als finanzpolitischer Laie waren mir der Text aber zu kompliziert. Irgendwann kann ich dazu unseren Zweitgeborenen befragen. Aber nach einem Semester ist ist es noch zu früh dafür.
Man wolle sich nicht an den gutgemeinten Freiheitsbekundungen der FDP stören. Freiheit? Nicht so wichtig. Nicht so wichtig wie Macht.
Es sei billig, die Abschaffung der Pendlerpauschale zu fordern, wenn man nicht genau sagen könne, wie die dann eingesparten Milliarden auf anderem Weg in ländliche Regionen fließen. Da ist sie wieder, die Unverbindlichkeit, was die Finanzen angeht. Aber es riecht schon stark nach Umverteilung.
Man werde Reformieren und Neuverteilen, wo es dem Klimaschutz zu Gute komme, und zwar so, dass dadurch keine neuen sozialen Probleme entstünden. Hier läge der Grundkonsens mit der SPD, dem sich die FDP auf Dauer nicht entziehen könne. Moment, ich habe mich geirrt. Wir sprechen nicht von Um- sondern von Neuverteilung. Die FDP muss an der Quadratur des Kreises arbeiten, um mit diesen Koalitionspartnern vier Jahre lang zurechtzukommen.
Faule Kompromisse der Vergangenheit müssten ersetzt werden. Schade, dass es keine Beispiele gibt, die wir näher beleuchten können.
12.11.2021, Politik: Neue Regierung plant Zerschlagung der Deutschen Bahn
Schon allein, dass es diese Pläne gibt, und diese von einer möglichen neuen Koalition grade konkretisiert werden, wirkt sich negativ auf weitere Investitionen aus. So lange sich also Politik, Deutsche Bahn, Gewerkschaften und alle anderen beteiligten Firmen – die EU nicht zu vergessen – darüber unterhalten, wie man die Infrastruktur (Gleise, Stromversorgung, Bahnhöfe) vom Betrieb (Züge) am besten voneinander trennen kann, wird es keine Investitionen geben. Denn jetzt geht es erst einmal darum, dass alle Beteiligten ihre Pfründe und ihren Einfluss sichern. Die Bahn wird zum Spielball von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften, und dies für einige Jahre. Der im Sondierungspapier der neuen Regierung so oft zitierte notwendige Aufbruch führt in Sachen DB somit zu einem jahrelangen Stillstand. Ein Patentrezept für die Zukunft der Bahn habe ich auch nicht. Ich sage nur: Die Bahn ist so wichtig für die Mobilitätswende, dass jegliches Gewinninteresse zurückstehen muss. Das bedeutet, dass die Bahn vollständig dem Staat gehören sollte. Hier bin ich nicht so weit weg von der Meinung der Grünen.
10.11.2021, Politik: Berichterstattung über den Mauerfall
Ich dachte, dass der Tag des Mauerfalls, der 09. November 1989, in den Medien als etwas dargestellt wird, worüber wir uns freuen können. Aber die Nachrichten in ARD und ZDF vermittelten gestern ein völlig anderes Bild. Der 09. November 1989 wurde in einen Zusammenhang gestellt mit dem 09. November 1938 (Reichsprogromnacht) und dem 09. November 1918 (Revolution und Ausrufung der Weimarer Republik). Das eine Ereignis ist 83 Jahre her und das andere Ereignis gar 103 Jahre. Ich habe diesen gestrigen Schachzug der Politiker und der Medien nicht verstanden. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die letzten Jahre die Berichterstattung ähnlich war. Ich denke, Politik und Medien kauen hier auf Themen herum, die das einfache Volk eher nicht mehr interessiert. Interessanter ist für die meisten der Blick auf die Preise an der Tankstelle. Wer mit seinem Geld nicht über die Runden kommt, den interessieren die Vorgänge im Jahre 1918 herzlich wenig. Eine Gedenkveranstaltung wie gestern muss vielen Menschen angesichts aktueller Krisen wie Corona und Preisentwicklungen wie aus einer anderen Welt vorkommen: Abgehoben, entrückt. Wenn ich Facebook-Diskussionen anschaue, dann geht es um die niedlichen Kätzchen, aber niemals um historische Zusammenhänge. Ich wette, dass 85% der Deutschen die Ereignisse im Jahre 2018 nicht annähernd erklären können.
Ich kann nur zu dem Schluss kommen, dass uns Politik und Medien mit ihrer Geisteshaltung eine Art Demut aufzwingen möchten. So muss man auch den Kommentar von DW-Redakteur Christian F. Trippe bewerten, den die Deutsche Welle gestern online setzte und den ich rein zufällig beim Schweifen durch das Internet gesehen habe. Der Mauerfall wird mit einem Satz erwähnt. Im weiteren Verlauf wird uns dann der Spiegel vorgehalten und es geht nur noch um Weimarer Republik, Räteherrschaft nach sowjetischem Vorbild, Nazi-Deutschland, AFD und Neo-Nazi-Übergriffe auf Migranten.
Irritierend ist es für mich, wenn es die jüngste und erste 23 Jahre alte Bundestagsabgeordnete Emilia Fester von den Grünen mit dem Satz „die junge Generation wolle den Parlamentarismus abstauben“ bis in die Hauptnachrichten schafft. Sind die Grünen nicht seit 1983 Teil dieses Parlamentarismus, den es jetzt plötzlich zu entstauben gilt?
Mich wundert, dass diese Floskel – die ich eher als versteckte Drohung empfinde – nicht erklärt wird. Ich hätte gedacht, dass das Internet sich zumindest über diesen befremdlichen Satz unterhält. Ich finde aber keine Kommentare dazu. Wir werden beobachten, was „Entstauben“ wirklich bedeutet.
Man muss den gestrigen Tag unter der Prämisse abhaken: Freut euch nicht, denn ihr seid Deutsche.
07.11.2021, Politik: Heizungszähler werden zukünftig aus der Ferne abgelesen
Technisch gesehen ist die Idee gut, nur wundere ich mich über die technische Umsetzung. Im Moment gibt es zwei Systeme, die mir beide nicht gefallen.
Bei der „Walk-by“-Variante muss ein Ableser zwar nicht mehr in die Wohnung, muss sich aber im oder vor dem Mietshaus positionieren, um die Daten per Mobiltelefon abzulesen. Äußerst rückständig.
Die zweite Variante ist die regelmäßige Übermittlung der Zählerdaten der Zähler an ein zentrales System (Smart Media Gateway) im jeweiligen Mietshaus. Von dort erfolgt die Übermittlung an die Anbieter, vermutlich über GSM ins Internet. Klingt schon besser.
An die dritte Variante, die ich favorisiere, denkt natürlich niemand: Die Nutzung konvergenter Netze. Davon ausgehend, dass jeder Haushalt heutzutage über ein WLAN verfügt, müssten die Zähler doch nur ins WLAN eingebunden werden und die Sache wäre erledigt. Ersatzweise könnten die privaten Mobiltelefone eine App bekommen, die einerseits mit den Zählern kommunizieren und auf der anderen Seite die Daten ins Internet pustet. Und wenn der Mieter die App zu lange ausgeschalten hat und damit die Datenübertragung unterbricht, dann bekommt er halt eine freundliche Push-Nachricht, doch die App mal bitte wieder einzuschalten. Meine Variante hat den zusätzlichen Vorteil, dass nicht noch weitere Funk-Systeme zusätzliche Funksignale durch unsere Wohnungen schwirren lassen.
Soweit zur Technik. Jetzt schenken wir noch kurz den Verschwörungstheoretikern Gehör, die sofort den ausufernden Überwachungsstaat sehen, der gradewegs durch die Tür in die geschützte Mietwohnung eindringt und sein Unwesen treibt. Um diesem Verdacht auf den Grund zu gehen, schauen wir uns zunächst einmal den Wortlaut des Beschlusses an, um diesen anschließend zu analysieren:
Nachdem die Bundesregierung die Verordnung über die Änderung der Verordnung über Heizkostenabrechnung beschlossen hat, stimmte auch der Bundesrat zu. Die Verordnung setzt die Vorgaben der novellierten EU-Richtlinie 2012/27 zur Energieeffizienz in nationales Recht um. Sie enthält hierzu Regelungen zur
- Fernablesbarkeit von Ausstattungen zur Verbrauchserfassung,
- Verbrauchsinformation von Endnutzern und zu
- Informationen, die in der jährlichen Abrechnung enthalten sein müssen.
Entsprechend einer Empfehlung des Bundeskartellamts soll die Novelle durch Vorgaben zur Interoperabilität von Systemen und Geräten verschiedener Hersteller den Wettbewerb stärken und so auch den Verbrauchern zugutekommen. Welche Ausstattung zur Verbrauchsmessung ist hiervon betroffen? Neu installierte Zähler und Heizkostenverteiler müssen bereits seit dem 25.10.2020 fernablesbar sein. Davor eingebaute Teile müssen bis Ende 2026 nachgerüstet oder ersetzt werden. Wie wird die Datensicherheit gewährleistet? Fernablesbare Verbrauchserfassungsgeräte müssen Datenschutz und -sicherheit nach dem Stand der Technik gewährleisten. Das Einhalten des Stands der Technik wird angenommen, wenn Schutzprofile und technische Richtlinien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik eingehalten werden. Alternativ gilt dies, wenn eine Verbindung mit einem Smart-Meter-Gateway vorliegt. Denn diese Kommunikationseinheit, die die Messdaten von Zählern empfängt, speichert und für Marktakteure aufbereitet, enthält ein entsprechendes Sicherheitsmodul. Wann und wie werden Endnutzer zu ihrem Verbrauch informiert? Sind fernablesbare Zähler oder Heizkostenverteiler installiert, müssen Gebäudeeigentümer den Endnutzern (i.d.R. Mietern) Abrechnungs- und Verbrauchsinformationen zukommen lassen, und zwar ab Inkrafttreten dieser Verordnungsänderung mindestens zweimal im Jahr und ab dem 2022 mindestens monatlich. Weitere Informationen müssen mit den Abrechnungen bereitgestellt werden, zum Beispiel über den Brennstoffmix, die erhobenen Steuern, Abgaben und Zölle. Vorgelegt werden müssen außerdem zum einen ein Vergleich des aktuellen Heizenergieverbrauchs mit dem Verbrauch des letzten Abrechnungszeitraums und zum anderen Vergleiche mit dem Durchschnittsendnutzer derselben Nutzerkategorie. Endnutzer sollen damit zu einem bewussten und sparsamen Umgang mit Wärmeenergie angeregt werden. Wie soll der Wettbewerb gestärkt werden? Der Wettbewerb soll gestärkt werden, indem neu installierte Geräte interoperabel mit Geräten oder Systemen anderer Anbieter sind und an ein Smart-Meter-Gateway anbindbar sein müssen. Bis dahin bereits installierte fernablesbare Ausstattungen müssen bis Ende 2031 mit der Funktion der Smart-Meter-Gateway-Anbindbarkeit nachgerüstet oder ausgetauscht werden. Freitag, 5. November 2021
Bleiben wir zunächst bei den Formalitäten. Ab dem Jahr 2022 werden Mieter monatlich über die verbrauchte Heizenergie informiert. Das schaut mir nach viel Bürokratie aus. Man kann nur beten, dass die Abrechnungen den Mietern ausschließlich elektronisch per Mail oder über Internet-Portale zugänglich gemacht werden. Den Papierkram von jährlich auf monatlich umzustellen hieße, den Papierverbrauch zu verzwölffachen, plus Endabrechnung.
Nach dem die Heizkosten im Moment in die Höhe schießen, trifft die monatliche Abrechnung vermutlich den Nerv der Mieter, die ein Eigeninteresse daran haben werden, ihren Verbrauch zu kontrollieren. Bei der Gelegenheit könnte die Abrechnung von einer monatlichen Pauschale auf eine cent-genaue Abrechnung umgestellt werden.
Welche Möglichkeiten ergeben sich jetzt für Deutschlands Verschwörungstheoretiker, die Beschlüsse und die dahinterstehende Technologie zu kritisieren? Nun: Losgehen könnte es zum Beispiel damit, dass man mit jeder einzelnen Abrechnung dem Mieter klar machen könnte, dass er – im Vergleich zu anderen vergleichbaren Mietern – überdurchschnittlich viel Heizenergie verbraucht. Zunächst legt man Tipps bei, wie er es besser machen könnte. Abrechnung für Abrechnung erhöht der Anbieter den Druck, bis er – im Sinne grüner Ideologie – zu Sanktionen greift und auf zuviel verbrauchte Energie einen Aufpreis verlangt. Das würde letztlich auch dem Beschluss entsprechen, dessen Intention es ist, Verbraucher „zu einem bewussten und sparsamen Umgang mit Wärmeenergie anzuregen“. Ich frage mich nur grade, wie man Begriffe wie „bewusst“, „sparsam“ und „anregen“ interpretieren kann. Meines Erachtens: In alle Richtungen. Uns Deutsche zu einer anderen Lebensweise zu animieren – das geht eigentlich nur durch Geld, und auch das nur bedingt, weil Geld insgesamt gesehen im Überfluss da ist. Es ist nur ab und an unfair verteilt. Aber: Was ist fair, und was ist unfair?
Wer sich einmal reinziehen möchte, wie man das Thema so richtig verschwörungstheoretisch auseinandernehmen kann, der lese diesen Beitrag hier: https://reitschuster.de/post/wer-zu-viel-heizt-bekommt-bald-monatliche-abmahnung/
Boris Reitschusters Seite inspiriert mich ab und an, aber hier denke ich, hat der Autor Alexander Wallasch doch beträchtlich über das Ziel hinausgeschossen und zu viel Böses hineininterpretiert.
Fazit: Besser ist es, gar kein Mieter zu sein. Kann aber nicht jeder von sich behaupten, denn: Auch Wohneigentum ist in Deutschland ungleich verteilt. Europaweit sind uns hier sogar die Italiener voraus, wo es einen höheren Prozentsatz an Wohnungseigentum gibt, als bei uns.
Trotzdem muss ich demnächst die Preise für Heizöl verfolgen. Letzten November war der Literpreis noch bei 50ct, im Moment liegt er bei 88ct. Gar nicht gut. Schmeißt uns aber auch nicht aus der Bahn.
25.10.2021, Politik: Fällt die EEG-Umlage?
Die Energiepreise begrenzen, in dem man die EEG-Umlage abschafft? Dass ist die Idee von FDP-Chef Christian Lindner. Wenn wir uns jedoch den Sinn der EEG-Umlage ansehen, dann wird der Wiederspruch deutlich. Denn mit der EEG-Abgabe sollte eigentlich Geld eingesammelt werden, um Zukunftsenergien zu finanzieren, im Speziellen: Die Einspeisevergütung. Eigentlich ist die EEG-Umlage eine sehr, sehr grüne Idee. Solar- und Windkrafttechnik werden mit diesem Geld subventioniert. Fehlt dieses Geld, dann muss das Geld woanders herkommen. Auf jeden Fall kommt das Geld von uns Steuerzahlern. Letztlich ist es egal, ob ich pro Jahr 250 Euro mehr für elektrischen Strom bezahle, oder für Wasser oder Nahrung. Zumindest befindet sich die FDP aber nicht im Widerspruch zu den Grünen, die zum Thema „Energiegeld“ folgendes in ihr Wahlprogramm geschrieben hatten:
Damit Klimaschutz sozial gerecht ist, wollen wir die Einnahmen aus dem nationalen CO2-Preis direkt an die Bürger*innen zurückgeben. Dazu streben wir neben der Senkung der EEG-Umlage ein Energiegeld an, das jede*r Bürger*in erhält. Über das Energiegeld geben wir alle zusätzlichen Einnahmen transparent an die Menschen zurück und entlasten sie direkt, indem sie eine Rückerstattung pro Kopf bekommen. So wird klimafreundliches Verhalten belohnt und es findet ein sozialer Ausgleich im System statt. Unterm Strich werden so Geringverdiener*innen und Familien entlastet und vor allem Menschen mit hohen Einkommen belastet. Bezieher*innen von Transferleistungen wie Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe profitieren ebenfalls, da das Energiegeld nicht auf die Grundsicherung angerechnet werden soll. Um zum Beispiel Pendler*innen mit niedrigen Einkommen bei der Anpassung zu unterstützen, legen wir einen Klimabonus-Fonds auf, der mit großzügigen Hilfen unterstützt, etwa beim Umstieg auf Bus und Bahn oder ein emissionsfreies Fahrzeug.
Wenn ich den Absatz richtig halbwegs richtig interpretiere, wird Geld, eingenommen auf der einen Seite über den CO2-Preis, auf der anderen Seite in einer Art Belohnungssystem an die Bürger zurückgegeben werden. Aber warum werden Menschen mit hohen Einkommen unterm Strich belastet? Kann aus Sicht der Grünen jemand mit hohem Einkommen nicht gleichzeitig klimafreundlich leben? Um dieser Logik auf die Spur zu kommen, brauchen wir die Definition für die CO2-Steuer, die da lautet:
Mit dem CO2-Preis (25 Euro pro Tonne) werden Firmen belastet, die Diesel, Benzin, Erdgas bzw. Heizöl vermarkten. Hierfür müssen sie Emissionsrechte einkaufen. Die Kosten werden natürlich an die Kunden weitergegeben.
Aha, jetzt schließt sich der Kreis. Hohe Einkommen bedeutet, dass in dieser Bevölkerungsschicht tendenziell mehr SUV’s mit höherem Kraftstoffverbrauch gefahren werden. Man geht von Mehrkosten für diese Fahrer pro Jahr von 200 Euro. So summiert sich der CO2-Preis, bzw. das Energiegeld.
Aber ist das ein Argument, sparsamer zu fahren, oder das Auto zu wechseln. Ich glaube nicht. Also nimmt der Staat aus den Klimaabgaben in diesem Jahr geschätzte 10 Milliarden Euro. Ab nächstem Jahr werden diese Rekordeinnahmen dann von der neuen Regierung als Energiegeld an die Bürger zurückgezahlt? Das mag sozial klingen, aber wo ist hier der Effekt auf unser Klima? Zwangsläufig kommen wir zur Mutter aller Fragen: Ab welchem Benzinpreis fangen die Menschen und die Firmen tatsächlich an darüber nachzudenken, teilweise auf das Autofahren zu verzichten. Denn diesem Planeten hilft nur noch Verzicht.
Die logischere politische Entscheidung wäre zum Beispiel, das Dienstwagenprivileg endlich abzuschaffen. Problem: Je größer der Dienstwagen, und um so mehr man (privat) fährt, desto höher ist der Einspareffekt. Die SZ geht davon aus, dass der Staat diese Logik mit etwa 3,1 Milliarden subventioniert. Die Auto-Lobby leistet hier ganze Arbeit. Mal schauen, ob die neue Koalition hier ein Auge drauf hat, oder ob das Argument der Arbeitsplätze wieder einmal stärker ist.
Diesel wird übrigens immer noch subventioniert. 2017 hatte selbst VW-Chef Matthias Müller den Sinn der Diesel-Subvention angezweifelt. SPD und Grüne waren begeistert, die CDU tobte. 2020 hat die Subventionierung von Diesel dem Staat etwa 8 Milliarden Mindereinnahmen „beschert“.
Mit nur zwei richtigen Einzelentscheidungen könnte die neue Regierung schon 11 Milliarden Euro mehr einnehmen. Und das Thema Subvention ist in Deutschland ein weites Feld. Beim Kerosin könnten wir gleich weitermachen…
22.10.2021, Dringlichkeitsantrag der CSU zum Thema Bargeldobergrenze
Die EU hat Pläne vorgelegt, eine Bargeldbezahlobergrenze von 10.000 Euro einzuführen. Die Motivation ist klar. Der Geldwäsche soll der Kampf angesagt werden. Ich kann auf Anhieb nichts Dramatisches an diesem Ansinnen finden. Ich würde mich selbst auch nicht als Betroffenen sehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendwann einmal mehr als 1.500 Euro an Bargeld auf einem Haufen gehabt hätte. Ich denke, dass es 90% der Deutschen ähnlich geht. Was also ist es, was die CSU antreibt, im Bayerischen Landestag einen Dringlichkeitsantrag einzubringen, um die Staatsregierung dazu zu bewegen, gegen die EU-Pläne vorzugehen? Ich kann es nicht sagen. Ich tippe auf Klientel-Politik für einige wenige Reiche, die – aus welchen Gründen auch immer – ihre Luxus-Auto beim Autohändler weiterhin cash bezahlen wollen.
Mit den vorgebrachten Ablehnungsgründen wie „Sicherungsmittel“ und „gläserner Bürger“ kann ich nichts anfangen. Die vorgebrachten ja schon existierenden Nachweispflichten bei der Bezahlung von Gütern bzw. Einzahlung bei Banken mit Ausweis vorlegen usw. – das sind alles stumpfe Schwerter. Umfangreiche Risikoanalyse und Ergebnisdokumentation – so ein Schwachsinn. Eine generelle und ausnahmslose Regelung würde mir da schon viel besser gefallen.
In ihrem Bestreben wird die EU z.B. vom Bundesrechnungshof unterstützt. Es gibt schon einige europäische Länder, die Bargeldobergrenzen haben: Kroatien, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich. In Griechenland beträgt die Bargeldobergrenze 500 Euro. Und das ist noch zu hoch. 20 Euro wäre das Maximum, das ich sehe, wenn man auch Schwarzarbeit bekämpfen möchte. Bargeld ist so etwas von altertümlich, so etwas von überholt – das passt zu Deutschland.
Schweden wird Bargeld ab 2023 vermutlich ganz abschaffen. Bedenkenträger stellen die Verlässlichkeit der technischen Systeme in Frage. Ich glaube, die Technik ist ausgereift. Gläserner Bürger? Auf den sozialen Plattformen machen wir uns ganz freiwillig gläsern.
Der CSU fehlen Beweise, dass eine Bargeldobergrenze in einigen Mitgliedsstaaten die gewünschten Effekte bringt. Richtig, aber dennoch zu kurz gesprungen. Die Effekte bleiben ja genau deshalb aus, weil sich z.B. Österreich, Deutschland und Zypern sperren. Wenn Geld nicht in Frankreich gewaschen werden kann, dann weichen die Protagonisten sehr gern nach Deutschland aus. Gäbe es eine einheitliche Regelung in der gesamten EU oder in ganz Europa, würden sich die Effekte sehr wohl und sehr rasch einstellen. Ich verstehe die CSU (wieder einmal) nicht. Mit solchen und ähnlichen Einstellungen wird Europa zerfallen. Auch zu einem Kompromissvorschlag ist die CSU (mit einigen Abgeordneten der Freien Wähler) nicht in der Lage. Man lehnt ab und basta. Das ist keine Zukunftspolitik.
Und der Fehlerteufel, der sich hier eingeschlichen hat, ist für einen offiziellen Antrag wirklich unglaublich…
München oder Münzen, da gäbe es jetzt doch einen kleinen Unterschied. Hat den Text ein ovb-Redakteur geschrieben? Hier der Antrag im Original: 211020-csu-dringlichkeitseintrag-zum-bargeld
20.10.2021, Sondierungspapier der drohenden Ampelkoalition unter der Lupe
Ergebnis der Sondierungen zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP
Die nächsten Jahre sind entscheidend, um Deutschland und Europa zu stärken – für die großen Herausforderungen wie den Klimawandel, die Digitalisierung, die Sicherung unseres Wohlstands, den sozialen Zusammenhalt und den demografischen Wandel. Die Grundlage dafür ist eine umfassende Erneuerung unseres Landes.
Anmerkung: Umfassende Erneuerung? Welcher Art denn? Politisch? Geistig? Gesellschaftlich? Ich kann mit dem Begriff nichts anfangen. Aber lesen wir weiter.
SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FREIE DEMOKRATEN sehen, dass Deutschland einen Aufbruch braucht.
Anmerkung: Das Gegenteil von Aufbruch scheint mir Stagnation zu sein. Ich sehe ein Deutschland, das in Schwierigkeiten steckt, aber eine Stagnation in den letzten Jahren kann ich nicht erkennen. Äh, werde ich für diesen Aufbruch benötigt? Dann würde sich das wie eine Drohung anhören.
Wir fühlen uns gemeinsam dem Fortschritt verpflichtet. Uns eint, dass wir Chancen in der Veränderung sehen. Wir sind eine Konstellation, die drei Parteien mit unterschiedlichen Traditionen und unterschiedlichen Sichtweisen zu einem innovativen Bündnis zusammenbringen kann. Wir können einen Beitrag leisten, politische Frontstellungen aufzuweichen und neue politische Kreativität zu entfachen.
Anmerkung: Politische Frontstellungen? Was ist das? Ich wusste gar nicht, dass wir uns innenpolitisch im kalten Krieg befinden.
So schaffen wir einen neuen gesellschaftlichen Aufbruch auf Höhe der Zeit. Als Fortschrittskoalition können wir die Weichen für ein Jahrzehnt der sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen, digitalen und gesellschaftlichen Erneuerung stellen.
Anmerkung: Aha, man glaubt, gleich für ein ganzes Jahrzehnt planen zu können? Das ist schlimmer als die Fünfjahrespläne in der „DDR“.
Deutschland braucht eine stabile und verlässliche Regierung, die die Herausforderungen unseres Landes angeht.
Anmerkung: Die SPD negiert, dass man in den letzten Jahren einer stabilen und verlässlichen Regierung angehört hat. Man nennt dies gemeinhin Verzwergung.
Unsere Gespräche haben gezeigt, dass uns dies gelingen kann. Wir sind uns einig über die drängenden Aufgaben und haben uns Gemeinsamkeiten in Hinblick auf ihre Lösung erarbeitet. Wir wollen eine Regierung auch für diejenigen sein, die uns bei dieser Bundestagswahl ihre Stimme nicht gegeben haben. Es geht um unser Land, nicht um die Profilierung einzelner Akteure. Wir sehen keine kleinen und großen Parteien, sondern gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe. Wir überwinden inhaltliche Differenzen in einem respektvollen Austausch, der sich neugierig und offen für das Argument der anderen zeigt. Die Sondierungsgespräche waren von Vertrauen, Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt. Das wollen wir fortsetzen. Wir sind davon überzeugt, dass wir einen ambitionierten und tragfähigen Koalitionsvertrag schließen können. Ausgehend von den Ergebnissen der Sondierung wollen wir darüber verhandeln, wie wir unser Land nachhaltig modernisieren können.
Anmerkung: Sozialistisches blablabla. Klingt jetzt schon nach Durchhalteparolen.
Dieses Papier zeichnet die Ergebnisse der Sondierungen nach. Es umfasst nur die Themen, über die die Verhandlungspartner vor Eintritt in Koalitionsverhandlungen eine Vorfestlegung erreichen wollten. Nicht alle Themen wurden besprochen, nicht jedes Thema bis in die Einzelheiten diskutiert. Dazu bieten die folgenden Verhandlungen Gelegenheit. Folgende Ergebnisse halten wir fest:
- Moderner Staat und digitaler Aufbruch
Wir wollen einen grundlegenden Wandel hin zu einem ermöglichenden, lernenden und digitalen Staat, der vorausschauend für die Bürgerinnen und Bürger arbeitet. Es geht darum, das Leben einfacher zu machen.
Anmerkung: Die Fortschrittskoalition glaubt, dass mein Leben schwierig sei? Kann ich nicht bestätigen. Alles im ruhigen Fahrwasser.
Staatliches Handeln soll schneller und effektiver werden und wirtschaftliche wie gesellschaftliche Innovationsprozesse befördern.
Anmerkung: Was hinderte den Staat und seine Institutionen in den letzten Jahren daran, die Innovationsprozesse zu befördern? Eigentlich doch nichts, oder? Innovation basiert letztlich auf nichts anderem als individueller Motivation. Wenn Sie fehlt, kann die Politik seine Absichten, innovativ werden zu wollen, bekräftigen so lange man möchte. Es wird keine Auswirkung haben.
Wir wollen eine neue Kultur der Zusammenarbeit etablieren, die auch aus der Kraft der Zivilgesellschaft heraus gespeist wird. Um Deutschland zügig zu modernisieren sind schnelle Verwaltungs-, Planungs- und Genehmigungsverfahren zentrale Voraussetzung. Daher sollen im ersten Jahr der Regierung alle notwendigen Entscheidungen getroffen und durchgesetzt werden, um private wie staatliche Investitionen schnell, effizient und zielsicher umsetzen zu können. Unser Ziel ist es, die Verfahrensdauer mindestens zu halbieren. Die Verwaltung soll agiler und digitaler werden.
Anmerkung: Passen in Deutschland Begrifflichkeiten wie Verwaltung und „agil“ tatsächlich zusammen?
Wir werden sie konsequent von der Bürgerin und dem Bürger her denken. Digitale Anwendungen werden jeweils mitgedacht und realisiert. Dazu wollen wir Gesetze einem Digitalisierungscheck unterziehen. Die digitalpolitische Strategie der Bundesregierung wird neu aufgesetzt (u.a. KI-Strategie, Datenstrategie, Blockchain-Strategie).
Anmerkung: Blockchain-Strategie? Jetzt wird es aber technisch. Was für eine Strategie soll das sein? Selbst auf der Homepage der Grünen lese ich nichts konkretes. Wie soll das auch gehen. Bock-Chain geht über das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen hinaus. Was ich technisch nicht verstehe – darüber kann ich auch nur schlecht eine Strategie stülpen.
Kompetenzen in der Bundesregierung werden neu geordnet und gebündelt. Den Gigabit-Ausbau treiben wir engagiert voran. Der Föderalismus ist die Grundsäule der Bundesrepublik. Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, braucht es Klarheit bei den Aufgaben und der Finanzierung. Wir streben eine engere, zielgenauere und verbindliche Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen an. Wir wollen für gute Lebensbedingungen in Stadt und Land sorgen. Gerade in den ländlichen Räumen gilt es, die Daseinsvorsorge zu stärken. Bürgerinnen und Bürger sollen ihren Alltag in ihrer Region gut leben können – von der Arbeit übers schnelle Internet bis hin zu guten Verkehrsanbindungen, vom Einkaufen über den Arztbesuch bis hin zum Sport.
Anmerkung: Jetzt kommt das Wort „gut“ aber schon relativ häufig vor. Es nutzt sich ab, wie der ganze Absatz. Denn genauso steht es in schöner Regelmäßigkeit in allen Koalitionspapieren der letzten Regierungen.
Wir wollen dafür sorgen, dass notwendige Investitionen (zum Beispiel in schnelles Internet oder Mobilität) insbesondere dort angepackt werden, wo der Nachholbedarf am größten ist. Auch mehr als 30 Jahre nach der friedlichen Revolution bleibt es unverändert Aufgabe, die innere Einheit sozial und wirtschaftlich zu vollenden. Viele Bürgerinnen und Bürger in Ostdeutschland haben im Wandel Erfahrungen gesammelt, die auch mit Brüchen und Enttäuschungen verbunden waren. Daraus wollen wir für die anstehenden großen Transformationsprozesse in ganz Deutschland lernen.
Anmerkung: Muss ich mich an den Transformationsprozessen beteiligen? Welche sind das?
Demokratie lebt von Vertrauen in alle staatlichen Institutionen und Verfassungsorgane. Wir werden daher das Parlament als Ort der Debatte und der Gesetzgebung stärken.
Anmerkung: Bei einem aufgeblähten Bundestag mit 736 Abgeordneten habe ich hier so meine Zweifel.
Wir wollen die Entscheidungsfindung verbessern, indem wir neue Formen des Bürgerdialogs, wie etwa Bürgerräte nutzen, ohne das Prinzip der Repräsentation aufzugeben.
- Klimaschutz in einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft
Der menschengemachte Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen die Klimakrise gemeinsam bewältigen. Darin liegen auch große Chancen für unser Land und den Industriestandort Deutschland: Neue Geschäftsmodelle und Technologien können klimaneutralen Wohlstand und gute Arbeit schaffen. Wir sehen es als unsere zentrale gemeinsame Aufgabe, Deutschland auf den 1,5 Grad-Pfad zu bringen, so wie es der Pariser Klimavertrag und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vorgeben. Wir werden das Klimaschutzgesetz noch im Jahr 2022 konsequent weiterentwickeln und ein Klimaschutz-Sofortprogramm mit allen notwendigen Gesetzen, Verordnungen und Maßnahmen auf den Weg bringen. Alle Sektoren werden einen Beitrag leisten müssen: Verkehr, Bauen und Wohnen, Stromerzeugung, Industrie und Landwirtschaft.
Anmerkung: Ich bin gespannt.
Die Einhaltung der Klimaziele werden wir anhand einer sektorübergreifenden und analog zum Pariser Klimaabkommen mehrjährigen Gesamtrechnung überprüfen.
Anmerkung: Da ist er wieder, der Fünfjahresplan…
Wir machen es zu unserer gemeinsamen Mission, den Ausbau der Erneuerbaren Energien drastisch zu beschleunigen und alle Hürden und Hemmnisse aus dem Weg zu räumen.
Anmerkung: Das Hemmnis sind die Menschen, die keine Windräder bzw. Strommasten in der Nähe akzeptieren möchten. Ich bin gespannt, wie man diese Menschen aus dem Weg räumen möchte.
Dazu werden wir Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen. Den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien wollen wir stärken. Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden.
Anmerkung: Die SPD trug vor kurzem noch eine Vereinbarung mit, bei dem die Pflicht zur Errichtung von Solarpanels auf Dächern von neuen Gebäuden ausgeklammert wurde. Jetzt die Kehrtwende?
Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden. Bürokratische Hürden werden wir abbauen und Wege eröffnen, um private Bauherren finanziell nicht zu überfordern. Wir sehen darin auch ein Konjunkturprogramm für Mittelstand und Handwerk. Für die Windkraft an Land sollen zwei Prozent der Landesflächen ausgewiesen werden. Wir wollen dafür sorgen, dass die Kommunen von Windenergieanlagen und größeren Freiflächen-Solaranlagen auf ihrem Gebiet finanziell angemessen profitieren. Die Kapazitäten für Windenergie auf See werden wir erheblich steigern. Zur Einhaltung der Klimaschutzziele ist auch ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohleverstromung nötig. Idealerweise gelingt das schon bis 2030.
Anmerkung: Idealerweise…, man glaubt jetzt schon nicht an diese Jahreszahl.
Das verlangt den von uns angestrebten massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Errichtung moderner Gaskraftwerke, um den im Laufe der nächsten Jahre steigenden Strom- und Energiebedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen zu decken. Dafür werden wir den ersten der im Kohleausstiegsgesetz vorgesehenen Überprüfungsschritte bereits in der 20. Legislaturperiode vornehmen. Die bis zur Versorgungssicherheit durch Erneuerbare Energien notwendigen Gaskraftwerke müssen so gebaut werden, dass sie auf klimaneutrale Gase (H2-ready) umgestellt werden können.
Anmerkung: H2-ready, aha, Wasserstoff kommt ins Spiel…
Die betroffenen Regionen können weiterhin auf solidarische Unterstützung zählen. Maßnahmen des Strukturstärkungsgesetzes werden vorgezogen bzw. beschleunigt. Die flankierenden arbeitspolitischen Maßnahmen wie das Anpassungsgeld werden entsprechend angepasst. Niemand wird ins Bergfreie fallen.
Anmerkung: Anpassungsgeld? Da sind wir beim Thema Steinkohle. Ich dachte, das wäre längst Geschichte. Ins Bergfreie fallen? Den Begriff habe ich noch nie gehört. Ich denke aber, es geht um eine zusätzliche soziale Hängematte. Dass in Deutschland schon die Hälfte aller Staatsausgaben für Soziales ausgegeben wird, das reicht der neuen Regierung noch nicht
Geprüft wird die Errichtung einer Stiftung oder Gesellschaft, die den Rückbau der Kohleverstromung und die Renaturierung organisiert.
Anmerkung: Nach Prüfung wird man aus allen Wolken fallen, denn die Kosten werden astronomisch sein.
Wir wollen das Brennstoffemissionshandelsgesetz und den europäischen Emissionshandel im Sinne des EU-Programms „Fit for 55“ überarbeiten.
Anmerkung für die Laien: Die EU hat vorgegeben, dass die Emissionen in der EU bis 2030 um 55% reduziert werden müssen. Ich glaube, in Deutschland passiert im Moment noch das Gegenteil: Die Emissionen steigen.
Im Laufe der Legislaturperiode werden wir die Finanzierung der EEG-Umlage über den Strompreis so schnell wie möglich beenden. Damit senken wir die Stromkosten für private Haushalte und Betriebe. Im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien werden wir ein neues Strommarkt-Design erarbeiten. In den Verhandlungen über das EU-Programm „Fit for 55“ unterstützen wir die Vorschläge der EU-Kommission und wollen in den einzelnen Sektoren die Instrumente möglichst technologieneutral ausgestalten. Gemäß den Vorschlägen der EU-Kommission hieße das im Verkehrsbereich, dass in Europa 2035 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge zugelassen werden – entsprechend früher wirkt sich dies in Deutschland aus. Außerhalb des bestehenden Systems der Flottengrenzwerte setzen wir uns dafür ein, dass nachweisbar nur mit E-Fuels betankbare Fahrzeuge neu zugelassen werden können.
Anmerkung: Schwerlastverkehr in den nächsten 14 Jahren von Diesel auf elektrisch umstellen? Das kann vermutlich nicht nur ich mir grade nicht vorstellen.
Wir wollen Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität machen und dafür den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur massiv beschleunigen. Ein generelles Tempolimit wird es nicht geben.
Anmerkung: War der von mir ausgeklügelte Kompromiss für ein Tempolimit von 160km/h so schlecht, oder hat man meine Homepage einfach missachtet?
Im Rahmen klimafreundlicher Mobilität werden wir die Entwicklung intelligenter Systemlösungen für den Individualverkehr und den ÖPNV unterstützen.
Anmerkung: Das höre ich auch in der Lokalpolitik. Ich sehe aber keine Umsetzung.
Das Artensterben, der Verlust der Biodiversität ist eine weitere ökologische Krise. Wir wollen wirksame Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt und der Natur ergreifen.
Anmerkung: Bayern tut hier einiges. Es ist glattweg unfair so zu tun, als würde sich hier nichts bewegen.
Dazu unterstützen wir die Landwirtschaft, einen nachhaltigen, umwelt- und naturverträglichen Pfad einzuschlagen; Ziel ist gleichzeitig, ein langfristig auskömmliches Einkommen für die Landwirtinnen und Landwirte zu sichern. Wir wollen die Bäuerinnen und Bauern darin unterstützen, die Nutztierhaltung tiergerecht umzubauen. Für Transparenz beim Einkaufen soll eine Haltungskennzeichnung sorgen. Wir wollen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwenige Maß beschränken. Pflanzen sollen so geschützt werden, dass Nebenwirkungen für Umwelt, Gesundheit und Biodiversität vermieden werden.
- Respekt und Chancen in der modernen Arbeitswelt
Die beste Grundlage für die Gestaltung guter Arbeit ist eine Arbeitswelt, die Sicherheit und Flexibilität bietet. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind ebenso wie Unternehmerinnen und Unternehmer bereit, in der Zeit des Umbruchs neue Wege zu gehen – aber sie erwarten auch Sicherheit, um sich auf Lernprozesse einlassen zu können. Flexibilität ermöglicht, dass sich ein kreatives Klima für Innovationen entfalten kann. Eine historisch gewachsene Sozialpartnerschaft und die darauf gründende Fähigkeit zum Kompromiss sind zentrale Voraussetzungen dafür, dass dieser Veränderungsprozess gelingen kann. Um auf die Veränderungen in der Arbeitswelt zu reagieren und die Wünsche von Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmern und Unternehmen nach einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung aufzugreifen, wollen wir Gewerkschaften und Arbeitgeber dabei unterstützen, flexible Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen. Im Rahmen einer befristeten Regelung mit Evaluationsklausel werden wir es ermöglichen, dass im Rahmen von Tarifverträgen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter bestimmten Voraussetzungen und in einzuhaltenden Fristen ihre Arbeitszeit flexibler gestalten können. Außerdem wollen wir eine begrenzte Möglichkeit zur Abweichung von den derzeit bestehenden Regelungen des Arbeitszeitgesetzes hinsichtlich der Tageshöchstarbeitszeit schaffen, wenn Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen dies vorsehen (Experimentierräume).
Anmerkung: Alles längst überholt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind schon längst viel weiter. Wo Flexibilität möglich ist, wird sie schon längst gelebt.
Wir werden den gesetzlichen Mindestlohn im ersten Jahr in einer einmaligen Anpassung auf zwölf Euro pro Stunde erhöhen.
Anmerkung: Endlich einmal etwas richtig Konkretes. Die Auswirkungen dieser abrupten Erhöhung sind nicht voraussehbar. Aber meine einfache Theorie ist, dass Lohnsteigerungen entsprechende Preissteigerungen nach sich ziehen. Eine gute Analyse bietet diese Seite hier.
Im Anschluss daran wird die Mindestlohnkommission über die etwaigen weiteren Erhöhungsschritte befinden. Bei den Mini- und Midi-Jobs werden wir Verbesserungen vornehmen: Hürden, die eine Aufnahme versicherungspflichtiger Beschäftigung erschweren, wollen wir abbauen. Wir erhöhen die Midijob-Grenze auf 1.600 Euro.
Anmerkung: Midijob? Hatte ich noch nie was von gehört. Musste ich mir erst erklären lassen.
Künftig orientiert sich die Minijob-Grenze an einer Wochenarbeitszeit von 10 Stunden zu Mindestlohnbedingungen. Sie wird dementsprechend mit Anhebung des Mindestlohns auf 520 Euro erhöht. Gleichzeitig werden wir verhindern, dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle insbesondere für Frauen werden. Wir wollen, dass Leistung anerkannt wird. Das heißt: Wer gut arbeitet, muss auch gut bezahlt werden und gute Arbeitsbedingungen haben. Wir wollen die Tarifautonomie, die Tarifpartner und die Tarifbindung stärken, damit faire Löhne in Deutschland bezahlt werden – dies befördert auch die nötige Lohnangleichung zwischen Ost und West. Die Mitbestimmung werden wir weiterentwickeln. Wir wollen Selbständigkeit durch bessere Gründungsförderungen sowie einen Abbau unnötiger Bürokratie fördern. Gleichzeitig wollen wir die Absicherung für (Solo-)-Selbständige verbessern. Wir wollen Weiterbildung und berufliche Qualifizierungsmöglichkeiten stärken.
- Soziale Sicherheit bürgerfreundlich gestalten
Wir wollen Sicherheit im Wandel schaffen, damit alle Bürgerinnen und Bürger in der Transformation ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Anmerkung: Vielen Dank. Ich dachte allerdings, dass mir dieses Recht laut Grundgesetz sowieso zusteht.
Gegenseitiger Respekt erwächst nur, wenn niemand sich zurückgelassen fühlt. Wir wollen neue Wege gehen, so dass alle auch konkrete Chancen auf Teilhabe und berufliche Perspektiven haben und Lebensleistung anerkannt wird. Wir stehen für einen verlässlichen und aktivierenden Sozialstaat, der die Bürgerinnen und Bürger in den Stationen ihres Lebens unterstützt, Teilhabe ermöglicht, vor Armut schützt und Lebensrisiken absichert. Diese Zusage ist eine wichtige Basis dafür, Bürgerinnen und Bürger zu ermutigen, auch Neues zu wagen. Neben der gesetzlichen Rente bleiben die betriebliche wie private Altersvorsorge wichtig für ein gutes Leben im Alter. Eine gute und verlässliche Rente nach vielen Jahren Arbeit ist für die Beschäftigten wichtig. Es geht darum, sich mit eigener Arbeit eine gute eigenständige Absicherung im Alter zu schaffen. Wir werden daher die gesetzliche Rente stärken und das Mindestrentenniveau von 48 Prozent sichern. Es wird keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben. Um diese Zusage generationengerecht abzusichern, werden wir zur langfristigen Stabilisierung von Rentenniveau und Rentenbeitragssatz in eine teilweise Kapitaldeckung der Gesetzlichen Rentenversicherung einsteigen. Dazu werden wir in einem ersten Schritt der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2022 aus Haushaltsmitteln einen Kapitalstock von 10 Milliarden Euro zuführen.
Anmerkung: Das Geldausgeben beginnt…
Wir werden der Deutschen Rentenversicherung auch ermöglichen, ihre Reserven am Kapitalmarkt reguliert anzulegen.
Anmerkung: Das war es dann, mit den Reserven. Unsere Rentenversicherungsbeiträge gehen an die Börse und damit in einen spekulativen Sektor. Amerikanische Verhältnisse drohen.
Die umlagefinanzierte Rente wollen wir durch die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die erwerbsbezogene und qualifizierte Einwanderung stärken.
Anmerkung: Was ist der Unterschied zwischen Frauen und älteren Arbeitnehmerinnen? Ich verstehe den ersten Halbsatz nicht, wundere mich aber über den zweiten Halbsatz. Qualifizierte Einwanderung? War das nicht immer eine CDU-Position?
Wir werden das bisherige System der privaten Altersvorsorge grundlegend reformieren. Wir werden dazu das Angebot eines öffentlich verantworteten Fonds mit einem effektiven und kostengünstigen Angebot mit Abwahlmöglichkeit prüfen. Daneben werden wir die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester prüfen. Eine Förderung soll Anreize für untere Einkommensgruppen bieten, diese Produkte in Anspruch zu nehmen.
Anmerkung: Die Börse als Heilsbringer? Ich habe meine Bedenken.
Es gilt ein Bestandschutz für laufende Riester-Verträge. Den Sparerpauschbetrag wollen wir auf 1.000 Euro erhöhen. Anstelle der bisherigen Grundsicherung (Hartz IV) werden wir ein Bürgergeld einführen. Das Bürgergeld soll die Würde des und der Einzelnen achten, zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigen sowie digital und unkompliziert zugänglich sein. Es soll Hilfen zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt in den Mittelpunkt stellen.
Anmerkung: Aus Hartz IV wird Bürgergeld. Eine Namensänderung bedeutet zunächst einmal… nichts.
Während der Corona-Krise galten großzügige Regelungen zu Schonvermögen und zur Überprüfung der Wohnungsgröße. Wir prüfen, welche dieser Regeln wir fortsetzen wollen. An Mitwirkungspflichten halten wir fest und prüfen, wie wir hier entbürokratisieren können.
Anmerkung: Holt doch einfach Edmund Stoiber ins Team. Er trat mal an, die EU-Gesetze zu entbürokratisieren. Weit ist er nicht gekommen.
Die Zuverdienstmöglichkeiten wollen wir verbessern, mit dem Ziel, Anreize für Erwerbstätigkeit zu erhöhen. In der Gesundheitspolitik wollen wir Vorsorge und Prävention zum Leitprinzip machen.
Anmerkung: Ich werde genau beobachten, wie man mit Nikotin und Alkohol umgeht.
Wir wollen unser Gesundheitswesen stark machen, damit es für kommende Krisen, etwa eine neue Pandemie, gut vorbereitet ist. Dafür werden wir aus den Erkenntnisse der Pandemie lernen und den Öffentlichen Gesundheitsdienst digitalisieren und stärken.
Anmerkung: Rechtschreibfehler beim Wort „Erkenntnisse“, „Erkenntnissen“ ist korrekt.
Der Zugang zu guter und verlässlicher gesundheitlicher Versorgung muss überall in Deutschland, ob in der Stadt oder auf dem Land, gewährleistet sein.
Anmerkung: Das wollte bisher jede Koalition…, willkommen im Club.
Das System der Fallpauschalen zur Krankenhausfinanzierung wollen wir weiterentwickeln und in Hinblick auf Sektoren wie Geburtshilfe und Notfallversorgung sowie Kinder- und Jugendmedizin anpassen.
Anmerkung: Fallpauschalen weiterentwickeln? Krankenhäuser brauchen mehr Geld. Fallpauschalen helfen hier nicht weiter.
Es bedarf mehr sektorenübergreifender Kooperation und Vernetzung zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und -berufen. Wir wollen eine Offensive für mehr Pflegepersonal. Hochwertige Pflege gibt es nur mit gut ausgebildeten Pflegekräften, guten Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen in der Pflege. Wir wollen mehr qualifizierte ausländische Pflegekräfte gewinnen und die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen.
Anmerkung: Pflegekräfte aus anderen Ländern abziehen, die dann genau dort fehlen? Deutsche Doppelmoral.
Pflegerinnen und Pfleger sollen mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit mit den Patientinnen und Patienten haben. Das wollen wir durch Entbürokratisierung, die Nutzung digitaler Potentiale und klare bundeseinheitliche Vorgaben bei der Personalbemessung gewährleisten. Die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung bleiben erhalten.
Anmerkung: Hier hat sich offensichtlich die FDP den grünen Abschaffungsplänen bezüglich der PKV erfolgreich entgegengestellt.
- Chancen für Kinder, starke Familien und beste Bildung ein Leben lang
Wir wollen Kindern und Jugendlichen bessere Chancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen. Wir konzentrieren uns auf die Kinder, die am meisten Unterstützung brauchen. Wir wollen mehr Kinder aus Armut holen. In einem Neustart der Familienförderung sollen bisherige Leistungen in einem eigenen Kindergrundsicherungsmodell gebündelt und automatisiert ausgezahlt werden, so dass sie ohne bürokratische Hürden bei den Kindern ankommen. Gleichzeitig wollen wir Kitas und (Ganztags-)Schulen weiter fördern und Angebote der Bildung und Teilhabe stärken. Bund, Länder und Kommunen sollen gemeinsam darauf hinwirken, dass jedes Kind die gleiche Chance auf Entwicklung und Verwirklichung hat (Kooperationsgebot). Schulen in benachteiligten Regionen und Quartieren werden wir gezielt und dauerhaft unterstützen. Wir wollen Länder und Kommunen dauerhaft bei der Digitalisierung des Bildungswesens unterstützen (Digitalpakt 2.0). Wir wollen starke Kinderrechte im Grundgesetz verankern.
Anmerkung: Hoffentlich bedeuten starke Kinderrechte nicht eingeschränkte Elternrechte. Grundgesetzänderungen funktionieren nur mit einer 2/3-Mehrheit im Bundestag. Da ist man weit weg.
Unser duales Ausbildungssystem ist ein weltweit beachtetes Erfolgsmodell. Nur wenn genügend ausgebildet wird, können wir künftig den wachsenden Bedarf an Fachkräften decken. Den Übergang von der Schule in die berufliche Bildung werden wir verbessern. Wir wollen die Jugendberufsagenturen optimieren und ausbauen und eine Exzellenzinitiative Berufliche Bildung auf den Weg bringen. Wir wollen die Weiterbildung verbessern, so dass zum Beispiel jederzeit ein Berufsabschluss nachgeholt werden kann. Zur Unterstützung der lebenslangen Aus- und Weiterbildung wollen wir neue Instrumente einführen (z.B. Lebenschancen-BAföG). Das BAföG wollen wir reformieren und dabei elternunabhängiger gestalten.
Anmerkung: Elternunabhäniger? Was heißt das genau?
- Innovation fördern und neue Wettbewerbsfähigkeit erreichen
Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland als Grundlage für nachhaltiges Wachstum, Wohlstand und hohe Beschäftigung in einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft erhöhen.
Anmerkung: Ich korrigiere auf links-sozial-ökologisch
Wir werden Unternehmen und Beschäftigte bestmöglich unterstützen, Innovation fördern und neues Zutrauen in Gründergeist, Innovation und Unternehmertum schaffen. Dazu stärken wir die StartUp- und Gründerförderung und entbürokratisieren die Innovationsförderung und -Finanzierung.
Anmerkung: Entbürokratisieren? Der Begriff kommt mir jetzt ein wenig zu häufig vor. Die Beamten sind schon ganz gespannt.
Wir wollen mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Bewältigung anstehender Herausforderungen unterstützen. Unsere Wirtschaftspolitik soll auf zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsfähigen Mittelstand setzen. Auch dazu brauchen wir eine qualifizierte Fachkräftestrategie. Wir bemühen uns weiter um fairen Wettbewerb zwischen Geschäftsmodellen digitaler Großunternehmen und dem lokal verwurzelten Unternehmen. Wir wollen die digital gestützte Wertschöpfung in Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistung unterstützen und dafür ein Level Playing Field herstellen.
Anmerkung: Level Playing Field? Innerhalb Deutschlands oder Europa oder weltweit?
Die Industrie steht vor einer weitreichenden Transformation, dabei werden wir sie unterstützen. Wir fördern regionale Transformationscluster und werden strukturschwache Regionen unterstützen.
Anmerkung: Transformationcluster? Ich werde hier ständig zum Googeln gezwungen. So werde ich mit dem Dokument nie fertig…
Wesentlich ist eine gute Forschungslandschaft, die Innovationen hervorbringt.
Anmerkung: Heißt im Umkehrschluss, dass die deutsche Forschung im Moment nichts zustande bringt? Sehe ich anders.
Wir wollen den Anteil der gesamtstaatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3,5 Prozent des BIP erhöhen. Wir brauchen mehr Ausgründungen aus Forschungsinstituten. Die Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmen ist ein wichtiges Element des Vermögensaufbaus aber auch der Finanzierung von Start-Ups. Wir werden die Mitarbeiterkapitalbeteiligung attraktiver machen, u.a. durch eine weitere Anhebung des Steuerfreibetrags. Wir wollen mehr privates Kapital für Transformationsprojekte aktivieren.
Anmerkung: Schlage ich die Zeitung von gestern auf, was sehe ich für eine Überschrift? Kein Bürgerinteresse für Solaranlagenprojekt in Schönberg…
Dazu prüfen wir auch, welche Beiträge öffentliche Förderbanken zur Risikoabsicherung leisten können. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) soll stärker als Innovations- und Investitionsagentur wirken. Der Zukunftsfonds für Startups ist ein gutes Beispiel dafür. Projekte wie die Bundesagentur für Sprunginnovation wollen wir weiter ausbauen. Zu einer modernen Unternehmenskultur gehören auch neue Formen wie Sozialunternehmen, oder Gesellschaften mit gebundenem Vermögen. Steuersparkonstruktionen werden wir jedoch vermeiden. Wir streben einen besseren Zugang zu Daten an, insbesondere um StartUps sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen neue innovative Geschäftsmodelle in der Digitalisierung zu ermöglichen. Wir wollen den regelbasierten Freihandel auf Grundlage von fairen sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Standards stärken und sprechen uns für eine deutsche und europäische Handelspolitik gegen Protektionismus und unfaire Handelspraktiken aus. Wir nutzen das europäische Wettbewerbsrecht und die Stärke des europäischen Binnenmarktes gerade mit Blick auf unfaire Wettbewerbspraktiken autoritärer Regime.
- Offensive für bezahlbares und nachhaltiges Bauen und Wohnen
Wir wollen mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dazu ist es vordringlich, deutlich mehr Wohnungen zu bauen.
Anmerkung: Mehr Wohnraum durch mehr Wohnungen. Den Zusammenhang kannte ich gar nicht…
Unser Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen. Hierzu werden wir zu einem „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ mit allen wichtigen Akteuren einladen. In diesem Rahmen gewährleisten wir Planungssicherheit für die Bauindustrie zum Aufbau von Baukapazitäten. Wir werden durch serielles Bauen, Digitalisierung, Entbürokratisierung und Standardisierung die Kosten für den Wohnungsbau senken.
Anmerkung: Standardisierung? Der Plattenbau wird wieder salonfähig…
Wir werden den Klimaschutz beim Neubau stärken und die energetische Sanierung im Bestand beschleunigen, um die Klimaziele auch im Gebäudebereich zu erreichen. Solange nicht genug bezahlbare Wohnungen gebaut werden, verhindert die Wohnraumknappheit vor allem in Ballungsgebieten, dass sich angemessene Mieten am Wohnungsmarkt bilden können. Daher werden wir die geltenden Mieterschutzregelungen evaluieren und verlängern.
Anmerkung: Mit Mietendeckeln wird es schwierig mit dem Bauen
Die finanzielle Unterstützung des Bundes für den sozialen Wohnungsbau werden wir fortführen. Wir werden der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mehr Freiheiten verschaffen, so dass sie schneller selber bauen kann.
Anmerkung: So eine Bundesanstalt gibt es wirklich? Nie gehört. Sie arbeiten verdeckt, oder sogar im Untergrund
Mit einer neuen Wohngemeinnützigkeit bringen wir eine neue Dynamik in den Bau bezahlbaren Wohnraums. Wir wollen die illegale Finanzierung von Immobilien durch geeignete Maßnahmen bekämpfen. Dazu gehört der Versteuerungsnachweis für gewerbliche Immobilienkäufer aus dem Ausland sowie ein Verbot des Erwerbs von Immobilien mit Bargeld.
Anmerkung: Das Thema Bargeldbegrenzung hat die EU schon längst auf der Agenda.
Wir wollen den Ländern eine flexiblere Gestaltung der Grunderwerbsteuer ermöglichen, um den Erwerb selbst genutzten Wohneigentums zu erleichtern. Zur Gegenfinanzierung nutzen wir das Schließen von steuerlichen Schlupflöchern beim Immobilienerwerb von Konzernen (Share Deals).
Anmerkung: Share Deals? Gott sei Dank gibt es Wikipedia.
- Freiheit und Sicherheit, Gleichstellung und Vielfalt in der modernen Demokratie
Deutschland ist ein modernes Land, mit großer Vielfalt der Gesellschaft, in der unterschiedliche Lebensentwürfe, Lebensumstände und Herkunftsgeschichten zusammenkommen. Wir begreifen diese Vielfalt als Chance und wollen gerechte Teilhabe in allen Bereichen organisieren und Diskriminierung klar entgegentreten. Wir wollen unsere Rechtsordnung der gesellschaftlichen Realität anpassen. Dazu werden wir u.a. das Staatsangehörigkeitsrecht, das Familienrecht, das Abstammungsrecht und das Transsexuellengesetz ebenso wie die Regelungen zur Reproduktionsmedizin anpassen und beispielsweise Verantwortungsgemeinschaften bzw. einen Pakt für Zusammenleben möglich machen.
Anmerkung: Die klassische Familie als Keimzelle unserer stabilen Gesellschaft wird hier grade abgeschafft.
Deutschland ist ein modernes Einwanderungsland. Frauen und Männer aus vielen Staaten haben hier ihre Heimat gefunden, Familien gegründet und verdienen ihren Lebensunterhalt. Daher wollen wir ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht schaffen. Wir wollen das Fachkräfteeinwanderungsgesetz praktikabler ausgestalten. Wir wollen außerdem ein Punktesystem als zweite Säule zur Gewinnung von qualifizierten Fachkräften einführen.
Anmerkung: In welchen Ländern wittert die neue Koalition einen Fachkräfteüberschuss?
Diejenigen, die gut in Deutschland integriert sind und für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen, sollen schneller einen rechtssicheren Aufenthaltsstatus erhalten können. Wir wollen einen Spurwechsel ermöglichen und die Integrationsmöglichkeiten verbessern. Wir wollen unser sicheres Land noch sicherer machen. Jede und jeder in Deutschland soll sich sicher fühlen – ob auf der Straße, zu Hause oder im Netz. Dafür kommt es vor allem auf mehr präventive Sicherheit an. Dazu brauchen wir motivierte, gut ausgebildete und ausgestattete Polizistinnen und Polizisten. Ihre Präsenz und Bürgernähe macht sie für uns zu einem unerlässlichen Partner. Rechtsstaatlichkeit und Verhältnismäßigkeit sind die Maßstäbe, nach denen sie ihren Dienst für alle tun. Wir wollen dafür sorgen, dass sie die verdiente Anerkennung und den Respekt für ihre wichtige Arbeit erfahren.
Anmerkung: Da sollten die Grünen mal ihren alten Kumpel Joschka Fischer fragen, wie der diesen Respekt interpretierte.
Wir wollen Freiheit und Sicherheit gewährleisten und die Bürgerrechte stärken.
Anmerkung: Es gibt bei uns schwache Bürgerrechte? Welche sollen das sein?
Gemeinsam mit den Ländern werden wir die auch vom Bundesverfassungsgericht geforderte gesamtheitliche Betrachtung der Eingriffsbefugnisse des Staates vornehmen und eine Generalrevision der Sicherheitsarchitektur durchführen. Wir werden die Fähigkeiten und Strukturen für die Abwehr von Cyberrisiken verbessern und auf eine gesetzliche Grundlage stellen. Wir werden in allen Bereichen entschlossen gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus, Islamismus, Linksextremismus, Queer-Feindlichkeit und jede andere Form der Menschenfeindlichkeit vorgehen, damit Vielfalt auch in gleicher Sicherheit für jede und jeden möglich ist.
Anmerkung: Queer? Für Politikanfänger – das ist nicht zu verwechseln mit Quer, und schon gar nicht mit Querdenkern. Queer ist etwas anderes.
Die öffentliche Hand sowie ihre Institutionen müssen hier Vorbild sein. Dazu dient auch ein Demokratiefördergesetz. Wir werden das Selbstbestimmungsrecht von Frauen stärken und die eigenständige Existenzsicherung fördern.
Anmerkung: Frauen fehlen Selbstbestimmungsrechte. Welche könnten das sein? Ich sehe für Frauen keine verminderten Rechte. Hier und da sehe ich Männer-Domänen. Aber ob denen mit Gesetzen beizukommen ist?
Wir wollen, dass Frauen und Männer gleichberechtigt an gesellschaftlichen Entscheidungen sowie am Erwerbsleben teilhaben können und in gleicher Weise in der Lage sind, eigenständig ihren Lebensunterhalt zu sichern und für ausreichende Alterssicherung zu sorgen. Der Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt wollen wir entgegenwirken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Wir wollen die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern wirksam verringern. Wir werden uns für mehr Vielfalt in der Arbeitswelt einsetzen und dafür Sorge tragen, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Wir wollen, dass das tägliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich wird und werden daher die Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern mit Behinderungen weiter ausbauen – auf dem Arbeitsmarkt und durch die Förderung von Barrierefreiheit im Alltag, beim Wohnen und im digitalen Raum. Wir wollen den Gleichbehandlungsartikel des Grundgesetzes (Artikel 3 Absatz 3 GG) um ein Verbot der Diskriminierung wegen sexueller Identität ergänzen und den Begriff „Rasse“ im Grundgesetz ersetzen. Wir wollen die Vielfalt und die Freiheit des Kulturlebens sichern. Wir setzen uns für eine starke Kulturszene und Kreativwirtschaft ein, die von der Corona-Krise besonders hart getroffen wurden. Wir wollen das Wahlrecht überarbeiten, um nachhaltig das Anwachsen des Deutschen Bundestages zu verhindern. Das Wahlalter für die Wahlen zum Deutschen Bundestag und Europäischen Parlament wollen wir auf 16 Jahre senken.
- Zukunftsinvestitionen und nachhaltige Staatsfinanzen
Die 2020er Jahre wollen wir zu einem Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen machen. Wir verfolgen dazu eine Politik, die die Investitionen – privat, wie öffentlich – deutlich erhöht. Wir werden im Rahmen der grundgesetzlichen Schuldenbremse die nötigen Zukunftsinvestitionen gewährleisten, insbesondere in Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und Forschung sowie die Infrastruktur. Damit die bereitgestellten Mittel auch eingesetzt werden, müssen Planungsprozesse und Genehmigungen deutlich beschleunigt werden; Investitionssicherheit muss herrschen. Kapitalsammelstellen sollen besser in Zukunftstechnologien investieren können.
Anmerkung: Kapitalsammelstellen, hier hätte sich ein englischer Begriff aber nun wirklich besser geeignet. Gleich neben der Grüngutsammelstelle finden Sie die KSS… Dort kann privates Geld kostenlos abgegeben werden.
Den Kampf gegen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Steuervermeidung werden wir intensivieren.
Anmerkung: Man kann den begriff Steuervermeidung schlecht in ein Gesetz reinschreiben. Bei Geldwäsche ist aber tatsächlich Handlungsbedarf. Das ZDF spricht bezüglich Deutschland von einem Paradies für Geldwäsche.
Wir werden uns weiter aktiv für die Einführung der globalen Mindestbesteuerung einsetzen. Wir werden keine neuen Substanzsteuern einführen und Steuern wie zum Beispiel die Einkommen-, Unternehmens- oder Mehrwertsteuer nicht erhöhen. Der Konjunktur wollen wir einen Schub durch Superabschreibungen geben für Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung. Wir wollen Steuerbürokratie spürbar verringern, beispielsweise durch höhere Schwellenwerte und volldigitalisierte Verfahren. Wir wollen zusätzliche Haushaltsspielräume dadurch gewinnen, dass wir den Haushalt auf überflüssige, unwirksame und umwelt- und klimaschädliche Subventionen und Ausgaben überprüfen.
Anmerkung: Das wäre eine gute Nachricht. Die Entwicklung hier werden wir nachhalten.
Angesichts des hohen Investitionsbedarfs auf kommunaler Ebene prüfen wir die Entlastung der Kommunen von strukturwandelbedingten Altschulden in gemeinsamer Verantwortung mit den Ländern.
Anmerkung: Schuldenerlass ist ein ganz schlechtes Mittel. Sollte das kommen, würden sich 99,99% der Kommunen als vom Strukturwandel in die Schuldenfalle getappt betrachten. Außer Niederbergkirchen. Bei denen schaut es finanziell gut aus. Die würden sich jedoch sofort fragen, warum sie so gut gewirtschaftet haben und einen Gemeinderatsbeschluss fassen, dass so etwas nie wieder passieren darf – während sich der Stadtrat in Neumarkt-Sankt Veit über soviel Dummheit halb totlacht.
- Deutschlands Verantwortung für Europa und die Welt
Deutschland stellt sich seiner globalen Verantwortung. Keine der großen Aufgaben unserer Zeit können wir als Land alleine bewältigen. Wir werden die Europäische Union (EU) stärken, um unserer Verantwortung zu entsprechen. Unsere Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik werden wir wertebasiert und europäischer aufstellen. Die strategische Souveränität Europas wollen wir erhöhen. Die EU ist kein fernes Zukunftsprojekt, sondern längst tagtägliche Realität und Heimat, nicht zuletzt für die Jugend Europas, die ohne Grenzen aufgewachsen ist. Wir wollen die Europäische Union stärken, um Deutschland zu stärken. Wir werden deshalb deutsche Interessen im Lichte der europäischen Interessen definieren.
Anmerkung: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod…
Wir wollen eine aktive Europapolitik betreiben – auch entlang einer starken deutsch-französischen Partnerschaft und in einer engen Zusammenarbeit im Weimarer Dreieck.
Anmerkung: Weimarer Dreieck? Mit jeder Zeile, die man liest, lernt man hinzu. Es geht hier um Konsultationen zwischen Deutschland, Frankreich und… Polen. Polen? Ist das nicht das Land, dass die EU grade vorführt, weil es polnische Gesetze höher stellt als europäisches Recht? Irgendwie läuft das Weimarer Dreieck grade gegen die Wand…
Wir sind entschlossen, die EU handlungsfähiger und demokratischer zu machen und setzen uns ein für eine EU, die ihre Werte und ihre Rechtsstaatlichkeit nach innen wie außen schützt und ihre Handlungsfähigkeit stärkt. Wir treten für eine verstärkte Zusammenarbeit der nationalen europäischen Armeen ein. Wir befähigen die liberalen Demokratien Europas dazu, Desinformation, Fake-NewsKampagnen, Propaganda sowie Manipulationen aus dem In- und Ausland besser abwehren zu können. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass Europa auf der Grundlage solider und nachhaltiger Staatsfinanzen gemeinsam wirtschaftlich stark aus der Pandemie herauskommt, das Ziel der Klimaneutralität erreicht und den Green Deal konsequent umsetzt. Wir wollen Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in allen EU-Mitgliedsstaaten unterstützen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt hat seine Flexibilität bewiesen. Auf seiner Grundlage wollen wir Wachstum sicherstellen, die Schuldentragfähigkeit erhalten und für nachhaltige und klimafreundliche Investitionen sorgen.
Anmerkung: Schuldentragfähigkeit erhalten? Klingt nicht grade danach, die Schuldenbremse besonders ernstzunehmen.
Eine europäische digitale Infrastruktur, ein gemeinsames Eisenbahnnetz, eine Energieinfrastruktur für erneuerbaren Strom und Wasserstoff sowie Forschung und Entwicklung auf dem Niveau der Weltspitze sind Voraussetzungen für die europäische Handlungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im 21. Jahrhundert.
Zum Glück gibt es bereits eine europäische Energieinfrastruktur, sonst wäre der Blackout schon längst da.
Dafür werden wir die Initiative ergreifen. Unsere Sicherheit und der Schutz unserer Lebensgrundlagen erfordern globale Zusammenarbeit, eine Stärkung der Vereinten Nationen sowie eine regelbasierte internationale Ordnung. Wir unterstützen und stärken Initiativen wie die Allianz der Demokratien. Das transatlantische Bündnis ist dabei zentraler Pfeiler und die NATO unverzichtbarerer Teil unserer Sicherheit. Die Sicherheit Israels ist für uns Staatsräson. Unsere Soldatinnen und Soldaten leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Internationalen Sicherheit. Wir verbessern ihre Ausrüstung wie auch die der Bundeswehr. Das Prinzip der Inneren Führung wollen wir stärken. Wir wollen die Evakuierungsmission des Afghanistan-Einsatzes in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aufarbeiten. Zudem wollen wir den Gesamteinsatz in einer Enquete mit wissenschaftlicher Expertise evaluieren. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen praxisnah und zukunftsgerichtet aufbereitet werden, so dass sie in die Gestaltung zukünftiger deutscher Auslandseinsätze einfließen. Aus unterschiedlichen Perspektiven schauend, wollen wir ein gemeinsames Verständnis von Deutschlands Rolle in der Welt erarbeiten. Die deutsche Außenpolitik soll künftig aus einem Guss agieren und ressortübergreifend gemeinsame Strategien erarbeiten.
Anmerkung: Die Kritik kann schärfer nicht ausfallen. Schaut nicht so aus, als ob Heiko Maas den Posten des Außenministers noch einmal bekommt.
Ziel ist eine multilaterale Kooperation in der Welt, insbesondere in enger Verbindung mit denjenigen Staaten, die unsere demokratischen Werte teilen.
Anmerkung: Weg von China, ein hehrer Ansatz, geht aber ins Leere.
Dabei geht es auch um den Systemwettbewerb mit autoritären Staaten und Diktaturen. Wir wollen eine Nationale Sicherheitsstrategie vorlegen. Wir richten unser internationales Handeln an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDG) aus.
Anmerkung: SDG? Ich kenne nur SGD…
Wir wollen sicherstellen, dass Deutschland seine internationalen Verpflichtungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Internationalen Klimafinanzierung erfüllt. Wir bekennen uns zur humanitären Verantwortung, die sich aus dem Grundgesetz, aus der Genfer Flüchtlingskonvention sowie der Europäischen Menschenrechtskonvention ergibt. Daraus leiten wir die Aufgabe ab, mit den europäischen Partnern Anstrengungen zu unternehmen, das Sterben auf dem Mittelmeer genauso wie das Leid an den europäischen Außengrenzen zu beenden. Wir wollen die Verfahren zur Flucht-Migration ordnen und die ausbeuterischen Verhältnisse auf den Fluchtwegen bekämpfen. Die Asylverfahren, die Verfahren zur Familienzusammenführung und die Rückführungen wollen wir beschleunigen und legale Wege schaffen.
Anmerkung: Rückführungen beschleunigen? Das hat nicht einmal die große Koalition geschafft. Da stehen die deutsche Justiz und ein Heer an Anwälten im Weg.
Abkommen mit Drittstaaten über Migration sollen dabei helfen. Wir brauchen eine abrüstungspolitische Offensive und wollen eine führende Rolle bei der Stärkung internationaler Abrüstungsinitiativen und Nichtverbreitungsregimes einnehmen.
Anmerkung: Den Begriff Nichtverbreitungsregime gibt es tatsächlich. Man denkt bei Regime sofort an etwas Negatives. Aber es soll in der Tat etwas Positives bewirken. Ohne Internet wäre ich hier wieder aufgeschmissen gewesen.
Für eine restriktive Rüstungsexportpolitik brauchen wir verbindlichere Regeln und wollen daher mit unseren europäischen Partnern eine entsprechende EU-Rüstungsexportverordnung abstimmen.
Anmerkung: Nichts hätte Deutschland davon abgehalten, Rüstungsexporte nicht zu genehmigen, um damit mit gutem Beispiel voranzugehen. Aber keine bisherige Regierung hat – im Wissen um die wirtschaftliche Bedeutung – Exporte restriktiv behandelt. Wozu braucht Mexiko unsere Waffen? Ich sehe nicht, gegen welche Feinde Mexiko sich verteidigen müsste. Deutsche Waffen werden in Mexiko gegen eigene Leute gerichtet. Deutsche Doppelmoral.
Wir wollen die Energieversorgung für Deutschland und Europa diversifizieren.
Anmerkung: Ein nahtloser Übergang von der Rüstungsexportverordnung zur Diversifizierung der Energieversorgung. Ich muss im Denken flexibler werden, um hier Schritt zu halten.
Für energiepolitische Projekte auch in Deutschland gilt das europäische Energierecht.
Anmerkung: Warum der Hinweis darauf? Hat die Bundesregierung europäisches Energierecht bisher ignoriert?
Fazit: Das Wort „wollen“ kommt im Text 96 mal vor. Damit aus dem „wollen“ ein „umsetzen“ wird, sollen demnächst (laut Zeitung) 22 Arbeitsgruppen bilden. Der ganze Text kommt mir vor, als wäre es ein Prüfungsaufsatz eines Gymnasiasten zum Thema: „Die Idealvorstellung eines zukünftigen Deutschlands aus Sicht der Abteilung „Jugend forscht“. Analysieren Sie die Möglichkeiten der baldigen Umbenennung Deutschlands in Utopia. Wenden Sie insbesondere die erlernten Methoden aus dem Unterrichtsfach AgitProp an.“
13.10.2021, Mittwochs-Briefing
Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was der freie Journalist Boris Reitschuster über die Besetzung der Ministerposten in einer Ampelkoalition zu wissen glaubt, dann ist das Grusel-Kabinett komplett. Anton Hofreiter als Landwirtschaftsminister, Karl Lauterbach als Gesundheitsminister, Saskja Esken als Bildungsministerin, Katrin Göhring-Eckart als Entwicklungshilfeministerin, und zur Krönung: Annalena Baerbock als Außenministerin. Es fehlen eigentlich nur noch Trittin und Cohn-Bendit, und natürlich der Ober-Sozi Kevin Kühnert. Mich überrascht nichts davon. Irgendwo muss die Ministerriege personell ja herkommen. Bei der FDP sehe ich nur Lindner und Kubicki als ministerwürdig an, wobei sich letzterer das gut überlegen wird, ob er bei diesem Kasperltheater, das hier einen lustigen „Fünfjahresplan“ für unser Land ausheckt, dabeisein möchte. Die FDP muss sich darüber im Klaren sein, dass ihr Erfolg bei der Bundestagswahl darauf beruht, dass ihre Wähler rot-grün eben nicht wollten. Und alle anderen Wähler, die gegen rot-grün nichts einzuwenden hatten und mit ihrer direkten oder indirekten Wahlentscheidung (Wählen kleinerer Parteien) zur jetzigen Situation beitrugen, werden jetzt erleben, was es heißt zu sagen: Dann sollen die Roten und die Grünen es halt einmal probieren. Alles ist besser als ein ‚Weiter so‘. Beispiel: Als die Britten mal eben aus den gleichen oberflächlichen Gründen für den Brexit stimmten, ahnte niemand, dass es im Oktober 2021 in UK plötzlich Engpässe bei der Versorgung mit Benzin geben könnte.
Die Situation in Deutschland ist im Moment schon wesentlich dramatischer, als von uns wahrgenommen wird, obwohl das Unheil noch gar nicht richtig seinen Lauf genommen hat. Die Grundstückspreise steigen, die Baupreise steigen, die Energiepreise steigen. Die Inflation hat eingesetzt, wird aber von den links-grünen Medien schöngeredet. Von ihnen wird diese Entwicklung der Preise so gewünscht und unterstützt. Anders ist es nicht zu erklären, dass Detlef Flintz, Leiter der Programmgruppe Wirtschaft und Recht beim Westdeutschen Rundfunk, in der ARD seinen gestrigen Kommentar zu den steigenden Energiepreisen mit dem Satz „Er ist da – der Preisschock. Gut so.“ einleiten durfte. Ich habe mir den ganzen Kommentar angeschaut, um sicher zu gehen, dass der Eingangssatz nicht aus dem Kontext gerissen wurde. Tatsächlich zieht sich der Unsinn durch die ganzen neunzig Sekunden.
Vorschlag von mir: Nachdem die Russen uns mit ihren Gaspreisen in die Zange nehmen, sollten wir gleich noch die Chinesen bitten, bei Rohstofflieferungen preislich richtig draufzusatteln. Wir sollten auch die OPEC-Staaten überreden, sich auf höhere Preise zu einigen. Nur Zwang von außen hilft bei uns dummen Deutschen wirklich weiter. Zwang von innen natürlich auch. Deswegen frohlockte Flintz, dass die Gelegenheit wegen der gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen günstig sei. Zwanghaft den Konsum und die Produktion verändern und somit steuern? Das sind sozialistische Grundideen, und offensichtlich sind die System-Medien grade dabei, unser Land dafür sturmreif zu schießen. Die Reichen ein wenig ärmer und die Armen ein wenig reicher machen? Ich bin gegen die Verwendung von Emojis auf den sozialen Plattformen, aber hier fällt mir zwanghaft das grünen Brei kotzende Emoji ein. Dass Flintz als Dozent bei der Kölner Journalistenschule sein Gedankengut den jungen Journalisten einimpfen darf, setzt dem Ganzen die Krone auf. Hat nicht mein Erstgeborener auf eben dieser Kölner Elite-Journalistenschule studiert? Herr Sohn, es gibt Redebedarf.
05.10.2021, Breaking News: Der nächste Kanzler ist ein Grüner und heißt Robert Habeck
CDU/CSU könnten sich mit einem Schlag wieder beliebt machen, Grüne und FDP zum ganz großen Coup ausholen. Warum setzen die zwei kleineren Parteien kein Ausrufezeichen, in dem sie die Alt-Parteien kurzerhand für nicht kanzlerfähig erklären und einfach Robert Habeck als Kanzler-Nachfolger von Angela Merkel küren? Das Angebot zur Koalition unter einem Kanzler Robert Habeck würde an beide großen Parteien ausgesandt. Die SPD wäre schlagartig sprachlos und könnte niemals zustimmen (wenn man sich nicht komplett lächerlich machen wöllte), während die Kanzler-Habeck-Variante die CDU/CSU auf Grund des schwachen Wahlergebnisses und einer noch schwächeren Verfassung blitzartig aus einer Riesen-Misere befreien würde. Man wäre weiterhin an der Zukunftspolitik beteiligt, würde auch ein paar Ministerämter abbekommen und der Fall Laschet wäre erledigt. Es würde sogar von Größe zeugen, weil Laschet das Wahlergebnis in die Tat umsetzt und den Grünen den Vortritt lässt. Beim Fußvolk wiederum hätte man für diese Variante sofort eine riesige Mehrheit. Habeck steht für Besonnenheit und Abgeklärtheit. Man traut ihm dieses Amt zu. Und mehr Charisma als Scholz hat er allemal. Damit die Grünen mit ihrer Politik nicht direkt über das Ziel hinausschießen, wäre ein mäßigendes Einwirken der CDU/CSU wünschenswert. So, und nur so, wird Jamaika funktionieren. Ansonsten dürfen es sich CDU/CSU für viele Jahre auf der Oppositionsbank einrichten.
27.09.2021, Bundestagswahl: Bewertung
Als schon bei der Prognose um 1800 klar war, dass es für eine rot-rot-grüne Regierung nicht reichen wird, war das schon ein kleiner Sieg für unser Land. Mit dem schwachen Ergebnis der Linken wurde rot-grün ein Trumpf aus der Hand genommen, den sie gegen die FDP hätte ausspielen können, nach dem Motto: Wenn du, lieber Christian Lindner, nicht nach unserer Pfeife tanzt, dann versuchen wir es halt mit den Linken, und du bleibst auf der Oppositionsbank kleben und wirst eben kein Finanzminister. So läuft das jetzt nicht. Die Sache ist noch ein weniger verrückter. Nicht der Gewinner Olaf Scholz mit seiner SPD startet die Sondierungsgespräche, sondern mit der FDP und den Grünen findet die Vorsondierung zwischen kleinen Parteien statt. Der linke Flügel der SPD mit Kevin Kühnert beißt vor Wut in die Tischkante, weil es die angestrebte rot-rot-grüne Umverteilungsregierung nicht geben wird.
Eine der entscheidenden Fragen dafür, ob eine Ampel zwischen SPD, FDP und Grünen überhaupt klappen kann, ist die Frage der Vermögenssteuer. Über dieses Stöckchen wird die FDP nicht springen. Das sollte einer der roten Linien sein, die die FDP nicht überschreiten kann.
Ob die CDU/CSU nach ihrem historisch schlechten Ergebnis das moralische Recht hat, nach dem Kanzleramt zu greifen, sei dahingestellt. Für unser Land wäre eine Jamaika-Koalition aber die deutlich bessere Option als eine Ampel-Koalition. Olaf Scholz könnte man das Kanzleramt vielleicht noch zutrauen, aber wenn ich an die SPD-Riege hinter ihm denke – die ihn vor nicht langer Zeit nicht einmal zum SPD-Vorsitzenden haben wollten -, dann wird mir angst und bange. „Esken“ ist das Unwort des Jahres.
Heute früh gab es eine gute Nachricht, nämlich die, dass die Linken die 5%-Hürde nicht übersprungen haben. Die erreichten 4,9% sind eine Klatsche für die Partei und vor für die beiden Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler. Letztere tummelt sich in der trotzkistischen Gruppe Marx 21 und wünscht sich einen Kommunismus nach Marx. Über Henning-Wellsow brauchen wir uns gar nicht unterhalten. Sie ist eine Zumutung für unser Land.
Leider ist das Ergebnis nicht gleichbedeutend damit, dass die ewig Gestrigen ihre Stühle im Bundestag räumen müssen. Gemäß einer Besonderheit im deutschen Wahlrecht darf eine Partei entsprechend ihrer Zweitstimmen auch dann in den Bundestag einziehen, wenn man die 5%-Hürde nicht erreicht, jedoch drei Direktmandate erringt. Dies ist den Linken mit ihren Zugpferden Gregor Gysi und Gesine Lötzsch in Be